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Michael k. Iwoleit PSYHACK - 1 NEURAN
Verfasst: 29. April 2007 19:20
von Lemmy
Liebe Gemeinde,
ab 01.05.07 beginnen wir den Lesezirkel Psyhack. Die ursprüngliche Novelle erhielt 2006 den Deutschen Science Fiction Preis.
"Marek Yanner ist BioTech-Agent und führt für zwielichtige Geschäftemacher abscheuliche Aufträge aus. Der Mensch ist um die Mitte des 21. Jahrhunderts die wichtigste Handelsware für die Privilegierten, sein Nutzen so viel wert wie das, was Geist und Körper zu bieten haben. Damit Yanner nicht zu viel über sein Handeln nachdenkt und außerdem nicht eines Tages zum Erpresser werden kann, wird ihm jedes Mal nach Abschluss die Erinnerung genommen. Zugleich werden ihm für den nächsten Auftrag wichtige Informationen implantiert, zumeist von ehemaligen Mitarbeitern der Firmen, für die Yanner eingesetzt werden soll. Dabei geht eines Tages etwas schief: Yanner behält nicht nur einen Teil seiner Erinnerungen, sondern ein Psyhack zwingt ihn dazu, einen grausamen Mord an einem hohen Funktionär des Riesenkonzerns Neuran zu begehen. Verfolgt von Polizei, Neuran und den eigenen Leuten hat Yanner keine andere Wahl, als seine Vergangenheit wiederzufinden, um das Motiv für den Mord aufzuklären, von wem und wofür er benutzt wurde. Er beschreitet einen Pfad des Schreckens ... "
Der Roman ist im Fabylon Verlag erschienen und kann hier bestellt werden
http://shop.fabylon-verlag.de/themes/ka ... 4&source=1
Ich wünsche Euch spannende Unterhaltung.
Verfasst: 1. Mai 2007 22:43
von Michael Iwoleit
Liebe Leute,
Lemmy hat mich noch einmal auf den Lesezirkel zu "Psyhack" aufmerksam gemacht,
der mir natürlich schon aufgefallen ist.
Es freut mich sehr, daß mein Roman für einen Lesezirkel ausgewählt wurde. Ich werde
die Diskussionen natürlich verfolgen und ggf. gern kommentieren.
Schöne Grüße & viel Spaß bei der Lektüre
MKI
Verfasst: 4. Mai 2007 15:50
von Mammut
Mein erster Eindruck vom Buch war zwiespältig. Ein schönes Cover, aber eine doch sehr kleine Schrift und ein widerspenstiges Buch. Würde ich nur solche Bücher lesen, bekäme ich wohl entweder schmerzende oder muskulöse Finger. Aber man gewöhnt sich an alles.
Den Anfang hatte Michael ja auf dem Colonia Con 2006 schon vorgelesen. Es beginnt rasant und faszinierend, bisher stört es mich nicht, dass ich die Novelle aus NOVA 8 in 2005 schon gelesen habe.
Verfasst: 4. Mai 2007 21:49
von Lemmy
Michael Schmidt hat geschrieben:
Es beginnt rasant und faszinierend.
Jau, trifft eigentlich auf den kompletten ersten Teil zu, den ich gerade beendet habe. Allein in "Neuran" passiert soviel, damit füllen andere Autoren nen kompletten 800 oder 1000 Seiten Wälzer.
Ausführlicher am Sonntag.
Verfasst: 6. Mai 2007 17:30
von Lemmy
Damit top-secret jobs auch welche bleiben, wird Marek Yanner nach Beendigung dieser jobs einer Mnemotomie unterzogen, d.h. Erinnerungen an diese Taten werden ihm entzogen ( irgendwie erinnert mich das an den Film PAYCHECK- Die Abrechnung).
MKI geht in Psyhack aber einen Schritt weiter, es werden nicht nur Erinnerungsschnipsel unterdrückt, es werden auch welche, die vorher nicht vorhanden waren "eingespielt" ( ungefähr so wie bei Rachel im Film "Blade runner").
Als Yanner anschliessend den Manager-Widerling Hohmann ins Jenseits befördert, entwickelt sich ein spannender Thriller, um die Fragestellung, wem die Bewußtseinsfragmente, welche die Tat ausgelöst haben, ursprünglich gehört haben & wer veranlasst hat, dass Yanner diese induziert bekommt.
Mit dem Begriff Mnemotomie wurde ich in PSYHACK das erste Mal konfrontiert, beim googeln erhielt ich lediglich Treffer im Zusammenhang mit MKIs Roman, bzw. Novelle.
Ne interessante Wortschöpfung ( zusammengesetzt aus Mnemismus & Memento ) und ne noch interessantere Technik-Schizophrenie on demand sozusagen.
Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit wird es möglich sein, menschliche Psyche, Erinnerungen, Fähigkeiten präzise zu modellieren, ein wirtschaftlich überaus lohnendes Geschäft für skrupellose Geschäftemacher.
Es deutet sich schon im ersten Teil an, das PSYHACK mehr ist, als ein spannender SF Krimi.
Verfasst: 7. Mai 2007 00:06
von Michael Iwoleit
Lemmy hat geschrieben:
Mit dem Begriff Mnemotomie wurde ich in PSYHACK das erste Mal konfrontiert, beim googeln erhielt ich lediglich Treffer im Zusammenhang mit MKIs Roman, bzw. Novelle.
Ne interessante Wortschöpfung ( zusammengesetzt aus Mnemismus & Memento ) und ne noch interessantere Technik-Schizophrenie on demand sozusagen.
Ich kann den Begriff "Mnemotomie" wohl tatsächlich als eine eigene Wortschöpfung
für mich verbuchen - was mich etwas wundert, denn der Begriff ist im SF-Kontext so
naheliegend, daß er unabhängig von mir auch anderen Autoren eingefallen sein könnte.
Der Begriff ist übrigens zusammengesetzt aus "Mnemo-", was für alles steht, was mit
dem Gedächtnis oder Erinnerungen zu tun hat, und "-tomie", womit in der Chirurgie
immer die Entfernung von etwas gemeint ist. Kurz also für die Entfernung oder Amputation
von Erinnerungen.
Gruß
MKI
Verfasst: 7. Mai 2007 10:33
von Helmuth W. Mommers
Sehr spannend, toll geschrieben, in der Tat! Stört mich auch nicht, dass ich PSYHACK in seiner Novellenform bereits gelesen habe.
Die Schrift etwas klein für meine alten Augen, ermüden halt schneller, so dass ich das Buch in vier oder fünf Abschnitten gelesen habe. Etwas grössere Schrift wäre nicht schlecht gewesen, da hätte sich Michael was im Teil II sparen können...
Etwas ärgerlich ist, dass sich nicht nur der Umschlag wellt, sondern gleich auch das ganze Buch (letzteres liegt vielleicht auch daran, dass es, wie Michael Schmidt bereits erwähnt hat, schmal und "sperrig" ist). Das mit dem Umschlag kennen wir von NOVA und ALIEN CONTACT.
Verfasst: 7. Mai 2007 16:02
von Uschi Zietsch
Helmuth W. Mommers hat geschrieben:Etwas ärgerlich ist, dass sich nicht nur der Umschlag wellt, sondern gleich auch das ganze Buch (letzteres liegt vielleicht auch daran, dass es, wie Michael Schmidt bereits erwähnt hat, schmal und "sperrig" ist). Das mit dem Umschlag kennen wir von NOVA und ALIEN CONTACT.
Diese inkompetente Druckerei wird von uns auch nicht mehr beauftragt. Ich kann es leider nicht ändern und habe mich an anderer Stelle schon dafür entschuldigt. Aber das soll ja hier auch nicht Gegenstand sein.
Verfasst: 7. Mai 2007 16:46
von Lemmy
Michael Iwoleit hat geschrieben:
Ich kann den Begriff "Mnemotomie" wohl tatsächlich als eine eigene Wortschöpfung
für mich verbuchen - was mich etwas wundert, denn der Begriff ist im SF-Kontext so
naheliegend, daß er unabhängig von mir auch anderen Autoren eingefallen sein könnte.
Der Begriff ist übrigens zusammengesetzt aus "Mnemo-", was für alles steht, was mit
dem Gedächtnis oder Erinnerungen zu tun hat, und "-tomie", womit in der Chirurgie
immer die Entfernung von etwas gemeint ist. Kurz also für die Entfernung oder Amputation
von Erinnerungen.
Gruß
MKI
Naheliegend und prägnant. Ich gehe mal davon aus, dass es diese Wortschöpfung demnächst auch umgangssprachlich gebräulich sein wird.
Verfasst: 8. Mai 2007 18:23
von Lemmy
Am Ende von NEURAN verdächtige ich die David-Prescott-Simulation als Täter und Gasper John als Auftraggeber des Mordes an Hohmann.
Sollte mich aber nicht wundern, wenns noch ne überraschende Wendung gibt.
Die Idee der Mnemotomie hat mich gefesselt, ich musste mir der Implikationen einer solchen Technik bewusst werden :
Psycho-soziales Design (so wie heute schon Schönheitsops durchgeführt werden), Quasi-Unsterblichkeit & ultimativer Kontrollmechanismus sind die Folgen einer solchen Technik.
Bin mal gespannt, ob noch ne Diskussion über MKIs gesellschaftlichen Zukunftsentwurf zustande kommt :
Skrupellose Konzernpolitik, die Menschenrechte und -interessen überhaupt nicht achtet.
Verfasst: 8. Mai 2007 20:59
von Mammut
Was für mich noch diskussionswürdig ist und im Roman etwas kurz kommt: Wie fühlt sich ein Mensch mit mehreren Scans? Wie wirkt sich das auf die Psysche aus? Wie - wenn man mal spekuliert - fühlt sich ein solcher Mensch? Wie muss man sich das wirklich vorstellen? Sprünge? Desorientierung? Wie erinnert man sich wirklich? Wie filtert man die diversen Stimmen? Oder gibt es keine Stimmen? Kann ein solcher Mensch überhaupt über einen längeren Zeitpunkt klar denken?
Verfasst: 9. Mai 2007 07:44
von Uschi Zietsch
Michael Schmidt hat geschrieben:Was für mich noch diskussionswürdig ist und im Roman etwas kurz kommt: Wie fühlt sich ein Mensch mit mehreren Scans? Wie wirkt sich das auf die Psysche aus? Wie - wenn man mal spekuliert - fühlt sich ein solcher Mensch? Wie muss man sich das wirklich vorstellen? Sprünge? Desorientierung? Wie erinnert man sich wirklich? Wie filtert man die diversen Stimmen? Oder gibt es keine Stimmen? Kann ein solcher Mensch überhaupt über einen längeren Zeitpunkt klar denken?
Zunächst ist da ja eine Sperre, die die früheren Scans "vergessen" lässt. D.h., man fühlt sich ganz "normal", hat vielleicht ab und zu ein déjà-vu und leichte Desorientierung - aber das hat jeder von uns mal. (huch ... äh ...) Erst, wenn diese Sperren durchlässig werden, dürfte da bald ein ziemliches Chaos im Kopf entstehen und einen dem Wahnsinn nahe bringen, weil man ja nicht mehr weiß, wer man wirklich ist - und dementsprechend auch daran zweifelt, ob die Umwelt real ist. Das müsste eigentlich ein klassischer Fall von multipler Persönlichkeit sein.
Ich weiß nicht, ob du den zweiten Part schon gelesen hast, aber ich finde, da ist Davids Zustand ziemlich intensiv beschrieben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Manipulation auf Dauer funktioniert. Wahrscheinlich macht es früher oder später alle zu Psychopathen.
Verfasst: 9. Mai 2007 07:45
von Uschi Zietsch
Lemmy hat geschrieben:
Die Idee der Mnemotomie hat mich gefesselt, ich musste mir der Implikationen einer solchen Technik bewusst werden :
Psycho-soziales Design (so wie heute schon Schönheitsops durchgeführt werden), Quasi-Unsterblichkeit & ultimativer Kontrollmechanismus sind die Folgen einer solchen Technik.
Ja, eine grauenvolle Vorstellung, weil damit die Totale Kontrolle auf ganz neue Weise möglich ist.
Ich muss mich outen: Ich dachte, das Wort "Mnemotomie" gibt's wirklich ...

Verfasst: 9. Mai 2007 19:47
von Mammut
Uschi Zietsch hat geschrieben: Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Manipulation auf Dauer funktioniert. Wahrscheinlich macht es früher oder später alle zu Psychopathen.
Genau das meinte ich. Und in diesem Zustand war Marek eigentlich.
Verfasst: 9. Mai 2007 22:07
von Uschi Zietsch
Michael Schmidt hat geschrieben:Uschi Zietsch hat geschrieben: Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Manipulation auf Dauer funktioniert. Wahrscheinlich macht es früher oder später alle zu Psychopathen.
Genau das meinte ich. Und in diesem Zustand war Marek eigentlich.
Sein Gedächtnis wird vor allem ab dem Moment immer löchriger, als er sich selbst eine Nachricht hinterlässt. Schon allein der Impuls, das zu tun, zeigt, dass mit ihm etwas nicht mehr stimmt. Denn normalerweise müsste er ja froh sein, alles vergessen zu können bei dem Schweinejob. Aber bei den meisten kommt halt irgendwann doch das Gewissen durch -> emotionale Belastung -> Auflehnung, "Wissenwollen"