Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

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reherrma
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von reherrma »

breitsameter hat geschrieben:In einem Interview für LiteraTopia sagt Markus Heitz dazu: »Der Begriff ist nicht von mir, trifft es aber besser. Doris Lessing (Literaturnobelpreisträgerin) hat ihn für ihre eigenen Werke benutzt, und das kann ich nur unterstützen: weniger Science, mehr Space und vor allem Fiction.
Ich hatte Physik und Chemie abgewählt, also wird man mir "Science" kaum abnehmen. Und: Viele Leserinnen und Leser finden "Science" sogar wenig ansprechend, weil es einen sehr wissenschaftlichen Eindruck vermittelt. Tatsächlich geht es aber um Unterhaltung.


:roll:
Seit wann ist Wissenschaft und Unterhaltung unvereinbar ?
Die SF lebt doch gerade davon, mit glaubhaften, wissenschaftlich fundierten Spekulationen, hochgradig zu unterhalten. Wer das nicht hinbekommt, soll bei der Fantasy bleiben und nicht mit Kunstbegriffen wie "Space Fiction" um sich werfen.
Ich muß sagen, daß ich sehr skeptisch war, einen "SF"-Roman von Markus Heitz zu lesen, diesen Hintergrund mit diesen ob. gen. Aussagen, vergällen mir die Lust, diesen Roman zu lesen, ich lasse mich hier aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Für das Lesen dieser Art SF (á lá Andreas Brandhorst mit seinen letzten esoterischen Romanen) ist mir das Leben zu kurz.
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breitsameter
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

reherrma hat geschrieben:Ich muß sagen, daß ich sehr skeptisch war, einen "SF"-Roman von Markus Heitz zu lesen, diesen Hintergrund mit diesen ob. gen. Aussagen, vergällen mir die Lust, diesen Roman zu lesen, ich lasse mich hier aber gerne vom Gegenteil überzeugen.
Soll das heißen, Du liest mit? Wenn dem so ist: Herzlich willkommen an Bord!

Ich bin mittlerweile auch fast auf Seite 200 und es hat sich einiges handlungstechnisch getan. Insbesondere möchte ich aber einiges zum SF-Anteil des Romans sagen – aber erst morgen. Heute ist für mich CL-Abend. :beanie:
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Pogopuschel
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Ich bin jetzt auf Seite 182 und fühle mich immer noch gut unterhalten. Vor kurzem habe ich "Vampire Earth" abgebrochen, weil es mir zu platt und fad war. "Collector" geht zwar in die gleiche Richtung, sprich actionorientierte SF ohne große Erklärungen, aber Heitz versteht es dabei spannend und unterhaltsam zu bleiben. Der Zeitsprung macht inzwischen Sinn, aber ich will hier nicht zuviel verraten. Typisch für Heitz ist es wohl, dass seine Helden immer etwas abgehalftert sind, also ihr bisheriger Lebenslauf suboptimal verlief, sie aber einen zynischen Humor haben, der zu jeder Verschlechterung der Situation einen coolen Spruch auf Lager hat. Und natürlich ein "Fuck". Das scheint er in seinem Roman öfters unterbringen zu wollen, als die Coens in "The Big Lebowski".
Mir gefällt die Sache mit den Collectors:
Eine "überlegene" Rasse hält die Menschen für eine bedrohte Art, und möchte sie in geschützten Habitaten unterbringen. So eine Art WWF der Galaxis.
Und bevor jetzt wieder die Nitpicker aus den Ecken gesprungen kommen und mit Autoren um sich werfen, die diese Idee schon früher hatte: "Das interessiert mich nicht. Ich lese es jetzt hier und mir gefällt es." :D
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breitsameter
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Pogopuschel hat geschrieben:Typisch für Heitz ist es wohl, dass seine Helden immer etwas abgehalftert sind, also ihr bisheriger Lebenslauf suboptimal verlief, sie aber einen zynischen Humor haben, der zu jeder Verschlechterung der Situation einen coolen Spruch auf Lager hat. Und natürlich ein "Fuck". Das scheint er in seinem Roman öfters unterbringen zu wollen, als die Coens in "The Big Lebowski".
Mir gefällt die Sache mit den Collectors:
Eine "überlegene" Rasse hält die Menschen für eine bedrohte Art, und möchte sie in geschützten Habitaten unterbringen.
Das erinnert mich eben so sehr an Peter F. Hamilton - aber das bitte nicht als Vorwurf verstehen, sondern durchaus als Anerkennung. Andere Autoren haben das auch versucht, aber weitaus schlechter hinbekommen.
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breitsameter
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Hier mal ein paar Dinge, die mir bislang beim Lesen aufgefallen sind:

S. 154 - Markus Heitz' Anspielung auf Werwölfe. »Früher hätte man solche Kreaturen gejagt und mit einer Silberkugel zur Strecke gebracht. Das waren noch Zeiten.« :beanie:

S. 156: Ja, ja, wir haben es mittlerweile alle verstanden: Beta-Humanoide werden von allen Menschen gehaßt und verabscheut. Einmal oder zweimal dies zu sagen hätte gereicht.

S. 160: Endlich erfahren wir, was Justifiers sind. Immerhin heißt so das Rollenspiel, auf dem der Roman beruht (oder beruht das modernisierte Rollenspiel auf dem Roman??) und so heißt auch die Nachfolgereihe, deren erste Romane bereits angekündigt sind. Es ist schlicht und ergreifend eine Konzern-eigene Einsatztruppe. Aha!

S. 171: Ein Schreibtisch mit einer Touch-Oberfläche und frei konfigurierbarer Oberfläche und einem herausfahrbaren Monitor. Das ist also Technik des Jahres 3042. Wow! Lustig, weil sowas gab's schon besser in Tron zu sehen. SF ist das nicht, und das ist auch nicht visionär, auch wenn's so wirken soll.

Die Anglizismen bleiben auch bestehen. Da gibt es Preacher (also Prediger), Prisoners (also Gefangene) usw. Auf Dauer nervt das etwas.

Das aber nur mal so als Eindrücke nebenher.
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Iwen

Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von Iwen »

Tibi gefällt mir, es fehlt die deutliche Bezeichnung des Genre SF. Ich wusste, dass Heitz einen SF schreibt und habe ihn nur deswegen gekauft. Das Innenbild ist nett und die Art und Weise der Klappumschläge ist angenehm: Tolle Idee! Das auf der hinteren Umschlagseite Markus Heitz abgebildet ist, finde ich gut, weil ich den Autor einmal vor Augen sehe. Ich persönlich würde ihm jedoch raten, einmal den Frisör zu wechseln. :D

Im gebildeten Nachwort (Da capo) erklärt der Autor, dass sein Roman zu dem Genre Space-Fiction gehört und damit der Space Opera zuzuordnen ist. Ich selbst habe noch nichts von Heitz gelesen und habe darum wohl Schwierigkeiten seinen Schreibstil zu verstehen … oder? Nein, ich hätte das „Da capo“ nie lesen dürfen, weil ich jetzt bescheid weiß: tut mir leid Herr Heitz, Fakten lesen sich anders.
Hinten steht eine Vorschau auf den nächsten Roman der Serie Justifiers, also weiß ich, wie lange ich warten müsste, wenn mir der erste Teil gefallen sollte. Das Rollenspiel ist mir unbekannt, dass dem Roman zugrunde liegt.

Vorwort Ich wusste nicht, dass imaginäre Personen eine Widmung erhalten können.

Manual (Handbuch?) Was kommt jetzt? Oh, ein deutscher Autor, der Hybridtext bevorzugt. Also mache ich mich schlauer und lese, stelle jedoch fest, dass mir die Aufzählungen nichts bringen.

Begriffe: Oh ja, obwohl ich eine solche Erklärung nicht gut finde, ist es wohl angemessen die Gedankenwelt eines fremden Menschen hier geschrieben vorzufinden. Ich kann tatsächlich die Begriffe, die teilweise alle neu definiert wurden für den Roman, besser verstehen und der Geschichte folgen. – Obwohl ich das Talent besitze, darüber hinweg zu lesen und den Text doch zu verstehen. So stört es mich nur einen Moment, mich durch Seiten durchzublättern, die zu Beginn überflüssig sind, um an den Text zu kommen, der mich interessiert.

Erster Akt: Der Autor teilt seine Geschichte in Handlungsräume auf. Ist das eine Angewohnheit der neueren Zeit und eventuell ein Relikt der Verdienstmöglichkeit der Autoren: Drehbuchschreiben!? :nein:
Mir kommt es stets fremdartig vor, derartige Anweisungen zu lesen, sagen sie mir doch rein garnichts. Ich ignoriere sie auch. – Doch erinnere ich mich nun gerne daran zurück, als ich mir meinen ersten Reclam gekauft habe und begeistert die Szenenbeschreibungen für Homers: Odyssee las, die ich in den Händen hielt – damals! Was für eine nette Assoziation… doch jetzt weiter mit dem vorliegenden Roman:

Erste Szene: Oh, das Jahr 3042 a.D., die Erde ist eine Freizone… von was? Und jetzt, oh Schrecken: muss ich meine Navigation reaktivieren: wo bin ich 45°26’Nord und 12°20’Ost: Danke! :nein:

Überganglos regnet es und ich lerne Kris und seine Gedankenwelt kennen.
Ich habe stets vermutet, dass ich recht hatte, wenn ich mich dagegen wehrte, nicht alle Gedankengänge meines Gegenübers zu erfahren. - Eine Methode des schnellen Schreibens. Warum nicht und warum keine vollständigen Sätze? Muss ich das Geschriebene denn auch ohne Verb verstehen? …

Zwischenspiel: Eine folgenreiche Begegnung, Erstkontakt
Ich lerne Probleme der Menschen kennen am Beispiel Anatols, seine Veränderung und die Folgen solcher Manipulationen. Ich lerne die Collectors kennen und warum sie Samariter genannt werden.: o.k.. – Die Kirche ist auch dabei und das erinnert mich doch sehr gewaltig an eine kürzlich gelesene Anthologie. Ich werde den Aspekt verfolgen, da ich mich von Kirche eigentlich nicht verfolgt finde. Aber verschiedene Augenpaare lesen bekanntlicherweise mehr. :laser:

Zweite Szene: Die Fahrt des LCV und die aktionreiche Jagd auf fremde Technologie. Die Lösung aus der Situation ist gelungen. :prima:

Dritte Szene: Kris in der Zwickmühle und … ja, hinter jeder Tür kann ein Monster lauern. Jetzt habe ich das erstmal den Eindruck, dass ich einem Computerspiel begegne. Das habe ich nicht erwartet. Ist das eine Überraschung! :wink:

Der Roman liest sich schnell und flüssig, da die Verben in den Sätzen fehlen... :mad: :rotfl:
Ich sitze hier am Rhein, weil es so schön ist und bin gut unterhalten. Es sind verdammt viele Assoziationen vorhanden :lehrer:
:freude: Iwen
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breitsameter
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Iwen hat geschrieben:Die Kirche ist auch dabei und das erinnert mich doch sehr gewaltig an eine kürzlich gelesene Anthologie. Ich werde den Aspekt verfolgen, da ich mich von Kirche eigentlich nicht verfolgt finde. Aber verschiedene Augenpaare lesen bekanntlicherweise mehr. :laser:
Welche Anthologie meinst Du? »Weltraumkrieger«? Man könnte nämlich auch an Endymion von Dan Simmons denken. :beanie:

Was die Rolle der Kirche in den Roman angeht, bin ich auch noch nicht viel schlauer... Aber ich bin auch das ganze Wochenende kaum zum Lesen gekommen.

Tja, statt am Rhein zu lesen, werde ich mir das Buch morgen wieder in der U-Bahn vornehmen.
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Olaf
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von Olaf »

So, ich bin inzwischen bis zum 5. Akt gekommen. Liest sich ja alles ganz flott weg, aber so einige Sachen stören wirklich, die hier auch schon angemerkt worden sind.
So stören auch mich massiv die Anglizismen in dem Roman. Die sind komplett durch die Bank überflüssig, vor allem bei den Rangbezeichungen der Kirchenämter. Was soll das? Was macht es besser, wenn man von einer Deaconness oder Bishopness redet anstatt von Diakonin und Bischöfin? Sowas stört mich massiv im Lesefluss.
Ein weiterer Fehler, den Heitz meiner Meinung gemacht hat, ist, daß er um über 1000 Jahre in die Zukunft gesprungen ist. Denn diesen Sprung merkt man weder den Beschreibungen der menschen, der Planeten oder der Technologie an. Siehe den von Florian angekreideten Schreibtisch mit Touchpadoberfläche. Wenn das datum nicht bei jedem Kapitel erwähnt würde, würde ich auf einen Zeitsprung von maximal 100 jahren tippen. In 1000 Jahren wäre ganz sicher erheblich mehr passiert, technologisch und gesellschaftlich, als das, was Heitz beschreibt.
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Oliver
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von Oliver »

Trotz eher wenig Lektüre am Wochenende komme ich sehr schnell voran, Seite 464.

Zuerst das Schlechte: Nach wie vor überzeugt mich der Handlungskosmos überhaupt nicht. Die Fraktionen sind schematisch, eindimensional und lieblos gestaltet, und vor allem: Ob das eine "Church" ist, oder ein Volk mit Technik-Implantaten: Da lebt nichts, alles ist eigentlich nur ein Etikett, so wie die unterschiedlichen Farben von Spielfiguren. Von einer Space Opera vor lebendigem Hintergrund kann keine Rede sein.

Wenn man sich an diesen Abstrich gewöhnt hat, jetzt kommen wir zum Guten, kann man dieses eher krude zusammen gesetzte Universum aber immerhin ganz gut als potemkisches Dorf im Hintergrund für die durchaus rasante Handlung akzeptieren. Inzwischen sind so viele Rätsel ausgestreut, Ziele vorgegeben, Beziehungsgeflechte etabliert und ist auch hinreichend Nähe zu den Helden aufgebaut, dass ich das alles keinesfalls ungerne lese und schon weitaus schlechter unterhalten wurde.

Was mir noch auffällt ist, dass Markus Heitz mit sehr offensichtlichen erzählerischen Mitteln arbeitet um gewisse Reaktionen und Gefühle beim Leser zu erzeugen, sei es die Etablierung einer Liebesgeschichte, oder auch eines Konfliktes, oder einer Charakter-Zusammenführung, oder nur um Rührung zu erzeugen.

Und manchmal frage ich mich wirklich, welche Zielgruppe Heitz im Kopf hat, einmal musste ich wirklich kräftig mit dem Kopf schütteln:
Dass diese verführerische Super-Schwester Lockstoffe verwendet um den Helden ins Bett zu kriegen, wird mehrmals mit dem Holzhammer vorher telegrafiert - und dann als große Enthüllung präsentiert. Bitte was? Das soll eine Enthüllung sein? Das sollte man als Leser vorher nicht merken? Mit dieser Enthüllung wäre sogar, vom Thema Sex abgesehen, eine Kindergarten-Krabbelgruppe intellektuell unterfordert.
Auch wenn ich noch gut 200 Seiten vor mir habe, wage ich jetzt schon ein Zwischenfazit, von welchem ich ausgehe, dass das auch mein Endfazit sein wird:

- Neue, andere Romane "aus dem Justifiers(TM)-Universum" brauche ich auf gar keinen Fall, nicht mal geschenkt. Dafür ist dieses Universum einfach nicht attraktiv genug, da würde ich nicht länger verweilen oder dahin zurück kehren wollen. Danke, nein.

- Ich werde die Lektüre des Romans trotzdem nicht bereuen und mit den genannten Abstrichen den Roman sogar weiter empfehlen.

In meiner persönlichen 10-Punkte-Skala war ich am Anfang eher bei skeptischen 4/10, und bin inzwischen immerhin bei 5-6/10. Mal sehen, ob das Finale da noch was reißen kann.
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Pogopuschel
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Seite 398
Mir gefällt es immer noch ganz gut, obwohl jetzt doch die ein oder andere Länge auftaucht. Vor allem auf dem Automatenplaneten. Das ganze entwickelt sich zu einem richtigen Familienroman. :D
Heitz schafft es ganz gut, den Mystery-Factor (vor allem in Bezug auf die Collectors, aber auch auf die Konzerne) hoch zu halten. Wobei ich nach dem gestrigen Lost-Finale nicht mehr sicher bin, ob so etwas gut ist. :wink: Wenn er keine Antworten parat hat, werde ich ihm das Buch auf der Bucon um die Ohren knallen. :wand:
Bei der Weltenbeschreibung beschränkt er sich auf ein Minimum, was ich aber gar nicht so schlecht finde. Einzig das Verhalten der Figuren ist etwas frustrierend. Es sind die typischen, "ich mache eine dumme Aktion nach der nächsten" Figuren, die immer nur reagieren, aber nie wirklich agieren. Das -von Oliver erwähnte Beispiel- mit den Pheromone finde ich schade, ich dachte Kris verhält sich eben wie ein typischer Mann, wobei vor der "Offenbarung" schon mehrere Zaunpfähle durch den Weltraum flogen. Sein Verhalten in Bezug auf die Behandlung seines Kindes finde ich merkwürdig. Erst will er, dass der Konzern seine Tochter heilt, dann denkte er plötzlich, die machen Experimente mit ihr, und verflucht seine Frau, für das Unterschreiben der Papiere, obwohl es doch seine Idee war.
Auch das er mit seinen Geschwistern nicht reden will, finde ich komisch.
Das Verhalten der Glaubensamazonen geht mir ganz schön auf die nerven. Ich hoffe sehr das Theresa den Lusttropfen erliegt und sich ganz dem galanten Lyssander hingibt. Verdient hätte sie es.
Ich habe auch nicht ganz Verstanden, wie lange Lyssander jetzt schon für die Collectors übersetzt. War er jetzt schon die letzten 20 Jahre dabei oder erst seit Putin?
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Oliver
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von Oliver »

Ich bin jetzt durch und warte mit meinem Fazit noch, bis Ihr durch seid. Mein Fazit wird sich nicht sonderlich von dem Zwischenfazit oben unterscheiden.

Der Clou des Buches bzw. mit diesen Collectors ist ganz nett, wenn auch nicht gerade selten und am denkwürdigsten wohl benutzt in einem Film, den ich mal besser in Spoiler Tags packe, um nix zu verraten:
'Bad Taste' von Peter Jackson
Bevor ich zu meinem Fazit komme, hier mal zwei Zitate.

Wie findet Ihr eigentlich Markus Heitz' Schreib-Stil, abgesehen jetzt von AKüFi und Anglizismus-Overkill? Dazu hat ARD-Literaturpapst Dennis Scheck sich ja mal denkwürdig auf der ARD-Homepage so geäußert:
"(...)dieses für Rhythmus und Melodik des Deutschen stocktauben Autors(..)".
Hat er damit recht oder ist das nur mal wieder eine übliche Scheck-Polemik?

Ich könnte mir gut vorstellen, dass in vielen SF-Kreisen der Roman deswegen auseinander genommen wird, weil er für erfahrene Leser nichts Neues bietet und zu gewöhnlich ist. Das würde ich aber gar nicht kritisieren wollen, denn für solche Leser schreibt Markus Heitz einfach nicht. Ich denke, es ist schon etwas repräsentativ, was hierzu ein wohl etwas jüngerer Leser in seiner Amazon-Kundenrezi geschrieben hat (Orthografie so belassen):
Da ich weder ein Treki, noch ein Fan irgendwelcher Raumschiffserien bin, stand ich dem Buch eher zwiespältig gegenüber. Doch Markus Heitz hat es wieder mal geschafft Dinge wie Pulsatoren, 2Ots und sämtliche Antriebe besser zu erklären, als es IKEA je mit einer Ihrer Aufbauanleitungen geschafft hätte. Von Anfang an war man in dem Geschehen drin und muss nicht wie bei anderen "Schreibern z.B. Ken Follet" warten bis die Mitte des Buches erreicht ist und es an die Buletten geht.
Darüber kann man sich mockieren. Oder sagen, dass die Bestsellerliste Markus recht gibt..

Wie gesagt, mein Fazit folgt noch, wenn ihr auch durch seid.
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Oliver hat geschrieben:Ich denke, es ist schon etwas repräsentativ, was hierzu ein wohl etwas jüngerer Leser in seiner Amazon-Kundenrezi geschrieben hat (Orthografie so belassen):
Da ich weder ein Treki, noch ein Fan irgendwelcher Raumschiffserien bin, stand ich dem Buch eher zwiespältig gegenüber. Doch Markus Heitz hat es wieder mal geschafft Dinge wie Pulsatoren, 2Ots und sämtliche Antriebe besser zu erklären, als es IKEA je mit einer Ihrer Aufbauanleitungen geschafft hätte. Von Anfang an war man in dem Geschehen drin und muss nicht wie bei anderen "Schreibern z.B. Ken Follet" warten bis die Mitte des Buches erreicht ist und es an die Buletten geht.
Darüber kann man sich mockieren. Oder sagen, dass die Bestsellerliste Markus recht gibt..
Indirekt hat Markus Heitz ja recht, wenn er seinen Roman lieber »Space Fiction« nennt, denn der SF-Anteil ist tatsächlich gering. Das ist eine Zukunft (fast) auf dem technischen Niveau von heute, nur etwas wilder und abenteuerlicher geschildert. Das ist also de facto SF für's breite Volk und ohne die langen Erläuterungen, die Frank Schätzing seinen Lesern zumutet. Und nein, ich bin nicht der Meinung, daß SF immer technisch visionär sein muß, aber so altbacken habe ich die Zukunft schon lange nicht mehr erlebt.
Aber wie Du sagst: den Lesern gefällt's und letztlich ist das für den Erfolg wichtiger als unsere Meinung. :beanie:

Jetzt frage ich mich nur noch, wo denn Heitz erklärt, was ein Pulsator ist... :kopfkratz:
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Oliver hat geschrieben: Wie findet Ihr eigentlich Markus Heitz' Schreib-Stil, abgesehen jetzt von AKüFi und Anglizismus-Overkill? Dazu hat ARD-Literaturpapst Dennis Scheck sich ja mal denkwürdig auf der ARD-Homepage so geäußert:
"(...)dieses für Rhythmus und Melodik des Deutschen stocktauben Autors(..)".
Hat er damit recht oder ist das nur mal wieder eine übliche Scheck-Polemik?
Off Topic: Beim quoten muss man mit den Spoilern echt aufpassen. Habe nur
Bad Tast gelesen, aber mein Appetit ist schon angeregt. Warum habe ich jetzt nur Lust auf eine Schüssel blau/grüner Pampe :D Uhrgs, ich ahne Schreckliches. Und das so kurz nach dem Lost-Finale. :kotzen:
So zum Stil: Da würde ich Scheck teilweise zustimmen. Ich bin kein großer Sprachexperte - an mir ist kein Bastian Schlick - verlorengegangen, aber von einem ästhetischen Standpunkt aus, schreibt Heitz wirklich nicht schön - ein Rothfuss oder Moers ist er jedenfalls nicht. Aber wenn es jemand trotz schlechtem Stil (so lange es nicht zu schlimm ist) schafft, nicht zu langweilen, dann stört mich der Stil nicht so sehr. Die, teils, kurzen und abgehackten Sätze sind sicher nicht jedermanns Sache. Ebenso die Kraftausdrücke, die aber wiederum zu den Figuren passen. Wirkt schon ein wenig "schnodderig".

Gruß Markus

P.S. ich bin immer noch auf Seite 398 da ich zwischendurch noch für die Uni "The Blithdale Romance" von Nathaniel Hawthorne lesen musste. Kleiner Rat: Wenn ihr mal was von Hawthorne lesen wollt, lest lieber "Der Scharlachrote Buchstabe" oder "Das Haus der Sieben Gibel".
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

breitsameter hat geschrieben: Und nein, ich bin nicht der Meinung, daß SF immer technisch visionär sein muß, aber so altbacken habe ich die Zukunft schon lange nicht mehr erlebt.
:beanie:
Das hängt sicher davon ab, wie lange man SF liest und was man schon alles gelesen hat. Mit meinen 30 Lenzen, zähle ich sicher zu den jüngeren Genrelesern, und da SF für mich, neben Fantasy, Krimi etc. nur ein Genre unter vielen ist, habe ich noch nicht so viel gelesen (was man auch daran merkt, dass ich 98 Prozent der Coverrätsel nicht erkannt habe). Insofern wirkt es auf mich jetzt nich so altbacken und im Vergleich zu den Zukunftvisionen eines Charles Stross ist es eine willkommene Abwechslung. Für mich persönlich ordne ich den SF-Heitz so in die Richtung John Scalzi und Neal Asher ein.
Bei der Fantasy sieht es übrigens anders aus. Da, bin ich relativ gut belesen und fand seine "Zwerge" altbacken und langweilig.
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Re: Lesezirkel zu Collector von Markus Heitz

Ungelesener Beitrag von Olaf »

Interessant. Ich lese nun ja auch ziemlich viel Fantasy und fand zumindest den ersten Band der Zwerge zwar nicht unbedingt originell, aber sehr gut geschrieben und auch mit gute beschriebenen und interessanten Handlungspersonen bestückt. Etwas, daß mir bei Collector komplett fehlt.
Markus Heitz kann eigentlich viel besser schreiben. gezeigt hat ers beim ersten Zwergeband und auch bei Ulldart. Collector finde ich eher stilistisch und erzählerisch eher schwach. Aber ich bin auch noch nicht ganz durch.
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