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"S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 7. Dezember 2007 13:06
von Shock Wave Rider
Huch, noch kein Thread zu "S.F.X", der mittlerweile sechsten SF-Anthologie aus dem Wurdack-Verlag? :o

Dann fange ich mal an. Das Herausgeberpärchen Armin Rößler und Heidrun Jänchen hat 20 Stories versammelt, teils von verdienten Veteranen der deutschen SF, teils von Neulingen verfasst. Insgesamt ist eine abwechslungsreiche, kurzweilige Anthologie herausgekommen, die durchaus lesenwert ist.

Naturgemäß schwankt die Qualität der Stories. Vielleicht sollte man für die nächste Anthologie noch schärfere Maßstäbe anlegen und sich vielleicht auf 16 statt 20 Stories beschränken.

Im einzelnen:

Die beiden Top-Stories:

Frank W. Haubold: Heimkehr
Seit 8 Jahren ist das FZ Niederlahr durch eine rätselhafte, undurchdringliche "Barriere" von der Außenwelt abschnitten. Weiß Kravitz etwas über die Gründe? Und was haben die Einschlüsse aus einem Meteoriten mit der ganzen Geschichte zu tun?
Tolle Idee, bis in die Details überzeugend ausgearbeitet. Nach etwas langsamem Anfang spannend geschrieben. Es tut Frank gut, dass er mal weniger gefühlsduselig und mehr wissenschaftlich-distanziert schreibt. Auflösung überraschend, am Ende hätte ich etwas mehr Action von den Aliens erwartet. Dennoch - die beste Story der Anthologie!

Armin Rößler: Cantals Tränen
Cantal, das Lonon, wird vom Menschen Homer Vertigo wie ein Zirkustier gehalten und vermarktet. Homer ist süchtig nach den Tränen, die Cantal jeden Abend absondert. Doch Cantal spürt, wie sich sein Körper verändert. Und sehnt sich nach seiner Heimat zurück.
Beeindruckend, wie Cantals Leiden und die Reaktionen verschiedener Alienspezies auf seine telepathischen Kunstwerke beschrieben werden. Ideen- und facettenreich, interessante, gut gefädelte Handlung mit stets logischen und überraschenden Wendungen. Rundum gelungen!

Ebenfalls gut mit leichten Abstrichen fand ich:

Edgar Güttge: Hohenzollernbrücke (Super Charaktere, nette Atmosphäre, aber Idee etwas abgegriffen.)
Jakob Schmidt: Wo uns niemand findet (der Elseware-Sender und die Komplikationen sind gut ausgearbeitet und beschrieben, auch wenn das Ende etwas lieblos wirkt)

Solide Leistungen lieferten ab Tillmans (gelungene Glosse), Schneider (zu viele Mystery-Klischees), Weis (Handlung überfrachtet, eine Wendung zu viel), Hebben (solider, wenig origineller Krimi aus dem Organmafia-Millieu), Metzenthin (nette Satire auf Überalterung), Jänchen (solide, aber wenig mitreißend), Iwoleit (lieblos runtergeschriebener "Moloch"-Spin-off), Bauer (niedliche Idee, aber ein bis zwei Abenteuer zu viel) und Vennekohl (Plot arg konstruiert und vorhersehbar).
Schneider, Jänchen und Iwoleit enttäuschten ein wenig. Sie haben schon bessere Stories vorgelegt.

Durchgefallen sind Becker (keine Idee, kein Plot, lustig ist es auch nicht), Günther (zu betulich am Anfang, auch wenn es gegen Ende Fahrt aufnimmt, Idee nicht ganz klar), Groß (keine schriftstellerisch überzeugende Verbindung der beiden Fehlleistungen, Ende zu gedankenlastig), Flögel (wenig originelle Idee und Story, zu viele Adjektive und Füllwörter), Peinecke (wenig originelle Idee, müde Handlung, unnötige Zitate am Beginn), Riedemann (eine lahme Story in einer noch lahmeren Rahmenstory) und Bucher (auch als Glosse nicht gelungen).

Gruß
Ralf

Re: "S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 9. Dezember 2007 11:23
von ChristianW
Shock Wave Rider hat geschrieben:"S.F.X", der mittlerweile sechsten SF-Anthologie aus dem Wurdack-Verlag
Mit LAZARUS sind es bereits sieben! :wink:

Re: "S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 9. Dezember 2007 14:47
von Shock Wave Rider
ChristianW hat geschrieben:
Shock Wave Rider hat geschrieben:"S.F.X", der mittlerweile sechsten SF-Anthologie aus dem Wurdack-Verlag
Mit LAZARUS sind es bereits sieben! :wink:
Und mit "Die Cyanid-Connection" sind es bereits acht! :wink:

Re: "S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 9. Dezember 2007 15:02
von Armin Rößler
Shock Wave Rider hat geschrieben:
ChristianW hat geschrieben:
Shock Wave Rider hat geschrieben:"S.F.X", der mittlerweile sechsten SF-Anthologie aus dem Wurdack-Verlag
Mit LAZARUS sind es bereits sieben! :wink:
Und mit "Die Cyanid-Connection" sind es bereits acht! :wink:
Über Lazarus lässt sich trefflich streiten :smokin
Aber die Zyanid Connection ist definitiv keine Anthologie.

Danke fürs Thread eröffnen, Ralf, und für deine Meinung zu den Storys.

Re: "S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 9. Dezember 2007 20:49
von ChristianW
Armin Rößler hat geschrieben:Über Lazarus lässt sich trefflich streiten :smokin
Wenn man "Anthologie" als Sammlung von literarischen Texten mehrere Autoren ansieht aber nicht, oder? :lehrer: 8)

Re: "S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 9. Dezember 2007 21:13
von Armin Rößler
ChristianW hat geschrieben:
Armin Rößler hat geschrieben:Über Lazarus lässt sich trefflich streiten :smokin
Wenn man "Anthologie" als Sammlung von literarischen Texten mehrere Autoren ansieht aber nicht, oder? :lehrer: 8)
Dann nicht, klar.

Aber trotzdem ist es halt nie "die" typische Anthologie, so wie das mittlerweile landläufig verstanden wird. Letztlich ist mir die Bezeichnung aber egal. Deshalb ist "S.F.X" auch Band 10 der SF-Reihe des Wurdack Verlags :D

Verfasst: 13. Dezember 2007 00:57
von Bungle
Habe meine Rezi endlich geschrieben. Hier mal ein Appetithäppchen
Ich weiß nicht, ob Armin Rößler der Bezeichnung Space Fantasy für seine Geschichte "Cantals Tränen" (und seine anderen im selben Universum angesiedelten Werke) zustimmen würde, er nutzt jedenfalls die Freiheiten der Phantastik, um eine hermetische, doch berührende Geschichte vom Umgang mit Erfahrungen anderer Intelligenzen zu erzählen.
mein Favorit war jedoch "Eingezogen" von Melanie Mezenthin.

mb

Verfasst: 13. Dezember 2007 09:02
von Shock Wave Rider
Und wo findet man Deine Rezi? (Link erbeten!)

Gruß
Ralf

Verfasst: 13. Dezember 2007 13:49
von Armin Rößler
Shock Wave Rider hat geschrieben:Und wo findet man Deine Rezi? (Link erbeten!)
Geht bestimmt demnächst auf der SFCBW-Seite online.

Verfasst: 13. Dezember 2007 22:18
von Armin Rößler
Bungle hat geschrieben:
Ich weiß nicht, ob Armin Rößler der Bezeichnung Space Fantasy für seine Geschichte "Cantals Tränen" (und seine anderen im selben Universum angesiedelten Werke) zustimmen würde
Gute Frage übrigens. Aber ich weiß auch keine richtig zufriedenstellende Antwort :smokin Ich bin nicht so versessen auf Schubladen ...

Eigentlich dachte ich, mit Space Opera sind meine beiden bisherigen Argona-Romane ganz gut (und gut genug) kategorisiert. Aber klar: Sonderlich technisch ist meine SF nicht.

Verfasst: 14. Dezember 2007 15:17
von Armin Rößler
Bungle hat geschrieben:Habe meine Rezi endlich geschrieben.
Die Rezension ist jetzt online.

Michael geht auf alle Storys der Anthologie ein und schreibt unter anderen:
"S.F.X" ist, wie der Titel schon andeutet, der zehnte Band der SF-Reihe im Wurdack Verlag. Das ist fast schon eine kleine Erfolgsgeschichte, und man kann nur hoffen, dass es so weiter geht, denn diese Anthologie hat mir wieder recht gut gefallen.
[...]
So, jetzt habe ich über jede Geschichte dieses Bandes etwas geschrieben. Ich hätte es mir auch leicht machen und nur einige herausgreifen können. Aber ich habe auch meinen Spaß dabei, mit dieser Vielfalt umzugehen. Wer will, kann dann in dieser Anthologie die ganzen Facetten der SF insgesamt erblicken.


Die komplette Rezension gibt es hier:
http://home.arcor.de/michael.baumgartne ... it_sfx.htm

Re: "S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 2. Februar 2008 21:17
von Armin Rößler
Bei fictionfantasy.de ist eine Rezension von Rupert Schwarz zu „S.F.X“ online gegangen, dem zehnten Band der Wurdack-SF-Reihe. Rupert geht auf einige Geschichten näher ein, findet Licht und Schatten und schließt mit folgendem Fazit:

Die Sammlung enthält einige sehr gelungene Kurzgeschichten und Erzählungen, die geeignet sind, für einen der Deutschen SF-Preise nominiert zu werden. Erfreulicherweise war keine Geschichte dabei, die als Ausrutscher betrachtet werden könnte. Hier und da dachte man sich beim Lesen: Das kann der Autor besser, er hat es schon bewiesen. Und machmal war die Wahl des Themas ein wenig unglücklich, denn die x-te Variation eines Themas wird nicht unbedingt besser als das Original. Da hätte ich mir mehr Originalität gewünscht – ganz so wie es die Vorgängeranthologie Lazarus gezeigt hatte.
Doch ich will die Anthologie nicht schlecht reden. Der Band hat mir einige Stunden guter Unterhaltung beschert und es waren einige wirklich gelungene Erzählungen dabei, die mich als Leser auch noch nach Beendigung der Lektüre beschäftigten.


Die komplette Rezension gibt’s hier.
http://www.fictionfantasy.de/beitrag_SFX_6494.html

Re: "S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 3. Februar 2008 10:31
von a3kHH
Armin Rößler hat geschrieben:Hier und da dachte man sich beim Lesen: Das kann der Autor besser, er hat es schon bewiesen. Und machmal war die Wahl des Themas ein wenig unglücklich, denn die x-te Variation eines Themas wird nicht unbedingt besser als das Original. Da hätte ich mir mehr Originalität gewünscht – ganz so wie es die Vorgängeranthologie Lazarus gezeigt hatte.
Jammern auf hohem Niveau.
Auch Silverberg und Tiptree hatten ihre Tage ...
8) :lol:
Hat meinen Eindruck von der aktuellen deutschen SF bestätigt.

Re: "S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 3. Februar 2008 10:41
von Armin Rößler
a3kHH hat geschrieben: Hat meinen Eindruck von der aktuellen deutschen SF bestätigt.
Danke für die Rückmeldung. Freut mich!

Re: "S.F.X" - die jüngste Wurdack-Anthologie

Verfasst: 1. März 2008 09:20
von Armin Rößler
Auf den Seiten von Martin Stricker ist eine Rezension zu „S.F.X“ aufgetaucht. Für jede Geschichte gibt’s einen eigenen Kommentar und schließlich das folgende Fazit:

Auch mit dem 10. Band der Science-Fiction-Reihe im Wurdack Verlag legen die beiden Herausgeber wieder eine gute Mischung aus Geschichten vor. Die Geschichten gehen in die verschiedensten Richtungen, und wenn einige davon meiner Meinung nach auch nicht mehr zur Science Fiction gehören, so sind sie doch nahe dran. Eine Zusammenstellung mit einigen Höhepunkten und keiner wirklich schlechten Geschichte. Ich hoffe auf viele weitere SF-Bücher aus dem Wurdack Verlag! Empfehlenswert!

Die komplette Rezension gibt es hier zu lesen:
http://www.sfdb.de/rezis/roessler-armin ... s.f.x.html