Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

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Frank Böhmert

Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

gernot1610 hat geschrieben: ... oder Dick und Doof ...
Quatsch. Buster und Keaton natürlich.
heino
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von heino »

Helge hat geschrieben:Ich habe genau ein Buch von PKD gelesen; das war aber immerhin ein Vierfachband - vier Romane aus verschiedenen Schaffensperioden des großen Meisters, da konnte ja nichts schiefgehen.

Du meinst den Sammelband, der mit "Und die Erde steht still" beginnt und mit einer seiner wenigen Zusammenarbeiten - neben "Der Gott des Zorns" - endet. Der ist wirklich nicht besonders gelungen in der Auswahl, denn bis auf "Die rebellischen Roboter" sind das Paradebeispiele für die Phase, in der er möglichst viel schrieb, um sein Überleben sichern zu können. Hab ich auch nur aus dem Wahn eines Komplettisten heraus vollständig gelesen.
Was ich neben der Tatsache, dass er nie Serien schrieb, an Dick immer gut fand, ist die schlichte Tatsache, dass kaum einer seiner Romane über 400 Seiten umfasst. Das ist heutzutage schon fast eine verlorene Kunst.
Lese zur Zeit:

Ezra Klein - Der tiefe Graben
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Frank Böhmert

Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

heino hat geschrieben:Was ich neben der Tatsache, dass er nie Serien schrieb, an Dick immer gut fand, ist die schlichte Tatsache, dass kaum einer seiner Romane über 400 Seiten umfasst. Das ist heutzutage schon fast eine verlorene Kunst.
Oh ja. Riesenseufzer!
Albedo 0,3
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von Albedo 0,3 »

Hier mein erstes Post - und das zu PKD! Könnte als Einstand nicht besser sein ...

Was ich grundsätzlich und bei PKD insbesondere glaube, ist, das die Stories alle eine eigene Intensität oder Schwingung haben. Bei Dick ist es so, das die Prägung sehr stark von seinen Erfahrungen mit diversen Grenzen innerhalb der Realität zu tun haben, die von ihm durch speziell seine Drogenerfahrungen erlebbar wurden. Ich habe viel von ihm gelesen, und konnte ihm immer sehr weit folgen, weil auch ich durch verschiedene Drogenerfahrungen und bewußtseinserweiternde Meditationstechniken ein Verschwimmen fester Realitäten erleben durfte. Die von Vielen als oberflächlich oder unsensibel beschriebenen Charaktäre erlebe ich anders - sie werden auf eine Art gezeichnet, die letztendlich erst durch die persönlichen Prägungen des Lesers in ihrer Komplexität erlebbar werden.

Naja - um es kurz zu machen: Ich liebe Dick´s Geschichten und seine revolutionäre Gabe, in banalen Alltagssituationen komplexe Handlungsstränge kumulieren zu lassen, die durchdrungen von gigantischen, aber diffizilen Visionen ungeahnte Handlungsstränge ermöglichen - das ist schon gigantisch!

Klar hat er auch mal schwächere Geschichten abgeliefert, aber wenn er gut war, dann war er unglaublich!
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von eRDe7 »

Sprachlich war Dick nun nicht gerade ein Genie, aber lesbar, wie ich finde. Ich erinnere mich, als ich nach jahrelanger Abstinenz wieder einen PKD zur Hand nahm, da überkam mich so ein seltsames Gefühl von "Nachhausekommen", als hätte in den Jahren mir etwas gefehlt. Das lag vielleicht daran, dass ich mich 1998 für meine Diplomarbeit ziemlich intensiv mit Dick beschäftigt habe.
Was für mich immer am Wichtigsten war bei Dick: Seine Art die Figuren zu zeichnen, die Wärme und natürlich der philosophische Unterbau.
Nun habe ich wieder sit einigen Jahren nichts gelesen, sollte ich vielleicht mal wieder tun.
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nodus
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von nodus »

Also ich habe mir seinerzeit lediglich "Träumen Androiden von elektischen Schafen" durchgelesen nachdem ich blade Runner zum dritten Mal gesehen hatte und war von dem in jeder Hinsicht etwas dünnen Büchlein enttäuscht. Seitdem habe ich keinen Gedanken mehr an Dick verschwendet. Wenn ich mir aber diese beeindruckende Liste ansehe http://www.philipkdick.com/works_novels.html
bekomme ich wieder Lust.
Andere Welten sind möglich - http://nodus.onreact.com/
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bukaman
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von bukaman »

Auf meinem SUB wartet noch die Kurzgeschichtensammlung "Eine Handvoll Dunkelheit", auf die ich mich schon freue, nachdem ich letztes Jahr von den Geschichten in "Paycheck" gut unterhalten wurde.
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Mammut
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Durch "Eine Handvoll Dunkelheit" quäle ich mich jetzt schon ein wenig länger. Kein Vergleich mit Paycheck.
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bukaman
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von bukaman »

Wenn ich mit dem neuen Reynolds durch bin, werde ich mir den Dick vorknöpfen. Habs im Moment eh mehr mit Kurzgeschichten. Mal sehen, ob und wie lange ich mich quäle.
brazil
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von brazil »

Dick gehört zu den Autoren, die eine eigenartige Faszination auf mich ausgeübt haben, ohne dass ich konkret sagen könnte, aus welchem Grund. Allerdings gilt dies in erster Linie für seine Kurzgeschichten, die Romane waren mir wohl wegen seines besonderen Schreibstils etwas zu anstrengend. Zu den Ausnahmen gehört aber u.a. gerade Ubik, das mich damals gleichzeitig begeisterte und auch ziemlich verstörte...Andererseits war zB der HUGO-Gewinner "das Orakel vom Berge" ziemlich langweilig.
Die Kurzgeschichten bereiteteten allerdings fast immer ein ungetrübtes Vergnügen, ich kann die Sammlungen wärmstens empfehlen.
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

brazil hat geschrieben:Die Kurzgeschichten bereiteteten allerdings fast immer ein ungetrübtes Vergnügen, ich kann die Sammlungen wärmstens empfehlen.
Ich kann das ganz aktuell nur wieder bestätigen: »We can remember it for you wholesale« (die Vorlage für »Total Recall«) ist kurz, knackig und mit viel Witz und Charme erzählt. Ich zitiere mal: »I will go, he said to himself. Before I die I'll see Mars. It was, of course, impossible, and he knew this even as he dreamed. But the daylight, the mundane noise of his wife now brushing her hair before the bedroom mirror everything conspired to remind him of what he was. A miserable little salaried employee, he said to himself with bitterness. Kirsten reminded him of this at least once a day and he did not blame her; it was a wife's job to bring her husband down to Earth. Down to Earth, he thought, and laughed. The figure of speech in this was literally apt.«
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Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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bukaman
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von bukaman »

breitsameter hat geschrieben:»We can remember it for you wholesale« (die Vorlage für »Total Recall«)
Auf die Geschichte freue ich mich besonders, ich kenne nur den Film (mag ich) und bin gespannt, wie die Vorlage nun auf mich wirkt. Und inwiefern die Verfilmung davon abweicht. Und die Frage, ob eine Neuverfilmung Sinn macht, klärt sich für mich dann möglicherweise auch.
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Es gibt Hörspiele nach PKD-Vorlagen:
-Wechselbalg
und (auf der gleichen CD:)
-Erinnerungsmechanismus
Bayerischer Rundfunk,
Der Audio Verlag 2000/2001;
ISBN 3-89813.346-X
Sehr schöne Kurzweil mit Kopfhörer vor dem Einschlafen.
Hier gilt der bekannte Spruch:
Radio ist Fernsehen im Kopf.
Beide Hörspiele liefern eine einfache Antwort auf die oben gestellte Frage:
Weil er einfach gut ist bzw. war.
Gast09
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bukaman
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von bukaman »

Michael Schmidt hat geschrieben:Durch "Eine Handvoll Dunkelheit" quäle ich mich jetzt schon ein wenig länger. Kein Vergleich mit Paycheck.
Also, gequält habe ich mich nun nicht, aber ich empfand die Sammlung schon etwas anstrengender als "Paycheck". Am besten gefallen haben mir folgende Geschichten:

Planet für Durchgangsreisende
Die Erde ist durch einen Atomkrieg verwüstet (wie übrigens in vielen Geschichten in dieser Sammlung), die ursprünglichen Menschen sind eine Minderheit, Mutanten beherrschen die jetzt den Planeten. Die letzten Menschen verlassen ihre Welt und können dort höchstens nur noch zu Besuch vorbeischauen.
Der berühmte Autor
Durch eine Transmitter- (oder auch Wurmloch-)Verbindung reist ein Mann täglich zur Arbeit. Irgendwann entdeckt er ein "Loch" im Tunnel, durch den winzige Wesen mit ihm Kontakt aufnehmen, ihm Fragen in einer ihm unbekannten Sprache stellen, die er mit Hilfe eines Computers übersetzt und beantwortet. Schließlich sagt ihm sein Chef (dessen Computer er unerwünschterweise für seine Nebentätigkeit benutzt hatte), das es sich bei der Sprache um hebräisch handelt, daß Loch im Tunnel ein Durchgang in die Vergangenheit ist. Durch die gelieferten Antworten ist die Hauptfigur schließlich zum Autor der Heiligen Schrift geworden.
Der Baumeister
Ein Mann baut besessen ein Boot und weiß eigentlich nicht warum. Bis es beginnt zu regnen.
Wir erinnern uns für Sie en gros (Die Vorlage für Total Recall) - interessantes "alternatives" Ende. Die Verfilmung mit Arnie greift die Geschichte sehr gut auf, dichtet natürlich einiges hinzu, was die Story aber nicht kaputt macht. Fazit: Neuverfilmung unnötig.

Ausstellungsstück Eine von vielen Geschichten mit mehreren Realitätsebenen - mit der für Dick üblichen Frage: Was ist real? oder Welche Realität gefällt einem besser? - aber diese hat mir am besten gefallen.

Der Rest war nicht ganz so gut. Nebenbei habe ich mir auf youtube die Dick-Doku "The penultimate truth about PKD" angeschaut, was das Lesen der Sammlung noch ein wenig interessanter gemacht hat.
Hier findet Ihr den Link zur Doku: http://forum.sf-fan.de/viewtopic.php?f= ... 28#p104698

So, als nächstes werde ich wohl mit Kurzgeschichten von Heinlein weiter machen.
Beverly
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Re: Philip K. Dick – Warum ist er so beliebt?

Ungelesener Beitrag von Beverly »

Ich kenne die Romane und Erzählungen von Philip K. Dick seit über dreißig Jahren. Angefangen hat es mit Romanen wie "Zeitlose Zeit", "Die Mehrbegabten" und "Die rebellischen Roboter" in Goldmann-Ausgaben und vor kurzem habe ich "Warte auf das letzten Jahr" in der schicken roten Heyne-Ausgabe gelesen. Mir gefällt Dick, weil er immer flüssig und meistens auch sehr spannend erzählt. Er entwickelt viele geniale Konzepte und überrascht immer wieder mit originellen Ideen, die bei ihm völlig unprätentiös erzählt werden. Zudem ist er einer von nicht allzuvielen Autoren, die ich gern lese, auch wenn ihre Romane und Erzählungen düster und depressiv hoch drei sind.
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