K. H. Scheers ZBV Reihe

Science Fiction in Buchform
Benutzeravatar
breitsameter
Ghu
Ghu
Beiträge: 12354
Registriert: 25. Dezember 2001 00:00
Bundesland: Bayern
Land: Deutschland
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Re: K. H. Scheers ZBV Reihe

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

bukaman hat geschrieben:
L.N. Muhr hat geschrieben:Und du glaubst, das sei legal?
War keine böse Absicht meinerseits, ich hab den Link entfernt.
Und wieder einmal hat es sich ausgezahlt, daß ich Google das Cachen der Seite explizit verbiete - denn sonst wäre in der Cache-Version noch der Link drin. Also bitte hier etwas vernünftiger mit solchen Links umgehen: in einem öffentlichen Forum hat so etwas nichts verloren. Und gut heißen kann ich so etwas auch nicht.
Aber der Link wurde ja schnell wieder entfernt. Puh.
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
Benutzeravatar
bukaman
BNF
BNF
Beiträge: 838
Registriert: 13. April 2009 18:06
Liest zur Zeit: Dan Simmons - Endymion
Wohnort: Niedersachsen

Re: K. H. Scheers ZBV Reihe

Ungelesener Beitrag von bukaman »

Da saß ich nun in einem Berg aus Berichten und blickte den wohl seltsamsten ehemaligen Schatten zur besonderen Verwendung der Geheim-Wissenschaftlichen-Abwehr an. Ja, sie haben richtig gelesen – ehemaligen Schatten.
Unser letzter gemeinsamer Agenteneinsatz lag nun etwas mehr als zwanzig Jahre zurück und fast genauso lange hatten wir beide uns auch nicht mehr gesehen. Wir hatten die GWA gemeinsam verlassen, irgendwann hatten wir einen Punkt erreicht, an dem wir einfach nicht mehr konnten.
Jetzt, nachdem ich gemeinsam mit Hannibal den Berg der Einsatzberichte gesichtet hatte, wußten wir auch wieder, warum. Zu oft hatten wir unsere persönliche Existenz verwandeln müssen, zu oft hatten wir unser Äußeres für das Überleben der Menschheit verändert, so oft, das wir schon irgendwann nicht mehr gewußt hatten, wer wir eigentlich in Wirklichkeit waren. Es hatte einige Zeit gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, jeden Morgen mein eigenes, echtes und wahres Gesicht im Spiegel zu erblicken.
„Dabei gilt dein Gesicht doch als schön und anziehend – obwohl, mit meiner Stattlichkeit wirst du nie konkurieren können!“
Der kleine Zwerg mit dem eiförmigen Kopf und seinem verwachsenen Körper sah mich schief von der Seite her an. Seine Bemerkung war nicht gesprochen worden, er hatte sie telepathisch von sich gegeben, nachdem er wider allen Zurechtweisungen nicht davon abgelassen hatte, in meinen Gedanken zu schnüffeln.
Hannibal Othello Xerxes Utan – bis heute davon überzeugt, adlige Vorfahren besessen zu haben, und ich waren die letzten und einzigen beiden Telepathen auf der Erde. Kiny Edwards, unsere ehemalige Kollegin und einzige naturgeborene Telepathin der GWA, war schon vor Jahren ausgewandert und auf den Mars gezogen.
„Raus aus meinem Kopf!“ dachte ich so intensiv, das mein Gegenüber bald aus dem Sessel fiel, in den er seinen verbogen Körper gefletzt hatte.
„Die Macht der Gewohnheit, entschuldige Großer. Aber ich war neugierig, ob ich es nach all den Jahren noch kann.“
„Als ob du es jemals verlernen würdest. Du hast dich doch noch nie wirklich zurückhalten können, und ich nehme dir nicht ab, das du die letzten zwanzig Jahre nicht in den Köpfen anderer Leute herumgeschnüffelt hast. – Ich hab Durst und Hunger, wie siehts mit dir aus?“ wechselte ich das Thema, bevor Utan anstrengend wurde und sich über meinen Vorwurf übertrieben erboste.
„Gern!“ sagte er, diesmal akkustisch. Ich rief einen Servokellner herbei, der prompt herbei schwebte, uns seine holografische Menükarte projizierte, traf meine Wahl, ebenso Hannibal, dann flog die Drohne davon, um wenig später die Mahlzeit zu servieren.

Das Mahl war lecker und mehr als sättigend gewesen. Das beweisen zu müssen, erschien Hannibal sehr wichtig und so drückte er seine Erkenntnis darüber in einem gewaltigen Rülpser aus. Ich schaute ihn angewidert an. So verschieden wir beide auch waren, nur gemeinsam hatten wir es oftmals geschafft, am Leben zu bleiben. Wir hatten nicht mit und auch nicht ohne einander gekonnt.
Ich wandte mich wieder den alten Einsatzberichten zu. Sie waren noch auf Papier gedruckt, das langsam zu vergilben begann, trotz Konservierung in den geheimen Archiven im Washingtoner Hauptquartier der GWA.
Zwanzig Jahre Frieden auf der Erde, zwanzig Jahre, in denen keine Invasoren von außerhalb des Sonnensystems unsere Existenz bedroht hatte, war die Weltregierung zu dem Entschluß gekommen, die Geheimakten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unsere Aufgabe war es, diese Berichte noch einmal zu überprüfen und eventuelle Fehler zu korrigieren. Nun, fehlerhaft waren diese Berichte nicht – was den Inhalt betraf. Ich hatte die Berichte seinerzeit immer nur handschriftlich verfasst, niemals am Computer, da immer irgendwelche Sicherheitslücken und Risiken bestanden hatten, das davon vorzeitig etwas an die Öffentlichkeit und damit auch in falsche Hände hätte geraten können. Allerdings hatte ich die Berichte in einer Mischung aus Stenographie und Sauklaue verschlüsselt, das ich es selbst nicht alles hatte entziffern können. Also hatte man die Berichte vom Mondgehirn ZONTA „dechiffrieren“ lassen. Es war ihm weitestgehend gelungen.
„Rechtschreibfehler unzählbar!“ kommentierte Hannibal. „Ein Wunder, daß ZONTA da nicht durchgedreht ist, bei der Schmiererei.“
„Computer drehen durch? Lass das mal Nishimura oder Allison hören, die drehen sich in ihren Gräbern um!“
Viele unserer ehemaligen Kollegen, genau wie auch unser Chef, General Arnold G. Reling, hatten inzwischen das zeitliche gesegnet. Einige waren nicht viel älter als wir gewesen, aber Hannibal und ich alterten langsamer als gewöhnliche Menschen. Experimente unserer Wissenschaftler an unseren Gehirnen und auch Intelligenzaufstockungsverfahren durch marsianische Hinterlassenschaften hatten uns verändert. Viele hatten Angst vor unseren Fähigkeiten gehabt oder hatten sie noch immer. Auch dies war ein Grund, warum wir unsere Berichte veröffentlichen wollten. Wir wollten der Menschheit beweisen, das wir keineswegs Monster waren und stattdessen unsere Fähigkeiten immer nur zum Wohle der Menschheit eingesetzt hatten. Aber unsere Fähigkeiten würden nicht das einzige bleiben, was die zukünftigen Leser unserer Erzählungen in Erstaunen versetzt. Oder wie würden sie reagieren, wenn ihnen von höchster offizieller Stelle berichtet wird, das Zeitreisen nicht nur möglich, sondern auch mehrfach in den letzten Jahrzehnten durchgeführt worden waren?
Und dann auch noch Zeitreisen in eine Epoche, in der ein Kontinent existierte, den die meisten Menschen nur für ein Gerücht, eine Sage hielten? Richtig, ich spreche von dem sagenumwobenen Kontinent Atlantis. Wir waren in diese Epoche, 187000 Jahre in der Vergangenheit, gereist, um die Existenz der heutigen Menschheit zu garantieren – und hatten dabei festgestellt, das unsere Zeitreiserei erst dazu beigetragen hatte, das die Menschheit, so wie wir sie kennen, überhaupt existierte. Wären wir nicht in die Vergangenheit gereist, die Menschheit bestünde heute aus Nachkommen der Marsianer und Atlanter - zumindest den Atlantern, die den Untergang ihres Kontinents überlebt hatten – und sie würden heute dies hier nicht lesen. Die Zeitreisen waren das aufregendste Kapitel in unserer Zeit als aktive Schatten der GWA gewesen. Und mitunter auch das verwirrendste. Über Zeitparodoxa mochte ich nicht länger nachdenken, ich legte die entsprechenden Berichte zu Seite und griff nach dem nächsten.
„Das war ein Spaß!“ deutete Hannibal mit einem Fingerzeig auf die Blattsammlung in meiner Hand an. Ich warf einen kurzen Blick auf die Überschrift: Gegenschlag Kopernikus. Oh ja, das war wirklich einer der tollsten Einsätze gewesen. Ich war damals in die Rolle des Tumadschin Khan geschlüpft, ein Herrscher über ein galaktisches Reich, dem auch das heimatliche Sonnensystem angehörte. Wir hatten einer außerirdischen Macht – den Hypnos – vorgekaukelt, ein unbesiegbares Volk zu sein und mit dem größten Schauspiel in der Geschichte der Menschheit war uns dies auch gelungen. In Folge dieses Einsatzes hatten wir auch erstmals die Grenzen unseres Sonnensystem hinter uns gelassen und ferne Welten zu Gesicht bekommen. Danach hatten sich unsere Kommandos wieder mehr auf die Erde, den Mond und den Mars beschränkt. Wobei auf der Erde eigentlich nicht richtig ist. Oftmals waren wir unter der Erde, in irgendwelchen Geheimverstecken illustrer Bösewichter, oder unter Wasser in U-Booten unterwegs gewesen. Heute bekamen mich keine zehn Pferde mehr in ein U-Boot, ich hatte die Nase voll von ihnen.
„Geht mir genauso.“
„Du sollst doch nicht....“ Hannibal zuckte zusammen und hob die dürren Ärmchen über seinen verformten Kopf. „Es tut mir leid, es passiert halt einfach. Vielleicht mag sich mein Unterbewußtsein auch einfach nicht von dir herumkommandieren lassen, wie du es so oft mit mir getan hast. Immer war ich nur dein oftmals verkrüppelter Anhang, den du scheuchen und schikanieren konntest!“
„Hättest du vorausschauende Ahnen gehabt, man hätte dir bereits im Mutterleib zu einem normalen Körper verholfen“ stichelte ich.

Eine Woche später waren Hannibal und ich mit der Sichtung der Berichte fertig und gaben sie zur Veröffentlichung frei. Die vielen Rechtschreib- und Druckfehler hatte man zu meinem Leidwesen gelassen. Man wollte wohl damit zu Ausdruck bringen, das Computer und hochgezüchtete GWA-Schatten keinesfalls unfehlbar waren.
„Und was machen wir jetzt?“ fragte mich der Zwerg.
„Was du machst, weiß ich nicht. Ich für meinen Teil ziehe mich in einen bequemen Sessel zurück und werde einen Roman, eine Fiktion, lesen, aus einer Zeit, in der Raumfahrten in den weiten der Galaxis für die meisten Menschen noch Zukunftsvision war.“
Benutzeravatar
a3kHH
SF-Dinosaurier
SF-Dinosaurier
Beiträge: 2045
Registriert: 4. Oktober 2007 21:33
Land: Deutschland
Wohnort: Hamburg

Re: K. H. Scheers ZBV Reihe

Ungelesener Beitrag von a3kHH »

:prima:
Darf ich Dich zitieren ?
Benutzeravatar
bukaman
BNF
BNF
Beiträge: 838
Registriert: 13. April 2009 18:06
Liest zur Zeit: Dan Simmons - Endymion
Wohnort: Niedersachsen

Re: K. H. Scheers ZBV Reihe

Ungelesener Beitrag von bukaman »

Gern doch. Freut mich, wenn es gefällt.
Antworten