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Frage zum Ozean auf bzw. in Enceladus

Verfasst: 26. August 2020 16:47
von Gernot
Man geht heute davon aus, dass unter dem Eismantel des Saturnmondes Enceladus ein globaler Ozean mit flüssigem Wasser existiert. Aus den kryovulkanischen Auswürfen kann man sogar Rückschlüsse auf pH-Wert, Salzgehalt usw. ziehen. Sogar organisches Zeug wurde schon festgestellt. Die chemischen Beimengungen in diesem Ozean könnten, wo wird vermutet, aus hydrothermalen Schloten kommen.

So weit die Information, wie man sie mittels Wikipedia und anderen leicht googlebaren Quellen bekommt. Das ist aber, bei aller Faszination, wie viel man in den letzten Jahren herausgefunden hat, noch immer recht dürftig, auch nach längerer Googlerei.

Meine Frage: Kennt jemand hier im Forum weitere Fakten oder plausible Theorien über den Enceladus-Ozean? Oder eine ausführlichere Quelle? Oder weiß man einfach nicht mehr?

Wie sieht z. B. die Temperaturverteilung aus? Irgendwo wurde erwähnt, dass man auf 190° Fahrenheit (also etwa 90° Celsius) heißes Wasser schließen konnte. Ein Ozean unter einem Eispanzer kann aber nach meinem physikalischen Hausverstand nicht überall 90° haben. Beschränkt sich diese Hitze auf hydrothermale Schlote? Und welche Temperatur hat der Rest? Knapp um 0 Grad wie in der irdischen Tiefsee?

Re: Frage zum Ozean auf bzw. in Enceladus

Verfasst: 26. August 2020 17:26
von Knochenmann
Der Ozean hat eine temperatur um den Gefriepunkt, die 90° sind nur stellenweise, dort wo es georthermale Aktivität gibt.

Gäbe es keine würden die Meere von Oben nach unten zufrieren. Was dem entgegnsteht ist eben die Geothermik, die sorgt für den Input fürs thermale Gleichgewicht, aber die Wärme wird immer gleichmässig verteilt.

Würde irgenein Teil des Wassers warum auch immer 90° warm werden, würde so lange eis abschmelzen bis das Wasser wieder bei 4°-0° (abhängig vom salzgehalt) liegt.

Re: Frage zum Ozean auf bzw. in Enceladus

Verfasst: 26. August 2020 19:40
von Gernot
Danke, so ähnlich habe ich es mir ohnehin gedacht. Dann sind die Substanzen im ausgeworfenen Material, die auf 90° hinweisen, offenbar durch hydrothermale Vorgänge entstanden. Zu überlegen wäre noch, wie die Kryovulkane beim Südpol dazu kommen, so gewaltige Fontänen auszuspucken. Indirekt müsste die Energie dafür ja auch aus der Geothermie kommen. Oder reichen die tektonischen Verschiebungen der Eisplatten entlang der Spalten (der "Tigerstreifen")?

Re: Frage zum Ozean auf bzw. in Enceladus

Verfasst: 26. August 2020 20:21
von jeamy
... auch die Gezeitenkraft, die nur auf das Wasser wirkt, wäre nicht ausreichend, es flüssig zu halten. ...

... dass ein poröses Planeteninneres, in welches das Wasser einsickert, diesem genug Wärme übertragen kann, so dass das auf mindestens 90°C erhitzte Wasser vor allem an den Polen aufsteigen und den Ozean heizen kann. Somit kommt das Wasser in innigen Kontakt mit dem Gestein. Darauf deutet auch eine Beobachtung von Cassini im Jahre 2017 [7] hin, ...
https://scienceblogs.de/alpha-cephei/20 ... enceladus/

Re: Frage zum Ozean auf bzw. in Enceladus

Verfasst: 27. August 2020 15:40
von Gernot
Danke, jeamy! Diesen Link hatte ich schon gefunden, aber offenbar zu hastig überflogen. So wie es aussieht, gibt der Artikel, einschließlich der dort angegebenen Quellen (z. B. die Fußnote [7]), wohl alles wieder, was man derzeit über den Enceladus-Ozean weiß. Es ist auf alle Fälle genug, um meine Idee einer an diesem Schauplatz spielenden Science-Fiction-Story weiter zu verfolgen.