Frisch aus dem Kino zurück! Hier kommen meine Eindrücke:
Burning
Jongsu trifft auf den Straßen Seouls seine Schulkameradin Haemi wieder. Sie will eine Afrikareise unternehmen und bittet ihn, in der Zeit ihre Katze zu füttern. Aus Afrika bringt sie den Ben mit, reich, attraktiv, Porschefahrer, Hobbykoch. Als Ben und Haemi Jongsu in seinem Dorf nahe der Grenze zu Nordkorea aufsuchen, gesteht Ben, dass er gerne leerstehende, heruntergekommene Gewächshäuser anzündet. Als Haemi einige Tage nach dem Besuch für Jongsu nicht mehr erreichbar ist, observiert er Ben.
Der koreanische Film "Burning" hat in Cannes nur knapp die Goldene Palme verpasst, obwohl er als Favorit gehandelt wurde. Nun tritt er beim Oscar in der Kategorie "Bester ausländischer Film" an. An diesem Film stimmt einfach alles: die drei unterschiedlichen, klar charakterisierten Protagonisten Jongsu, Haemi und Ben und ihr nicht ganz einfaches Beziehungsgeflecht, der Kontrast zwischen den verschiedenen Lebenswelten der drei, ein Reichtum an Details, die kunstvoll zu einem Ganzen verwoben werden, eine untergründige, sich langsam aufbauende Spannung, die sich vor allem auf der zunehmenden Unsicherheit, was wirklich und was eingebildet ist, gründet, und wunderschön fotografierte Bilder.
Bis zum Schluss bleibt dabei, welche Rolle Ben spielt. Hat er Gewächshäuser angezündet? Hat er Haemi umgebracht und vielleicht noch einige andere Damen? Es gibt Indizien, aber keine Klarheit. Was wir am Ende allerdings sicher wissen:
Dem Film wird eine besondere Ehre zuteil. Ich ziehe
10 von 10 unsichtbaren Katzen
Destroyer
filmstarts.de hat geschrieben:17 Jahre ist es her, seit Erin Bell (Nicole Kidman) als verdeckte Ermittlerin beim FBI zum ersten Mal auf Silas (Toby Kebbell) stieß. Damals endeten die Ermittlungen in einem reinsten Fiasko. Heute arbeitet sie als Polizistin in Los Angeles und ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Kein anderer als Silas ist der Grund dafür, dass aus der einst so selbstbewussten Erin eine gebrochene Frau geworden ist, die seither wie ein Zombie durchs Leben schreitet. Nun wird sie zu einem Tatort gerufen, an dem es einen Mord gegeben haben soll, mit dem sie es bei der Polizei in Los Angeles fast jeden Tag zu tun haben. Doch die Spuren am Tatort deuten darauf hin, dass der verschollen geglaubte Silas wieder da ist. Für Erin ist nun die Gelegenheit gekommen, ihre Fehler von früher wieder gut zu machen und Silas endlich das Handwerk zu legen.
Die Kritiker überschlagen sich vor Begeisterung über die schauspielerische Leistung Nicole Kidmans. Sie wird als heiße Kandidatin auf den Oscar für die "Beste weibliche Hauptrolle" gehandelt. Und das nur zu recht. Denn "Destroyer" ist für Nicole Kidman, was "Monster" für Charlize Theron war: die Chance für eine wunderschöne Schauspielerin, eine äußerlich hässliche und innerlich gebrochene, verbitterte Frau zu spielen. Kompliment an die Maskenbildner, die aus der Beauty-Ikone Nicole Kidman eine ausgemergelte, abgearbeitete Alkoholikerin gemacht haben.
Einen besonderen Akzent legt der Film auf den Generationenkonflikt zwischen Erin Bell und ihrer 16jährigen Tochter Shelby (Jade Pettyjohn). Besonders in diesen Szenen zeigt Nicole Kidman das ganze Elend der in tiefster Depression verfangenen Polizistin, die auf ebenso verzweifelte wie hoffnungslose Weise um die Liebe ihrer Tochter kämpft. Nur um am Ende einzusehen, dass sie ihre Chancen verspielt hat.
Die eigentliche Thrillergeschichte ist solide und klassisch erzählt; der Film enthält viele ausgesprochen brutale Actionszenen. Für meinen Geschmack hätte man weniger Action, dafür aber vielleicht etwas mehr Raffinement in die Story stecken können. Dennoch bleibt auch die Hauptgeschichte, die auf zwei parallel geführten Zeitebenen heute und vor 17 Jahren spielt, ansprechend und verwickelt.
Nicole Kidman bekommt für ihre schauspielerische Leistung
10 von 10 Augenringen und Mundrunzeln
Dem Film insgesamt gebe ich
8 von 10 explodiereden Farbbomben in der Beute eines Banküberfalls
Verschiedenes:
1. Beide Filme enthalten genau gar keine phantastischen Elemente.
2. Das ungewöhnliche Zeitschema (Freitag + Sonntag) in München wurde mit einer seit langem gebuchten Live-Übertragung einer Opernaufführung am Samstag begründet. Die Veranstalter beteuerten, dass Pausentage keine Regel werden sollen.
3. Bei "Burning" waren geschätzt mehr als 80% der Plätze belegt, bei "Destroyer" gefühlt sogar 90+%.
4. Das Foyer im "Cinema" ist einfach zu klein. Es ist nervig, wenn sich die Zuschauer in dem Schlauch um die zentrale Kartenverkaufs-/Gastro-Insel wie Ölsardinen in der Büchse drängen und quetschen, abgesehen von den Schlangen vor der Damen- und der Herrentoilette. Das Foyer sollte schon darauf ausgelegt sein, auch bei ausverkauften Vorstellungen alle Zuschauer bequem(!) zu fassen.
Gruß
Ralf