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"SF meets Mainstream"

Verfasst: 11. Mai 2004 19:02
von Siegfried Langer
Hallo,

ich lese hier schon einige Zeit sehr interessiert im Forum mit und habe mich nun endlich auch mal angemeldet.

Besonders den Thread 'Idee oder Schreibkunst: Was macht gute SF-Literatur aus?' habe ich aufmerksam verfolgt.

Es geht darin ja auch u. a. um eine Etikettierung 'SF', die teilweise Romane in Schubladen steckt bzw. stigmatisiert.

Vielleicht gelingt es anhand einer Aufzählung von Romanen, die eindeutig SF-Elemente enthalten, aber auch außerhalb des Genres Aufmerksamkeit und Leser gefunden haben, näher zu definieren, warum und wann es Sinn macht, einen Roman unter dem Label 'SF' zu publizieren und warum und wann es keinen Sinn macht.

Mir fallen adhoc

1984 - George Orwell
Uhrwerk Orange - Anthony Burgess

und aus neuerer Zeit natürlich

Das Jesus-Video - Andreas Eschbach

ein.

Weitere Nennungen erbeten.

Danke.

S.

sf

Verfasst: 11. Mai 2004 19:24
von deval
ich denke mal das jedes verfilmte sf buch (egal wie gut es ist) aufmerksamkeit außerhalb des genres erregt. manche leute die noch nie etwas mit sf zu tun hatten schauen sich filme aufgrund des hauptdarstellers und vielleicht auch des regisseurs an. egal welchem genre die angehören. da fallen mir auf anhieb die filme von u. a. spielberg ein.

minority report
ET
A.I.
independence day (das waren bestimmt nicht alles sf fans die den geschaut haben)
i, robot wird auch sehr gut besucht werden denke ich mal

und zu allen filmen war vorher das buch da!

Re: "SF meets Mainstream"

Verfasst: 11. Mai 2004 19:50
von Knochenmann
siegfried.langer hat geschrieben:Das Jesus-Video - Andreas Eschbach
Zugegeben, in dem Buch gabs zwar eine Videokamera aus der (nachen) Zukunft, aber SF ist es eigendlich nicht.

Verfasst: 11. Mai 2004 19:50
von Ulrich
Vielleicht gelingt es anhand einer Aufzählung von Romanen, die eindeutig SF-Elemente enthalten, aber auch außerhalb des Genres Aufmerksamkeit und Leser gefunden haben,
Die Vorgehensweise halte ich für in Ordnung. Man darf aber nicht vergessen, dass verschiedene Romane nicht aus der Intention heraus geschrieben wurden eine SF-Geschichte zu veröffentlichen. So kann auch gesagt werden, dass bekannte Romane erst später als SF bezeichnet wurden. D.h. das Genre "vereinnahmt" dann solche Bücher.
warum und wann es Sinn macht, einen Roman unter dem Label 'SF' zu publizieren und warum und wann es keinen Sinn macht.
Wenn es darum geht, wann ein Roman als SF publiziert wird, dann hängt die Entscheidung ganz einfach vom Verlag ab.

Ob der Roman als SF gesehen werden kann, das hängt von der Definition der Science Fiction ab. Letztlich muss man die SF-Elemente innerhalb des Romans herausfinden und entscheiden, ob diese ausreichen, um den Roman in die Rubrik SF einzuordnen.

Es gibt z.B. auch die Frage, ob Utopie ein Bestandteil der Science Fiction ist. Und wenn es um Orwells 1984 geht, dann würde ich zuerst den Utopieaspekt hervorheben (in diesem Fall ist es eine Dystopie) und nicht einfach als SF bezeichnen.

Verfasst: 11. Mai 2004 21:58
von saturn
Hallo,

mir fallen einige Dinge von Michael Crichton ein:
- Andromeda
- Jurassic Park (einige SF-Elemente)
- Sphere (in deutsch: Die Gedanken des Bösen, mies verfilmt)

Ciao, Lars

Verfasst: 12. Mai 2004 12:31
von andy
einige sachen von king, die eindeutig [bekannte] sf-thematiken aufgreifen:
- tommyknockers
- dreamcatcher
- was der dunkle turm ist oder wird wissen nur die götter..oder halt herr king
- einige kurzgeschichten, deren namen mir gerade nicht einfallen wollen [sand oder so ähnlich? spielt auf einem planenten, der nur aus wüste besteht. "ein strand auf der suche nach dem meer" beschreibt king das glaube ich]

ich denke, dass das label "sf" einen beachtlichen teil der leser erstmal veschreckt. der neue crichton oder king klingt da gleich ganz anders..

andy

Verfasst: 12. Mai 2004 13:50
von Siegfried Langer
Ich wollte tatsächlich auf Literatur hinaus!

Dass Filme über die SF-Interessierten hinaus Anklang und Zuschauer finden, ist klar (auch wenn das Buch wie z. B. beim oben erwähnten Minority Report vorher da war).

Welche Bücher, die eindeutige SF-Elemente enthalten (und ein Roman-Plot wie beispielsweise bei 'Das Jesus-Video', der komplett auf einer Zeitreise basiert, ist da mit Sicherheit dazuzuzählen), sind euch bekannt, die ohne oder vor einer Verfilmung bei Kritikern oder in den Verkaufszahlen auch in Nicht-SF-Leser-Kreisen merkliche Resonanz fanden (unabhängig davon ob sie als SF gelabelt waren oder nicht)?

S.

Verfasst: 12. Mai 2004 13:53
von Shock Wave Rider
Auf jeden Fall in die Liste gehört

Fabian Vogt: Zurück

Ein klassisches Zeitreiseabenteuer.
Als dem Autor der Deutsche Science-Fiction-Preis 2001 verliehen wurde, soll er sich gewundert haben, dass sein Werk unter SF fällt. Das war ihm beim Schreiben angeblich gar nicht bewusst.

NACHTRAG:
Auf keinen Fall vergessen darf man das folgende Meisterwerk:

Herbert Rosendorfer:
Briefe in die chinesische Vergangenheit

Meines Wissen ein echter Bestseller. Ein Madarin aus dem 10. Jahrhundert versetzt sich in das München der heutigen Zeit. Seine Einsichten über die Merkwürdigkeiten der Langnasen sind erhellend und unterhaltsam.

Weitere Rosendorfer-Romane mit SF-Bezug:

- Die große Umwendung (Fortsetzung zu den "Briefen")
- Die Goldenen Heiligen

Gruß
Ralf

Re: "SF meets Mainstream"

Verfasst: 12. Mai 2004 16:26
von breitsameter
siegfried.langer hat geschrieben:Vielleicht gelingt es anhand einer Aufzählung von Romanen, die eindeutig SF-Elemente enthalten, aber auch außerhalb des Genres Aufmerksamkeit und Leser gefunden haben
Viele deutsche Autoren haben Romane mit SF-Elementen geschrieben und dann ganz verwundert reagiert, als wir vom Komitee des "Deutschen SF Preises" auf sie zutraten und ihnen mitteilten, daß wir ihre Werke für den Preis berücksichtigen.

Beispiele die hier noch nicht genannt wurden:
Christian von Ditfurths Romane
Christoph Ransmayr "Morbus Kitahara"
Dirk C. Fleck "Go - die Ökodiktatur"
und zahlreiche mehr...

Und dann wäre da z.B. auch das Beispiel von Gisbert Haefs, der seinen Roman "Traumzeit für Agenten" bewusst beim Haffmans Verlag ohne den Hinweis auf den SF-Inhalt veröffentlichte...

Verfasst: 12. Mai 2004 16:28
von andy
"vaterland" von harris ist ein reinrassiger alternativ-welt roman.. und war durchaus erfolgreich [glaube ich!]

im ganzen buch kein hinweis auf sf..

andy

Verfasst: 12. Mai 2004 16:33
von Doop
"Brave New World" wird wohl von den meisten als "richtiger" Roman gesehen, ist aber nach übereinstimmender Meinung in der SF eben dieser zuzurechnen.

Margaret Atwood hat sich mit Händen und Füßen gesträubt, den "Report der Magd" zur SF rechnen zu lassen. Es ist aber, wie jeder literaturwissenschaftlich bewanderte weiß, reichlich irrelevant, wie ein Autor sein Werk einordnet.

Michel Houellebeques skandalumwitterter Roman "Elementarteilchen" hat starke SF-Elemente, wird aber weder so vermarktet, noch von den Mainstreamkritikern dort eingeordnet. Die SF-Kritik hat den Roman wohl bislang nicht gelesen, nur so ist es zu erklären, dass die Genrezugehörigkeit so wenigen aufgefallen ist.

Verfasst: 12. Mai 2004 16:35
von Morgaine le Fey
andy hat geschrieben:"vaterland" von harris ist ein reinrassiger alternativ-welt roman.. und war durchaus erfolgreich [glaube ich!]

im ganzen buch kein hinweis auf sf..

andy
Nicht? Ich dachte immer, Alternativ-Welten wären ein Untergenre der SF.

Verfasst: 12. Mai 2004 16:46
von Doop
Morgaine le Fey hat geschrieben:
andy hat geschrieben:"vaterland" von harris ist ein reinrassiger alternativ-welt roman.. und war durchaus erfolgreich [glaube ich!]

im ganzen buch kein hinweis auf sf..

andy
Nicht? Ich dachte immer, Alternativ-Welten wären ein Untergenre der SF.
Ich glaube andy meinte, dass im ganzen Buch kein Hinweis vorkommt, dass es sich um Science Fiction handelt, obwohl es als Alternativweltenroman eben reinrassige SF ist. In diesen dunklen Tagen ist das Etikett "SF-Roman" eben nicht geeignet, die Leserzahl zu mehren, sondern eher sie zu verkleinern. Da heutzutage (war es eigentlich je anders?) die Mehrzahl der Leser Leserinnen sind, und diese durch SF-Etiketten (Raumschiffe! Zeitdilatation!! BEM!!!) im Regelfall leider abgeschreckt werden und diese Bücher nicht lesen, werden potentielle Bestseller ohne das Label vermarktet. Und wenn wir ehrlich sind, ist das ja eigentlich auch egal.

Andere Beispiele, die mir eingefallen sind: Die Romane von Jeff Noon ("Gelb" u.a.), oder jüngst Jasper Ffordes "The Eyre Affair" wurden in Deutschland auch nicht als SF vermarktet (wobei Ffordes sehr empfehlenswerter Roman eher zur Fantasy tendiert).

Verfasst: 12. Mai 2004 16:51
von Stefan Hoffmann
Franz Kafka: "In der Strafkolonie" und "Die Verwandlung"


Stefan

Verfasst: 12. Mai 2004 17:16
von andy
Doop hat geschrieben: Ich glaube andy meinte, dass im ganzen Buch kein Hinweis vorkommt, dass es sich um Science Fiction handelt, obwohl es als Alternativweltenroman eben reinrassige SF ist.
danke!

das meinte ich..

andy