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SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 11:36
von StevesBaby
OK, dies wurde hier schon einige mal gepostet, aber ich denke, wir müssen jetzt handeln und Buchhandlungen abstrafen, die SF wie Müll-Literatur behandeln. Wir brauchen 2 Logos, die Buchhandlungen in gute und schlechte aufteilt und auch deren Verständnis dafür bewertet. Ich war z. B. vor ein paar Tagen in einer Buchhandlung in Kassel und die Besitzerin hat mich wie eine Mondkuh angesehen, als ich den Begriff SF verwendet habe. So geht das nicht weiter! Was denkt ihr?

:popcorn:

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 12:12
von Uschi Zietsch
Inwiefern abstrafen? Indem du dort nicht einkaufst? Das ist doch die beste Lösung, so regelt sich der Markt am besten von selbst.
Wenn die Buchhandlung keine SF haben will, ist das ihr gutes Recht. Wie die Frau ihr Geschäft führt, ist ihre Angelegenheit, so wie du entsprechend entscheidest, ob du dort einkaufst oder nicht.
Was du machen kannst - versuchen, ihr die SF schmackhaft zu machen. Sie dazu zu bringen, mal den Versuch eines Angebots zu starten, vielleicht mit Lesung, usw. Nur so kannst du etwas ändern/bewirken. Das halte ich für den besseren Weg, als jemanden an den Pranger zu stellen. So was mach ich nicht. Das ist reine Meckerei ohne Alternative bzw. Engagement, den "Missstand" zu verbessern. Mit "abstrafen" rettest du gar nichts, sondern führst das Gegenteil herbei, du vertiefst die Kluft und das Unverständnis beider Seiten.

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 12:16
von StevesBaby
Uschi Zietsch hat geschrieben:Inwiefern abstrafen? Indem du dort nicht einkaufst? Das ist doch die beste Lösung, so regelt sich der Markt am besten von selbst.
Wenn die Buchhandlung keine SF haben will, ist das ihr gutes Recht. Wie die Frau ihr Geschäft führt, ist ihre Angelegenheit, so wie du entsprechend entscheidest, ob du dort einkaufst oder nicht.
Was du machen kannst - versuchen, ihr die SF schmackhaft zu machen. Sie dazu zu bringen, mal den Versuch eines Angebots zu starten, vielleicht mit Lesung, usw. Nur so kannst du etwas ändern/bewirken. Das halte ich für den besseren Weg, als jemanden an den Pranger zu stellen. So was mach ich nicht. Das ist reine Meckerei ohne Alternative bzw. Engagement, den "Missstand" zu verbessern. Mit "abstrafen" rettest du gar nichts, sondern führst das Gegenteil herbei, du vertiefst die Kluft und das Unverständnis beider Seiten.
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bitte nicht so ernst nehmen :-D. Ironie ist drinne! Natürlich wird das was bewirken. Nur draufhauen hat Wirkung.

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 13:42
von stolle
Als ich Teenie war, also in den 70ern :o ,bin ich Samstag immer in die große Stadt geradelt, weil es bei uns in der kleinen Stadt praktisch keine SF gab. In der Buchhandlung in der großen Stadt hab ich dann, subversiv, wie ich bin, die SF-Abteilung heimlich selbst gestaltet. D.H. ich hab die Dinger, die in zwei Plastik-Dreh-Regalen standen, erstmal alphabetisch sortiert.
Nach einiger Zeit hat mich eine Verkäuferin dabei erwischt und gefragt, was ich da täte. Ich erklärte, daß ich fände, auch die SF sollte sortiert sein, schon allein deshalb, weil es da mehrbändige Ausgaben gäbe, ("Hier fehlt zum Beispiel der erste Band des Lensmen-Zyklus, das ist ganz schlecht, die ersten Bände müssen immer da sein, kein Mensch fängt mit Band 2 an." - "Aha" sagte die Verkäuferin.)
Seit 40 Jahren hat diese Buchhandlung die bestsortierte SF/Fantasy- Abteilung in der Stadt. Ich behaupte jetzt nicht, dass ICH das zu verantworten habe, - ich wollte nur aufzeigen, daß es auch konstruktive Wege gibt, den Buchhandel zu beeinflussen.

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 13:46
von Ulrich
stolle hat geschrieben:In der Buchhandlung in der großen Stadt hab ich dann, subversiv, wie ich bin, die SF-Abteilung heimlich selbst gestaltet.
Heute würde man dafür ins Kittchen kommen, wegen dieser subversiven Tätigkeiten :D

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 13:49
von StevesBaby
Ulrich hat geschrieben:
stolle hat geschrieben:In der Buchhandlung in der großen Stadt hab ich dann, subversiv, wie ich bin, die SF-Abteilung heimlich selbst gestaltet.
Heute würde man dafür ins Kittchen kommen, wegen dieser subversiven Tätigkeiten :D
Da hier viele aus den Verlagen mitlesen, bringt so ein Aufruf in subversiver Art ne Menge :-D.

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 14:01
von Guido Latz
Ich kann jetzt nur für mich sprechen, und weiß, dass ich Autoren etc. damit natürlich immer möglicherweise vor den Kopf stoße. Mir persönlich reicht es, wenn die Atlantis-Titel via z.B. Amazon erhältlich sind, und die Buchhändler sie auf Bestellung z.B. über das Barsortiment beziehen. Im Laden stehen müssen sie nicht, das bedeutet (für mich) nur ein nicht kalkulierbares Risiko, Stichwort Remissionen.

Für mich als Leser ist es auch unwichtig, ob und welche SF-Bücher in den Buchhandlungen stehen, weil ich dort nämlich nur selten bin und eigentlich nie etwas kaufe.

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 14:05
von Ulrich
Zum Schmökern in Buchhandlungen zu gehen, das ist eine feine Sache. Deshalb ist eine Science-Fiction-Abteilung durchaus nützlich, um auch Neues zu entdecken. Wobei hier dann vor allem Bücher der großen Verlage zu finden sind. Über anderes kann man sich gut im Internet informieren.

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 14:22
von Spezies 125
Ich habe mal mit dem örtlichen Buchhändler meines Vertrauens darüber gesprochen, da er auch ein mehr oder minder nichtexistentes SF-Angebot führt. Wie sich wohl jeder denken kann, bestimmt auch bei ihm die Nachfrage das Angebot und die wäre wohl bei SF zur Zeit zu gering. Fantasy ist wieder ’ne ganz andere Geschichte.

So weiche ich halt gezwungenermaßen auf A*****.de oder L****.de aus. Sicher kann er mir das gewünschte auch bestellen, aber das kann ich auch selber. Zudem wird’s mir dann ins Haus gebracht und ich muss nicht noch einmal in den Buchladen und das Buch holen.

Früher, als ich noch in der großen Stadt gelebt habe, habe ich mich immer in der Bahnhofsbuchhandlung eingedeckt, die hatten die größte Auswahl an SF...

--Spezies 125

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 14:44
von Lemmy
Ich habe Jahrzehnte lang meiner Buchhändlerin an der Ecke die Treue gehalten, obwohl sie so gut wie kein SF im Laden hatte. Ich zieh ne kleine Buchhandlung, die noch von ausgebildeten, sachverständigen Buchhändlern geführt werden Kaufhäusern für Bücher vor, die auch SF verkaufen.

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 14:48
von kah299792
Ich habe eher positive Erfahrungen mit Buchhandlungen gemacht.

Vor einigen Jahren habe ich das Science Fiction Jahr in meiner Bahnhofsbuchhandlung bestellen lassen. Als ich das Buch dann abholte blätterte der Händler darin und ich erzählte ihm ein bißchen was darüber. Er fand es hochinteressant und bestellte noch einige Bücher nach. Seitdem musste ich es nie mehr nachbestellen, wenn es rauskommt hat er es ein par Tage später im Regal liegen.
Bei Amazon habe ich das Problem, die Bücher werden angeliefert und ich bin nicht da. Dann darf ich zur Post dackeln. Am besten nicht am gleichen Tag, wie ich dem Abholschein entnehmen kann. Was nicht schlimm ist, wenn ich nach Hause komme, hat die Post sowieso schon geschlossen.
Da bestelle ich es lieber über eine kleine Buchhandlung, die sogar in meiner Strasse sitzt. Die haben einen Webshop. Ich bestelle die Bücher, bekomme eine email oder werde angerufen und hole die Bücher ab. Was bei deren Öffnungszeiten meist am gleichen Tag und nebenher auf dem Rückweg von der Arbeit gelingt.

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 14:50
von Ulrich
kah299792 hat geschrieben:Da bestelle ich es lieber über eine kleine Buchhandlung, die sogar in meiner Strasse sitzt.
und trägst damit zur Arbeitsplatzerhaltung bei.

In einigen Buchhandlungen gibt es zudem Angestellte, die SF-Leser sind, und so kann man auch mal ins Gespräch kommen.

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 15:21
von Elodarion
Buchhandlungen, egal ob sie ein Einzelgeschäft sind oder einer großen Kette angehören, wollen und müssen verkaufen. Große Buchhandlungen habes es leichter, da sie augenfälliger sind und mehr Laufkundschaft aufweisen. Dadurch orientieren sie sich allerdings auch am "Mainstream". Bekannte Autoren wie Brown, über dessen schriftstellerische Fähigkeiten man sicherlich diskuttieren könnte oder Themen, die gerade ein Hype sind, wie z. B. notgeile Vampire. Mysterie kommt auch gut, obwohl bei den meisten Schriftstellern die simple Frage "wer war der Mörder" schon als "Mysterium" ausreicht.
Dem gegenüber steht die kleine Buchhandlung, bei der man meist mehr Engagement für die Produkte jenseits des Mainstream findet. Hier hat man allerdings auch die Problematik des Marktzwanges. Die Werke eines großen Verlages werden im "Bündel" angeboten. Wie im Kino: Will man dort einen Hit zeigen, muss man auch etwas Schund abnehmen.
Damit kommen wir zum Kern des Themas: Fantasy und SciFi gehören zu den Produkten, die eine relativ feste Fangemeinde haben und ihre Laufkundschaft nur finden, wenn gerade ein Hype über den unbedarften potenziellen Leser hinweg gefegt ist. Beispiele sind hier die StarWars-Verfilmungen und die von Herr-der-Ringe.
Große Buchhandlungen konzentrieren sich oft auf bewährte Serienableger. Was als Kinofilm oder Computerspiel Erfolg zeigt, wird wohl auch als Roman Gewinn erzielen - meist hat man damit Recht. Einzelromane, fern ab von bekannten Erfolgen, haben es da schwer, ihren Platz im Regal zu finden. Gerade bei kleinen Buchhandlungen ist dieser Platz ziemlich beschränkt.
Man kann weder als Leser noch als Autor sauer sein, wenn die gewünschten Produkte nicht in der Buchhandlung angeboten werden. Der Markt bestimmt die Regeln, heute noch stärker, als dies früher der Fall war. Ich persönlich bedauere das wegsterben der kleinen Buchhandlungen (Tante Emma lässt grüßen), bin aber froh, dass sich das Buch überhaupt noch hält und zugewinnt.
Als SF-Fan weiß man, dass es ein reges und aktives Fandom gibt. Aber wenn früher ein neuer Titel erschien, haben sich eben alle Fans darauf gestürzt, heute muss man Aufmerksamkeit und Finanzen auf ein sehr breites Angebot verteilen. Prozentual (Statistik ist ja eine höfliche Form der Lüge), ist mit der steigenden Zahl von SF-Fans nicht die Auflagenhöhe des Einzelproduktes SF in die Höhe geschnellt, sie hat sich lediglich breiter verteilt. SF und Fantasy können also nicht mit Mainstream-Produkten mithalten und müssen daher um ihren Platz im Standregal der Buchhandlung kämpfen. In Konkurrenz mit Bestsellern und deren Autoren erweist sich das naturgemäß als schwierig.

Wie man das ändern und die SF in Buchhandlungen retten kann:
1. Immer wieder nach SF fragen und dies möglichst nicht durch ein und dieselbe Person ;-).
2. Steht keine SF im Regal, man will allerdings ein bestimmtes Produkt, dann bestellt man es. Viele Bestellungen führen dazu, dass die Buchhandlung sich vielleicht fragt, ob die Sparte SF sich im Regal lohnt, denn auf jeden, der gezielt bestellt, kommen mehrere "Laufkunden", welche nach zufälligem Blick ins Regal greifen.
3. Schmollen. Glaubt mir Leute, ich bin selber Autor und weiß, dass das absolut nicht hilft :-).

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 16:46
von Fellmer
Elodarion hat geschrieben:3. Schmollen. Glaubt mir Leute, ich bin selber Autor und weiß, dass das absolut nicht hilft :-).
Müssten wir denn etwas von dir kennen?

Re: SF in Buchhandlungen retten

Verfasst: 1. August 2009 17:43
von Pogopuschel
Ich kaufe zwar viel im Internet, liebe es aber trotzdem in den SF-Regalen (sofern sie im Plural vorhanden sind) zu stöbern und auch mal einen Blindkauf tätigen. Sprich, ein Buch über das ich noch gar nichts weiß und mich alleine durch Ansicht vor Ort interessiert. Das sind die positiven Überraschungen viel schöner, als wenn man schon zuviel über das Buch weiß.
Leider gibt es eine größere Auswahl nur in den großen Ketten wie Thalia oder Meyersche (die haben vor kurzem eine neue Filiale in Koblenz aufgemacht). Leider ist es dort, nicht das Selbe, wie der persönliche Kontakt zu einem kleinen Buchhändler.