Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Science Fiction in Buchform
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breitsameter
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Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

In seinem Blog schrieb Jakob Schmidt - hier im Forum äußerst selten als »Jakob« anzutreffen - heute einen Beitrag unter dem Titel: »Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig«.
Hier ist er zu finden: http://jakob.blogsport.de/2011/05/01/de ... -fluessig/


Anlaß dafür war die Gründung einer neuen Website von Uwe Post und Sven Klöpping zur Förderung der »Deutschen Science Fictiob« unter der Adresse: deutsche-science-fiction.de.

Jakob Schmidt schreibt dazu u.a.: »Dazu muss man aber erst einmal anerkennen, dass es mit der deutschsprachigen SF im Argen liegt, und nicht nur, insofern sie nicht die gebührende Anerkennung erfährt, sondern vor allem, insofern die meisten Werke, die aus der Szene heraus entstehen, bestenfalls passabel sind, sich aber qualitativ nicht mit englischsprachigen Werken messen können. Das ist an sich noch gar nicht schlimm. Es hat eben mit dem deutschsprachigen Buchmarkt zu tun. Will man etwas dagegen unternehmen, dann müsste vor allem vielversprechende Autoren in ihren jeweils individuellen Ansätzen fördern und für sie um Aufmerksamkeit werben.
Wenig hilfreich ist es dagegen, so zu tun, als wäre das Produkt „Deutsche SF“ eine Spitzensache, die man nur etwas besser bewerben und am besten mit einer klaren, griffigen Markenidentität namens „deutsch“ versehen müsse.
Noch weniger hilfreich ist es, wenn man sein Anliegen in jenem typisch deutschen Beleidigt-weil-zu-kurz-gekommen-Tonfall vorträgt und sich als Opfer einer amerikanischen „Leitkultur“ geriert.
Ganz und gar nicht hilfreich ist es, wenn man das Anliegen, SF-Autoren, die auf Deutsch schreiben, eine Plattform zu bieten, mit der Frage nach „deutschen Themen“ in der SF, nach „gesundem Nationalismus“ und nach „Unterdrückung durch die US-Kulturindustrie“ vermanscht.
«

Da Jakob die Diskussion dazu am liebsten in seinem Blog haben möchte, sollte man etwaige Reaktionen am besten auch dort posten (siehe oben - einfach am Ende des Artikels). Ich finde, Jakob hat in vielen Punkten recht.
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Mammut
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Mammut »

breitsameter hat geschrieben:IIch finde, Jakob hat in vielen Punkten recht.
Was würdest du denn besonders unterschreiben?
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breitsameter
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Michael Schmidt hat geschrieben:
breitsameter hat geschrieben:IIch finde, Jakob hat in vielen Punkten recht.
Was würdest du denn besonders unterschreiben?
Dass »deutsche SF« an sich kein Qualitätslabel ist, dass die Kleinverlagsszene sich immer wieder selbst über die Qualität und Bedeutung ihrer Werke täuscht, und dass es wichtiger ist an der Qualität zu arbeiten, als am Marketing.
Natürlich übertreibt Jakob bewusst etwas, sein Hochleben der englischsprachigen SF an sich ist auch einseitig (da erscheint auch jede Menge unlesbarer Unsinn).
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Mammut
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Mammut »

breitsameter hat geschrieben: Dass »deutsche SF« an sich kein Qualitätslabel ist, dass die Kleinverlagsszene sich immer wieder selbst über die Qualität und Bedeutung ihrer Werke täuscht, und dass es wichtiger ist an der Qualität zu arbeiten, als am Marketing.
Das ist ansteckend. Glaube ich. Also kein Selbstläufer, eher sowas wie Gruppenzwang. Jeder neigt ja dazu sich selbst zu überschätzen. Der eine mehr, der andere ist vielleicht ein wenig bescheidener.
Dazu kommen die diversen Preise wie KLP und DSFP. Eine Nominierung suggeriert ja, das war gut. Und wenn jemand oder etwas mehrmals nominiert wird, erst Recht. Wäre also wohl wünschenswert, wenn da schon ein wenig kritischer nominiert wird, oder? Und manchmal auch weniger.

Es wurden ja immerhin 2010 beim DSFP 8 Romane und 9 Kurzgeschichten nominiert:
http://www.sfcd.eu/002/2dsfp/2dsfp.html

Beim KLP 2010 sind es 7 Romane und 10 Kurzgeschichten:
http://www.kurd-lasswitz-preis.de/index ... raeger.htm

Da könnte man als Außenstehender doch davon ausgehen, es war ein guter Jahrgang.

Wenn selbst die "offiziellen" Rückmeldungen so positiv sind, kann man sich natürlich leicht mal überschätzen, oder?
Was Jakob ja auch anmerkt ist, wie bekommt man die Motivation, sich selbst zu verbessern? Die Nominierungslisten nicht, oder? Dafür scheint mir da zuviel mittelmäßiges dabei zu sein.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von a3kHH »

breitsameter hat geschrieben:Dass »deutsche SF« an sich kein Qualitätslabel ist, dass die Kleinverlagsszene sich immer wieder selbst über die Qualität und Bedeutung ihrer Werke täuscht, und dass es wichtiger ist an der Qualität zu arbeiten, als am Marketing.
Bei den Kleinverlagen gibt es zwei Typen : Amateure und Profis. Die Amateure verlegen aus Spaß an der Freude und ja, da kann die Qualität schon drunter leiden. Die Profis verlegen deutlich qualitätsbewusster, dort sind die herausgegebenen Romane und Anthologien wesentlich niveauvoller. Bestes Beispiel dafür sind neben den klassischen Wurdack-Anthologien die Hardcover von Atlantis, die man bedenkenlos weiterempfehlen kann. Ich habe sie nach der ersten Ankündigung abonniert, weil mir die Idee gefiel und ich den Verlag unterstützen wollte. Im Gegenzug habe ich bisher nur gute, sehr gute und brilliante Phantastik erhalten.
Das Marketing nationaler SF, sei es nun deutsche oder französische oder italienische oder oder oder, liegt allerdings im Argen, da ist es sehr wohl angebracht, einmal die Werbetrommel für zu rühren. Ob das allerdings mit der Collector-Offensive nicht besser funzt als mit einer Website, möchte ich dahingestellt lassen. Die neue Website ist meines Erachtens ein Kristallisationspunkt, der erst einmal mit Leben gefüllt werden muß.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Guido Latz »

Ihr redet über "Qualität", nebenan im SF-Netzwerk geht es um Wichtige SF". Das ist etwas, worüber man natürlich reden kann. Das ist aber am Ende etwas, das im Auge des Betrachters liegt. Es mag ja ein hehres Ziel sein, "wichtige" und/oder qualitativ gute SF (oder Phantastik allgemein) zu verlegen (oder zu schreiben). Wenn diese sich dann auch noch verkauft, prima. Finde ich auch. Aber letztlich müssen die Zahlen auch bei Kleinverlagen stimmen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, Alfred - ich finde es klasse, dass Dir die Bücher von Ernst und mir gefallen. Und, ja, ICH finde meine Sachen auch gut und qualitätsmäßig in Ordnung. Das heißt aber nicht, dass das objektiv auch so sein muss oder dass "alle" jetzt in einen Lobgesang einstimmen. Letztlich müssen mich am Ende die Zahlen überzeugen, würden sie dies nicht tun, obwohl eine Sache toll ist, würde ich sie nicht weiterführen.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Guido Latz hat geschrieben:Ihr redet über "Qualität", nebenan im SF-Netzwerk geht es um Wichtige SF". Das ist etwas, worüber man natürlich reden kann. Das ist aber am Ende etwas, das im Auge des Betrachters liegt. Es mag ja ein hehres Ziel sein, "wichtige" und/oder qualitativ gute SF (oder Phantastik allgemein) zu verlegen (oder zu schreiben). Wenn diese sich dann auch noch verkauft, prima. Finde ich auch. Aber letztlich müssen die Zahlen auch bei Kleinverlagen stimmen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, Alfred - ich finde es klasse, dass Dir die Bücher von Ernst und mir gefallen. Und, ja, ICH finde meine Sachen auch gut und qualitätsmäßig in Ordnung. Das heißt aber nicht, dass das objektiv auch so sein muss oder dass "alle" jetzt in einen Lobgesang einstimmen. Letztlich müssen mich am Ende die Zahlen überzeugen, würden sie dies nicht tun, obwohl eine Sache toll ist, würde ich sie nicht weiterführen.
Guido. da hast Du natürlich völlig recht. Man müßte bei so einer Diskussion immer drei Seiten berücksichtigen: die Verlergerseite (Es muß sich rechnen!), die Autorenseite (Es soll gelesen werden! und Ich habe Spaß beim Schreiben!) und die Leserseite (Es muß schmecken!). Jeder folgt seinen Prämissen.

Schwierig wird es, wenn eine Seite unzufrieden ist, aber nicht das Zusammenspiel sieht.
Die Leser schreien dann: Ihr bösen Verlage gebt mir nicht, was ich will!
Die Verleger schreien dann: Die Leser kaufen einfach nicht dieses tolle Buch!
Der Autor schreit: Der Verlag will das Buch nicht verlegen! Die Leser wollen das Buch nicht lesen!

Wenn man sich als Autor aber einen Leserkreis größer als die Kleinverlagsszene (die zum Glück in den letzten Jahren herangewachsen ist und gut gedeiht)und ihre treuen Leser (man kennt sich...) wünscht, dann ist es nicht hilfreich das Defizit nur im Marketing zu vermuten. Es kann auch an der Qualität liegen. Gerade durch das Biotop, in dem man sich bewegt, kann man da einer Falscheinschätzung unterliegen.

Ich lese seit vielen Jahren deutsche SF. Es gibt hervorragende, es gibt grauenvolle. Die ganze Bandbreite.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Bully »

Die Steigerung von flüssig ist überflüssig.
Wenn Jacob Schmidt das meint, ist es eigentlich beleidigend. Die englischsprachigen Romane, die es ins Deutsche schaffen, sind vllt. nicht die besten, aber die erfolgreichsten englischsprachigen. Das heißt vllt., dass sie nicht völliger Murks sind. Dass Dan Brown aber jetzt wirklich so viel besser sein soll als seine Kollegen, wie seine Auflage die Konkurrenz übertrifft, wage ich mal zu bezweifeln.
Wenn Schmidt schreibt:
In Deutschland hat man als SF-Autor etwa folgende Möglichkeiten: Man kann radikal das eigene Schreiben entwickeln und hoffen, es irgendwie in die Hochliteratur mit ihren zumindest zuweilen halbwegs passablen Auflagenzahlen zu schaffen; man kann sich als Autor von Wissenschaftsthrillern versuchen oder ins Elfen- und Zwergenfach wechseln; oder man kann das Schreiben als Hobby betreiben und seine Portion Anerkennung nicht aus der Auflagenstärke oder den Feuilleton-Besprechungen beziehen, sondern aus den wohlwollenden Forenkommentaren anderer Hobby-Autoren. Alle drei Möglichkeiten sind legitim, und auch auf den letzteren beiden Wegen kann durchaus mal ein gutes Werk zustande kommen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch eher gering.
Möglichkeit 1 ist ein Allgemeinplatz: "Hochliteratur" und "halbwegs passabele Auflagen" sind zwar nicht dasselbe, aber an seinem Schreiben zu arbeiten kann nur gut sein.
Möglichkeit 2 schließt Möglichkeit 1 zwar nicht aus; wenn es mehr Wissenschaftsthrillerfans und/oder Elfenfreunde als "normale" SF-Fans gibt, ist das vllt. wirklich eine Folge des Marketings. Wenn nicht, hat es an der Stelle keinen Sinn, weiter zu diskutieren. Wenn das Thema eines Romans (Umweltkatastrophen, Fantasyvölker) stärker auf die Auflage Einfluss hat als Stil, Spannung oder sonstiges, kann man, wenn man ein erfolgreicher UND guter Autor werden will, versuchen, bessere Wissenschaftsthriller und Fantasyvölkerromane zu schreiben als alle andere.
Möglichkeit 3 ist das, wogegen man arbeiten sollte: Beleidigt in der Ecke zu sitzen, Hobbyautor zu bleiben, obwohl man weiß: "Sowas wie ein Dan Brown-Roman kriege ich auch hin, bloß besser rechechiert." sollte eigentlich keine Alternative sein. Entweder ist man Hobbyautor, weil man keine Zeit/Lust hat, sich den Stress, ins hauptberufliche Schreiben zu wechseln, anzutun, aber trotzdem Spaß am Schreiben hat, oder man ist so ehrlich/bescheiden/unsicher, dass man es sich nicht zutraut.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Was mich als Konsumenten angeht: Ich sehe nicht das deutsche SF irgendein Alleinstellungsmerkmal ausweißt (siehe: Schweden Krimis). Ich kann auch nicht erkennen das die Verlage für deutsche SF ein anders Programm fahren.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Bully »

Knochenmann hat geschrieben:Was mich als Konsumenten angeht: Ich sehe nicht das deutsche SF irgendein Alleinstellungsmerkmal ausweißt (siehe: Schweden Krimis). Ich kann auch nicht erkennen das die Verlage für deutsche SF ein anders Programm fahren.
Sind alle Krimis von Schweden "Schwedenkrimis"? Oder sind "Schwedenkrimis" eine bestimmte Art Krimis, die zufällig von Schweden geschrieben werden, aber genausogut von Norwegern oder Nigerianern geschrieben werden könnten, aber halt als "Schwedenkrimis" in Deutschland vermarktet werden? Im letzteren Fall wären Krimis von einem Schweden, der meinetwegen "Der Hund von Baskerville" oder "Die Morde des Herrn ABC" in Schweden spielend nacherzählt, eigentlich keine Schwedenkrimis.
Weshalb ich vermute, dass schwedische Krimileser auch kein schwedisches Alleinstellungsmerkmal erkennen würden, weil sie soviele verschiedene schwedische Krimis mit unterschiedlichen Stilen, Handlungselementen, Charakterzeichnungen etc. kennen.
Der Grund, warum englische Titel in Deutscher Übersetzung in D als "besser" wahrgenommen werden, ist einmal der zusätzliche Selektionsdruck infolge der Übersetzungskosten, die man eher bei erfolgreichen Titeln riskiert, wobei man zwischen Erfolg und Qualität fairerweise den Zusammenhang sehen sollte, dass erfolgreiche Bücher wohl mindestens "durchschnittlich" gut sind.
Der Grund umgekehrt, dass dt. SF in Amerika weniger wahrgenommen wird, kann auch daran liegen, dass der Selektionsdruck hier noch höher liegt. Übersetzungen kosten so oder so das gleiche, aber im dt. muss der übersetzte englische Roman mit viel weniger Konkurrenz wetteifern als umgekehrt. Sagt also auch nichts über die Qualität dt. SF aus.

Wenn kulturelle Osmoseprozesse die Qualitäts-Wahrnehmung also verzerren können, stellt sich die Frage, warum sich dt. Autoren das gefallen lassen müssten.
Als Leser habe ich auch was davon, das Original statt der Übersetzung zu lesen.
Als Verleger habe ich was davon, nur den Autoren und nicht noch den Übersetzer zu bezahlen.

Ergo ist es für alle Beteiligten lohnenswert, einheimische Autoren zu fördern.
Für die SF-Szene wäre es besser, wenn ein SF-Autor für SF berühmt wird, und nicht, weil er aus dem SF-Milieu entkommt und nicht mehr als SF-Autor wahrgenommen wird, aber das ist eigentlich erstmal egal.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Christof »

Als Leser habe ich auch was davon, das Original statt der Übersetzung zu lesen.
Da kann ich nicht ganz folgen. Was ist an einer sinnvollen Übersetzung auszusetzen? Ich brauche keinen directors cut. Mir persönlich reicht es wenn ich als Leser, als Konsument befriedigt werde. Und ganz ehrlich, ich warte seit Jahren auf Übersetzungen und auf kein einziges deutschsprachiges Werk. Und wenn ich mir einen Heitz anschaue, führte das eher zu: Oh ich schaue ob es ein Buch aus dem englischsprachigen Raum ist.
Warum?
Der Grund, warum englische Titel in Deutscher Übersetzung in D als "besser" wahrgenommen werden, ist einmal der zusätzliche Selektionsdruck infolge der Übersetzungskosten, die man eher bei erfolgreichen Titeln riskiert, wobei man zwischen Erfolg und Qualität fairerweise den Zusammenhang sehen sollte, dass erfolgreiche Bücher wohl mindestens "durchschnittlich" gut sind.
Und bei den deutschsprachigen hatte ich fast immer das Gefühl(um in Cinema Jargon zu bleiben) das es es B Movie ist.

Das ist sicher nicht toll für "unsere Autoren". Nur bin ich keiner. Ich bin ein Konsument. Und so wie ich ein Auto nach meinen Anforderungen und nicht nach Made in Germany kaufe, sehe ich das auch bei Büchern. Qualität setzt sich durch, wird vermarktet und dann auch gerne von mir konsumiert. Nur nach Heitz, Hohlbein und Co, bin ich hier sehr sehr vorsichtig.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von muellermanfred »

Ich frage mich, ob englische oder amerikanische Autoren ihre Science Fiction als "englisch" oder "amerikanisch" definieren? Meistenteils erzählt man doch aus heimischer Perspektive, weil man die eben gut kennt, und nicht aus explizit nationaler Perspektive.

(Die angesprochenen Schwedenkrimis würde ich auch nicht so nennen. Es sind halt Krimis mit starkem Lokalkolorit.)

Ich geh mal fragen, vielleicht krieg ich ja Antworten …
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Christof

Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Christof »

Ich frage mich, ob englische oder amerikanische Autoren ihre Science Fiction als "englisch" oder "amerikanisch" definieren?
Habe ich in den USA nie so gesehen oder erlebt. Ich habe jetzt sogar extra einige TB aus den USA in der Hand. Das Impressum ist kleiner, Rückschlüsse auf das Herkunftsland des Autors sind nicht zu finden. Das einzige was man dagegen oft findet und auch gut ist: "Printed in the USA". Das würde ich gerne bei unseren Büchern auch sehen. Denn zumindest für mich wäre es ein Kriterium ob das Buch in Deutschland oder im nahen Preisdumping Osteuropa gedruckt wird.
Btw. die Qualtiät der US Amerikanischen Bücher ist auch schlechter. Dafür kosteten die Taschenbücher umgerechnet auch nur 4,5 Euro :/
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von muellermanfred »

Spontan habe ich zwei Antworten bekommen. Eine amerikanische Autorin, die in London lebt, sagt, daß sie nach Möglichkeit versucht, solche Kategorien zu vermeiden. Ihr Lebensgefährte, ein Engländer, sagt, daß er beides versuche: mit und ohne Lokalkolorit. Wobei er kulturell geprägte Erzählperspektiven als Belastung empfindet.
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breitsameter
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

muellermanfred hat geschrieben:Wobei er kulturell geprägte Erzählperspektiven als Belastung empfindet.
Wobei da immer die Frage auftaucht, ob das der Leser auch so wahrnimmt. Mir stößt es manchmal schon sauer auf, wenn mir ein SF-Roman einen »Kulturschock« präsentiert, der allerdings manchmal nur aus einer amerikanischen Sicht heraus existiert. Oder wenn die Welt scheinbar genau aus einem Kontinent besteht: Nordamerika.

Ansonsten: Zustimmung. Wobei ein bewußt gewählter lokaler Einschlag wunderbar sein kann.
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