RoM hat geschrieben:Schlußendlich geht es aber darum wie der Mensch, wie das Leben reagiert.
Dem kann ich zustimmen. Gerade Science-Fiction älteren Datums ist oft sehr an den wissenschaftlich-technischen Phänomenen orientiert und weniger an den Menschen. Das liest sich dann wie ein fiktiver Expeditionsbericht, mehr in der Art von Sachbüchern oder Dokumentationen. Als Freund des Dokumentarischen habe ich derartige SF-Geschichten auch gern gelesen, vor allem in meiner Jugend, etwa vom österreichischen Autor Erich Dolezal, der in seinen Jugendbüchern immer viel vom astronomischen Wissen seiner Zeit verpackte. In der heutigen Spaßgesellschaft wird so etwas als unerträglich belehrend empfunden, mir hat es damals spannende und interessante (und durchaus auch lehrreiche) Lesestunden beschert.
Auch bei anderen - bekannteren - Autoren der älteren Generation, wie Arthur Clarke oder Isaac Asimov, treten die Menschen und ihre Schicksale zugunsten der großen kosmischen Ereignisse manchmal etwas in den Hintergrund.
Die Frage aus der Überschrift habe ich mir selbst ursprünglich auch so beantwortet, dass ich von einem außergewöhnlichen wissenschaftlichen Phänomen oder von einer technischen Entwicklung ausgegangen bin und versucht habe, drumherum eine Story zu erfinden. Das wird in dieser Form leicht etwas blutleer.
Ich habe das Pendel aber auch schon zu weit in die Gegenrichtung ausschlagen lassen. Ich konzentrierte mich ganz auf die zwischenmenschliche Entwicklung, der SF-Rahmen geriet zur Staffage, und ich musste mir die Kritik anhören, warum ich das Ganze auf einer Raumstation spielen lasse, das sei für die eigentliche Handlung völlig unnötig.
Am besten ist wie üblich ein vernünftiger Mittelweg, also etwa ein Konzept, in dem ein technisch-wissenschaftlicher Sachverhalt unmittelbar auf menschliche Charaktere und Schicksale einwirkt. Z. B., wenn ein Astronaut nach seiner Rückkehr aufgrund der relativistischen Zeitdehnung jünger ist als sein Sohn, was sicher interessante Auswirkungen auf die Vater-Sohn-Beziehung hat. Oder, wenn ein Wissenschaftler einen Replikator baut und eine exakte Kopie seiner selbst herstellt. Wie gehen die "Zwillinge" miteinander und mit ihrer Umwelt um?
Eine andere Möglichkeit, den menschlichen Mikro- mit dem kosmischen Makrokosmos zu verbinden, ist ein Zoom von den Einzelschicksalen hinaus zu einer Gesamtperspektive. Als mustergültiges Beispiel für die gelungene Umsetzung dieses Prinzips möchte ich Andreas Eschbachs "Haarteppichknüpfer" nennen.
Noch was zum "Technobabble": Damit muss man natürlich vorsichtig umgehen, allzu leicht wird werden die cool klingenden Fremdwörter zum Selbstzweck. Zum Beispiel sage ich einfach "humanoid", wenn ich nicht erklären will, warum Außerirdische menschenähnlich aussehen.
Manchmal trägt derartiges pseudowissenschaftliches Kauderwelsch aber auch zum Charme einer Story bei, zumindest bei Star Trek ist es mir so gegangen. Da wird mit Verteron-Partikeln auf Duranium-Hüllen geschossen, dass der Heisenberg-Kompensator nur so raucht. Ich kann so etwas manchmal als amüsante Satire auf heutige Fachsprachen sehen, wie es auch Stanislaw Lem in "Solaris" gemacht hat, wo für die seltsamen Formen, die der lebende Ozean produziert, ausgefeilte Bezeichnungen und Kategorisierungen entwickelt werden, ohne dass sie jemand wirklich versteht.