SF-Forum

Was ist an dieser Umfrage des Piper-Verlages schlicht und ergreifend falsch? Jeder SF-Fan wird den Fehler gleich entdecken...
Ich verrate es: Horror, Thriller, Science Fiction – jetzt alle Teil des Fantasy-Genres. Und es geht mir hier nicht um eine Genre-Diskussion (klar, alles zusammen sind Puzzleteile der Phantastik), sondern um die eigene Wahrnehmung. Per Definitionem hat man nur ein FANTASY im Programm, und wenn's dann doch eigentlich mal SF, Horror oder etwas anderes ist, dann ändern wir einfach die Definition etwas. Nicht sehr aber, denn Elfen, Engel, Zwerge, Hobbits, Orks, Magier, Dämonen, Vampire und sogar Menschen können darin eine Rolle spielen...
Aber immer noch gilt: Science Fiction ist keine Fantasy.

Ich weiß, was Du meinst.

Fragesteller ist aber Piper-Fantasy. Die haben sich Fragen einfallen lassen, die sie ihren Fans stellen. Die sollen kurz und kackig und einfach zu beantworten sein (man Duzt seine Leser hier ja auch). Da hat man dann halt die SF - und Horror und Thriller gleich mit - unter die Fantasy einsortiert.

Gegen bestimmte Sachen kann man nix machen; am letzten Wochenende las ich in einer Zeitschrift, dass Tolkien die Fantasy erfunden hat.

Da zeigt sich mal wieder, dass Genre-Begriffe eben nicht fix sind.
Und als Programm-Macher hat Piper eine gewisse Deutungshoheit inne, auch wenn ich (wie Florian) deren Einordnung von Dystopien und SF unter den Schirm Fantasy für kurios halte.

Grüße
Alex / molo

Sollte Peter Jackson mal ein ganz normales Kochbuch schreiben wird das wahrscheinlich auch als Fantasy veröffentlicht.

Fantasy = Phantastik ?

a3kHH hat geschrieben:Fantasy = Phantastik ?

Nein. Fantasy ist nur ein Teil der Phantastik.
Oder wie die Wikipedia richtig schreibt: »Fantasy (von engl. fantasy „Phantasie“) ist ein Genre der Phantastik, dessen Wurzeln sich in der Mythologie und den Sagen finden. Ähnlich wie die benachbarten Genres Science Fiction und Horror, findet Fantasy ihre wichtigsten Ausprägungen in Literatur und Film (...)«.

Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Bei Piper nennt man einfach alles Fantasy, weil sich mit dem Label Fantasy immer noch alles gut verkauft. Und da man immer auch mal wieder SF-Titel im Programm hat, macht man einfach die SF schnell mal zum Teilgenre der Fantasy. Und das ist Blödsinn. Und regt mich als SF-Fan einfach auf.

Mich überraschen eure eher zurückhaltend sanften Reaktionen. Da hätte ich mehr Heissblut erwartet. Altersweisheit? Science Fiction als Subgenre der Fantasy einzusortieren ist schon ein rechter Hammer, literarisch falsch und keineswegs Ausdruck flexibler Genregrenzen. Hier zeigt sich die brachiale Inkompetenz dürftiger Marketing-Underlinge und die Gleichgültigkeit des unerfahrenen Scheuklappen-Fans. Aber naja … vielleicht klingt sanfte Altersweisheit doch netter in der besinnlichen Nachweihnachtszeit.

Hier zwei Tweets von mir zur Umfrage (die ich ausgefüllt habe. Geigte denen meine Meinung in Sachen Genre-Begriffs-Schluder; lobte die guten Autoren des Programms wie Harkaway, Mann, Prattchet, Moers, Rajaniemi):

• Piper Fantasy Umfrage so: »Über welche Wesen aus der Fantasy liest du am liebsten?«
Ich so: »Glaubwürdige Figuren«.

• Piper Fantasy Umfrage so: »Welche Fantasybereiche interessieren dich neben dem Buch?«
Ich so: »Philosophie«.


Zur Begriffs-Schlamperei.
ich glaube, Piper befindet sich in einer Zwickmühle.
Die verwenden ›Fantasy‹ so, dass sie eigentlich ›F/Phantastik‹ meinen.
›Phantastik‹ ist aber rechtschreiblich veraltet und von ›Fantastik‹ wird wohl angenommen, dass die jungen Leuz mit dem Begriff nix anfangen können, bzw. die vor lauter ADHS und Sprachverhunzung den Unterschied zwischen den Worten ›Fantastik‹ und ›Fantasy‹ eh nicht sehen oder verstehen. Ich gehe davon aus, dass im Zweifelsfall die PR- / Marketingabteilung (bzw. von denen geprägte Denke) entscheiden und ›Fantasy‹ ist eben das, was sich verkauft, basta, egal wie der ganze kleinteiligere Genre-Krabbelkram sonst so heißen mag.


Grüße
Alex / molo

Die Frage ist immer, wer was sagt. Wenn Piper _seine_ Leser befragt, kommt das halt bei raus. Das passt schon so. Unter'm Strich ist natürlich immer das Problem, dass sich bestimmte Äußerungen (in Zeitschriften, Wikipedia, Umfragen) evtl. festsetzen in den Köpfen von Lesern. Da ich aber weder Pastor noch Prophet bin...

breitsameter hat geschrieben: Und das ist Blödsinn. Und regt mich als SF-Fan einfach auf.

Och nö. Aus dem Alter bin ich raus, Leuten erklären zu müssen, dass weiß weiß ist und nicht schwarz. Irgendwann kommt die weiße Wand und die laufen dagegen.

Wo ist der "Gefällt mir"-Button??

Edith: Der Titel des Freds sagt es!
Guidos vorletzter Post klingt für mich recht wahrscheinlich.

Nein … ähm, Nein.
Bei diesem Genre-Ding will ich nicht tolerant sein. Nicht, weil es wichtig wäre. Das Universum ist zu groß, seine Möglichkeiten zu zahlreich, da ist nichts wichtig. Aber allein schon, weil ich glaube, dass Menschen wie Darko Suvin, Robert Scholes oder Adam Roberts wirklich sehr kluge Dinge zu diesem Thema geschrieben haben, möchte ich für mich privat keine Wischiwaschi Mischpoke akzeptieren nach dem Motto … SF/F ist halt, wo's draufsteht. Nein, meine Herren … diese Suppe ess ich nicht.

molosovsky hat geschrieben: Zur Begriffs-Schlamperei.
ich glaube, Piper befindet sich in einer Zwickmühle.
Die verwenden ›Fantasy‹ so, dass sie eigentlich ›F/Phantastik‹ meinen.
›Phantastik‹ ist aber rechtschreiblich veraltet und von ›Fantastik‹ wird wohl angenommen, dass die jungen Leuz mit dem Begriff nix anfangen können, bzw. die vor lauter ADHS und Sprachverhunzung den Unterschied zwischen den Worten ›Fantastik‹ und ›Fantasy‹ eh nicht sehen oder verstehen. Ich gehe davon aus, dass im Zweifelsfall die PR- / Marketingabteilung (bzw. von denen geprägte Denke) entscheiden und ›Fantasy‹ ist eben das, was sich verkauft, basta, egal wie der ganze kleinteiligere Genre-Krabbelkram sonst so heißen mag.

Das, denke ich, ist eine sehr gute Erklärung für dieen Begriffsgebrauch. Zeigt sich ja auch sehr gut in der Kategorie "Lieblingsfigur": Da sind zum Beispiel keine Außerirdischen dabei. Und die sind doch das prominenteste Klischee für SF.
Elfen und so haben eben einen besseren Absatz gerade. Ich denke auch, dass es einfach ein laxes Labelling eines Genres ist. Da würde ich Piper drauf hinweisen. Sehe mich aber sonst irgendwie nicht so emotional involviert.

Ich hab mir gerade mal die Umfrage angeguckt. Eigentlich wollte ich denen was schreiben, aber dann hatte ich zum Ende doch keinen Bock mehr.
Das ist halt ne sehr enge Umfrage für ne sehr spezifische Zielgruppe. Ich habe selbst keine Erfahrung darin, wie man wissenschaftlich Umfragen erstellt. Aber die von Piper scheint mir darauf hinauszulaufen, dass sie die Antworten bekommen werden, die sie haben wollen.
Es scheint mir darum zu gehen, diese Seuche an Fantasy-Buchreihen noch besser an den Markt zu bringen. Also wo schalten wir unsere Anzeigen? Internet oder wo anders. Wieviel Aufwand stecken wir in die Vermarktung von E-Books? Was müssen wir machen, damit die Leute weiterhin alle Bände von unseren Reihen lesen? Allein die Frage "Unter welchen Umständen liest du eine Fantasy-Reihe vielleicht nicht ganz zu Ende?" kommt mir arg suggestiv vor. Da wird davon ausgegangen, dass man automatisch weiterliest, weil es eine Reihe ist. Eine ehrliche, aber überflüssige Antwort wäre: "Weil die Reihe schlecht ist."

Da muss ich einfach sagen, dass ich wahrscheinlich nicht die Zielgruppe der Umfrage bin. Sollte man dann trotzdem daran teilnehmen? Kann man damit eine Verbesserung des Angebots an SF-Literatur erreichen?

Mammut hat geschrieben:Hier mal ein Artikel aus Alien Contact zu den Spielarten der Phantastik/Fantasy oder wie immer man das Kind gerade nennen will:
http://www.epilog.de/sf/fantasy/tore-zum-paradies-01

Der Artikel ist schlecht aus dem Englischen übersetzt, da er in der Übersetzung nicht zwischen Fantasy und Phantastik unterscheidet. Geradezu ein Musterbeispiel für eine unzureichende Auseinandersetzung mit dem Bereich der »speculative fiction«, wie er korrekt im Englischen benannt wird.