Was will der (SF-)Leser?
- Traan Dain
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Re: Was will der (SF-)Leser?
Bei mir ist es so, dass ich nicht genau weiß, was mir gefällt. Natürlich weiß ich inzwischen viel darüber und könnte etliche Dinge aufzählen, die ich von einem Buch erwarte (oder von Musik z. B.), oder die ich nicht haben will. Trotzdem kommen mir immer wieder Bücher vor, wo ich mir denke: "Wow, hätte nie gedacht, dass mir sowas gefällt. Hab' ich wieder was über mich gelernt."
Genau deshalb halte ich es auch nicht für die Aufgabe eines Autors, nach meinen Vorgaben zu schreiben. Er soll das und so schreiben, was und wie er für richtig hält. So wird es in der Regel sowieso am besten. Wenn es mir gefällt, prima, wenn nicht, Pech, gefällt vielleicht anderen, aber ich habe immer die Chance, etwas neues zu entdecken.
Der einzige unverzeihliche Fehler eines Autors ist, sich keine Mühe zu geben.
Genau deshalb halte ich es auch nicht für die Aufgabe eines Autors, nach meinen Vorgaben zu schreiben. Er soll das und so schreiben, was und wie er für richtig hält. So wird es in der Regel sowieso am besten. Wenn es mir gefällt, prima, wenn nicht, Pech, gefällt vielleicht anderen, aber ich habe immer die Chance, etwas neues zu entdecken.
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Re: Was will der (SF-)Leser?
Ehrlich gesagt, das ist mir so noch nie passiert. Manchmal kommt es vor, dass ich denke: "Hey, das klingt ja sehr interessant!", aber auch dann kommt es vor, dass es an der Umsetzung hapert. Und Zeitreisegeschichten geben mir inzwischen gar nichts mehr.Andreas Eschbach hat geschrieben:...Denn als Leser weiß man, dass man etwas Bestimmtes lesen will – aber erst, wenn man das Ding in Händen hält! Als ich erfuhr, worum es in dem Roman "Die Frau des Zeitreisenden" geht, wusste ich: Das will ich lesen! ...
Davon abgesehen habe ich die Frage auch nicht derartig konkret verstanden, dass der Leser sagen soll: "Ich will eine Geschichte über die folgen von irregulären temporalen Verschiebungen auf das Eheleben lesen.", sondern eben allgemeiner:
"Was soll ich kochen?" - "Was mit Hackfleisch und ohne Oliven."
Theoretisch könnte in dem Fall die Frage mit dem auswendigen Rezitieren eines Kochrezeptes beantwortet werden, oder die Frage nach dem Leserwunsch mit dem Einsenden eines 50-seitigen Exposes, aber wie gesagt, so habe ich das nicht verstanden.
Es ist also schon so, dass der individuelle Leser (ich z.B.) benennen kann, was er an den Büchern, die er in der Vergangenheit gut fand, gut fand, was er nicht so gut fand, worauf er verzichten kann und was ihn (mittlerweile) gar nicht mehr interessiert, ebenso oder um so mehr, was ihm an Büchern, die er definitiv nicht gefielen, schlecht fand, und warum.
Dass man daraus keinen Roman zaubern kann, liegt jetzt mehr daran, dass mit nur einem potentiellen Leser der Verlag kaufmännische Bedenken haben könnte, und weiterhin, dass das Leserkollektiv ein Interesse haben wird, das Thema eines Romanes, aber nicht dessen Auflösung vorzugeben. Z.B.: Kollektivintelligenz LESER: "Wir wollen was über die Zombieapokalypse lesen, aber ohne Zeitreisen!" - "Religiöse Themen?" - "Lieber nicht." - "Künstliche oder übernatürliche Zombieerklärung?" - "Egal." - "Mit Liebesgeschichte oder ohne?" - "JA!" - "Ähh, und wieviele Hauptpersonen/Menschen insg. sollen überleben, wenn überhaupt?" - "Würfel es aus."

Anderswo known as Yart Fulgen
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Re: Was will der (SF-)Leser?
Stimme dem zu.Pogopuschel hat geschrieben:Ich will vor allem, das mich ein Buch überrascht (wie auch immer). Würde ich dem Autor also sagen, wie das Buch auszusehen hat, könnte es mich nicht mehr überraschen.


Re: Was will der (SF-)Leser?
Vielleicht ist es einfacher zu sagen, was man nicht lesen will: Abgedroschene Klischees, flache Protagonisten, naives Weltbild, vorhersehbare Handlung und aufgewärmte alte Ideen.
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Re: Was will der (SF-)Leser?
(Advocatus-Diaboli-Modus an) Also Science Fiction ...Rusch hat geschrieben:Vielleicht ist es einfacher zu sagen, was man nicht lesen will: Abgedroschene Klischees, flache Protagonisten, naives Weltbild, vorhersehbare Handlung und aufgewärmte alte Ideen.
"Hilfreich wäre es, wenn wir die, die sich dem Leistungsdruck widersetzen, bewundern, anstatt sie als Loser anzusehen." -
Svenja Flaßpöhler
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Re: Was will der (SF-)Leser?
Genau dieses Buch will ich lesen! Unbedingt!!L.N. Muhr hat geschrieben:"Motonania - Reise durch einen Kleiderschrank in ein unbekanntes Land, und wie wir die Prinzessin mit dem Viertaktmotor retteten oder Bericht über ein benzoles Abenteuer".

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Re: Was will der (SF-)Leser?
Speak for yourself, pal.Rusch hat geschrieben:Vielleicht ist es einfacher zu sagen, was man nicht lesen will: Abgedroschene Klischees, flache Protagonisten, naives Weltbild, vorhersehbare Handlung und aufgewärmte alte Ideen.
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- Pogopuschel
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Re: Was will der (SF-)Leser?
Sorry, aber thecatsmeow.de war mir bis zu deinem Post vollkkommen unbekannt. Da muss ein anderer Pogopuschel unterwegs sein.entmenscht hat geschrieben:Stimme dem zu.Pogopuschel hat geschrieben:Ich will vor allem, das mich ein Buch überrascht (wie auch immer). Würde ich dem Autor also sagen, wie das Buch auszusehen hat, könnte es mich nicht mehr überraschen.In other news: Wir "kennen" uns flüchtig aus nem anderen Forum, thecatsmeow.de. In dem Sinne: Hi.
Meine Internetseite (mit Buchbesprechungen): http://lesenswelt.de/
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Re: Was will der (SF-)Leser?
Das ist jetzt so, als würde Dich Andreas Eschbach fragen, was Du essen willst, und Du sagst: "Nichts fades."Rusch hat geschrieben:Vielleicht ist es einfacher zu sagen, was man nicht lesen will: Abgedroschene Klischees, flache Protagonisten, naives Weltbild, vorhersehbare Handlung und aufgewärmte alte Ideen.
Welche Klischees sind denn nicht abgedroschen? Welche Protagonisten sind nicht flach? Welches Weltbild ist nicht naiv? Welche Handlung siehst Du vorher? Welche Ideen sind weder alt noch aufgewärmt?
Irgendwie ist alles Klischee; auch Protagonisten sind immer flacher als echte Menschen, bzw., ob mir ein Protagonist sympathisch oder interessant vorkommt, hängt (bei mir jedenfals) nicht mit der detailliert ausgestalteten Charaktertiefe zusammen; das Weltbild des Autoren muss ich nicht haben, naiv oder nicht, oder wenn, dann in so kleinen Dosen, dass ich es auch überlesen könnte; ob ich das tatsächliche Ende einer Geschichte korrekt vorhersagen kann oder nicht, ist eine Eigenschaft meiner Intelligenz, Intuition oder Erfahrung mit dem Autor, und weniger eine Qualität des Textes oder des Autors (es sei denn, er produziert eine derartig an den Haaren herbeigeschleifte Dea ex machina, dass es einerseits völlig unvorhergesehen, andererseits auch völlig bescheuert ist), umgekehrt kann eine Geschichte, bei der man das Ergebnis schon kennt, trotzdem interessant sein, so weiß man bei manchen Krimis sowohl, wer der Mörder ist, als auch, dass der Detektiv ihn erwischt; was das Aufwärmen von Ideen betrifft - BSG: wiederaufgewärmt war viel, viel besser als Flash Gordon: wiederaufgewärmt.
Manchmal ist das Essen vom Vortag tatsächlich das beste.

Anderswo known as Yart Fulgen
Re: Was will der (SF-)Leser?
Aus Deinen Worten spricht große Weisheit, mein junger Padawan.Bully hat geschrieben: Manchmal ist das Essen vom Vortag tatsächlich das beste.
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Re: Was will der (SF-)Leser?
Für Chili und Gulasch gilt das auf alle Fälle.Bully hat geschrieben:Manchmal ist das Essen vom Vortag tatsächlich das beste.

Ahja. Und Ideen gibts eh keine neuen, nur die Verpackung.
Ich weiß, was ich vordergründig will: eine (für mich) gut erzählte Geschichte. Wenn ich richtig dabei bin und mitlebe, Ambiente und Personen nachvollziehen kann, ist es mir völlig wurst, ob es der 100. Aufguss ist. Sprich: ich will gut unterhalten werden. Wenn ich dann auch noch einen Anspruch dazu bekomme wie bei Murakami oder wie zuletzt beim "Wolkenatlas", dann bin ich restlos glücklich; das ist aber keine Bedingung.

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Re: Was will der (SF-)Leser?
Ja, genau aus dieser Schleife versuche ich gerade herauszukommen:
"Was würdest Du denn gern lesen?"
"Etwas, das mich interessiert."
"Und was würde dich interessieren?"
"Etwas, das ich gern lese."
Nicht ganz so ausgefeilt wie "Ein Loch ist im Eimer", aber dasselbe Prinzip ...
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"Etwas, das mich interessiert."
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Re: Was will der (SF-)Leser?
Peinlich, peinlich. Alles klar.Pogopuschel hat geschrieben:Sorry, aber thecatsmeow.de war mir bis zu deinem Post vollkkommen unbekannt. Da muss ein anderer Pogopuschel unterwegs sein.entmenscht hat geschrieben:Stimme dem zu.Pogopuschel hat geschrieben:Ich will vor allem, das mich ein Buch überrascht (wie auch immer). Würde ich dem Autor also sagen, wie das Buch auszusehen hat, könnte es mich nicht mehr überraschen.In other news: Wir "kennen" uns flüchtig aus nem anderen Forum, thecatsmeow.de. In dem Sinne: Hi.

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Re: Was will der (SF-)Leser?
"Er weiß es, weil er Batman ist. Er ist Batman, weil er es weiß."Andreas Eschbach hat geschrieben:Nicht ganz so ausgefeilt wie "Ein Loch ist im Eimer", aber dasselbe Prinzip ...


Ich glaub, aus der Schleife kann man nicht rauskommen.

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Re: Was will der (SF-)Leser?
Immer und immer nur sowas?Grisel hat geschrieben:Ich will Raumschiffgeschichten, idealerweise militärisch angehaucht, weitestgehend also Space Opera, mit einer spannenden, innovativen Geschichte und dem Fokus auf den Charakteren, ohne allzu tiefergehende technische Details.
Das kann ich kaum glauben...

Die für mich bisher intelligenteste Antwort auf die eingangs gestellte FragePogopuschel hat geschrieben:Ich will vor allem, das mich ein Buch überrascht (wie auch immer). Würde ich dem Autor also sagen, wie das Buch auszusehen hat, könnte es mich nicht mehr überraschen.


Das unterschreibe ich ebenfalls zu 100%...dumm nur, dass das was für den einen platt und abgedroschen ist, dem nächsten einen Hirn- Orgasmus bescheren magRusch hat geschrieben:Vielleicht ist es einfacher zu sagen, was man nicht lesen will: Abgedroschene Klischees, flache Protagonisten, naives Weltbild, vorhersehbare Handlung und aufgewärmte alte Ideen.

Zuletzt geändert von Des_Orphan am 23. Oktober 2011 19:20, insgesamt 3-mal geändert.