deval » Freitag 7. Mai 2010, 14:06
Aber, wie soll man über etwas wahrhaft unbegreifliches schreiben, wenn man es erst begreifen muss um darüber zu schreiben. Wie soll man etwas zu Papier bringen, wenn es so fremdartig ist, dass man es nicht beschreiben kann?
Klar ist das schwer, aber genau darin besteht für mich die Kunst. Für mich war das Alien auch erstmal nur ein dummes Fressmonster, bis ich kapiert hab, was sich seine Schöpfer (Ridley Scott, H.R. Giger) dabei gedacht haben. Und obwohl "das Alien an sich" in Lems Solaris nicht wirklich im Mittelpunkt der Erzählung steht, ist es doch interessant, sich so eine Lebensform mal vorzustellen.
Ich darf mal wieder "Picknick am Wegesrand" von den Strugatzkis empfehlen. Meiner Meinung nach ist dieses Anthropozentrismus-Problem nie besser thematisiert worden.
L.N. Muhr » Freitag 7. Mai 2010, 15:29
Jede noch so fremdartige Wesenheit wird immer Anknüpfungspunkte im Bereich irgendwelcher Naturgesetze haben, dort wird sie mindestens wahrnehmbar sein. Und sofern sie kein absolutes Singulum ist, wird sie auch einen Kommunikationsweg haben, der möglicherweise vollkommen unverständlich, aber in irgendeiner Form wahrnehmbar/ meßbar sein wird.
Dass die Fremden ebenfalls den Naturgesetzen unterworfen sein müssen, ist schon klar. Aber kennen wir die wirklich komplett alle? Ich denke, es gibt da noch genug Lücken, die Raum für Spekulationen lassen. Beispiel Dunkle Materie. Die Astrophysik kommt dahinter, dass die Milchstraße schon längst auseinandergeflogen wäre, wenn sie nur aus leuchtender Materie bestünde, und erklärt kurzerhand, dass die Masse im Universum zu 90% aus "Dunkler Materie" besteht, die "nicht-baryonisch" ist, genauer gesagt "wir können sie momentan nicht nachweisen".
Bei mir als interessiertem Laien entsteht da der Eindruck: auch die Profis wissen noch lange nicht alles über die Naturgesetze.
userin » Donnerstag 20. Mai 2010, 12:41
Aber zum Thema Anthropozentrismus: das ist ja nicht nur in Science Fiction Romanen der Fall, der Mensch ist generell auf sich selbst zentriert, zum Beispiel ist wird in der Natur der Mensch als zentrales Wesen betrachtet, andere Lebewesen wie z.B. Tiere werden als weniger wertvolle Lebewesen angesehen.
Ich glaube, wer versucht, sich in "höhere Wesen" reinzudenken, der hat es auch leichter, sich überhaupt "in andere Wesen" reinzudenken, auch Tiere. Deshalb finde ich diesen Denkübung wichtig, sich in andere Wesen reinzudenken, auch im Alltag. Und wenn ich meinen Hund anschau, dann überleg ich manchmal, was der eigentlich denkt, was ich denke, was er denkt, und umgekehrt
deval » Freitag 21. Mai 2010, 13:08
Da muss ich auch nur an den Film D-Tox, mit Sylvester Stallone, denken.
deval bezieht sich hier (vermutlich) auf die Handlung von Alien. Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen diesen "Killer-Filmen" und Alien dieser: EIn Killer ist ein Mensch, wir knallen ihn ab, und gut ist. Er wird keine tödliche Säure versprühen, und er wird sich auch nicht in unserer Bauchhöhle fortpflanzen, um neue Killer zu erzeugen. Der Killer ist ein Mensch, wir WISSEN, wie wir ihn bezwingen können. Das Alien ist uns allerdings so fremd (engl. "alien"), dass wir das eben genau nicht wissen. Und so etwas zu erzählen, geht nur mit SF-Elementen.
bukaman » Freitag 21. Mai 2010, 22:17
Klarer Fall: Wem gehört das Scheidungskind? Dem Vater, der Mutter, dem Hund oder dem Jugendamt? Das Kind hat natürlich außerordentliche Fähigkeiten und kann die Dusche, unter der Stefan Nossek steht, per Gedankenkraft von Kalt auf Warm stellen. Ist das jetzt noch Lindenstraße oder schon SF und hat Mutter Beimer die letzten zwanzig Jahre nur geträumt?
Netter Versuch
, aber so ganz trifft das die Thematik von STNG "Wem gehört Data?" nicht, finde ich. Die lautet nämlich "Kann ein menschliches Produkt, das nicht in einem menschlichen Uterus entsteht, Menschenrechts-Status erlangen?" So hab ich die Folge jedenfalls verstanden. Und ich finde diese Frage angesichts der Gen-Thematik sehr relevant.
heino » Samstag 22. Mai 2010, 10:38
Da würde ich nicht soviel drauf geben. Scott ist dafür bekannt, dass er schonmal recht eigenwillige Sichtweisen auf die von ihm verfilmten Stoffe hat (man denke nur an die leidige "Deckard ist auch ein Blade Runner"-Diskussion")und das Drehbuch zu Alien existierte ja schon, bevor er als Regisseur feststand. Und wenn die Nostromo ein Waffentransporter sein soll, warum stellt er es dann als simplen Frachter dar?
Ich will ganz bestimmt nicht besserwisserisch wirken, aber das ist so, als würdest du sagen "Naja, auf die Interpretation des eigenen Werks von Goethe würde ich nicht so viel geben! Der hat das bestimmt ganz anders gemeint, als er es selber gesagt hat!!" Außerdem meintest du doch bestimmt mit "man denke nur an die leidige "Deckard ist auch ein Blade Runner"-Diskussion"" die Diskussion, ob Deckard ein Replikant ist, nicht ein Blade Runner, denn ein Blade Runner ist er ja wohl, sonst wüsste ich nicht mehr, wer in dem Film ein Blade Runner wäre
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Ich glaube, du meinst, dass Ridley Scott in dem 1997 entstandenen Audiokommentar zu seinem Film von 1977 vielleicht im Nachhinein etwas dazu-interpretiert, um vorzutäuschen, dass er sich "dabei etwas gedacht hat". Das ist möglich, aber egal, denn ein Unterhaltungsfilm ist eine Kunstform, die frei interpretierbar ist. Zufälligerweise stimmt im Falle von "Alien" meine Interpretation mit der von Ridley Scott überein, lange bevor ich seine auf DVD gehört hab.
Übrigens zum Thema "Drehbuch": Ich hab tatsächlich die ersten Drehbücher zu Alien vorliegen, wo das Monster noch ein Riesenkraken war, und der Held ein Mann. Ihr schreit jetzt bestimmt "Troll" und "Angeber", aber das ist wirklich wahr.