Roger Zelazny: Herr des Lichts (1985) orig.: Lord of Light (1967)

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SPOILERFREI

Inhalt:
Einige der Besatzungsmitglieder eines menschlichen Kolonieschiffs, das seine Siedler vor Äonen auf einer erdähnlichen Welt abgesetzt hat , benutzen fortschrittliche Technologie (einschließlich Identitätstransfer in neue Körper und übernatürlich anmutender Kräfte), um in die Rolle von unsterblichen Göttern aus dem hinduistischen Pantheon wie zb. Kali, Brahma , oder Wischnu zu schlüpfen.

Sie unterdrücken so als sogenannte Erste die Eingeborenen als auch die Menschennachkommen der Siedler (die den Ursprung der Mythen nicht mehr kennen) mit scheinbar omnipotenter Macht aus ihrer unangreifbaren Bastion - als der Himmel bekannt.

Aber wo der Hinduismus blüht, muss der Buddha folgen: in Gestalt des Protagonisten Sam (der sich von seinen ehemaligen Freunden und deren Grössenwahn distanziert und selbst im Gegensatz zu ihnen als „Siddhartha“ auftritt. Seine Befreiung der Menschen des Planeten, die sterbliche Nachkommen der ursprünglichen Siedler sind, als auch der Eingeborenen die als Energiewesen längst die Körperlichkeit ablegten und von den göttlichen Diktatoren konsequent als „Dämonen“ abgestempelt werden, nimmt Aspekte von Prometheus als auch eines ausgewiesenen Schlitzohrs an. Seiner Katharsis und Sammlung von Gefährten folgt dann der Entschluss zur Eroberung des Himmels um den Menschen die vorenthaltenen Technologien als auch wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Weiterentwicklung der Kolonie zurückzugeben.

Kritik
Zelazny gewann 1967 dem vermeintlich auserzählten Thema der Kolonisierung anderer Welten eine neue Sicht ab: Die Verbindung der hinduistischen Götterwelt als oppressives Unterdrückungsmittel in Verbindung mit überlegener Technologie und paranormalen Kräften der Despoten.

Der Roman beeindruckt durch seine sprachliche Ausgefeiltheit, Kenntnisse des Hinduismus und die fließende Erzählweise aus einem Guss.
Mit religionstypischen fabelähnlichen Rückgriffen, die reale historische Ereignisse der Besiedlung transzendental umdeuten um somit die Macht zu sichern, machen den Roman gleichzeitig zu einem Kind seiner Zeit wie einer heute noch aktuellen Erzählung.
Sie verweist so auch auf ein Christentum wo die Hegemonie der Kirche bis zur Zeit der Aufklärung auch Wissen unter Verschluss hielt und mittels Rückgriff auf einen transzendenten Gott ihre Macht erhielt.

Es ist eine nachwirkende Einzelgeschichte, reich an philosophischer Reflektion, durchdachter Konzeption und berauschend über die gesamte Länge hinweg. Ein zeitloser Roman der SF Literatur der am Ende in seiner Wirkung befreiend, weise und klar ist.

Der Klassiker (der 1968 den Hugo Award gewann) gehört zurecht in den Kanon der SF.

Isfdb Referenz
Gelesen wurde die Ausgabe von 1985 Heyne (Bibliothek der Science Fiction Literatur #45) :
https://www.isfdb.org/cgi-bin/title.cgi?1347209

• Lord of Light (1967) by Roger Zelazny also appeared as:
◦ Translation: Herr des Lichts (1976, 1985)
◦ Translation: Herr des Lichts (2023)

[Lemmy]

Ist auch im August 23 als schmucke HC Ausgabe mit einem Nachwort von George R.R. Martin bei Piper erschienen. Im Frühjahr gab es ebenfalls als Piper HC bereits Roadmarks (Strasse nach Überallhin) mit einem Nachwort von Uwe Anton.

[Knochenmann]

Ich hab "Lord of Light" gelesen und empfand es in seiner Gesammtheit als enttäuschend. Vielleicht wars mir einfach zu alt.

[kingsize]

ich hab einiges von Zelazny gelesen und fand es toll. Allerdings reizt mich dieses religiöse Thema von Herr des Lichts absolut nicht und ich denke nicht daß ich es jemals lesen werde