So, mittlerweile habe ich meine ersten beiden Bücher des Jahres abgeschlossen:
Shirley Jackson - Spuk in Hill House
Gruselklassiker aus dem Jahr 1959, der als Blaupause für zahlreiche Spukhausgeschichten gilt. Gut geschrieben und angesichts des Alters erstaunlich wenig altbacken. Sehr gelungene Atmosphäre und detailliert charakterisierte Figuren. Auf Schockeffekte wird fast gänzlich verzichtet, stattdessen werden nur vereinzelte mysteriöse Ereignisse sowie die Psyche der Hausbewohner geschildert. So bleibt in vielen Punkten offen, was nun tatsächlich übernatürlicher Spuk und was nur Einbildung war.
Nicht so gut: Teilweise gerät das Ganze recht langatmig, die Hauptfigur nervt ziemlich (obwohl das
durchaus beabsichtigt ist), zwei später auftretende Protagonisten werden sehr übertrieben dargestellt und bringen dadurch unnötige Albernheiten in die Geschichte. Das Ende ist zwar irgendwie gut und folgerichtig, aber so ein bisschen habe ich mir trotzdem die Frage "Was sollte das jetzt eigentlich alles?" gestellt.
Ein interessanter Roman also, der mich trotzdem nur halbwegs überzeugt hat.
Lauren Beukes - Moxyland
Der Roman kann wohl dem Cyberpunk zugerechnet werden - einem Subgenre, mit dem ich einfach nicht warm werde. Gemessen daran war "Moxyland" aber doch ganz in Ordnung. Die hier beschriebene düstere Zukunft kommt sehr detailliert und ziemlich glaubwürdig rüber. Smartphones sind das alles bestimmende "Werkzeug", ohne das man nahezu vom Leben ausgeschlossen ist. Technische Entwicklungen (übrigens in diesem 2008 erschienenen Buch zum Teil erstaunlich gut prognostiziert) bestimmen den Alltag, Staat und Konzerne kontrollieren und beherrschen die Bürger umfassend und rücksichtslos. Das ist alles hervorragend durchdacht und plastisch beschrieben. Zudem spielt der Roman in Südafrika, was natürlich ungewohnt und dadurch noch zusätzlich interessant ist.
Die Geschichte wird aus Sicht von vier jungen Leuten erzählt, die jeweils als Ich-Erzähler auftreten und deren Wege sich immer mal wieder kreuzen. Eben jene Protagonisten sind aber leider ein Schwachpunkt des Romans, denn sie erschienen mir zu ähnlich charakterisiert und waren außerdem allesamt eher unangenehme Zeitgenossen. Die Handlung war zwar einerseits recht gut aufgebaut und rund, andererseits aber ohne großen Spannungsbogen.
Fazit: Sehr guter Weltenbau, durchschnittliche Handlung, mäßig überzeugende Figuren.