Seite 1 von 2
"Endymion" von Dan Simmons
Verfasst: 22. Juli 2005 13:04
von Meina Gladstone
Hallo Leute! Wie gefällt Euch "Endymion", die zweiteilige Fortsetzung zu "Hyperion" von Dan Simmons?
Viele Grüße!
Meina
Verfasst: 22. Juli 2005 14:15
von Knochenmann
Ausgezeichnet! Die Bücher sind persönlicher und schlüssiger als die ersten beiden Hyperion Bände. Zudem stellt sich stellenweise dieses "Geil, geil geil!" Feeling ein, was der Grund ist warum ich überhaupt Bücher lese.
Verfasst: 22. Juli 2005 14:24
von deval
Mir haben die beiden Bände nur stellenweise gut gefallen.
Die ellen- und seitenlangen Beschreibungen von Orten und Personen fand ich ziemlich langweilig. Ich habe die Namen der Planeten jetzt nicht mehr im Kopf, aber dort wo Raul in seinem Kajak mitten in der Luft materialisierte und zu Boden stürzte und dieser Buddhistenplanet mit seinen Bergen, diese Passagen fand ich schlichtweg ätzend.
Gut wurde es wenn es um de Soya und Nemeth ging. Da kam Spannung auf, da wurde es turbulent. Auch den Enthüllungen von Aenea wie alles zusammenhängt und so, konnte ich streckenweise nur schwer folgen.
Verfasst: 22. Juli 2005 14:40
von Ulli 47
Pforten der Zeit war ein ziemlicher Durchhänger. Hätte ich von Simmons nicht erwartet. Aber der nächste war dann wieder klasse!
Verfasst: 22. Juli 2005 15:06
von Scotty
Ich schliesse mich Vallenton an. Phantasievolles Werk mit gelegentlichen Längen. Insgesamt lesenswert!
Ich erinnere mich allerdings auch noch an die nervigen allwissenden Predigten von Aenea.
Verfasst: 22. Juli 2005 15:15
von Ulli 47
Scotty hat geschrieben:Ich schliesse mich Vallenton an. Phantasievolles Werk mit gelegentlichen Längen. Insgesamt lesenswert!
Ich erinnere mich allerdings auch noch an die nervigen allwissenden Predigten von Aenea.
Aber messianische Gestalten müssen nun mal predigen.

Verfasst: 22. Juli 2005 15:33
von upanishad
mir gefiel hyperion besser, trotzdem ist auch endymion eine absolute leseempfehlung.
ein paar längen sind zwar drin und zum ende wirds mit den zeitreisen etwas konfus, aber trotzdem: lesen lohnt definitiv..

Verfasst: 22. Juli 2005 16:02
von Lemmy
Schliesse mich upanishad an. Hyperion war besser, insbesondere die Verfolgungsjagd durch die Zeittore hat mir sehr gut gefallen.
Endymion fand ich allenfalls durchschnittlich.
Verfasst: 23. Juli 2005 09:40
von Angus Thermopyle
Teil 1 ist so gut wie "Hyperion" - also absolut phantastisch.
"The Rise of Endymion" jedoch ist das beste Buch, das ich je gelesen habe, und zwar in jeder Hinsicht. Besser geht's nicht.
Danke für das Feedback!
Verfasst: 23. Juli 2005 20:40
von Meina Gladstone
Also ich teile in etwa die hier geäußerten Auffassungen. Zwar hab' ich bislang nur die "Pforten der Zeit" gelesen, muss aber sagen, dass sie qualitativ hinter Hyperion zurückstehen. Der Band enthält viele gute Ansätze, kann aber doch die Originalität des Vorgängers nicht erreichen: vieles wirkt phrasenhaft und beginnt nach einer gewissen Zeit zu langweilen. Sehr gut gefallen hat mir jedoch das "Wiedersehen" mit Martin Silenus - der hat sich nun in den vergangenen 300 Jahren so gut wie überhaupt nicht verändert und liefert die altbekannte, geniale Mischung aus Poesie und Zoten

Witzig auch der Einfall mit den "Schweizergarden", die nun eine Art "Sardaukar" des Vatikan bilden. Auch die Veränderung der "Kruziform" halte ich für einen guten Einfall. Alles in allem: solides Handwerk, das aber nicht mehr den Charme von Hyperion erreichen kann...
Gruß!
Meina (die Frau mit den traurigen, braunen Augen

)
Verfasst: 23. Juli 2005 20:46
von deval
Denn les mal schnell -Die Auferstehung-. Dort feierst du ein Wiedersehen mit fast allen restlichen Pilgern. Man fühlt sich fast in die -Hyperion- Zeiten zurückversetzt.
Stimmt!!!
Verfasst: 29. Juli 2005 21:17
von Meina Gladstone
Stimmt Vallenton! Habe jetzt die ersten 100 Seiten der "Auferstehung" gelesen und muss Dir uneingeschränkt recht geben: Dan Simmons hat - wenn auch verspätet - zur alten Größe zurück gefunden. Was für ein Unterschied zu den äußerst spröden "Pforten der Zeit"! Muss gleich weiterlesen
Viele Grüße,
Meina
Katholische Kirche bei Simmons
Verfasst: 7. August 2005 12:37
von Gast
Allerdings kommt die katholische Kirche in dem Buch ziemlich schlecht weg. Das hätte Luther in seinen Kampfschriften nicht radikaler beschreiben können. Ist Simmons vielleicht ein militanter Protestant:-)? Einzige Ehrenrettung ist der Jesuitenpater de Soya, der ab einem bestimmten Punkt beschließt nur noch seinem Gewissen und nicht mehr dem Papst zu gehorchen...
Verfasst: 7. August 2005 13:40
von deval
Mal nebenbei.
Luther hat keine Kampfschriften verfaßt. Es war nicht sein Wunsch das die katholische Kirche sich spaltet. Er wollte mit seinen Thesen und seinen Schriften lediglich auf Mißstände hinweisen.
DIE katholische Kirche gibt es auch nicht. Selbst das/der Pax hatte gute Gründe um Aenea an ihren Predigten zu hindern. Ich erinnere daran, das selbst die Figur des Papstes im wahrsten Sinne des Wortes eine gespaltene Persönlichkeit gewesen ist, die nicht durchwegs schlecht war. Auch der Kardinal (oder war es der Bischof) der Glaubenskongregation war gegen eine Folter von Aenea durch Nemeth, da er die Schmerzen schon am eigenen Leib erfahren durfte. Der Pax war sich über die Folgen der Kooperation mit dem Core gar nicht bewußt und selbst der Chef des Pax Mercantilus wollte Veränderungen (zum positiven würde ich sagen) erreichen. Man sollte also nicht gleich vom Verhalten einiger Verführungspersönlichkeiten gleich auf DIE gesamte katholische Kirche schließen. De Soya war nicht der einzige der sich an Bord des Erzengel-Raumschiffs von der Kirche losgesagt hat.
Verfasst: 11. August 2005 18:16
von Gast
Danke für dein Feedback Vallenton: Also dass Luther keine Kampfschriften geschrieben hat ist definitiv falsch. Kurz vor seinem Tode entstand z.B. "Wider das Papsttum zu Rom vom Teufel gestiftet", das seit jeher von den Historikern (vgl. nur das Lutherporträt von Diwald) als "Kampfschrift" bzw. "Pamphlet" bezeichnet wird. Richtig ist, dass Luther keine Kirchenspaltung wollte, aber das habe ich auch nicht behauptet...
Sicherlich wäre die Behauptung, Simmons habe einen "Anti - Papisten - Roman" geschrieben völlig unzutreffend. Viele Figuren sind gut charakterisiert. Gleichwohl fällt eine gewisse Klischeehaftigkeit auf - man denke nur an den Papst, der einen Kreuzzug vor dem Petersdom mit den Worten "Gott will es!" ausruft. Ich denke, dass Simmons - wie jeder Mensch und Autor - mit bestimmten Zu- und Abneigungen zu kämpfen hat. Die Stereotypen, die er in "Endymion" ziemlich gekonnt bedient sind ganz typisch für das Rom - Bild des amerikanischen Bible - Belt. Ich habe kein Problem damit - das ist künstlerische Freiheit:-)