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Nachträgliche Anpassungen an Kinderbüchern

Verfasst: 20. Februar 2013 15:03
von My.
Nee, Lap, ich meine, dass man N**** nicht mehr lesen, geschweige denn sagen darf. Und sowas. Davon ist der "Räuber" und der "Krabat" betroffen, wie ich gelesen habe. Das hat für mich absolut nichts damit zu tun, irgendwelche Bücher alltagstauglich zu halten. Anderenfalls sollten wir anfangen, dem Schiller seine Glocke vor dem Goethe seinen Latz zu knallen.
(Aber das ist off topic und hat hier nix zu suchen.)

My.


Admin-Hinweis: Dieser Thread entstand aus dem Kondolenz-Thread für Otfried Preußler: http://forum.sf-fan.de/viewtopic.php?f=25&t=7298

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 15:29
von lapismont
My. hat geschrieben:Nee, Lap, ich meine, dass man N**** nicht mehr lesen, geschweige denn sagen darf.
Das verbietet Dir doch gar keiner. Dir steht es frei, weiterhin "N****" zu verwenden, Verlagen steht es frei, dies nicht zu tun. :geek:

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 15:40
von Kringel
Wenn ein Autor "N****" geschrieben hat und das Buch so veröffentlicht wurde, dann hat der Verlag oder wer auch immer da nachträglich nichts dran rumzufummeln.

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 16:39
von My.
Ja, Lap, Kringel hat recht. Verlagen steht überhaupt nichts frei, außer das zu tun, was man ihnen sagt (als Autor) oder von ihnen verlangt (als Kunde). Und ich will meinen Preußler mit Räubern, Hexen und allen Niggern. Zefix.

My.

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 17:02
von breitsameter
My. hat geschrieben:Ja, Lap, Kringel hat recht. Verlagen steht überhaupt nichts frei, außer das zu tun, was man ihnen sagt (als Autor) oder von ihnen verlangt (als Kunde). Und ich will meinen Preußler mit Räubern, Hexen und allen Niggern. Zefix.
Völlig okay.
Aber ich werde andererseits für meine Tochter so etwas auch nicht kaufen und es ihr auch nicht vorlesen. :kaffee:

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 17:35
von lapismont
soweit ich weiß, sind die Änderungen bei der kleinen Hexe authorisiert worden, also fällt das Argument weg. Wer auf "N****" beharrt, tut das aus anderen Gründen.

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 17:40
von Olaf
breitsameter hat geschrieben:
My. hat geschrieben:Ja, Lap, Kringel hat recht. Verlagen steht überhaupt nichts frei, außer das zu tun, was man ihnen sagt (als Autor) oder von ihnen verlangt (als Kunde). Und ich will meinen Preußler mit Räubern, Hexen und allen Niggern. Zefix.
Völlig okay.
Aber ich werde andererseits für meine Tochter so etwas auch nicht kaufen und es ihr auch nicht vorlesen. :kaffee:
Die Arme, muss sie also auch auf Jim Knopf verzichten.

Re: Ottfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 18:18
von Anubizz
My. hat geschrieben:Aber fast würde ich mir wünschen, dass die Jünger der NGVC (New German Verbal Correctness) Preusslers Dahinscheiden zum Anlass nähmen, von ihrem unsäglichen Tun (der unauthorisierten Veränderung von literarischen Werken im tumben Sinne vermeintlich besserer deutscher Sprache) abzulassen.
Ich wünsche mir ja, dass all das nicht endenwollende Gezeter und Gejammer über Political Correctness mit einem Minimum an Informiertheit einhergehen würde (Hervorhebung im Zitat von mir). Und vielleicht auch mit einem gewissen Gespür dafür, dass die Instrumentalisierung der Person Otfried Preußlers nun, nach seinem Tod, endgültig zur Geschmacklosigkeit wird.

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 18:32
von L.N. Muhr
BITTE klärt das woanders.

Echt mal. War Anubizz nicht deutlich?

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 18:45
von lapismont
Uschi Zietsch hat geschrieben:
Ich lasse mir davon "meinen" Preußler nicht schmälern, und ich würde niemals eine zensierte Ausgabe kaufen. Was der Autor geschrieben hat, ist SEIN Werk, und das hat man zu respektieren.
Ach menno, es wurde nix zensiert! Es wurde ein Kostüm durch ein anderes ersetzt. Habt ihr überhaupt AHNUNG, was Zensur bedeutet?
:evil:

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 19:17
von Nina
Natürlich ist es immer wieder traurig, wenn jemand von uns geht. Andererseits war Otfried Preußler schon fast 90 und sein Lebenswerk ist einzigartig, das ist glaube etwas, das die meisten sich für ihr Leben wünschen würden.
Wenn es schon zu Ende gehen muss, dann bitte so.

Auch für mich war das ein Autor, der mich in meiner Kindheit begleitet hat. Bücher, die auch gerne von meiner Mama vorgelesen wurden und wo man gemerkt hat: Ja, ihr gefällt das auch. Und gerade das ist schwer, so zu schreiben, dass es für Kinder passend ist, aber trotzdem so, dass es auch Erwachsenen gefällt. Ich denke, das kommt dadurch zustande, dass der Autor seine Leser - gleichgültig welche primäre Altszielgruppe - immer ernst genommen hat.

Besonders lebhaft ist mir sein "Krabat" in Erinnerung. Das ist auch schon wieder mehr was für Jugendliche. Aber das war ein Buch, das ich mehrmals gelesen habe und das seinen Reiz darüber nicht verloren hat.

Zum Zensieren: In früheren Generationen war es einfach üblich, gewisse Ausdrücke zu verwenden. (Ältere Damen wirken heutzutage oft rassistisch, wenn sie entzückt in einen Kinderwagen schauen, das Baby anlächeln und nachher sagen: "Hast du das süße Negerbaby gesehen?" - Aber die meinen das wirklich nicht böse und die wenigsten sind davon überzeugt, dass das Kind später eine andere Schule besuchen sollte wie "weiße" Kinder oder dem Kleinen nicht zutrauen, dass es nicht später was Tolles erreicht usw. Die sind den Ausdruck halt noch gewohnt.) Das Wort "N****" finde ich persönlich immer noch nicht abfällig, es bedeutet ja einfach "schwarz". Und ob man nun "N****", "schwarz", "farbig" oder "pigmentbevorzugt" sagt, es bleibt im Grunde genommen dasselbe. Und ja, natürlich ist eine Person auch heute noch in einer mitteleuropäischen Gesellschaft auffällig, die ein solches Merkmal trägt. (Das kann mir keiner erzählen, dass er das nicht bemerkt, wenn eine neue Bekanntschaft ein(e) Farbige(r) ist. Natürlich wird man wen als vernünftiger Mensch nicht anders behandeln, aber man merkt es beim ersten Zusammentreffen und wenn man denjenigen beschreiben soll, wird man wohl nicht "er/sie hat ein Grübchen am Kinn" als erste herausstechende Eigenschaft nennen). Ich finde es gut, wenn ausgelotet wird, welche Begriffe von den Betroffenen als verletzend empfunden werden und diese dann nicht mehr zu gebrauchen, aber das rückwirkend anzuwenden, halte ich für nicht erstrebenswert.

Junge Leute lassen sich normalerweise auch ganz gerne Sachen erklären. Ja, wer ein Buch liest, der ist halt nicht so wie die Leute in den Reality Soaps, die übrigens auch fiktiv sind. (Nein, der durchschnittliche Teenager ist nicht so, man erfindet halt Extrembeispiele, die dann von Laienschauspielern verkörpert werden.) Könnte man nicht einfach als Fußnote was einfügen? Ohne den Text zu verfälschen.

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 19:41
von TT
@Nina: Fußnoten finde ich gut. Oder Glossar. Kann man jedem Kind erklären, wenn man denn die Mühe auf sich nimmt, mit seinen Sprösslingen von Zeit zu Zeit zu reden.

"Hexe" ist übrigens ein, im Zuge der Christianisierung entstandener, diskriminierender Begriff für eine kultisch handelnde Person weiblichen Geschlechts. Ich bitte im Zuge der Überarbeitung der Texte darauf Rücksicht zu nehmen und das Buch "Die kleine magisch handelnde Person", oder so, zu nennen.

Ich freue mich für Herrn Preußler, das er das Theater nicht mehr miterleben muss.

P.S. Ich muss an dieser Stelle auch mal klugscheißen. Es schreibt sich Preußler nicht Preussler :lehrer:

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 20:06
von Anubizz
TT hat geschrieben: "Hexe" ist übrigens ein, im Zuge der Christianisierung entstandener, diskriminierender Begriff für eine kultisch handelnde Person weiblichen Geschlechts. Ich bitte im Zuge der Überarbeitung der Texte darauf Rücksicht zu nehmen und das Buch "Die kleine magisch handelnde Person", oder so, zu nennen.

Ich freue mich für Herrn Preußler, das er das Theater nicht mehr miterleben muss.
Wow, toller Spruch. Wäre fast originell, wenn er nicht schon vor Wochen tausendfach zum Besten gegeben worden wäre (und nicht auch damals schon mehr was für provokant sein wollende Würstchen gewesen wäre, wie die Titanic treffend bemerkte).

Kann man den Thread nicht aus Pietätsgründen schließen? Die Leichenfledderei, die im Wiederkäuen solcher hohler Bemerkungen zum Ausdruck kommt, ist einfach nur widerlich.

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 20:35
von My.
breitsameter hat geschrieben:Aber ich werde andererseits für meine Tochter so etwas auch nicht kaufen und es ihr auch nicht vorlesen. :kaffee:
Das ist ja auch ein ganz anderes, durchaus rechtschaffenes Motiv.

My.

Re: Otfried Preussler

Verfasst: 20. Februar 2013 20:36
von TT
Anubizz hat geschrieben:Wow, toller Spruch.
Der erste oder der zweite?
Deduzierend schließe ich, dass du nicht den zweiten meinst (weil die Titanic das Verscheiden Herrn Preußlers ja nicht voraussehen konnte).

Und was den ersten betrifft, den habe ich tatsächlich vor Wochen und ohne Kenntnis eines entsprechenden Titanic-Artikels an den Thienemann-Verlag geschickt. (Ohne eine Rückantwort erhalten zu haben, wohlgemerkt. ;-))
Also: Ball flach halten, ok?