Seite 1 von 14
Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 12:10
von breitsameter
Spätestens seit Harry Potter ist es ein Phänomen, dass Jugendbücher plötzlich in den Bestseller-Listen auftauchen. Da nun nicht davon auszugehen ist, dass pltzlich alle Kinder und Jugendliche ihr Taschengeld dafür ausgegeben haben, ist davon auszugehen, dass zunehmend auch erwachsene Leser zu Jugendromanen greifen. Aber warum ist das so? Ist es der Reiz der Rückkehr in die kindliche Phantasie oder die jugendliche Sicht auf die Welt noch einmal miterleben zu wollen, die gerade phantastische Jugendromane auch für Erwachsene so interessant werden lässt? Ich kann darüber nur spekulieren, denn ich lese nur selten sogenannte Jugendromane. Aber gerade auch solche Hypes wie jetzt um Suzanne Collins' »Die Tribute von Panem«-Trilogie zeigen, dass irgendetwas dran sein muss...
Wie seht Ihr das? Ich bin neugierig.
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 12:45
von Kringel
Da kann ich nicht so richtig mitreden, denn ich habe noch keinen HP gelesen. Ich würde sagen, dass inzwischen weniger reine Kinderbücher (oder Jugendbücher) auf den Markt gebracht werden, sondern All-Age-Literatur, die auch von Erwachsenen goutiert werden kann. Weil sich das einfach derzeit gut verkauft. In manchen Fällen vielleicht von Erwachsenen, die leichte Kost bevorzugen. Wenn ich aber an Pullmans "His Dark Materials" - Trilogie denke, dann würde ich sagen: Das ist Erwachsenen-Fantasy, die man als Jugend- oder All-Age-Literatur missverstanden hat.
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 13:26
von gernot1610
... wenn mir die Geschichte gefällt, dann lese ich alles. Mir ist dabei egal aus welcher Schublade ein Buch kommt. Ich habe grade das Marsprojekt gelesen und war begeistert, obwohl die Romane ganz klar als Jugendromane zu erkennen waren.
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 13:28
von Christof
So genau wird das wohl keiner beantworten können. Persönlich tendiere ich zu mehreren Dingen:
1. Die Mode bzw. der Hype. Mamis wurden ja regelrecht damit belagert einen HP zu lesen. Ich sah es bei meinen beiden Schwestern. Das war irgendwie der Gruppenzwangeffekt das erwachsene Frauen mit Kindern sich so etwas angetan haben. Ähnlich bei der Vampirgeschichte.
2. Die einfache Lesbarkeit. Personen die normalerweise kein Buch in die Hand nehmen können so etwas lesen. Gerade zusammen mit Punkt 1 sehr wichtig.
3. Keine Grenzthemen. Nehmen wir einen Ringo und Military SF stößt das viele ab. Hat sich jemand mal die Kommentare bei Amazon zu Heinleins Starship Trooper durchgelesen? Das wollen viele Casual Reader nicht.
4. Die Werbung. Was kostet es einen Roman in die Toplisten von Thalia zu plazieren? Bei Spiegel? Ich kann mir nicht vorstellen das ein Biss zum Ende der Nacht ist jetzt über ein Jahr dort zu finden. Warum wohl? Es wird wohl versucht noch den letzten weiblichen Kunden dazu zu überreden das Buch zu kaufen-
5. Das Fernsehen/Kino. Ein Kinderroman kann man sehr gut verfilmen. Es öffnet sich eine große Zielgruppe. Ein Military SF der grausam und moralisch aneckt dagegen nicht.
Kombiniert man das ganze gibt es imo das Bild das eben von der Wirtschaft massiv in diese Richtung gepuscht wird. Denn eine größere Vermarktung geht wohl sonst nicht mit dem Genre Fantasy/SF.
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 13:28
von Frank Böhmert
breitsameter hat geschrieben:Da nun nicht davon auszugehen ist, dass pltzlich alle Kinder und Jugendliche ihr Taschengeld dafür ausgegeben haben, ist davon auszugehen, dass zunehmend auch erwachsene Leser zu Jugendromanen greifen.
Das ist ein Fehlschluss. Jugendbücher werden aus den Belletristik-Bestsellerlisten grundsätzlich ausgeblendet.
Ausnahme: Wenn plötzlich Erwachsene darüber reden. Das war in den 1970ern mit einigen Büchern von Michael Ende so, das war kürzlich mit Joanne Rowling so.
Dahinter steckt Dogmatik, kein verändertes Leseverhalten. Wären Jugendbücher grundsätzlich listentauglich, würden sie dieselben seit Jahrzehnten dominieren.
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 13:38
von Pogopuschel
gernot1610 hat geschrieben:... wenn mir die Geschichte gefällt, dann lese ich alles. Mir ist dabei egal aus welcher Schublade ein Buch kommt. Ich habe grade das Marsprojekt gelesen und war begeistert, obwohl die Romane ganz klar als Jugendromane zu erkennen waren.
Das kann ich nur unterschreiben. Wenn ich höre, dass ein Buch gut sein soll, lese ich es - egal ob Jugend- oder Rentnerroman (da zähle ich schon fast die SF dazu

).
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 13:56
von Gast09
Ich vermute, dass Jugendromane weit überwiegend von im gutbürgerlichen Mittelstand angesiedelten Erwachsenen gelesen werden.
Warum das? Weil die ihnen zugrunde liegenden Stories einfach sind; einfach und harmlos. Wir Erwachsenen, wir sind umgeben von schlechten Nachrichten über Mord, Krieg, Gewalt. Ich persönlich habe dann nicht unbedingt das Bedürfnis, auch in meiner Freizeit noch Stories über folternde Menschenhändler in Uganda oder über mordende Terroristen in London zu lesen. Jugendbücher bieten 'kleine' Spannungen, Action in Hogwarts, Forks oder auf dem Mars. Vielleicht liefern sie uns auch Abenteuer, wie wir sie in unserer Kindheit und Jugend nie hatten.
Der Satzbau in typischen Jugendbüchern ist eher einfach; alleine die Satzlänge und die Kapitellänge kommen meinen Lesegewohnheiten z.B. sehr entgegen.
Es gibt eine sehr bekannte Jugendbuch-Reihe, zu der ich bisher keinen Zugang hatte und das ist Harry Potter.
Ansonsten bin ich gerne der Jugendliteratur verbunden:
Twilight, Wilde Kerle, Marsprojekt, Black*out, Hide*out, (Keep*out, Fall*out, Search*out, Find*out, Cry*out oder was auch immer da noch kommen mag).
Besonders interessant finde ich den Beginn einer neuen Jugendbuchreiche von Grisham: Theo Boone.
Gast09
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 14:05
von breitsameter
Frank Böhmert hat geschrieben:Das ist ein Fehlschluss. Jugendbücher werden aus den Belletristik-Bestsellerlisten grundsätzlich ausgeblendet.
Ausnahme: Wenn plötzlich Erwachsene darüber reden. Das war in den 1970ern mit einigen Büchern von Michael Ende so, das war kürzlich mit Joanne Rowling so.
Dahinter steckt Dogmatik, kein verändertes Leseverhalten. Wären Jugendbücher grundsätzlich listentauglich, würden sie dieselben seit Jahrzehnten dominieren.
Und wer bestimmt, wann ein Jugendbuch dann soweit ist, dass es auch in die »Erwachsenenliste« darf?
Gibt's dazu auch eine Quelle, in der dieses Vorgehen erklärt wird?
Zumindest aber bei Amazon scheint das irgendwie anders zu sein: Dort ist »Die Tribute von Panem. Flammender Zorn« z.B. in der Gesamtbuchliste auf Platz 32, in der expliziten Jugendauswahl aber auf Platz 5. Das würde bedeuten, dass die anderen, nicht Jugendbücher, sich zumindest bei Amazon doch besser verkaufen.
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 14:14
von Spezies 125
gernot1610 hat geschrieben:... wenn mir die Geschichte gefällt, dann lese ich alles. Mir ist dabei egal aus welcher Schublade ein Buch kommt. Ich habe grade das Marsprojekt gelesen und war begeistert, obwohl die Romane ganz klar als Jugendromane zu erkennen waren.
Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Zudem ist es vielleicht auch eine Frage wie jung man selbst in irgendeiner Ecke seines Ego’s geblieben ist, bzw. sich die Fähigkeit zu staunen und sich auf unglaubliches / mystisches / gruseliges einzulassen erhalten hat.
Ich komme hauptsächlich durch meinen 14-jährigen Sohn an diese Gattung und kann sagen, dass ich meistens sehr viel Spass mit "seinen" Büchern habe.
--Spezies 125
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 17:14
von Frank Böhmert
breitsameter hat geschrieben:
Gibt's dazu auch eine Quelle, in der dieses Vorgehen erklärt wird?
Danach müsste jemand anders forschen, vielleicht bei Harenberg.
Ich habe vor Jahren darüber in einer Literaturzeitschrift gelesen, also auf Papier, vermutlich in Literaturen, die ich einige Zeit abonniert hatte. Zusammenhang war, dass plötzlich englischsprachige Titel auftauchten, HARRY POTTER eben -- auch so eine Abweichung von der Dogmatik.
http://www.literaturen.de/de/Home/index.html
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 17:56
von a3kHH
Christof hat geschrieben:So genau wird das wohl keiner beantworten können.
Doch, das kann man ziemlich genau beantworten.
Jugendromane, insbesondere die, die in den Charts sind, entsprechen genau der fortschreitenden Verblödung des durchschnittlichen Lesers. Der ist nämlich überhaupt nicht mehr fähig, auch nur in Ansätzen anspruchsvolle Literatur zu verstehen. Deshalb werden die Bestseller-Listen von dümmlichen Werken wie den Biss-Romanen oder dem Potter-Bullshit dominiert.
Wie auch hier im Forum deutlich dargestellt wird, sind diese sogenannten "Jugendromane" ziemlich einfach gestrickt und anspruchslos. Ich finde es nervig, wenn diese Kinderbücher als herausragend dargestellt werden. Und obwohl ich seine Intention verstehe, geht mir Frank mit seinem andauerndem "Kinderbücher sind toll" echt auf den Geist. (Ist jetzt nicht persönlich gemeint, Frank.) Zum Himmel, ***** und Zwirn, lest und propagiert echte SF, nicht diesen Quatschkram, der keinen Deut besser als die Vampirschlampenromane ist.
So, das musste mal raus.

Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 19:56
von gernot1610
a3kHH hat geschrieben:Christof hat geschrieben:So genau wird das wohl keiner beantworten können.
Doch, das kann man ziemlich genau beantworten.
Jugendromane, insbesondere die, die in den Charts sind, entsprechen genau der fortschreitenden Verblödung des durchschnittlichen Lesers. Der ist nämlich überhaupt nicht mehr fähig, auch nur in Ansätzen anspruchsvolle Literatur zu verstehen. Deshalb werden die Bestseller-Listen von dümmlichen Werken wie den Biss-Romanen oder dem Potter-Bullshit dominiert.
Wie auch hier im Forum deutlich dargestellt wird, sind diese sogenannten "Jugendromane" ziemlich einfach gestrickt und anspruchslos. Ich finde es nervig, wenn diese Kinderbücher als herausragend dargestellt werden. Und obwohl ich seine Intention verstehe, geht mir Frank mit seinem andauerndem "Kinderbücher sind toll" echt auf den Geist. (Ist jetzt nicht persönlich gemeint, Frank.) Zum Himmel, ***** und Zwirn, lest und propagiert echte SF, nicht diesen Quatschkram, der keinen Deut besser als die Vampirschlampenromane ist.
So, das musste mal raus.

Darf ich mal raten? Du bist Jahrgang 48 bis 52? Nur Interessehalber ...
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 19:59
von Uschi Zietsch
[quote="a3kHH"][/quote]
Danke für die Aufklärung! Hätte nie gedacht, dass ich blöd bin (ganz schön blöd, was?) - endlich sagt es mir mal einer, sonst hätte ich das am Ende nie erfahren und wäre auch noch dumm gestorben.
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 20:17
von a3kHH
gernot1610 hat geschrieben:Darf ich mal raten? Du bist Jahrgang 48 bis 52? Nur Interessehalber ...
Nicht ganz, ich bin Jahrgang 60.
Also alt genug, um gute SF von Dick, Herbert, Brunner oder Spinrad zu schätzen. Und den Schrott von Rowling, Meyer and Canavan abzulehnen. Mal das Interview von Meyer in der "Brigitte" gelesen ? Gruseliger als jeder Horrorfim.
Re: Jugendromane: Nur was für Jugendliche?
Verfasst: 20. Februar 2011 20:31
von gernot1610
a3kHH hat geschrieben:gernot1610 hat geschrieben:Darf ich mal raten? Du bist Jahrgang 48 bis 52? Nur Interessehalber ...
Nicht ganz, ich bin Jahrgang 60.
Also alt genug, um gute SF von Dick, Herbert, Brunner oder Spinrad zu schätzen. Und den Schrott von Rowling, Meyer and Canavan abzulehnen. Mal das Interview von Meyer in der "Brigitte" gelesen ? Gruseliger als jeder Horrorfim.
... und Privarfernsehn ist Teufelszeug, Unterhaltung bitte nur mit erhobenem Zeigefinger und bloß keinen Mainstream lesen!