Der "Liest zur Zeit" Thread

Science Fiction in Buchform
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Badabumm
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Der beste Kurzgeschichtenautor der SF ist für mich immer noch Bradbury. Sheckley und Tiptree folgen gleich darauf...
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Harald Lesch
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Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Ender hat geschrieben: 23. November 2020 10:40
Lichtspruch-an-TRAV hat geschrieben: 23. November 2020 09:31 versuche es mit "Der finale Strand" = "Terminal Beach". Vermutlich seine berühmteste Kurzgeschichte. Entweder springt der Funke nach der Lektüre über oder Du schwörst ihm dauerhaft ab. Also auch ein "finaler Lackmustest" :D
Ah, die Geschichte habe ich sogar da. In "Science Fiction Anthologie, Band 5: Die Sechziger Jahre I", herausgegeben von H.J. Alpers und Werner Fuchs, heißt sie "Endstation Strand".
Schaue ich mir bald nochmal an.
Ich gestehe: Der Funke sprang nicht über.
Zwar erkenne ich Ballards sprachliches Können, mag es aber wohl generell lieber etwas handfester.
Trotzdem bin ich noch nicht bereit, diesen Lackmustest als final anzusehen und ihm dauerhaft abzuschwören. Irgendwann gibt es sicher nochmal einen neuen Versuch :)
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Lichtspruch-an-TRAV »

Corona - Pandemie, globaler Lockdown, Kontaktverbot - das wären seine Themen gewesen. J.G., Du hättest schon längst einen grandiosen Roman daraus gemacht! So traurig, dass Du nicht mehr bist... :(
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Ist die SF dazu da, den Journalismus zu ersetzen?

SF funktioniiert doch eher als (unsicheres) Frühwarnsystem, und da ist Ballard mit seinen Klima- und Urbanisierungsromanen ein gutes Beispiel.
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Teddy
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Lichtspruch-an-TRAV hat geschrieben: 23. November 2020 09:31 J.G. Ballard ist - meines Erachtens - innerhalb der SF einer der ganz großen Literaten. Aber bevor ich komplett ins Schwärmen abtauche (die Liaison dauert schon 35 Jahre an), versuche es mit "Der finale Strand" = "Terminal Beach". Vermutlich seine berühmteste Kurzgeschichte. Entweder springt der Funke nach der Lektüre über oder Du schwörst ihm dauerhaft ab. Also auch ein "finaler Lackmustest" :D
So, hab die Geschichte auch gelesen. Und es geht mir wie Ender. Kein überspringender Funke, kein Abschwören. Ich halte es mit Markus Gasser, der sagte: "Es gibt Autoren, die ich mag, und Autoren, die ich noch nicht mag." Ballard ist eindeutig ein Autor, den ich noch nicht mag, von dem ich mir aber gut vorstellen kann, dass es nur den richtigen Zeitpunkt und das richtige Buch von ihm braucht, um das zu ändern.
Speziell an der Geschichte hier, hat mir auch die Übersetzung nicht gefallen. "Quantal" wird mit "quantal" übersetzt, dabei gibt es das Wort im Deutschen gar nicht. "Target basin" ist ein Ausdruck, der nur in wissenschaftlicher Literatur vorkommt und bestimmt nicht mit "Zielbecken" übersetzt werden sollte. Ich glaube, die Übersetzung klammert sich generell zu sehr an den Originaltext. Weiß einer, ob es noch eine andere Übersetzung gibt? Die Geschichte ist ja auch bei Heyne und Suhrkamp erschienen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Lichtspruch-an-TRAV »

Teddy hat geschrieben: 24. November 2020 20:37 "Es gibt Autoren, die ich mag, und Autoren, die ich noch nicht mag." Ballard ist eindeutig ein Autor, den ich noch nicht mag, von dem ich mir aber gut vorstellen kann, dass es nur den richtigen Zeitpunkt und das richtige Buch von ihm braucht, um das zu ändern
"Passt!" :prima: - wie man hier in Bayern sagt. Bei mir kam der Appetit mit dem Essen. Ich las in den 80'ern zuerst "Das Reich der Sonne". Da wusste ich noch nicht, dass der Mann vor allem SF schreibt. Dann kam ich automatisch zu seinen "Transformations - Romanen", schließlich zu den Kurzgeschichten. In der Rückschau fast schon ein evolutionärer Prozess.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Lichtspruch-an-TRAV »

Teddy hat geschrieben: 24. November 2020 20:37 Weiß einer, ob es noch eine andere Übersetzung gibt? Die Geschichte ist ja auch bei Heyne und Suhrkamp erschienen.
Da muss ich mal schauen. Ich habe verschiedene Ausgaben. Grundsätzlich empfehle ich J.G. Ballard im Original auf Englisch zu lesen. Die deutsche Übersetzung ist nicht schlecht, aber es gehen doch sehr viele Pointen verloren. Außerdem wurden viele Geschichten radikal eingekürzt. Dafür ist Ballard eigentlich zu schade...
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Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Laut Christian Pree gibt es von o.g. Kurzgeschichte auch noch eine Übersetzung von Lore Matthaey ("Eiland des Todes") und eine von Michael K. Iwoleit ("Endzeitstrand").
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Teddy
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Ender hat geschrieben: 25. November 2020 10:41 Laut Christian Pree gibt es von o.g. Kurzgeschichte auch noch eine Übersetzung von Lore Matthaey ("Eiland des Todes") und eine von Michael K. Iwoleit ("Endzeitstrand").
Da hätte ich natürlich auch selbst mal schauen können. Die Iwoleit-Übersetzung ist in der mehrbändigen Anthologie Wege zur SF von James Gunn, d.h. die hab ich auch. Werde mal einen Vergleich starten.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Fertig mit

Susanna Clarke: Piranesi

Das ist ein angenehm kurzes Büchlein, sehr dicht und atmosphärisch. Auf den ersten paar Seiten hatte ich Schwierigkeiten, reinzukommen nach dem Mitchell, doch auf einmal hat es mich eingesaugt und nicht mehr losgelassen.

Piranesi lebt in Dem Haus, und Das Haus ist Die Welt. Seine ganze Welt. Er lebt als Mensch allein, nur gelegentlich kommt Der Andere zu Besuch und bringt ihm, was er braucht. Piranesi führt akribisch Tagebuch.
Das Haus ist möglicherweise unendlich, denn es besitzt tausende und mehr Säle und Vestibüle, es ist ein Labyrinth. Und in jedem Saal und Vestibül gibt es Statuen, mal groß, mal klein, mal menschlich, mal animalisch, mal mythisch. In den Unteren Sälen donnert regelmäßig die Flut Des Meeres gegen die Stufen und Statuen. Das Meer birgt Leben, Fische, Tang. Piranesi, der vom Anderen so genannt wird und sicher ist, dass er nicht so heißt, auch wenn er sich an seinen Namen nicht mehr erinnert (wie so manches andere auch nicht) kann sich davon ernähren. Ansonsten leisten ihm Vögel aller Art Gesellschaft. Tags scheint die Sonne, nachts der Mond, es gibt Jahreszeiten.
Piranesi verbringt seine Tage damit, akribisch das Labyrinth zu dokumentieren. Er redet mit den Vögeln, er spricht mit den Statuen, und er kümmert sich um die Toten - menschliche Skelette, also gab es schon andere vor ihm -, damit sie nicht so allein sind.

Piranesi ist freundlich, naiv, zufrieden. Glücklich.

Bis er eines Tages Tagebuchfetzen findet, die er nicht versteht, bis er feststellt, dass es noch jemanden in Dem Haus geben muss, und dass er belogen wurde. Und dann kommt das Hochwasser ...

Die Geschichte ist einfach großartig. Ungewöhnlich und originell. Bin schwerst begeistert. :prima:
Zuletzt geändert von Uschi Zietsch am 3. Dezember 2020 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
:bier:
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Kommt mir vor, als hätte ich dazu mal einen Kurzfilm auf Arte gesehen. Die Thematik ist mir bekannt. Kann aber daran liegen, dass die Thematik "Alleinsein, Labyrinth, Hochwasser, Haus, merkwürdige Notizen" sicher nicht nur einmal vorkommt.
Hört sich gut an.

PS Scheint "Piranesi" zu heißen und bezieht sich damit wohl auf die unendlichen, irrealen Kerkerbilder des gleichnamigen Künstlers. Hab's deshalb lange nicht ausfindig machen können... :zombie:
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Ja natürlich heißt er Piranesi, Mann!!!!! Danke, ich hab's noch ausbessern können. Das war aber ein durchgehender Verdreher, sacklzement. Anscheinend zu früh oder was auch immer.
Das Buch wurde 2020 von Clarke publiziert, der Arte-Film muss sich also auf den Künstler beziehen.
Die Thematik in dieser Zusammensetzung ist aber schon neu, vor allem auch, worum es eigentlich geht.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Des_Orphan »

Zum 3. Mal meinen absoluten Favoriten der Urban-Fantasy:
Bild
Passend zur Jahreszeit: Eine im wahrsten Sinne des Wortes überbordende, mächenhafte Erzählung von Gut und Böse, unsterblicher Liebe und fantastischen, irren Figuren, die es so - meines Wissens nach - kein 2. Mal gibt.
Einfach ganz große Unterhaltung :prima:

PS.
Aber Vorsicht!
Die Verfilmung kommt nicht mal ansatzweise an das Buch heran und taugt schlicht gar nichts...
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Badabumm
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Badabumm hat geschrieben: 3. Dezember 2020 15:05 Kommt mir vor, als hätte ich dazu mal einen Kurzfilm auf Arte gesehen. Die Thematik ist mir bekannt. Kann aber daran liegen, dass die Thematik "Alleinsein, Labyrinth, Hochwasser, Haus, merkwürdige Notizen" sicher nicht nur einmal vorkommt.
Hört sich gut an.

PS Scheint "Piranesi" zu heißen und bezieht sich damit wohl auf die unendlichen, irrealen Kerkerbilder des gleichnamigen Künstlers. Hab's deshalb lange nicht ausfindig machen können... :zombie:
Ich fand's cool, weil du es im Text so konsequent durchgehalten hast. Jemand, der sich mit Texten auskennt, musste das deshalb richtig machen... ;) Deshalb habe ich natürlich angenommen, es wäre eine künstlerisch-freiheitliche Umformung von „Piranesi“ und habe mir nichts dabei gedacht. Bis ich dann das Suchen begonnen habe und nichts fand... ;)

Habe dabei erfahren, dass dies seit 16 Jahren erst ihr zweites Buch ist. Da ich aber die „Bibliothek von Babel“, „Ico“, „Maze Runner“, „Labyrinth“, „Der Mann im Netz“ und alte Gemäuer sowieso liebe, kommt das auf die Wunschliste.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Ja unglaublich, da war mal wieder ne Verdrahtung falsch im Hirn :lol:
Also ich fand es wirklich sehr toll, vor allem die Erzählweise. Wenn sie weiter so tolle Bücher macht, kann sie gern wieder ... äh, nein, nicht 7 Jahre warten, irgendwann bin ich zu alt ... und sie ist ja sogar noch zwei Jahre älter als ich.
:bier:
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