Klassiker: Karneval der Alligatoren (J.G. Ballard)
Verfasst: 25. September 2006 21:23
Hallo,
hier meine Rezension zu Karneval der Alligatoren (The Drowned World):
Inhalt:
Das Klima der Erde hat sich vollkommen verändert. Die Ionosphäre, die die Erde vor übermäßige Sonneneinstrahlung schützt, existiert nicht mehr.
Die Polkappen sind geschmolzen, der Meeresspiegel ist dramatisch angestiegen, Europa ist ein Dschungel, in dem ein Klima herrscht wie in der Kreidezeit.
Die meisten Menschen haben sich in die Polregionen zurückgezogen, nur da herrschen noch einigermaßen annehmbare Temperaturen. In den ehemals gemäßigten Zonen, Subtropen und Tropen haben die Insekten, Alligatoren und Leguane die "Macht" wieder übernommen. Dort herrschen Temperaturen bis zu 60 Grad.
Kerans, Doktor der Biologie, seine Freundin Beatrice, Dr. Bodkin, Kompaniechef Riggs und seiner Kompanie verweilen noch in ehemals London (das weitgehend unter den Wassermassen einer riesigen Lagune "begraben" liegt), um u.a. wissenschaftliche Erkenntnisse über die Veränderungen der Fauna und Flora aufzuzeichnen.
Allmählich verändert sich die Psyche der Personen, einige wie Kerans, Hardman (Leutnant unter Riggs) zieht es nicht in die kühleren Polregionen, sondern vielmehr in die gleisende Sonne des Südens. Der Mensch, der in seiner Entwicklung die Kreidezeit "verinnerlicht" hat, "ruft" dieses lange verschollene Wissen bzw. "Programm" wieder auf.
Um zu überleben, bleibt dem Menschen nicht anderes übrig, als sich schnell anzupassen.
Bewertung:
Karneval der Alligatoren beginnt mit stoischer Ruhe, nimmt aber stetig an Spannung und Intensität zu.
Die psychologische wie auch körperliche Anpassung der Protagonisten beschreibt er jederzeit nachvollziehbar.
Es gibt bei Ballard keine Rettung im eigentlichen Sinne, der Mensch hat sich anzupassen, oder er geht unter.
Der Mensch hat sich in Karneval der Alligaotren schon längst mit dem unaufhaltbaren Bedingungen bzw. Tatsachen abgefunden; wenn, dann gibt es nur ein kleines Aufbäumen, in Form von deplaziert wirkenden alten Regeln oder Konventionen (Beatrice schminkt sich und zieht sich gut an, man wohnt so weit es geht mondän, etc.).
Ballard schreibt unter seinen SF-Kollegen wohl am "bildhaftesten", man "fühlt" dieTemperaturen, man sieht die riesigen Lagunenlandschaft förmlich vor seinem inneren Auge entstehen.
Sein Schreibstil ist schlichweg brilliant - sezierend, fast kühl beobachtend, mit wohl dosierten emotionalen Momenten, mit starkem Hang zum Symbolhaften, was aber nie aufgesetzt wirkt.
In seiner Länge ist der Roman perfekt, nicht zu kurz, nicht zu lang.
Zu Recht ist Ballard einer der besten SF-Schriftsteller.
Note: 1
grüße
Andreas
hier meine Rezension zu Karneval der Alligatoren (The Drowned World):
Inhalt:
Das Klima der Erde hat sich vollkommen verändert. Die Ionosphäre, die die Erde vor übermäßige Sonneneinstrahlung schützt, existiert nicht mehr.
Die Polkappen sind geschmolzen, der Meeresspiegel ist dramatisch angestiegen, Europa ist ein Dschungel, in dem ein Klima herrscht wie in der Kreidezeit.
Die meisten Menschen haben sich in die Polregionen zurückgezogen, nur da herrschen noch einigermaßen annehmbare Temperaturen. In den ehemals gemäßigten Zonen, Subtropen und Tropen haben die Insekten, Alligatoren und Leguane die "Macht" wieder übernommen. Dort herrschen Temperaturen bis zu 60 Grad.
Kerans, Doktor der Biologie, seine Freundin Beatrice, Dr. Bodkin, Kompaniechef Riggs und seiner Kompanie verweilen noch in ehemals London (das weitgehend unter den Wassermassen einer riesigen Lagune "begraben" liegt), um u.a. wissenschaftliche Erkenntnisse über die Veränderungen der Fauna und Flora aufzuzeichnen.
Allmählich verändert sich die Psyche der Personen, einige wie Kerans, Hardman (Leutnant unter Riggs) zieht es nicht in die kühleren Polregionen, sondern vielmehr in die gleisende Sonne des Südens. Der Mensch, der in seiner Entwicklung die Kreidezeit "verinnerlicht" hat, "ruft" dieses lange verschollene Wissen bzw. "Programm" wieder auf.
Um zu überleben, bleibt dem Menschen nicht anderes übrig, als sich schnell anzupassen.
Bewertung:
Karneval der Alligatoren beginnt mit stoischer Ruhe, nimmt aber stetig an Spannung und Intensität zu.
Die psychologische wie auch körperliche Anpassung der Protagonisten beschreibt er jederzeit nachvollziehbar.
Es gibt bei Ballard keine Rettung im eigentlichen Sinne, der Mensch hat sich anzupassen, oder er geht unter.
Der Mensch hat sich in Karneval der Alligaotren schon längst mit dem unaufhaltbaren Bedingungen bzw. Tatsachen abgefunden; wenn, dann gibt es nur ein kleines Aufbäumen, in Form von deplaziert wirkenden alten Regeln oder Konventionen (Beatrice schminkt sich und zieht sich gut an, man wohnt so weit es geht mondän, etc.).
Ballard schreibt unter seinen SF-Kollegen wohl am "bildhaftesten", man "fühlt" dieTemperaturen, man sieht die riesigen Lagunenlandschaft förmlich vor seinem inneren Auge entstehen.
Sein Schreibstil ist schlichweg brilliant - sezierend, fast kühl beobachtend, mit wohl dosierten emotionalen Momenten, mit starkem Hang zum Symbolhaften, was aber nie aufgesetzt wirkt.
In seiner Länge ist der Roman perfekt, nicht zu kurz, nicht zu lang.
Zu Recht ist Ballard einer der besten SF-Schriftsteller.
Note: 1
grüße
Andreas