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Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Verfasst: 30. Januar 2012 15:12
von breitsameter
Im letzten Jahr haben wir über das Thema »Jugendromane: Nur was für Jugendliche?« sehr ausführlich diskutiert. Ein Beispiel für ein erfolgreiches Jugendbuch war dabei »Die Tribute von Panem«. Wobei erfolgreich eigentlich schon fast untertrieben ist:
Der 2009 bei Oetinger erschienene erste Band der Romantrilogie, “Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele“, wurde u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Der letzte Teil “Die Tribute von Panem. Flammender Zorn“ erschien im Januar 2011 und stand drei Wochen auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Die limitierte Sonderausgabe aller drei Bände im Schuber, die im Oktober 2011 erschien, war bereits innerhalb weniger Wochen vergriffen.
Und die Trilogie ist Science Fiction. Da beißt die Maus keinen Faden ab:
Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Spiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle und nimmt Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta den Kampf auf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln – was empfindet sie für Peeta? Und kann wirklich nur einer von ihnen überleben?
Aber warum wird über diese so erfolgreiche Trilogie, die sogar verfilmt wird (Teil 1 startet schon dieses Frühjahr), hier so wenig diskutiert? :kopfkratz:
Wer kennt die Bücher, wie haben sie Euch gefallen?

Re: Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Verfasst: 30. Januar 2012 15:47
von Pogopuschel
breitsameter hat geschrieben: Aber warum wird über diese so erfolgreiche Trilogie, die sogar verfilmt wird (Teil 1 startet schon dieses Frühjahr), hier so wenig diskutiert? :kopfkratz:
Wer kennt die Bücher, wie haben sie Euch gefallen?
Im SF-Netzwerk habe ich vor ca. einem Jahr die gleiche Frage gestellt. Da gibt es eine extrem erfolgreiche SF-Reihe und die SF-Szene bekommt es nicht mit, und beschwert sich weiter über Nichtbeachtung ihres Genres. Inzwischen hat scheinbar jeder mitbekommen, dass die SF erfolgreich im Mainstream angekommen ist, nur das Fandom noch nicht. Wenn das Label SF nicht auf dem Cover prangt, dann ist es auch keine SF (um es mal etwas überspitzt zu formulieren). Inzwischen weiß ich, dass einige die Reihe gelesen haben. Ich hatte die Lektüre nach 100 Seiten aus Gründen unterbrochen, die nichts mit der Qualität des Buches zu tun haben. Werde sie demnächst aber wieder aufnehmen.

Re: Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Verfasst: 30. Januar 2012 15:53
von Bully
Ich habe sie nicht gelesen. Wobei mich das Thema interssieren würde.

Hey, das ist nach "Watchmen" schon das zweite Juvenal-Zitat, dass es über Bande ins Kino schafft.

Das muss doch einfach gut sein.*g


Im Ernst - ich habe einen größeren Haufen SUB. Evt. werde ich mir die TB kaufen, wenn mir der erste Film gefällt.

Re: Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Verfasst: 30. Januar 2012 15:55
von Knochenmann
Gelesen, bzw gehört, meine Meinung:

Teil eins war sehr einfach gehalten mit seiner "Ballte Royal" Handlung, aber der Leser wird weder unter noch überfordert, und man kann gnädig über Logikfehler hinwegsehen. Ganz klar ein Jugendbuch, aber eins das etwas tiefer geht.

Teil zwei: hat mir gar nicht gefallen. Man bekonnt Teil 1 irgendwie noch einmal aufgewärt, und nichts neues kommt hinzu, man sieht alles kommen und fühlt sich generell wie in "Fluch der Karibik Teil 2"

Teil drei: fängt etwas dröge an, und hat in der Mitte ein paar Durchhänger, wird aber ab der Mitte immer besser und schlägt gegen Ende hin praktisch durch die Decke. Der Leser bekommt hier ganz klar mehr als er wollte.

...ich selbst fand die Bücher sehr gut, bestimmt besser als die "Twilight" Serie, die durch die Panem anscheinend vom Cashcow-Tron gestoßen werden soll.

Re: Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Verfasst: 30. Januar 2012 18:12
von Traan Dain
breitsameter hat geschrieben:Im letzten Jahr haben wir über das Thema »Jugendromane: Nur was für Jugendliche?« sehr ausführlich diskutiert. Ein Beispiel für ein erfolgreiches Jugendbuch war dabei »Die Tribute von Panem«.

[...]

Aber warum wird über diese so erfolgreiche Trilogie, die sogar verfilmt wird (Teil 1 startet schon dieses Frühjahr), hier so wenig diskutiert? :kopfkratz:
Wer kennt die Bücher, wie haben sie Euch gefallen?
Nun, immerhin wurde die Reihe im "Liest zur Zeit"-Thread erwähnt.

Nachdem mein Sohn (seinerzeit noch 11) die Bücher lesen wollte, habe ich sie ihm natürlich besorgt und selbstverständlich auch selber gelesen.

Mir hat es sehr gut gefallen, meinem Sohn auch, wobei der zweite Band eindeutig der schlechteste der Reihe ist, und der dritte zum Schluss einfach Klasse.

Suzanne Collins schreibt spannend und ihre Figuren werden gut charakterisiert, und vor allem finde ich es gut, dass es eigentlich keine klare gute und böse Seite gibt. Zwar ist der herrschende Präsident eindeutig ein Böser, aber die Anführerin der Rebellen ist nicht viel besser. Selbst der anfängliche treue Freund der Heldin erweist sich als zumindest zweifelhaft. Entsprechend ist das Ende zwar sehr überraschend, aber trotzdem logisch und schlüssig.

Negativ ist mir aufgefallen, dass Frau Collins der modernen Unsitte verfällt, nur noch in der ersten Person Präsens zu schreiben. Das wirkt auf mich zu laut.

Auch die Welt ist nicht so ganz plausibel. Dass es eine anscheinend recht kleine Restbevölkerung nach einer offenbar umfassenden Katastrophe geschafft haben soll, ein so hohes wissenschaftliches und industrielles Niveau zu halten, ist doch eher unwahrscheinlich, es wird auch nicht erklärt (wo nehmen sie z. B. die ganzen Rohstoffe her?). Andererseits scheint mir, dass Frau Collins dass auch nicht so sonderlich interessiert hat.

Re: Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Verfasst: 4. Februar 2012 11:54
von Amtranik
Ich habe diese Trilogie vor ziemlich genau einem Jahr gelesen und war sehr angetan davon. Es war mein erster Ausflug in sogenannte "Jugendliteratur". Man könnte auch sagen, ich habe mich diesmal von dieser Ettikettierung nicht abhalten lassen eine Romanreihe zu lesen die mir interessant erschien.
Wobei Sie in Bezug auf Logiklöcher oder trivialisierende Handlungsverläufe sicherlich keinen deut unter einer beliebigen Heftroman oder sog. Groschenromanlektüre anzusiedeln ist, eher etwas darüber. Von daher habe ich schon geringfügige Probleme mit der Ettikettierung "Jugendroman". Zumahl für meinen Geschmack die geschilderte Gewalt, die Rohheit und teilweise intensive Schilderung der Gewaltszenen an sich heftig sind. Wohlmöglich ein Spiegel unserer Zeit? Gewalt und Gewaltdarstellung ist weiterhin in und Ihre Popularität ungebrochen. Vermutlich nur folgerichtig das auch Sie nun ein wichtiger Bestandteil von Romanen wird die explicit als für Jugendliche ausgewiesen wird.

Was soll ich sagen? Ich für meinen Teil halte ja sowieso nichts von allzu vielen Ettiketten oder Schubladen. Es verwundert daher sicher nicht, das mir diese Romantrilogie eigentlich zu so gut wie keinem Zeitpunkt als Literatur spezielle für Jugendliche vorgekommen ist.

Den kleinen Durchhänger in Teil 2 habe ich mir im übrigen so begründet das ich das Tempo von Band 1 schon ziemlich atemberaubend fand und von daher vermutlich die Erwartungshaltung an den zweiten einfach zu hoch wächst um ihm gerecht zu werden. Den Abschluß des Werkes hatte ich allerdings auch so nicht erwartet und hat dann letztlich alles übertroffen das ich mir vorgestellt hatte. Das hier der Fokus nicht auf plausible Darstellung ökonomisch-technisch wirtschaftlicher zusammenhängen liegt ist richtig und in dieser Form für mich kein Manko. Kommt das doch in jedem zweiten Roman vor. Nur die Schwelle jeden Lesers dies zu tolerieren ist eine andere.

Ich würde "Die Tribute von Panem" uneingeschränkt empfehlen wollen. Ich wünschte mir so manch hochgelobtes modernes Werk manchen Newcomers der in aberwitz oder neuer Idee sich verliert, wäre nur annähernd so unterhaltsam und würde nur halb so viel Spaß machen wie dies Werk von Frau Collins.

Re: Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Verfasst: 3. März 2015 18:52
von Doop
Ich exhumiere mal diesen alten Thread, da ich einen Kurzurlaub in der letzten Woche genutzt habe, um endlich den letzten Band der Trilogie zu lesen.

Über die deutschen Titel der Bücher (Band 3 hat den wirklich widerlichen deutschen Nachmittags-Soap-Titel "Flammender Zorn" statt "Mockingjay") habe ich mich ja schon mal bei der Diskussion der Filme ausgelassen.

"Mockingjay" hat zwar ein paar kleine Schwächen, aber insgesamt ist das ein grandioser Abschluss der Trilogie und zum Ende hin, wenn Katniss sich mit ihrem kleinen Trupp durch das Capitol kämpft und die Zeit nach dem Sieg der Rebellen, von wirklich eindringlicher Dichte. Und das Ende ist so düster, wie ich es zwar schon in Aussicht gestellt bekommen - aber dann doch nicht erwartet hatte. Wirklich toll, aber bevor der 4. Film noch nicht in den Kinos war, will ich zum Ende der Geschichte hier nichts weiteres spoilern.

Auf jeden Fall eine klare Empfehlung für alle SF-Fans.

Re: Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Verfasst: 3. März 2015 20:05
von Nina
Ich dachte mir zuerst: Na ja. So wie Battle Royale. Habe es mir aber dann doch zu Gemüte geführt und es war einfach so spannend! Und es ist nebenbei auch noch eine irrsinnig politische Trilogie, wirbt aber nicht damit. Ich finde, dass es so etwas lange in der Science-Fiction gefehlt hat, etwas, das auch Jugendliche anspricht und vor allem: Mal was für Mädels. Die SF braucht sich ja nicht zu wundern, wenn heutzutage die meisten Leser junge Frauen sind und die Zielgruppe einfach nicht berücksichtigt wird. Ich war später dann bei einer Forendiskussion total überrascht, wie viele "gestandene Männer" das auch kennen und zu einem guten oder zumindest nicht vernichtendem Urteil gekommen sind. Angesichts der Konstellation der Charaktere hätte ich mir das anders erwartet.
Ich hatte die Trilogie auch zu dem Zeitpunkt des Abschlusses für den Laßwitz-Preis vorgeschlagen. Gültig war der Vorschlag, fand aber nicht so viel Anklang.

Re: Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Verfasst: 3. März 2015 20:43
von Bully
Ohja - Juvenal-Zitate sind die besten! *g

Das Buch ist wirklich bitter. Wer den 3. Film gesehen hat und die Schlussszene hart fand, solche Sachen kommen im Rest vom Buch ungefähr am Ende von jedem zweiten oder dritten Kapitel.

Wobei ich jetzt was zu einer Kritik sagen will, die ich (zu den Filmen) öfter gehört/gelesen habe: Andere Charaktere werden zu wenig ausgeleuchtet. Prinzipiell muss ich dem zustimmen: jedes Tribut, das je gestorben ist, hat min. so viel Tränen, Blumen und traurige Lieder verdient wie
Rue
, also mehr, als es bekommen hat, und was die Karrieros betrifft, so ist die Idee dahinter gar nicht so anders als die von Katniss: Wennschon Todesspiele, dann doch besser mit Jugendlichen als mit Kindern.
Dass die anderen Figuren in den Filmen aber weniger ausgestaltet werden, liegt daran, dass die Filme sehr nahe an den Büchern sind, und die Bücher sind sehr nahe an Katniss' Hirnhaut, und was Katniss betrifft, die ist kein sehr "kommunikativer Mensch" und versucht meist gar nicht groß, sich in andere hineinzuversetzen. Und selbst, wenn sie prinzipiell stärker auf andere Menschen zuginge, bei Menschen, die einen demnächst zu töten planen, ist das vllt. keine gute Idee.
Und bei Menschen, die man demnächst plant zu töten, auch nicht.*

Das ist ein Thema, dem Collins bzw. Katniss aus dem Wege gehen (mit durchwachsenen Erfolg): wie kann man sich mit Leuten verbünden, sich auf sie verlassen, vllt. sogar mit denen anfreunden, wenn das bestmögliche Ergebnis dieser Bemühungen sein wird, dass man sie schließlich umbringt (das zweitbeste ist, dass man von seinen "Verbündeten" statt seinen "Feinden" umgebracht wird, und wenn es richtig schlecht läuft, ist man tot, bevor irgendwelche moralischen Dilemmata ihre hässlichen Fratzen erheben, yeah)? Ist aber vllt. kein Nachteil, man hat als Leser umsomehr Gelegenheit, darüber nachzudenken, was man selber täte.
Immerhin wird im dritten Buch klar, dass sich Ex-Tribute untereinander besser verstehen als andere Menschen, selbst, wenn sie sich aus anderen Gründen nicht leiden können.

* Bzw., nicht, wenn man sich nur so mäßig wie Katniss verstellen kann - gelegentlich macht oder tut sie mit viel Überlegung etwas, was andere täuschen soll; es gibt in drei Büchern nur einen Fall, wo sie wohl wirklich alle Welt getäuscht hat.
Und nein, der Beerentrick war's nicht. Zumindest Präsident Snow hat ihr die unsterbliche Liebe nicht angekauft. Und manche andere Leute wohl auch nicht wirklich, aber die haben keinen Grund, ihr (oder Peeta) daraus einen Strick zu drehen.
Und min. einen, wo ihre Umgebung kollektiv so tut, als würde sie ihr etwas glauben. Und diverse Leute sagen ihr, dass sie sowas gar nicht kann, was sie selbst (oder wir als Leser) sonst vllt. gar nicht mitbekäme. Also nein, Katniss denkt sich nicht groß in andere Menschen hinein, sonst könnte sie sie manipulieren.


Hach, ich freu mich schon, wie die das im letzten Teil umsetzen. :xmas: