Anthropozentrismus nervt

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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von heino »

conanboy hat geschrieben: Natürlich kann man"Alien" einfach nur als Monster-Movie betrachten. Das würde dem Film, oder zumindest meiner Auffassung davon, und dazu noch der Absicht von Regisseur Ridley Scott, nicht gerecht, finde ich. Ich zitiere mal frei übersetzt aus dem DVD-Audio-Kommentar von Herrn Scott. Es ging ihm darum, eine Lebensform darzustellen, die wir Menschen (und die Menschen im Film) nicht kapieren. Ein Wesen, das offenbar zu nichts anderem geschaffen wurde, um andere Lebensformen zu vernichten. Für Scott war das Alien eine biologische Waffe von globalem Maßstab, wie ein Virus in Menschengröße, das nicht nur einzelne Individuen befallen und vernichten sollte, sondern ganze Planeten-Bevölkerungen ausradieren sollte. Das fremde Schiff, in dem die Nostromo-Besatzung die Alien-Eier findet, war für Scott eine Art Waffentransporter, der die biologische Waffe namens Alien irgendwohin transportieren sollte.
Da würde ich nicht soviel drauf geben. Scott ist dafür bekannt, dass er schonmal recht eigenwillige Sichtweisen auf die von ihm verfilmten Stoffe hat (man denke nur an die leidige "Deckard ist auch ein Blade Runner"-Diskussion")und das Drehbuch zu Alien existierte ja schon, bevor er als Regisseur feststand. Und wenn die Nostromo ein Waffentransporter sein soll, warum stellt er es dann als simplen Frachter dar?

Prinzipiell kann man wohl wirklich jeden Stoff in jedem beliebigen Setting erzählen. Die SF bietet aber dabei Möglichkeiten, die andere Literaturgattungen eben nicht bieten können, wie z.B. durch Extrapolation in die Zukunft die Gegebenheiten der Gegenwart weiterzudenken. Und das macht für mich auch ihr Faszination aus.

Und um wieder on topic zu kommen:die Hypothetischen aus "Spin" und "Axis" von Wilson dürften deinen Kriterien auch recht nahe kommen.
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von conanboy »

deval » Freitag 7. Mai 2010, 14:06
Aber, wie soll man über etwas wahrhaft unbegreifliches schreiben, wenn man es erst begreifen muss um darüber zu schreiben. Wie soll man etwas zu Papier bringen, wenn es so fremdartig ist, dass man es nicht beschreiben kann?
Klar ist das schwer, aber genau darin besteht für mich die Kunst. Für mich war das Alien auch erstmal nur ein dummes Fressmonster, bis ich kapiert hab, was sich seine Schöpfer (Ridley Scott, H.R. Giger) dabei gedacht haben. Und obwohl "das Alien an sich" in Lems Solaris nicht wirklich im Mittelpunkt der Erzählung steht, ist es doch interessant, sich so eine Lebensform mal vorzustellen.
Ich darf mal wieder "Picknick am Wegesrand" von den Strugatzkis empfehlen. Meiner Meinung nach ist dieses Anthropozentrismus-Problem nie besser thematisiert worden.

L.N. Muhr » Freitag 7. Mai 2010, 15:29
Jede noch so fremdartige Wesenheit wird immer Anknüpfungspunkte im Bereich irgendwelcher Naturgesetze haben, dort wird sie mindestens wahrnehmbar sein. Und sofern sie kein absolutes Singulum ist, wird sie auch einen Kommunikationsweg haben, der möglicherweise vollkommen unverständlich, aber in irgendeiner Form wahrnehmbar/ meßbar sein wird.
Dass die Fremden ebenfalls den Naturgesetzen unterworfen sein müssen, ist schon klar. Aber kennen wir die wirklich komplett alle? Ich denke, es gibt da noch genug Lücken, die Raum für Spekulationen lassen. Beispiel Dunkle Materie. Die Astrophysik kommt dahinter, dass die Milchstraße schon längst auseinandergeflogen wäre, wenn sie nur aus leuchtender Materie bestünde, und erklärt kurzerhand, dass die Masse im Universum zu 90% aus "Dunkler Materie" besteht, die "nicht-baryonisch" ist, genauer gesagt "wir können sie momentan nicht nachweisen".
Bei mir als interessiertem Laien entsteht da der Eindruck: auch die Profis wissen noch lange nicht alles über die Naturgesetze.

userin » Donnerstag 20. Mai 2010, 12:41
Aber zum Thema Anthropozentrismus: das ist ja nicht nur in Science Fiction Romanen der Fall, der Mensch ist generell auf sich selbst zentriert, zum Beispiel ist wird in der Natur der Mensch als zentrales Wesen betrachtet, andere Lebewesen wie z.B. Tiere werden als weniger wertvolle Lebewesen angesehen.
Ich glaube, wer versucht, sich in "höhere Wesen" reinzudenken, der hat es auch leichter, sich überhaupt "in andere Wesen" reinzudenken, auch Tiere. Deshalb finde ich diesen Denkübung wichtig, sich in andere Wesen reinzudenken, auch im Alltag. Und wenn ich meinen Hund anschau, dann überleg ich manchmal, was der eigentlich denkt, was ich denke, was er denkt, und umgekehrt ;-)

deval » Freitag 21. Mai 2010, 13:08
Da muss ich auch nur an den Film D-Tox, mit Sylvester Stallone, denken.
deval bezieht sich hier (vermutlich) auf die Handlung von Alien. Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen diesen "Killer-Filmen" und Alien dieser: EIn Killer ist ein Mensch, wir knallen ihn ab, und gut ist. Er wird keine tödliche Säure versprühen, und er wird sich auch nicht in unserer Bauchhöhle fortpflanzen, um neue Killer zu erzeugen. Der Killer ist ein Mensch, wir WISSEN, wie wir ihn bezwingen können. Das Alien ist uns allerdings so fremd (engl. "alien"), dass wir das eben genau nicht wissen. Und so etwas zu erzählen, geht nur mit SF-Elementen.

bukaman » Freitag 21. Mai 2010, 22:17
Klarer Fall: Wem gehört das Scheidungskind? Dem Vater, der Mutter, dem Hund oder dem Jugendamt? Das Kind hat natürlich außerordentliche Fähigkeiten und kann die Dusche, unter der Stefan Nossek steht, per Gedankenkraft von Kalt auf Warm stellen. Ist das jetzt noch Lindenstraße oder schon SF und hat Mutter Beimer die letzten zwanzig Jahre nur geträumt?
Netter Versuch ;-), aber so ganz trifft das die Thematik von STNG "Wem gehört Data?" nicht, finde ich. Die lautet nämlich "Kann ein menschliches Produkt, das nicht in einem menschlichen Uterus entsteht, Menschenrechts-Status erlangen?" So hab ich die Folge jedenfalls verstanden. Und ich finde diese Frage angesichts der Gen-Thematik sehr relevant.

heino » Samstag 22. Mai 2010, 10:38
Da würde ich nicht soviel drauf geben. Scott ist dafür bekannt, dass er schonmal recht eigenwillige Sichtweisen auf die von ihm verfilmten Stoffe hat (man denke nur an die leidige "Deckard ist auch ein Blade Runner"-Diskussion")und das Drehbuch zu Alien existierte ja schon, bevor er als Regisseur feststand. Und wenn die Nostromo ein Waffentransporter sein soll, warum stellt er es dann als simplen Frachter dar?
Ich will ganz bestimmt nicht besserwisserisch wirken, aber das ist so, als würdest du sagen "Naja, auf die Interpretation des eigenen Werks von Goethe würde ich nicht so viel geben! Der hat das bestimmt ganz anders gemeint, als er es selber gesagt hat!!" Außerdem meintest du doch bestimmt mit "man denke nur an die leidige "Deckard ist auch ein Blade Runner"-Diskussion"" die Diskussion, ob Deckard ein Replikant ist, nicht ein Blade Runner, denn ein Blade Runner ist er ja wohl, sonst wüsste ich nicht mehr, wer in dem Film ein Blade Runner wäre :-).
Ich glaube, du meinst, dass Ridley Scott in dem 1997 entstandenen Audiokommentar zu seinem Film von 1977 vielleicht im Nachhinein etwas dazu-interpretiert, um vorzutäuschen, dass er sich "dabei etwas gedacht hat". Das ist möglich, aber egal, denn ein Unterhaltungsfilm ist eine Kunstform, die frei interpretierbar ist. Zufälligerweise stimmt im Falle von "Alien" meine Interpretation mit der von Ridley Scott überein, lange bevor ich seine auf DVD gehört hab.

Übrigens zum Thema "Drehbuch": Ich hab tatsächlich die ersten Drehbücher zu Alien vorliegen, wo das Monster noch ein Riesenkraken war, und der Held ein Mann. Ihr schreit jetzt bestimmt "Troll" und "Angeber", aber das ist wirklich wahr.
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

conanboy hat geschrieben:Übrigens zum Thema "Drehbuch": Ich hab tatsächlich die ersten Drehbücher zu Alien vorliegen, wo das Monster noch ein Riesenkraken war, und der Held ein Mann. Ihr schreit jetzt bestimmt "Troll" und "Angeber", aber das ist wirklich wahr.
Der Held war zu Beginn "Martin Roby", aber das Alien war schon immer ein Alien, allerdings mit Tentakeln. Nachlesen kann das jeder im frühen Draft von Dan O'Bannon: http://www.mypdfscripts.com/screenplays ... nnon-draft
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

conanboy hat geschrieben: deval bezieht sich hier (vermutlich) auf die Handlung von Alien. Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen diesen "Killer-Filmen" und Alien dieser: EIn Killer ist ein Mensch, wir knallen ihn ab, und gut ist. Er wird keine tödliche Säure versprühen, und er wird sich auch nicht in unserer Bauchhöhle fortpflanzen, um neue Killer zu erzeugen. Der Killer ist ein Mensch, wir WISSEN, wie wir ihn bezwingen können. Das Alien ist uns allerdings so fremd (engl. "alien"), dass wir das eben genau nicht wissen. Und so etwas zu erzählen, geht nur mit SF-Elementen.
Bei seiner Fremdartigkeit bleibt es aber immer noch vorstellbar und am Ende: berechenbar. Wenn man "das Ding aus einer anderen Welt" nimmt, dann hat man einen sehr ähnlichen Film, aber ein Lebewesen das sehr viel fremdartiger ist. Das Alien ist einfach eine zugroß geratene Ameise. Lästig.
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von heino »

conanboy hat geschrieben: deval » Freitag 21. Mai 2010, 13:08
Da muss ich auch nur an den Film D-Tox, mit Sylvester Stallone, denken.
deval bezieht sich hier (vermutlich) auf die Handlung von Alien. Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen diesen "Killer-Filmen" und Alien dieser: EIn Killer ist ein Mensch, wir knallen ihn ab, und gut ist. Er wird keine tödliche Säure versprühen, und er wird sich auch nicht in unserer Bauchhöhle fortpflanzen, um neue Killer zu erzeugen. Der Killer ist ein Mensch, wir WISSEN, wie wir ihn bezwingen können. Das Alien ist uns allerdings so fremd (engl. "alien"), dass wir das eben genau nicht wissen. Und so etwas zu erzählen, geht nur mit SF-Elementen.

Ich will ganz bestimmt nicht besserwisserisch wirken, aber das ist so, als würdest du sagen "Naja, auf die Interpretation des eigenen Werks von Goethe würde ich nicht so viel geben! Der hat das bestimmt ganz anders gemeint, als er es selber gesagt hat!!" Außerdem meintest du doch bestimmt mit "man denke nur an die leidige "Deckard ist auch ein Blade Runner"-Diskussion"" die Diskussion, ob Deckard ein Replikant ist, nicht ein Blade Runner, denn ein Blade Runner ist er ja wohl, sonst wüsste ich nicht mehr, wer in dem Film ein Blade Runner wäre :-).
Ich glaube, du meinst, dass Ridley Scott in dem 1997 entstandenen Audiokommentar zu seinem Film von 1977 vielleicht im Nachhinein etwas dazu-interpretiert, um vorzutäuschen, dass er sich "dabei etwas gedacht hat". Das ist möglich, aber egal, denn ein Unterhaltungsfilm ist eine Kunstform, die frei interpretierbar ist. Zufälligerweise stimmt im Falle von "Alien" meine Interpretation mit der von Ridley Scott überein, lange bevor ich seine auf DVD gehört hab.

Zu Punkt 1:genau da liegst du falsch, denn das funktioniert auch z.B. auch im Horrorbereich (und Alien ist ja nun auch zu mehr als 50 % ein Horrorfilm), da übernatürliche Wesen uns genauso fremd sind wie ausserirdische. Und um Vampire, Zombies oder Monster zu bekämpfen - die ja alle übernatürliche Wesen sind - benötigt man eben keine SF-Elemente.

Zu Punkt 2:du ahst recht, ich hab mich da verschrieben. Natürlich waren die Replikanten gemeint. Und ich meinte nicht, dass Scott sich etwas dazu interpretiert hat, sondern dass er die Geschichte einfach völlig anders interpretiert hat, als sie im Roman geschrieben ist oder die Leser/Zuschauer das getan haben. Ist natürlich sein gutes Recht, aber eben deswegen wäre ich bei seinen Aussagen sehr vorsichtig, weil er sich auch oft selbst widerspricht.
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von Doop »

Es funktioniert auch mit menschlichen Monstern wie Hannibal Lecter, Michael Myers und anderen Slasher-Killern. Zur Einordnung von Alien in den Kanon des Horrors vgl. King, Stephen in Danse Macabre :-) King erklärt dort zu Recht, dass das Alien eine Variante des Schwarzen Mannes ist. Ganz klassisch für den Horror ist auch das final girl, das dem Schwarzen Mann am Ende doch noch den Todesstoß versetzt.

Alien ist SF und Horror. Horror ist nach richtiger Auffassung auch kein eigenes Genre sondern ein Querschnitt durch viele Genres (SF, Dark Fantasy, Thriller)
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von deval »

deval hat geschrieben:Da muss ich auch nur an den Film D-Tox, mit Sylvester Stallone, denken.

Der spielt in einem abgelegenen früheren Militärbunker am ***** der Welt irgendwo in den USA.
Durch einen Schneesturm ist der Militärbunker von der Außenwelt abgeschnitten. In dem Bunker
sind ca. ein halbes Dutzend ehemaliger FBI Agenten oder Polizisten, samt Psychiater. Alle dieser
Staatsdiener haben ein traumatisches Erlebnis hinter sich und sind darum in Behandlung. Was
niemand weiß ist, dass einer der Leute gar kein Polizist ist, sondern ein Mörder der in die Rolle
eines Polizisten geschlüpft ist und nun nach und nach alle anderen umbringen will.

Das Thema ist absolut wie bei Alien:
- ein von der Außenwelt abgeschlossener Ort
- eine kleine Anzahl von Handelnden
- "etwas" das diese Handelnden umbringen will
- 10 kleine Negerlein Prinzip
Ich beziehe mich nicht vermutlich auf Alien, sondern schreibe es sogar.
Nur mal so als Anmerkung. :wink:
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von deval »

conanboy hat geschrieben: deval » Freitag 21. Mai 2010, 13:08
Da muss ich auch nur an den Film D-Tox, mit Sylvester Stallone, denken.
deval bezieht sich hier (vermutlich) auf die Handlung von Alien. Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen diesen "Killer-Filmen" und Alien dieser: EIn Killer ist ein Mensch, wir knallen ihn ab, und gut ist. Er wird keine tödliche Säure versprühen, und er wird sich auch nicht in unserer Bauchhöhle fortpflanzen, um neue Killer zu erzeugen. Der Killer ist ein Mensch, wir WISSEN, wie wir ihn bezwingen können. Das Alien ist uns allerdings so fremd (engl. "alien"), dass wir das eben genau nicht wissen. Und so etwas zu erzählen, geht nur mit SF-Elementen.
Auch hier möchte ich dir widersprechen.

1. Es ist eigentlich völlig egal wie sich das Alien fortpflanzt. Ob durch Eiablage in der Brust des Opfers, oder Mitose oder von mir aus auch durch Selbstbefruchtung. Es hätte sich auch ganz einfach durch die Luftschleuse der Nostromo einschleichen können, wie es auch menschliche Killer ab und an bei ihren Opfern machen, für die eigentliche Story ist das bedeutunglos. Wichtig ist, dass es da ist.

2. Wie wir aus dem zweiten Alien Teil wissen, werden die Viecher auch schicht und ergreifend abgeknallt - mit ganz normalen Waffen. Das wußten die Space Marines (darum haben sie es ja auch gemacht) und das wußten auch die Astronauten an Bord der Nostromo. Zu ihrem Pech hatten sie aber keine MGs an Bord, wozu auch? Es war ein Erzfrachter mit automatischer Verhüttung und kein Kriegsschiff. Also behalfen sie sich auf die einzig mögliche Weise. Mit Flammenwerfen die sie in Marke Eigenbau zusammengeschustert haben, nachdem die "Schockerstäbe" nicht wirklich funktioniert haben. Und ob ich eine heutige Waffe auf einen menschlichen Killer oder auf ein Alien richte, das Ergebnis ist das gleiche.

3. Selbst die Säure ist für den ersten Teil nicht ausschlaggebend. Das ist ein netter Effekt aber für die Handlung nicht ausschlaggebend da die Astronauten eben keine Waffen hatten um das Alien zu verletzen so das es seine Säure versprühen kann. Denn diese Option stand ihnen nicht zur Verfügung. Das Alien hätte auch grüne Weihnachtsmänner scheißen können aber es wäre dennoch bedeutungslos.

Das Problem ist m. E. das du Schlüsse zu ziehen versuchst die man so einfach nicht ziehen kann.
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von heino »

deval hat geschrieben: Das Alien hätte auch grüne Weihnachtsmänner scheißen können aber es wäre dennoch bedeutungslos.
:rotfl: der ist gut
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von deval »

Danke.
Die deutsche Sprache kann ja so poetisch sein. :D
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von conanboy »

breitsameter » Dienstag 25. Mai 2010, 19:46
Der Held war zu Beginn "Martin Roby", aber das Alien war schon immer ein Alien, allerdings mit Tentakeln. Nachlesen kann das jeder im frühen Draft von Dan O'Bannon: http://www.mypdfscripts.com/screenplays ... nnon-draft
Super, dass die Sachen jetzt mal jedem zugänglich sind. Ist schon interessant, mal das Ur-Drehbuch zu lesen, das man Ridley Scott hingelegt hat, und der dann gesagt, "nix da, ich mach doch nicht irgendein blödes SF-Monstermovie! Da muss noch ne Menge dran geändert werden!" Passend dazu empfehle ich die DVD-Extras, da gibts Konzeptzeichnungen der ursprüngilichen Designs.

Knochenmann » Dienstag 25. Mai 2010, 20:46
Bei seiner Fremdartigkeit bleibt es aber immer noch vorstellbar und am Ende: berechenbar. Wenn man "das Ding aus einer anderen Welt" nimmt, dann hat man einen sehr ähnlichen Film, aber ein Lebewesen das sehr viel fremdartiger ist. Das Alien ist einfach eine zugroß geratene Ameise. Lästig.
"Das Ding aus einer anderen Welt" ist auch ein schönes Beispiel für "absolut fremde Lebensform", obwohl im Film leider nicht thematisiert wird, "woher" und "warum", da gehts mehr um Horror-Splatter-Action. Was ja keine schlechte Sache ist ;-).
Ich muss zur Ameisen-Thematik widersprechen. Das Alien ist keine selbstständige Lebensform, keine Rasse, die natürlich auf irgendeinem Planeten vorkommen kann. Das Alien muss künstlich erzeugt worden sein, und zwar als Biowaffe zum Zweck des Genozids (was Ridley Scott ja auch im Kommentar sagt). Der treffendere Vergleich wäre meiner Meinung nach eine Krebszelle, die nicht einen Organismus befällt, sondern eine ganze Spezies.

heino » Mittwoch 26. Mai 2010, 09:36
Zu Punkt 1:genau da liegst du falsch, denn das funktioniert auch z.B. auch im Horrorbereich (und Alien ist ja nun auch zu mehr als 50 % ein Horrorfilm), da übernatürliche Wesen uns genauso fremd sind wie ausserirdische. Und um Vampire, Zombies oder Monster zu bekämpfen - die ja alle übernatürliche Wesen sind - benötigt man eben keine SF-Elemente.

Zu Punkt 2:du ahst recht, ich hab mich da verschrieben. Natürlich waren die Replikanten gemeint. Und ich meinte nicht, dass Scott sich etwas dazu interpretiert hat, sondern dass er die Geschichte einfach völlig anders interpretiert hat, als sie im Roman geschrieben ist oder die Leser/Zuschauer das getan haben. Ist natürlich sein gutes Recht, aber eben deswegen wäre ich bei seinen Aussagen sehr vorsichtig, weil er sich auch oft selbst widerspricht.
zu Punkt 1: Du hast recht, ich korrigiere meine Aussage: "um die Story von Alien erzählen zu können, bedarf es "phantastischer" Elemente, nicht unbedingt "SF-Elemente". Aber um es überspitzt zu formulieren: Im Setting der Lindenstraße könnte man die Geschichte nicht rüberbringen ;-)
zu Punkt 2: Auch hier stimme ich Dir zu: Die Romanvorlage "Do Androids Dream of Electric Sheep" hat kaum etwas mit dem Film "Blade Runner" zu tun, insofern kann man Ridley Scott den Vorwurf einer totalen Missinterpretation machen. Andererseits könnte man aber auch sagen: Ohne "Blade Runner" würde heutzutage keiner die Bücher von Phillip K. Dick kennen. Und mMn. absolut zu recht.

deval » Mittwoch 26. Mai 2010, 16:44
Ich beziehe mich nicht vermutlich auf Alien, sondern schreibe es sogar.
Das ist mir peinlich! Ich entschuldige mich für meine Unaufmerksamkeit, und gelobe Besserung! Hach, das ist peinlich! :oops:

Zum Thema "grüne Weihnachtsmänner scheißen": Ich hab mal mit jemandem über Alien und dessen Spannungs-Moment diskutiert, der sagte "ist doch scheißegal, ob das jetzt ein Alien oder ein Dackel ist, der dir an die Gurgel will!", und da hatte er im Prinzip auch recht. Aber ich wollte ja auch eigentlich in diesem Thread nicht über Horror-Elemente diskutieren, sondern über Alien-Elemente.

Ich wiederhole: Anthropozentrismus nervt. Bajoraner mit Silikonhubbeln auf der Nase sind keine fremde Lebensformen, sondern Leute mit Silikonhubbeln auf der Nase. Wenn man zu einem fremden Planeten fliegt, und lange braucht, um zu kapieren, dass der ganze Ozean dort eine einzige Lebensform ist, da wirds für mich interessant.
Oder nicht?
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von Marc »

conanboy hat geschrieben:Ich wiederhole: Anthropozentrismus nervt. Bajoraner mit Silikonhubbeln auf der Nase sind keine fremde Lebensformen, sondern Leute mit Silikonhubbeln auf der Nase. Wenn man zu einem fremden Planeten fliegt, und lange braucht, um zu kapieren, dass der ganze Ozean dort eine einzige Lebensform ist, da wirds für mich interessant.
Sehe ich genauso. Ich glaube aber, dass Du von falschen Voraussetzungen ausgehst, wenn Du beide Lebensformen (Bajoraner aus dem Star-Trek-Universum/Lem'scher Ozean) aus demselben Blickwinkel betrachtest und kritisierst. Beide Lebensformen erfüllen meiner Meinung nach völlig verschiedene Funktionen. Ich denke, dass der Ozean in Solaris die Unbegreiflichkeit außerirdischen Lebens durch den Menschen verdeutlichen SOLL. Hier wird gerade die völlige Andersartigkeit nichtirdischer (intelligenter) Lebensformen thematisiert. Es ist DAS zentrale Thema, welches sich in vielen Lem-Romanen oder z.B. auch in "Picknick am Wegesrand" der Strugatzkis wiederfindet.

Dagegen sind die Bajoraner im Raumschiff-Enterprise-Universum, wie ich finde, nichts anderes als Statisten in einer Art SF-Daily-Soap, in der ganz alltägliche - vor allen Dingen: menschliche - Probleme und Konflikte zum Thema gemacht werden, in denen sich der Zuschauer wiederfinden soll. D.h., die außerirdischen Figuren bzw. Völker von Star Trek sind geradezu darauf angelegt menschlich zu wirken und sollen ja auch ganz gezielt verschiedene, typisch menschliche Charaktere wiederspiegeln (z.B. der profitgierige Quark, der überkorrekte Odo, die mitfühlende Deanna Troi, die kämpferischen Klingonen, die rationalen Vulkanier, etc.). Hubbel auf der Nase haben diese Figuren nur deshalb, da die Serie nun mal im Weltraum stattfindet. Außerdem ist da auch ein für den Zuschauer bequemer Wiedererkennungseffekt, der es ihm leichter macht den Charakter einer handelnden Figur einzuschätzen: große Ohren, komische Stirn, schlechte Zähne (Ferengi): profitgeil, gierig. Dieses Schubladendenken der ST-Serien ist bedenklich und bietet meiner Meinung nach Anlass zur Kritik, obwohl ansonsten das Niveau vieler Folgen - vor allem von TNG und DS9 - recht hoch ist, wie ich finde.

Völlig menschenunähnliche Außerirdische sind bei Star Trek dagegen selten und haben (deshalb leider) eher negativen, bedrohlichen Charakter (Borg, Q). Mal ganz abgesehen von den intellektuellen wie technischen (und letztlich finanziellen) Problemen sich für jede der insgesamt mehreren hundert Folgen verschiedener ST-Serien völlig individuelle Alien-Typen auszudenken und diese aufwändig in die Realität umzusetzen...
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von conanboy »

Ich stimme
Marc » Samstag 29. Mai 2010, 13:59
in allen Punkten zu. Meine Aussage "Bajoraner sind Leute mit Hubbeln auf der Nase" ist auch gar nicht wertend gemeint, ich halte ST für eine großartige Serie. Und Gene Roddenberry hatte absolut recht, als ihm zu TOS- und STNG-Zeiten vorgeworfen wurde, seine "Aliens" seien alles nur grüngeschminkte Menschen, und er sagte "Um die Hausfrau beim Nachmittagsfernsehen anzusprechen, kann man schlecht in jeder Folge hochphilosophische Dialoge mit wabernden Energiewesen zeigen!". OK, das ist frei interpretiert aus irgendeinem Interview, das ich mal vor 100 Jahren gelesen hab, aber vom Sinn her stimmts. :)
Aber: Obwohl Mr. Data auch nur ein goldgeschminkter "Mensch" ist, ist die Folge "Wem gehört Data?" ein Paradebeispiel dafür, wie gut SF sein kann, und wie gut man aktuelle Problematiken in SF-Gestalt auch der reinswitchenden Hausfrau beim Nachmittagsfernsehen unterhaltsam vermitteln kann. Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich selbst damals beim zufälligen Reinswitchen in diese Folge gemerkt hab, wie gut diese Serie ist. :)

Ich fürchte allerdings, dass diese konsequente Darstellung von Ausserirdischen als "Variationen des Menschen" in den letzten Jahrzehnten durch (sehr gute) Unterhaltungs-Serien wie ST, SG, B5, BG etc. beim Publikum den Eindruck erzeugt hat, dass Ausserirdische automatisch immer irgendwie nur Homo-Sapiens-Varianten sind. Daher kommt auch immer der sachliche Einwand "Naja, müsssen Ausserirdische nicht sowieso menschenähnlich sein?".
Auch die Astrophysik konzentriert sich derzeit auf die Suche nach "erdähnlichen" Planeten, denn sie geht bei ihren Bemühungen davon aus, dass wir ("Der Mensch") Standard sind bei der Entstehung von Leben im Universum. Logisch: Wovon soll sie auch sonst ausgehen?

Aber lasst uns mal nicht unsere wissenschaftliche Realität verwechseln mit dem, was wir uns vorstellen können. Wenn sich einer vorstellen kann, dass ein ganzer Planet eine einzige Lebensform bildet, das ist für mich SF at it's best (Lem, Solaris). Wenn sich einer ne Lebensform ausdenkt, die künstlich hergestellt wurde, um virusartig ganze Spezies auszurotten, dann ist das für mich eine ganz unterhaltsame Idee (Alien). Auch die Borg (STNG) und die Zerg (Starcraft), wo die einzelnen Individuen als Zellen des Gesamtorganismus agieren, finde ich cool.

Cool finde ich aber auch ALF, nur gibt der mir wenig Anlass, über Anthropozentrismus zu philosophieren :)
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von bukaman »

conanboy hat geschrieben:Ich fürchte allerdings, dass diese konsequente Darstellung von Ausserirdischen als "Variationen des Menschen" in den letzten Jahrzehnten durch (sehr gute) Unterhaltungs-Serien wie ST, SG, B5, BG etc. beim Publikum den Eindruck erzeugt hat, dass Ausserirdische automatisch immer irgendwie nur Homo-Sapiens-Varianten sind. Daher kommt auch immer der sachliche Einwand "Naja, müsssen Ausserirdische nicht sowieso menschenähnlich sein?".
Auch die Astrophysik konzentriert sich derzeit auf die Suche nach "erdähnlichen" Planeten, denn sie geht bei ihren Bemühungen davon aus, dass wir ("Der Mensch") Standard sind bei der Entstehung von Leben im Universum. Logisch: Wovon soll sie auch sonst ausgehen?
Star Trek, Außerirdische und Harald Lesch: http://www.scifi.de/videos/c1169623/120 ... Fiction-05
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Re: Anthropozentrismus nervt

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

*schmunzel* Ja, das ist Lesch. Wobei das mit den Fischen ... wie ist das mit dem Zitteraal? :beanie:
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