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Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 14. September 2010 14:27
von breitsameter
Wie's aussieht erscheint dieser Tage wohl der Auftaktband zu einem neuen Mehrteiler von Cornelia Funke – Titel ist »Steinernes Fleisch«.

Als normalerweise Nicht- oder Nur-Selten-Fantasy-Leser spüre ich in mir keinen großen Drang das zu lesen, aber in der heutigen SZ fand sich ein Artikel zu diesem Roman, der sich sehr windet, nicht offen zu sagen, daß dem Autor der Roman nicht gefiel. Interessant fand ich folgende Stelle:
Funkes Buch will eigentlich gar kein richtiges Buch sein, sondern eher eine Art Treatment, das bereitliegt für einen künftigen Film; und man braucht nicht besonders viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie der aussehen wird, denn dieses Genre ist gegenwärtig wirklich sehr produktiv. Die Special Effects werden darin eine große Rolle spielen, feuerspeiende Drachen und so, man wird sich das Ganze gern anschauen, aber eine Stunde später schon wieder vergessen haben, um was es gleich noch mal ging.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/corne ... n-1.999304

Wird sich jemand von Euch diesen Roman zur Brust nehmen?

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 14. September 2010 15:16
von deval
Ich vermute mal meine Frau. :smokin

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 14. September 2010 16:56
von Pogopuschel
Dennis Scheck hat das Buch in der letzten Sendung Günther Grass empfohlen - als Actionversion der Grimm-Märchen. Mich reizt diese Märchenverwurstung nicht.

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 14. September 2010 22:45
von Rusch
breitsameter hat geschrieben: Wird sich jemand von Euch diesen Roman zur Brust nehmen?
Mal sehen. Ich bin auch skeptisch. Wenn der Verlag mir ein Reziexemplar schickt, lese ich es. Wenn nicht, dann eben nicht. 20 Euro für ein Buch, das mir vielleicht gefällt ist viel zu viel. Ich mag ja Funke eigentlich, aber hier habe ich kein gutes Gefühl.

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 09:22
von Oliver
breitsameter hat geschrieben:Interessant fand ich folgende Stelle:
Dazu als Antwort von Frau Funke aus einem Interview gestern (weiß nicht mehr wo): Sie hat das Buch mit einem Mann aus der Filmbranche zusammen geschrieben und die beiden fürchteten schon (genervt), dass jetzt ständig der Vorwurf kommt, den Du da zitierst, obwohl es eben gerade nicht als Film-Treamtment gedacht war.

Ich lese sicher lieber und mehr Fantasy als Du, Florian, muss mich aber Pogo anschließen: Märchen(verwurstung) brauche ich auch nicht. Ich denke, es gibt unter Fantasy-Lesern zwei Lager: Die einen, die es gerade schätzen, wenn sich Fantasy- und Märchenelemente mischen (die Trennlinie zwischen beiden wäre wohl Thema für einen eigenen Thread) und die anderen, die Fantasy schätzen und mit Märchen eher stark fremdeln. Ich gehöre definitiv zur letzteren Gruppe. Deshalb weiß ich nicht, ob ich überhaupt mal einen Funke lesen werde.

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 09:31
von Olaf
Wenn es gut geschrieben ist, hab ich überhaupt nichts gegen Märchenanleihen. Ich hab bisher nur einen Roman von meiner Namensvetterin gelesen, den ersten Tintensonstwas-Roman und fand den eher, na ja, langweilig. Für Kinder könnte er allerdings gut gewesen sein.
Aber ich werde wohl kaum zu einem zweiten Roman der Dame greifen.

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 09:50
von Knochenmann
Ich glaube nicht das Jugendliche die Bücher von Funke mögen. Ich glaube viel mehr das Funke Bücher und Filme auf der gleichen Stufe stehen mit Holzspielzeug: Sachen, die die Kinder gewisser Eltern zu mögen haben.

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 10:09
von Kringel
Oliver hat geschrieben:Die einen, die es gerade schätzen, wenn sich Fantasy- und Märchenelemente mischen
Wenn es so ist, wie Andrzej Sapkowski es in den Hexer-Kurzgeschichten gemacht hat, dann gehöre ich zu diesem Lager. Die Storys richten sich eindeutig an ein erwachsenes Publikum und gehören für mich zu den eindrucksvollsten Lese-Highlights der vergangenen Jahre.

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 10:22
von deval
Knochenmann hat geschrieben:Ich glaube nicht das Jugendliche die Bücher von Funke mögen. Ich glaube viel mehr das Funke Bücher und Filme auf der gleichen Stufe stehen mit Holzspielzeug: Sachen, die die Kinder gewisser Eltern zu mögen haben.
Eine sehr allgemeine Aussage deren Wahrheitsgehalt ich doch sehr anzweifel.
Auf welcher Grundlage fußt die denn?

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 10:57
von breitsameter
Oliver hat geschrieben:
breitsameter hat geschrieben:Interessant fand ich folgende Stelle:
Dazu als Antwort von Frau Funke aus einem Interview gestern (weiß nicht mehr wo): Sie hat das Buch mit einem Mann aus der Filmbranche zusammen geschrieben und die beiden fürchteten schon (genervt), dass jetzt ständig der Vorwurf kommt, den Du da zitierst, obwohl es eben gerade nicht als Film-Treamtment gedacht war.
Dabei ist natürlich die Frage wichtig, worauf der Vorwurf basiert: auf dem alleinigen Wissen über die Kooperation mit einem Filmemacher, oder aus der tatsächlichen Beurteilung des Textes. Da im SZ-Artikel etwas nach dem Zitat tatsächlich noch näher auf die Erzählweise und die Metaphern der Autorin eingegangen wird, würde ich dem SZ-Autor doch zutrauen, daß er seine Beurteilung auch anhand des Textes und nicht anhand der Autorennamen getroffen hat. Ich glaube, hier will Frau Funke eine vielleicht valide Kritik bewußt als Vorurteil der Kritiker abtun.

Nur als Beispiel eines anderen Autoren: Ich lese gerne die Newsbury-Romane von George Mann, und ich schätze die Erzählweise von Mann. Aber seine Actionszene sind so langweilig, daß man schnell ins blättern kommt - sie lesen sich nämlich tatsächlich so, als ob jemand die Actionszene eines Filmes nacherzählen würde. Schrecklich langweilig. Und vielleicht ist das bei Frau Funke ja tatsächlich auch so.

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 11:01
von Knochenmann
deval hat geschrieben: Eine sehr allgemeine Aussage deren Wahrheitsgehalt ich doch sehr anzweifel.
Auf welcher Grundlage fußt die denn?
Auf der Grundlage das Kinder gewisse Sachen einfach zugeteilt bekommen. "Ich habe eine Nichte, die wird 12, ich brauche irgendein Buch als Geburtstagsgeschenk bitte!"

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 13:48
von Pogopuschel
Oliver hat geschrieben:
breitsameter hat geschrieben:Interessant fand ich folgende Stelle:
Ich lese sicher lieber und mehr Fantasy als Du, Florian, muss mich aber Pogo anschließen: Märchen(verwurstung) brauche ich auch nicht. Ich denke, es gibt unter Fantasy-Lesern zwei Lager: Die einen, die es gerade schätzen, wenn sich Fantasy- und Märchenelemente mischen (die Trennlinie zwischen beiden wäre wohl Thema für einen eigenen Thread) und die anderen, die Fantasy schätzen und mit Märchen eher stark fremdeln. Ich gehöre definitiv zur letzteren Gruppe. Deshalb weiß ich nicht, ob ich überhaupt mal einen Funke lesen werde.
Bei gibt es eine Märchenausnahme: wenn sie parodiert werden, wie in Terry Pratchetts "Total Verhext".
Mit Funke habe ich bisher gemischte Leseerfahrungen gemacht. "Herr der Diebe" fand ich gut, "Tintenherz" schwach, "Tintenblut" sehr gut und "Tintentod" habe wegen Langeweile abgebrochen.

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 15:33
von deval
Knochenmann hat geschrieben:
deval hat geschrieben: Eine sehr allgemeine Aussage deren Wahrheitsgehalt ich doch sehr anzweifel.
Auf welcher Grundlage fußt die denn?
Auf der Grundlage das Kinder gewisse Sachen einfach zugeteilt bekommen. "Ich habe eine Nichte, die wird 12, ich brauche irgendein Buch als Geburtstagsgeschenk bitte!"
Ach so, danke.
Und ich dachte schon deine Behauptung sei völlig aus der Luft gegriffen.

Re: Cornelia Funke: Reckless

Verfasst: 15. September 2010 18:22
von Bildermensch
Hmmmmm,
was soll man sagen ... also ich denke, dass Frau Funke, ebenso wie die Rowling,
ein Opfer des eigenen Erfolges ist: Der dringende Wunsch, dem Lesern
(absichtlich falsch geschrieben) führt zu einer Pauschaliesierung der Handlung.
Statt etwas zuzubereiten, was eigenen Biss und kreatives Aroma hat, wird lieber
so gekocht / geschrieben dass es möglichst vielen gefällt (nicht des Geldes wegen,
das ist ja nu nicht mehr nötig, sondern weil man dem Leser gefallen will).
Auch wenn die Motive mit Sicherheit ehrenhaft sind, so kommt bei der emotionalen
Gemengelage, die dann auch noch von Bestsellergeilen Lektoren verschärft wird,
zwangsläufig nur fader Einheitsbrei heraus.
Da ess ich lieber was, was nicht allen schmeckt, aber dafür originell ist.
Cheerio
Bildermensch