heino hat geschrieben: ↑20. Juli 2017 09:35
- Marvel geht hier den absolut sicheren Weg und vermischt den Charakter und das Umfeld von Peter Parker mit dem von Miles Morales, wodurch die Figur aber stark verwässert wird
- um bloss niemandem vor den Kopf zu stoßen, wird Peters Umfeld fast ausschließlich von farbigen Mitmenschen bevölkert. Das ist im Kern lobenswert, führt aber zu skurrilen Ergebnissen. So ist sein High School-Gegner Flash Thompson nicht nur jetzt farbig, sondern auch nicht mehr im Football-Team, sondern im selben "Intellektueller Zehnkampf"-Team wie Peter
- Peters bester Freund Ned Leeds (in den Comics einer der Reporter vom Daily Bugle) ist hier wohl Filipino und eigentlich mehr Ganke (der beste Freund von Miles Morales in den Ultimate Spider-Man-Comics)
- Peter ist der heimliche Schwarm von gleich 2 farbigen Mitschülerinnen, was irgendwie auch (aber wohl unbeabsichtigt) rassistisch wirkt
Du achtest wirklich sehr drauf, dass da jetzt viele "Farbige" sind. Anders als an einer deutschen Provinz-Schule (keine Stichelei, ich wohne selbst in der Provinz) oder in den Spider-Man Comics der 60er ist es in einer US-Schule in einer größeren Stadt nun mal Realität, dass da nicht alle Mitschüler im wesentlichen kalkweiß sind. Nur fürs Protokoll möchte ich drauf hinweisen, dass Flash Thompson in Homecoming kein "Farbiger", sondern ein Lateinamerikaner ist (außer Du meinst farbig grundsätzlich im Gegensatz zu kalkweiß) und dass Zendaya lediglich ein Elternteil afrikanischer Herkunft hat.
Die Macher haben angekündigt, dass viele Charaktere im Umfeld von Peter Parker eher ein Amalgam verschiedener Spider-Man Figuren sind. Ned heißt im Film nicht Leeds, auch wenn die Figur freilich naheliegt, und Du hast natürlich recht, dass dieser Ned stark an Ganke erinnert, auch wenn er wie ein Filipino und nicht wie ein Koreaner aussieht (was damit zu tun haben kann, dass der Darsteller Filipino ist
), aber Statur und Charakterzüge, klar ist das Ganke. Da ich Ganke sehr mag: Ich beschwere mich nicht, im Gegenteil. Gerne mehr von diesem Ned, den ich als Sidekick wunderbar fand!
Auch fürs Protokoll: Mike Morales ist längst ein fester Bestandteil des Spider-Man Universums und wurde ja nun gerade nicht zusammen mit dem Ultimate Comics beerdigt, sondern hat eigentlich kontinuierlich im Moment immer eigene Solo-Serien, im Moment sogar eine, die nur "Spider-Man" heißt und die ich zur Zeit sogar lieber lese als die anderen aktuellen Spider-Man Serien mit Peter Parker. Für das Highschool-Gedönse ist im Moment Mike Morales zuständig, während Peter Parker ein weltweit agierender Industriemagnat wie Tony Stark ist (in dem aktuellen Run von "Amazing Spider-Man").
Freilich hast Du recht, dass ein Motiv sicherlich das "Recht machen" war. Die so genannte Diversity ist die neue Heilige Kuh in Hollywood, verstößt man dagegen, kann das in manchen Fällen sogar einen Film kommerziell schaden, weil das Gequake zu groß ist (die albernen "Whitewashing"-Vorwürfe haben Gods of Egypt und Ghost in the Shell massiv geschadet). Das führt leider dann tatsächlich dazu, dass es Meetings geben wird, in welchen abgehakt wird: Haben wir genug Quoten-Heldinnen, Farbige und Schwule im Film? Aktuelles Beispiel, die erste Folge der 7. Staffel von Game of Thrones. Da bauen die Macher einige (grandiose) Lines und Auftritte (vor allem für Lyanna, Sansa und Arya) ein, die Frauenrechtlerinnen Freudentränen in die Augen treiben werden, da kommt der Star Wars-Hauptdarsteller Boyega um die Ecke und beschwert sich über zu wenig Schwarze in GoT. Es allen recht machen ist im Moment schwierig.
Aber zurück zum Film, mir hat er sehr gefallen, ich würde 8/10 Punkte geben, für mich der zweitbeste aller Spider-Man Filme (nur Raimis Großtat "Spider-Man 2" bleibt unerreicht für mich). Ja, der Vulture sieht in den Comics häufig anders aus, dass Design war aber toll (Michael Keaton sowieso!) und ansonsten gab es viele Gründe, dankbar zu sein: Eindrückliche Visuals (die Farbspielereien im Finale sind toll), ein Glück nicht noch ein drittes Mal den Spinnenbiss (hier reichte ein Nebensatz diesmal), tolle Action-Szenen, ein Hauptdarsteller mit viel Talent und Potential, nette Nebenfiguren (ich mochte u.a. MJ sehr, die möglicherweise ja gar nicht die klassische MJ ist), brauchbare Story; etwas gefremdelt habe ich nur mit Peters Tante.
Du hast Dich vor allem und gleich zwei Mal beschwert, dass der Film Dir nicht "eigenständig" genug sei. Ich darf mal ketzerisch zurück fragen: Warum ist das eigentlich wichtig und begrüßenswert?!
Ich unterstelle vielen (nicht zwangsweise Dir), die das fordern, dass sie das Gewohnte aus den Superheldenfilmen Anfang der Nuller-Jahre zurück haben wollen, als die Eigenständigkeit im wesentlichen nicht gewollt, sondern vor allem Folge der Rechtelage war.
Wenn man auch die Comics liest, ist man es doch von Marvel und DC gewohnt - und da ist es eher die Regel als die Ausnahme - dass es in jeder Issue jedes Solotitels mindestens Erwähnungen anderer Figuren oder Ereignisse aus dem Marvel oder DC-Universum gibt, wenn nicht gleich Gastauftritte anderer Helden. Insofern fühlt sich das für mich jetzt in einem Film wie "Spider-Man: Homecoming" eher richtig und korrekt an, dass u.a. Iron Man und Captain America auftreten und die Avengers erwähnt werden, anstatt das völlig auszublenden wie in früheren Spider-Man Filmen.
EDIT, Ergänzung:
Master of Tragedy hat geschrieben: ↑20. Juli 2017 10:23
Dieses ständige ADHS-gesteuerte Gebrabbel von Spiderman war für mich nur schwer zu ertragen.
Das entspricht aber endlich mal der Comic-Vorlage, es gibt viele Issues, in denen Spider-Man ständig einen Spruch nach dem anderen klopft. Manchmal etwas viel, teilweise ist das aber extrem unterhaltsam - und vor allem einer der Hauptgründe für den Erfolg der Figur. Das stößt vermutlich vor allem denjenigen auf (den Vorwurf habe ich jetzt schon mehrfach gehört), die eher die FIlmfigur Spider-Man kennen, wo das reduziert wurde.