Was unterscheidet SF von Fantasy?

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head_in_the_clouds
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Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von head_in_the_clouds »

Heute mal eine grundsätzliche Frage, die ich für wichtig halte, damit wir wissen worüber wir reden, wenn wir die Genrebegriffe verwenden und nicht auf unterschiedlichem Verständnis daran vorbeireden. Sicher habt ihr eure eigene Vorstellung ob sogar eine Abgrenzung nötig ist.
Im übrigen halte ich da Arthur C. Clarke's Definition (jede weitentwickelte Wissenschaft ist von Magie nicht zu unterscheiden) nicht so hilfreich.

Oft hängt es damit zusammen, was unsere Erwartungen an die Genres sind und das Autor unsere Erwartungen gerade unterläuft macht ja einen guten Roman aus. Nichtsdestotrotz kann eine Definition hilfreich sein, möchte man die Speculative Fiction jemand AUSSERHALB erklären. Dazu sollte man selbst eine Vorstellung haben, was die Genres ausmachen.

Die grundlegende Abgrenzung zwischen SF und Fantasy wäre:
  • in der SF werden Phänomene naturwissenschaftlich mit schon bekannten oder zukünftigen (fiktiven aber ebenfalls naturwissenschaftlichen) Theorien erklärt.
  • in der Fantasy ist die Magie / das Übernatürliche im Spiel, die keine wissenschaftlichen Grundlagen benötigt
  • Übergänge wie in der Science-Fantasy beeinhalten dann konsequenterweise beide grundlegende Kennzeichen (Beispiel: "Die sterbende Erde" - Jack Vance)
  • Die Subgenres folgen dann den og. Definitionen.


Und jetzt haut mich... :)
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Resqusto
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Resqusto »

Deine Grundlegende Abgrenzung ist meines Wissens zutreffend.
In beiden Genres passiert oft das gleiche, es wird aber unterschiedlich erklärt. Während man in der Fantasy einen Reisezauber benutzt, um an einen anderne Ort zu kommen, nutzt man in der Scifi einen Teleporter. Anstelle anderer Völker wie Elfen, Orks und co. nutzt man in der Scifi Alienrassen wie die Twileks oder die Mon Calamari. Aber die zugrugrundeliegendne Probleme, die in der Handlung gelöst werden müssen, sind bis auf Nuancen oft die selben.

Es gibt auch Mischformen zwischen beinden Genres. Die Macht in Star Wars (Eigentlich eine Space Opera und kein SciFi) ist eine Magieform, in dem Universum kommt also beides vor. Geschickt kombiniert ist es auch in Sword Art Online, da die Protagonisten dort mit SciFi in eine Fantasy-Welt versetzt werden.

Edit: Ergänzend zum Thema passt vlt auch noch folgende Anekdote: Der Film "Avatar" von James Cameron gehört ohne jeden Zweifel zur Kategorie SciFi. Aber mit nur leichten Änderungen passt das Expose genauso gut zu dem Disney-Fantasy-Film Pochahontas: https://i0.wp.com/www.slashfilm.com/wp/ ... 70bcca.jpg

Gruß
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Ender »

Mich irritiert bei diesen Definitionen immer, dass dabei meistens von NATURwissenschaften gesprochen wird. Diese Einschränkung gibt die Bezeichnung "Science Fiction" ja gar nicht her, denn "Science" heißt schließlich nichts anderes als "Wissenschaft". Damit kann also selbstverständlich auch anderes als Physik, Chemie, Biologie gemeint sein, also beispielsweise Soziologie (fremde oder zukünftige Gesellschaftsformen) oder Geschichtswissenschaft (Alternativer Geschichtsverlauf).
Ansonsten sind wir uns vermutlich einig: Fantasy beinhaltet Übernatürliches, während SF (zumindest theoretisch) denkbare/mögliche Szenarien behandelt.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Na ja, also ein Teleporter ist nicht naturwissenschaftlich - zumindest nicht für uns. Das ist eine fiktive Technik. Ebenso sind die Aliens rein fiktiv.
Fantasy hat zumeist eine mittelalterliche Szenerie auf meistens nur einer Welt, SF eine utopische/dystopische auf häufig vielen Welten/Galaxien. Da kann man alles an Vokabular und Technik reinpacken, was nur geht, bei Fantasy sollte man, wenn es keine Urban ist, das Vokabular ein wenig anpassen und darauf achten, was es an "modernem Zeug" gibt und was nicht.
Ich sehe aber das klassische F-Szenario gar nicht mehr so präsent, meistens ist das jetzt eine Mischform mit SF-Elementen. Steampunk etwa, oder auch die Technik bei Dune.
Ich glaube, so stark kann man die Grenzen zwischen den beiden Genres bei den modernen Erzählungen gar nicht mehr ziehen.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Helli-S »

Das Beispiel mit Avatar/Pocahontas ist klasse!

Für mich hab ich eine flapsige Definition entwickelt.
SF = Raumschiffe, Laserwaffen, Energieschirme, Computer, Planeten, Telepathie, Wissenschaftler, Soldaten
F = Drachen, Schwerter, Zauberstäbe, Bibliotheken, Kontinente, Gedankenlesen, Hexen, Krieger

Das sind aber nur abstrakte Konzepte.
Viele Grüße, Helli


Immer cool bleiben.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Und was unterscheidet Science Fantasy von ...?

Wir haben das alles shcon mal laaaaaang und breiiiiit hier debattiert:
viewtopic.php?t=10025&hilit=Fantasy

Ist jetzt auch nicht das ungewöhnlichste Thema. Darüber werden sich noch nach der Klimaapokalypse die Druiden die Köpfe einschlagen.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Resqusto »

Uschi Zietsch hat geschrieben: 9. März 2024 12:47 Na ja, also ein Teleporter ist nicht naturwissenschaftlich - zumindest nicht für uns. Das ist eine fiktive Technik. Ebenso sind die Aliens rein fiktiv.
Genau das ist ja der Punkt. "Sience Fiction" = "Wissenschaftliche Fiktion". Wenn es alles aus einem SciFI-Roman in Echt geben würde, wäre es kein SciFi, sondern ein - Hm, wie nennt man Literatur, die im hier und jetzt spielt? Gegenwartsliteratur ist es nicht.
Jedenfalls, was du beschreibst, ähnelt eher dem Hard-SciFi. Das ist eine Unterkategorie des SciFi und bezeichnet Werke, denen es vor allem um Realismus geht. Da sind die Einschränkungen nochmal härter als bei normaler SciFi. Die meisten Romane in der Kategorie haben zudem einen Militärischen Bezug, daher ist die Kategorie meist Synonym zu Military-SciFi. Die SciFi-Kategorie selbst ist ziemlich weit gestreckt, oft reicht schon eine technsiche Kleinigkeit, um einen Film z.B. in die Kategorie zu stecken. Wie Batman Begins wegen dem Tumbler.

Gruß
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Wie Ellen sagt - die meisten Argumente finden sich schon im anderen Thread.
Mir ist dieses Schubladendenken, vor allem wie Verlag und Buchhandel Autoren in eine reinstecken und nicht mehr rauslassen, eh suspekt.
Das beste Beispiel ist Stephen King, der seine ersten Krimis nicht als Stephen King schreiben durfte.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Doch, schreiben schon. Er durfte jeden Tag als er selbst an die Schreibmaschine gehen. (OK, vllt. trug er einen falschen Bart, um die Maschine zu verwirren.)

Aber kann es sein, dass du die Bachmann-Bücher meinst? Die WOLLTE er unter Pseudonym veröffentlichen. Das war dann eher ein Spiel.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Schubladendenken, oder: Weshalb mich Verlage keine Romane übersetzen lassen, weil "du machst doch Comics".

Oder auch: "DU liest Perry Rhodan? Du wirkst immer so intellektuell."
Bzw. andersrum: "Hätt ich dir gar nicht zugetraut, so 'nen klugen Text. Du liest doch Perry Rhodan."

Ja, ScheiBe.

Ich sitz mein Lebtag zwischen den Stühlen. Es ist nicht nur der Buchhandel, der seine Schubladen pflegt.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Resqusto »

Und selbst, wenn King die Krimis wirklich unter Pseudonym veröffentlichen "musste". Stephen King ist ja nicht nur ein Autor, sondern auch eine Marke. Eine Marke, an die die Leser gewisse Erwartungen stellen. Und wenn ein bekannter Thriller-Autor jetzt plötzlich z.B. einen Chic-Lit-Roman veröffentlicht, werden am Ende ziemlich viele Leser frustriert sein, weil das überhaupt nicht die Art von Geschichte ist, die sie 1.) lesen wollten und 2.) erwartet haben. Was sich dann in negativen Kritiken und einem Immage-Schaden niederschlägt.
Verständlich, dass der Verlag das vermeiden möchte.

Gruß
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

Resqusto hat geschrieben: 9. März 2024 13:38 ... oft reicht schon eine technsiche Kleinigkeit, um einen Film z.B. in die Kategorie zu stecken. Wie Batman Begins wegen dem Tumbler.
Oder nehmen wir ein "1984", bei dem man sich streiten könnte, ob es überhaupt noch Fiktion ist.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

L.N. Muhr hat geschrieben: 9. März 2024 15:45 Doch, schreiben schon. Er durfte jeden Tag als er selbst an die Schreibmaschine gehen. (OK, vllt. trug er einen falschen Bart, um die Maschine zu verwirren.)

Aber kann es sein, dass du die Bachmann-Bücher meinst? Die WOLLTE er unter Pseudonym veröffentlichen. Das war dann eher ein Spiel.
Okay, veröffentlichen, Rosinenpicker.
Bachmann wurde aus der Not geboren, um zu zeigen, dass King sehr wohl auch ein anderes Genre kann. Ursprünglich wollte er das aber so nicht. Ohne diesen Trick hätte er nicht veröffentlichen dürfen. Und hat allen gezeigt, dass er auch ohne den bereits großen Namen King sehr erfolgreich sein kann und dann das Pseudo gelüftet. Das war ein Spiel, aus dem er als eindeutiger Sieger hervorging.
Und die Rowling hat das nachmachen wollen und ist so badengegangen, dass sie ein "Leak" inszeniert hat, um die Verkäufe anzukurbeln.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

L.N. Muhr hat geschrieben: 9. März 2024 15:48 Schubladendenken, oder: Weshalb mich Verlage keine Romane übersetzen lassen, weil "du machst doch Comics".

Oder auch: "DU liest Perry Rhodan? Du wirkst immer so intellektuell."
Bzw. andersrum: "Hätt ich dir gar nicht zugetraut, so 'nen klugen Text. Du liest doch Perry Rhodan."

Ja, ScheiBe.

Ich sitz mein Lebtag zwischen den Stühlen. Es ist nicht nur der Buchhandel, der seine Schubladen pflegt.
Das stimmt. Mir geht das auch seit Anbeginn so in allen Sparten, selbst als Verlegerin. Und in allen Bereichen, privat und beruflich.
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Re: Was unterscheidet SF von Fantasy?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Resqusto hat geschrieben: 9. März 2024 15:54 Und selbst, wenn King die Krimis wirklich unter Pseudonym veröffentlichen "musste". Stephen King ist ja nicht nur ein Autor, sondern auch eine Marke. Eine Marke, an die die Leser gewisse Erwartungen stellen. Und wenn ein bekannter Thriller-Autor jetzt plötzlich z.B. einen Chic-Lit-Roman veröffentlicht, werden am Ende ziemlich viele Leser frustriert sein, weil das überhaupt nicht die Art von Geschichte ist, die sie 1.) lesen wollten und 2.) erwartet haben. Was sich dann in negativen Kritiken und einem Immage-Schaden niederschlägt.
Verständlich, dass der Verlag das vermeiden möchte.

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Resqusto
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Leser kaufen ein Buch, um es zu lesen. Sie können also den Klappentext lesen und den Titel und alles drumherum, um festzustellen, das ist diesmal KEIN Horror, sondern ein KRIMI, Leute! Dann kaufen sie dieses Buch halt nicht.

Ich weiß, wie lange Fitzek und Heitz gekämpft haben, das Genre wechseln zu dürfen. Wenn der Verlag das Marketing dafür richtig macht, geht das auch nicht in die Hose. Und man kann damit sogar neue Leser gewinnen und damit den Verlust der Hardcore-Fans, die NUR DIESE EINE Sache lesen wollen, ausgleichen.
Einige Autoren haben das geschafft, siehe Kai Meyer.
Es geht, wenn nur alle Seiten wollen und dem Autor nicht vorschreiben, was er zu schreiben hat.

Und wir sprechen hier übrigens nicht nur von einer schon bestehenden "Marke Superautor", das fängt schon bei den Aufbauautoren an, für die der Verlag für jedes andere Genre einen Namenswechsel verlangt.
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