Ich kenne das Buch und den Film. Um meinen Deutschlehrer zu zitieren: krass.
Ich habe mich aber die ganze Zeit gefragt, ob diese Dystopie nicht sowieso eine Übergangslösung sein kann, da die Umweltverschmutzung ja bekämpft wird (per Zwangsarbeit) und überproportional viele Kinder in der Oberschicht geboren werden, bzw. dort aufwachsen. D.h., die nächste Generation besteht zu einem großen Teil aus Leuten, die fruchtbare (biologische) Eltern hatten, unter bestmöglichen Bedingungen aufwuchsen und daher überwiegend selbst fruchtbar sein werden. Das System der Mägde würde sich also bald erledigt haben, auch ohne Revolution und dergleichen.
Aber wenn man mittendrin steckt, kann das kein Trost sein.
Das Buch vor allem zeigt außerdem, wie schrecklich stumpfsinnig das Leben der Magd eigentlich auch ist. Vom reinen SF-Standpunkt her frage ich mich aber, ob die Geschichte so vllt. nicht schon etwas überholt ist; gut, Hardcore-Konservatismus in den USA, um (angeblich) islamistischen Terror zu bekämpfen ist vllt. jetzt nicht soooo Schnee von gestern, aber das Problem mit der Unfruchtbarkeit würde man inzwischen einfach anders lösen (versuchen).
- man würde künstliche Befruchtung einsetzen, um die Triolen des Unbehagens komplett vermeiden zu können (vermutlich wären die Mägde eher Leihmütter, denen befruchtete Eizellen implantiert werden und die demnach auch nicht in den Häusern der Oberschichtler leben)
- man würde die Unfruchtbarkeit versuchen, medikativ zu beheben
- man würde evt. die Retortentechnik perfektionieren
- man würde dabei die Möglichkeit untersuchen, ob *schock* Männer unfruchtbar seien
; im Roman wird so getan, als ob diese Möglichkeit komplett ignoriert würde (aus ideologischer Dummheit), aber es kann natürlich auch sein, dass diese Möglichkeit einfach nur nicht in Gegenwart von Frauen diskutiert wird
- um die Dystopie noch frauenfeindlicher zu gestalten, kämen bestimmt auch ein paar Männer auf die Idee, sich einfach zu klonen und diese Klone in Retorten wachsen zu lassen
Um den Einwand vorwegzunehmen, mir ist klar, dass es hier nicht darum geht, Unfruchtbarkeit und ihre futuristischen Lösungen zu diskutieren, sondern um (mehr oder weniger) extrapolierte frauenfeindliche Entwicklungen in der westlichen Gesellschaft. Solche Geschichten sind aber um so besser, je enger sie am technisch Möglichen erzählt werden. Wenn sie zu altbacken oder unplausibel sind, zuckt man nur mit den Schultern.