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Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 23. Mai 2018 09:27
von Ender
Gestern verstarb der (unter anderem) Pulitzer-Preis- und Man Booker Award- Gewinner Philip Roth.

Nun ist er nicht gerade als SF-Autor berühmt geworden, aber zumindest sein Roman „Verschwörung gegen Amerika“ von 2004 ist als lupenreine Alternativweltgeschichte durchaus unserem Genre zuzuordnen.
Es geht darin um einen Faschisten, der die US-Präsidentschaftswahl gewinnt – in diesem Fall handelt es sich dabei um den im tatsächlichen Leben als Atlantikflieger berühmt gewordenen Charles Lindbergh. Dieser hatte sich zu seiner Zeit wohl wirklich positiv gegenüber dem deutschen Nationalsozialismus bzw. antisemitisch geäußert … eine mehr als zweifelhafte Figur also.
Philip Roth hat sich in seinem Roman Gedanken gemacht, wie ein Amerika unter einer solchen Führung hätte aussehen können.

Und wieder mal muss ich zu meiner Schande gestehen: Das Buch steht seit 1 oder 2 Jahren bei mir im Regal, aber … nun ja, ihr kennt das …

R.I.P., Mr. Roth
Hier ist ein kurzer Artikel zu deinem Tod aus der SZ

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 23. Mai 2018 13:37
von Teddy
Ich habe ja vor drei Jahren eine Liste mit 10 Büchern erstellt, die ich endlich mal lesen sollte:

1. George Orwell - 1984
2. Dietmar Dath - Die Abschaffung der Arten
3. John Brunner - Schafe blicken auf
4. Ray Bradbury - Die Mars-Chroniken
5. Philip Roth - Verschwörung gegen Amerika
6. Keith Roberts - Pavane
7. Greg Bear - Das Darwin-Virus
8. Thomas Disch - Auf Flügeln des Gesangs
9. Roger Zelazny - Im Zeichen des Einhorns
10. Karel Capek - Der Krieg mit den Molchen

Davon habe ich bisher jedes Jahr genau ein Buch geschafft. Da wäre dieses Jahr wohl Verschwörung gegen Amerika dran.
Immerhin habe ich letztes Jahr Portnoys Beschwerden von Roth gelesen. Keine Phantastik, aber über weite Strecken sehr amüsant zu lesen. Allerdings nur was für Leute, die mit der expliziten Darstellung von sexuellen Handlungen keine Probleme haben.

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 26. Mai 2018 18:47
von Montag
Verschwörung gegen Amerika ist schon interessant, da es viel über das jüdische Leben in Amerika sagt. Die Alternativweltgeschichte ist schon ganz gut. Mich persönlich hat Amerikanisches Idyll viel mehr angesprochen. Ist dafür aber ein ganz schöner Schinken.

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 16. Juni 2018 09:03
von Wrong
ich habe gestern Portnoys Beschwerden beendet. Obwohlich ich mit beispielsweise Bukowski und Djian nie richtig klar kam, hat mir der Roman sehr gut gefallen. Dieser Gegensatz bezüglich der prüden Familie und dem schlüpfrigen Schlingel hat mich zum Dauerschmunzeln gebracht. Ich kann auch damit leben, wenn jemand sein eigenes Nest beschmutzt und sich als Jude über Juden lustig macht. Das ist wohl eine Stärke von Roth. Im Gegensatz zu Franzen, der sich m.E. über alles höher stellt und von oben herab über jeden urteilt. Die schönsten Szenen sind für mich die zwei Baseballpassagen. In der ersten schwelgt als Superstar und kann jede Bewegung des Spiels. In der zweiten schaut er am Sonntagmorgen den Vätern beim Spiel zu. Geniale Literatur. Besonders lustig und nicht zu vergessen, das Sperma auf der Glübirne des Badezimmers.

Das war mein dritter Roman von Roth. Vor gut fünfzehn Jahren las ich der menschliche Makel und vor drei Jahren Amerikanisches Idyll, die traurigste Vater - Tochter Beziehung, die je gelesen habe.

Was konnte der Mann schreiben.

Beste Grüße,
Wrong

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 16. Juni 2018 10:07
von Uschi Zietsch
Vielen Dank! Dann werde ich Herrn Portnoy mal auf mein Sofa einladen.

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 16. Juni 2018 12:49
von L.N. Muhr
Wrong hat geschrieben: 16. Juni 2018 09:03 ich habe gestern Portnoys Beschwerden beendet. Obwohlich ich mit beispielsweise Bukowski und Djian nie richtig klar kam,
Ich sehe irgendwie keinerlei Zusammenhang zwischen "Portnoy" und den von dir genannten Autoren.

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 16. Juni 2018 13:56
von Wrong
Nicht weiter schlimm! :prima:

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 16. Juni 2018 13:59
von L.N. Muhr
Dass Juden über sich selbst lachen, ist elementarer Bestandteil des jüdischen Humors. Warum man das noch erwähnen muss, verstehe ich nicht. Aber eine Erklärung dazu und zu dem, was ich weiter oben nicht verstehe, wäre schon nett.

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 16. Juni 2018 14:16
von Badabumm
Das muss man erwähnen, weil das Lachen über Minderheiten vielen heute sauer aufstößt, da es "politisch nicht korrekt ist". Wir sind in einem so absurden "vorauseilenden Gehorsam" gefangen, dass man ab und zu erwähnen sollte, dass jüdische Witze sich meist selbst aufs Korn nehmen. Viele jüdische Witze entstanden in einem Milieu der Unterdrückung, ebenso wie viele DDR-Witze, deswegen ist der Humor ganz speziell.

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 16. Juni 2018 14:33
von L.N. Muhr
Unsinn. Das glaubst du doch selbst nicht.

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 16. Juni 2018 16:04
von Teddy
Lass mich mal raten, Badabumm. Du hast weder Portnoys Beschwerden noch sonst etwas von Roth gelesen, oder? :wink:

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 16. Juni 2018 16:45
von L.N. Muhr
Oder von Woody Allen oder von Ephraim Kishon. Von anderen Minderheiten-Komikern ganz zu schweigen, über deren Selbstwitz sich niemand, absolut niemand aufregt. Die Schindmähre der political correctness war schon tot, bevor man sie aus dem Stall trieb, aber das immer noch Leute versuchen, sie zu reiten, erstaunt mich.

Re: Philip Roth (19.03.1933 - 22.05.2018)

Verfasst: 17. Juni 2018 11:00
von Wrong
"Aber eine Erklärung dazu und zu dem, was ich weiter oben nicht verstehe, wäre schon nett."

Damit meinte ich Autoren, die erotische Elemente in ihren Romanen nicht nur nebensächlich behandeln.

Lg Wrong