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Alternate History

Verfasst: 20. Februar 2016 11:36
von Helge
Immer wieder gibt es Ideen und Ansätze, die eigentlich praktikabel wären und gegen die eigentlich nicht viel spricht, die aber dennoch nie verwirklicht wurden, weil sie zum falschen Zeitpunkt kamen, nicht auf genügend Interesse stießen oder einfach Pech hatten. Das soll ein Sammalthread werden für solche möglichen Entwicklungen, mit denen die Welt heute anders aussehen könnte.

Den Anfang macht der Plan zur amerikanischen Nilpferdzucht:
http://weirdnews.about.com/od/animalsan ... -Hippo.htm

Re: Alternate History

Verfasst: 20. Februar 2016 15:16
von DrZarkov
Die Engländer haben in Ceylon ursprünglich angefangen, in großem Maßstab Kaffee anzubauen. Nach einer Pflanzenkrankheit mit erheblichen Missernten ist man auf Tee umgeschwenkt, die Pflanzen kamen aus Indien. Dazu kamen haben die Engländer auch Tamilen aus Südindien als Arbeiter auf den Plantagen geholt, wodurch die ehemals kleine tamilische Minderheit auf Ceylon heute fast die Hälfte der Bevölkerung ausmacht.
Wie würde die Welt aussehen, wenn es keine Kaffee-Missernte gegeben hätte? Wäre England heute eine Kaffeenation statt einem Land von Teetrinkern? Ohne die Nachkommen der tamilischen Arbeiter wäre es auch nie zum Bürgerkrieg auf Sri Lanka gekommen, da ja die unterdrückte Volksgruppe nicht da wäre.

Re: Alternate History

Verfasst: 20. Februar 2016 20:53
von Gast09
Die Pest hat in Mitteleuropa innerhalb kurzer Zeit annähernd 80% der Bevölkerung ausgerottet. Für die Überlebenden öffnete sich nach Ende der Epidemie ein kleines Paradies. Sie hatten plötzlich genug zu essen, mussten nicht 16h pro Tag auf den Feldern schuften, um im Februar nicht zu verhungern.
Sie hatten Zeit, sich um Kunst und Literatur zu kümmern und sich der Wissenschaft zuzuwenden.
Hätte es die Pest nicht gegeben, auf dem Gebiet unseres Landes lebten heute mehr als 200 Mio Menschen.
Gast09

Re: Alternate History

Verfasst: 21. Februar 2016 20:04
von Helge
Ich meinte mit dem Thread weniger solche Ereignisse, die nicht zu vermeiden waren, sondern Dinge, die man einfach so hätte tun können. Was wäre z.B. gewesen, wenn man die Herstellung und Weiterentwicklung von Dampfautos nie eingestellt hätte? Bis weit in die 1930er waren die noch gut mit dabei und hatten auch Vorteile. Ein Auszug aus dem Wikipedia-Artikel:
Die Brüder Doble eliminierten alle Nachteile des Dampfantriebs (nur 30 Sekunden Vorheizzeit auch bei Temperaturen unter 0 °C) und bauten Luxusfahrzeuge von rund drei Tonnen Gewicht, die praktisch geräuschlos in 15 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen konnten. (...) Erwähnenswert ist auch, dass die heute noch fahrtüchtigen Dobles aufgrund der sehr sauberen äußeren Verbrennung in Dampfsystemen modernste Abgasvorschriften einhalten können – und das ohne Katalysatoren oder Rußfilter.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dampfwagen

Re: Alternate History

Verfasst: 21. Februar 2016 20:52
von Gast09
OK, verstanden.
Dann nehmen wir das Liege-Fahrrad mit Karosserie. Nach meinem Geschichtsverständnis wurde das Liegerad vor etwa 100 Jahren verboten, weil es aufgrund der damaligen Aerodynamik eher Problemlos Geschwindigkeiten von mehr als 60 km/h ermöglichte. Das war eine Gefahr für die Entwicklung des Automobils. Also wurden die verboten.
Tja, hätte auch alles anders laufen können.
Gast09

Re: Alternate History

Verfasst: 22. Februar 2016 09:30
von Shock Wave Rider
[off-topic]
Ich würde mich nie auf ein Liegefahrrad ..., ja, wie sagt man?, setzen? legen? ... , zumindest nicht im Stadtverkehr, weil ich mich unsicher fühlen würde, wenn ich praktisch meine gesamte Körperlänge auf die Querstraße schieben müsste, bevor ich sehen könnte, ob ein Auto kommt.

Gruß
Ralf
[/off-topic]

Re: Alternate History

Verfasst: 22. Februar 2016 14:11
von DrZarkov
Auch ein interessantes Verkehrsmittel: Die Straßenbahn mit Natronlaugenantrieb. Das Problem: In Aachen wollte man auch eine Straßenbahn, hatte aber noch keinen elektrischen Strom zur Verfügung. Dampf oder Diesel wollte man nicht, weil das in der Stadt eine ungeheure Belästigung mit Rauch und Dreck ist. Also nutzte man die von Moritz Honigmann erfundene Natronlokomotive: Natronlauge wird im Betriebshof eingekocht. Diese Natronlauge kam dann in den Natronkessel der Lok. Dort wurde Wasser auf die Lauge gelassen. Hierbei entsteht eine erhebliche Hitzeenergie, das Wasser verdampft und treibt die Lok an. Das Wasser wird aufgefangen, man lässt es kondensieren und kann es so weiter verwenden. Wenn die Natronlauge schließlich zu weit verdünnt ist, wird sie am Betriebshof wieder eingekocht. Hier eine genauere Beschreibung: https://de.wikipedia.org/wiki/Natronlokomotive

Das Verfahren ist eigentlich genial. Seltsamerweise wurde es nur in Aachen eingesetzt, und auch nur relativ kurz, bis man die Bahn doch elektrifiziert hatte. Woanders blieb man solange bei der Pferdebahn. Das System wäre ausbaufähig gewesen, und stark verbesserungsfähig. Heute wäre es sicherlich interessant, um Sonnenergie zum "Einkochen" der Natronlauge zu nehmen, um so die Energie für die Nacht oder den Winter zu speichern. Stationär wären diese "Wärmebatterien" sicherlich interessant zur dezentralen Versorgung von Häusern.

Re: Alternate History

Verfasst: 22. Februar 2016 17:36
von kingsize
DrZarkov hat geschrieben:Auch ein interessantes Verkehrsmittel: Die Straßenbahn mit Natronlaugenantrieb. Das Problem: In Aachen wollte man auch eine Straßenbahn, hatte aber noch keinen elektrischen Strom zur Verfügung. Dampf oder Diesel wollte man nicht, weil das in der Stadt eine ungeheure Belästigung mit Rauch und Dreck ist. Also nutzte man die von Moritz Honigmann erfundene Natronlokomotive: Natronlauge wird im Betriebshof eingekocht. Diese Natronlauge kam dann in den Natronkessel der Lok. Dort wurde Wasser auf die Lauge gelassen. Hierbei entsteht eine erhebliche Hitzeenergie, das Wasser verdampft und treibt die Lok an. Das Wasser wird aufgefangen, man lässt es kondensieren und kann es so weiter verwenden. Wenn die Natronlauge schließlich zu weit verdünnt ist, wird sie am Betriebshof wieder eingekocht. Hier eine genauere Beschreibung: https://de.wikipedia.org/wiki/Natronlokomotive

Das Verfahren ist eigentlich genial. Seltsamerweise wurde es nur in Aachen eingesetzt, und auch nur relativ kurz, bis man die Bahn doch elektrifiziert hatte. Woanders blieb man solange bei der Pferdebahn. Das System wäre ausbaufähig gewesen, und stark verbesserungsfähig. Heute wäre es sicherlich interessant, um Sonnenergie zum "Einkochen" der Natronlauge zu nehmen, um so die Energie für die Nacht oder den Winter zu speichern. Stationär wären diese "Wärmebatterien" sicherlich interessant zur dezentralen Versorgung von Häusern.
Faszinierend. Danke für den Link DrZarkov - von der Natronbahn hatte ich tatsächlich noch nie gehört.
Im Prinzip wirklich elegant und sicherlich auch heute noch ausbaufähig. Was mich als Chemiker allerdings schaudern läßt ist die Vorstellung mit riesigen Mengen 180 Grad heißer 83 prozentiger Natronlauge rumzuwerkeln. Vom Sicherheitsaspekt her ein Alptraum... das Zeug macht häßliche Löcher in fast alles, zumindest aber in Haut (und in die Augen möchte ich davon auch nix kriegen...). Man müßte einiges in narrensichere Handlingsysteme für das Zeug investieren.

Re: Alternate History

Verfasst: 23. Februar 2016 10:57
von DrZarkov
Heute gäbe es da sicherlich bessere Möglichkeiten mit dem Natron umzugehen. Eine Verbesserung in Richtung geschlossener Kreislauf wäre es auch gewesen, statt der Dampfmaschine mit dem heißen Natron einen Stirlingmotor ( https://de.wikipedia.org/wiki/Stirlingmotor ) zu betreiben. Übrigens noch eine sträflich vernachlässigte Erfindung aus dem 19. Jahrhundert, die überall da sinnvoll wäre, wo beispielsweise natürliche Wärme aus dem Boden kommt. Man könnte die Stirlingmotoren so einsetzen, um Strom zu gewinnen, oder Pumpen zu betreiben, um Wasser durch Erdwärme (Island) zu erwärmen, und so durch Fernwärme Städte zu beheizen. Vollkommen unabhängig von externen Energiequellen.

Re: Alternate History

Verfasst: 24. Februar 2016 10:19
von Knochenmann
1982 veröffentliche Atari das Videospiel zu [url=https://de.wikipedia.org/wiki/E.T._the_ ... uterspiel)]E.T.[/b]. Das spiel war schlecht und ein wahnsinniger wirtschaftlicher Misserfolg, tatsächlich stürzte er die Branche in eine Kriste, die bis 1986 andauerte, und die beinahe dazu geührt hätte, das die Produktion von Videospielen KOMPLETT eingestellt worden wäre (keine Geldgeber...)

On Spiele keine leistungsstarken Computer für Haushalte, keine Konsolen, womöglich kein Internet für Privatpersonen, nichts von dem was wir heute als Homeentertainment bezeichnen...

Re: Alternate History

Verfasst: 24. Februar 2016 17:15
von Bully
Hmm, also hätte ein kleines Alien quasi im Alleingang die Computertechnik für Jahrzehnte gestoppt? *Akte-X-Melodie summ...

Re: Alternate History

Verfasst: 25. Februar 2016 15:56
von DrZarkov
Nein, ganz so war es nicht. Die Konsolen hatten ein Problem, nicht die Homecomputer! War ja auch logisch: Ein Atari 2600 kostete mit ein paar Spielen so viel wie ein Commodore C64. Und für den C64 gab es die Spiele weitaus preiswerter als die Module für die Konsolen, selbst wenn ich Raubkopien aus Faktor Nr.1 für die Verbreitung des C64 mal ignoriere. Die Hardware des Atari (und auch des Hauptkonkurrenten Konkurrenten Intellivision) war zudem den Möglichkeiten auch eines billigen Heimcomputers weit unterlegen. Erst mit dem NES von Nintendo wurde die Hardware der Konsolen wieder den Heimcomputern vergleichbar.

Die Konsolenkrise hatte außerdem noch eine Ursache: Nicht nur dass man zu geizig oder zu dumm war die Hardware zu verbessern, es gab inflationär viele Spiele in immer kürzeren Abständen. Die Spiele waren vergleichsweise teuer, und es wurden immer mehr Nieten auf den Markt geschmissen und Geld zu verdienen. Bei E.T. hatte Atari den Vogel abgeschossen: Nicht nur dass das Spiel sehr schlecht war, es wurden mehr Module gebaut, als es überhaupt Atari VCS gab! Ironie der Geschichte: Warner hatte Atari anschließend verkauft. Und zwar an Jack Tramiel, den Gründer von Commodore. Dieser hatte kurz vorher seine Firma verlassen müssen, da er sich mit den Gesellschaftern, insbesondere in Person von Irvin Gould überworfen hatte.

Da ergibt sich aber noch eine andere alternative Zeitlinie: 1983 war die neugegründete Firma "Amiga, Inc." in Geldnöten. Man entwickelte gerade eine High-End 16 Bit Konsole. Atari lieh Amiga 4 Mio $, und bekam als Pfand die Rechte an der neuen Wunderkonsole, die "Amiga" heißen sollte. In letzter Sekunde hatte Commodore die Firma Amiga übernommen, und den Kredit an Atari abgelöst. Als Tramiel davon erfahren hat, soll er fast geplatzt sein vor Wut. Als Gegenzug entwickelte er den Atari ST und Commodore baute den Amiga. Man stelle sich vor, Atari hätte die Rechte am Amiga bekommen (die Sache war wirklich knapp damals), und Commodore wäre leer ausgegangen. Dann wäre Commodore vermutlich schon ein paar Jahre früher weg gewesen, und Atari hätte hervorragende Technik für neue Konsolen und Computer gehabt, die damals jeden PC oder Mac weit in den Schatten gestellt hätten. Vorausgesetzt Atari hätte Amiga besser vermarktet und weiter entwickelt als Commodore. Womöglich wären unsere Rechner zu Hause heute nicht PC-Kompatibel, sonder "Amitari-Kompatibel".

Re: Alternate History

Verfasst: 25. Februar 2016 18:59
von Helge
DrZarkov hat geschrieben: Dann wäre Commodore vermutlich schon ein paar Jahre früher weg gewesen, und Atari hätte hervorragende Technik für neue Konsolen und Computer gehabt, die damals jeden PC oder Mac weit in den Schatten gestellt hätten. Vorausgesetzt Atari hätte Amiga besser vermarktet und weiter entwickelt als Commodore. Womöglich wären unsere Rechner zu Hause heute nicht PC-Kompatibel, sonder "Amitari-Kompatibel".
Gerade Atari war aber die Firma, die das mit dem Marketing so gar nicht hinkriegte - der Atari 800 war ja keineswegs schlechter als der C 64, und zumindest hardwaremäßig war dann auch der ST mit dem Amiga vergleichbar, aber Atari zog mit alldem einfach keine Wurst vom Teller; die hätten die Marktführung noch viel schneller wieder sausen lassen als Commodore. Auf Seiten von Commodore war die Situation ja tatsächlich genau so: Der Amiga war seiner Zeit um mehr als 10 Jahre voraus, vergleichbar höchstens mit den damaligen Macs, aber im Unterschied zu diesen erschwinglich und extrem verbreitet. Im Grafikbereich war der Amiga mehr als 10 Jahre lang DER Standard, und noch lange nach Einstellung der Produktion erscheinen für diese Computer neue Betriebssysteme - OS 3.9 als letztes für den nativen Motorola-Prozessor erschien um das Jahr 2000, und OS 4 für Amigas mit Power-PC-Modul kam 2008 heraus!
Man muss sich eigentlich fragen, wie Commodore es überhaupt geschafft hat, ein derartiges Erfolgsmodell untergehen zu lassen.

Re: Alternate History

Verfasst: 26. Februar 2016 21:02
von Gast09
Es kann durchaus sein, dass einige Passagen unserer jüngeren Geschichte alsbald in einem neuen Licht erscheinen. Wenn meine Recherche korrekt ist, dann werden die Akten über die Ermordung von JFK im Jahre 2017 frei gegeben.
Gast09

Re: Alternate History

Verfasst: 27. Februar 2016 10:16
von metamann
Hallo. Apropos alternative Geschichte... es sieht so aus dass die Grundlagen unserer Welt vor etwa 7000 jahren gelegt wurden, als das "alte zivilisierte Europa" (mit allen seinen Staedten) von Nomaden vernichtet wurde und ab dem Zeitpunkt nur noch von Egoismus gefuehrt wird. Das wurde eigentlich von der Archaeogenetik bewiesen... Ich weiss das von evolution.graviflight.com