Auch ich habe die "Sphären" als erstes Banks-Buch gelesen. Es war in der Tat etwas etwas schwierig, sich in diese Welt hineinzufinden, aber im Prinzip hat es sich gelohnt. Nur der Schluß hat mir nicht so gut gefallen. Ich möchte aber andere Romane aus dieser Reihe auch noch lesen, eventuell ganz vom Anfang weg (ich glaube, das war "Bedenke Phlebas").Beverly hat geschrieben:Ich habe mit "Die Sphären" begonnen. Wegen des Umfangs - fast 800 Seiten - und dem Erzählstil mit vielen Rückblenden und Beschreibungen eignet sich das Buch nur für Leser, die das Kultur-Universum bzw. bizarre Weltentwürfe mögen, superschnell lesen oder Geduld beim Lesen mitbringen. Für Einsteiger in das Kultur-Universum ist das Buch nicht zu empfehlen.
Iain Banks
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Re: Iain Banks
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Re: Iain Banks
So sehe ich das auchBully hat geschrieben:Da sind wir offenbar unterschiedlicher Ansicht.

Als Leserin geht es mir so, dass ich gern in die Welt der Kultur abtauche, weil in ihr das alltägliche Leben nicht so eine Quälerei ist wie in der Realwelt. Den K(r)ampf um das tägliche Überleben hat die Kultur überwunden und der Punkt geht an sie.
Aber "rundum sorglos" - sorry, aber das habe ich in "Bedenke Phlebas" ganz anders gelesen. Die Kulturniks kennen zwar keinen täglichen Kleinkrieg, führen darin aber einen Krieg mit der Maßeinheit "Megatote".
Und auch sonst lese ich die Kultur-Romane so, dass es da zwei Ebenen gibt:
- die Ebene der Überwindung von materieller Not und unnötigem Zwang
- die Ebene der Widersprüche, die sich dadurch auftun
Das Leben in der Kultur mag frei von den kleinen und großen Tyranneien sein, wie wir sie kennen, doch konfliktfrei ist es nicht. So glaube ich, dass all ihre Intrigen und Kriege gegen Tyrannen alter Schule - die mir aber so gar nicht Leid tun, weil die Kultur ihnen nur gibt, was sie verdienen - nicht allein von purem Altruismus motiviert sind, sondern auch von dem Bestreben, sich eine Daseinsberechtigung und ein Ziel zu geben.
Besonders das Wechselspiel der zwei Ebenen und die sich daraus ergebenden Konflikte machen für mich den besonderen Reiz der Kultur-Romane und -Erzählungen aus. Die Ekel und Tyrannen alter Schule, die das Leben in der Realwelt prägen, kommen nicht vor oder werden abgewatscht, doch auf Spannung muss man trotzdem nicht verzichten. Deswegen lese ich die Bücher von Banks auch dann, wenn die Handlung etwas zäh ist.
Das Grundproblem der Kultur sehe ich darin, dass sie recht uniform ist. So fürchtet auch der Protagonist von "Bedenke Phlebas", dass die Kultur alle sich überallhin ausbreiten könnte und keinen Raum für anderes mehr lässt. Alle sprechen Marain, leben auf Orbitalen oder in Riesenraumschiffen, alldiweil z. B. das Leben auf Planeten verpönt zu sein scheint. Ich denke, besonders zu einer Utopie sollte kulturelle und lebensmäßige Vielfalt gehören. Eine so anpassungsfähige Spezies wie die Menschen ist eh bestrebt, alle ökologischen Nischen einzunehmen bzw. sich neue Nischen zu erschließen.
Im Kontext einer fiktiven kosmischen Future History ist daher die Kultur wahrscheinlich kein Endstadium, sondern das Element, dass die Tyrannen alter Schule - wie die Idiraner, das Imperium Azad oder die Affronter - entweder exterminiert oder zivilisiert, damit sich die zukünftige Evolution in friedlichen, aber vielfältigen Bahnen abspielen kann.
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Re: Iain Banks
Auf Seiten der Nicht-Kulturniks. Angeheuerte Söldner.Beverly hat geschrieben:So sehe ich das auchBully hat geschrieben:Da sind wir offenbar unterschiedlicher Ansicht.![]()
Als Leserin geht es mir so, dass ich gern in die Welt der Kultur abtauche, weil in ihr das alltägliche Leben nicht so eine Quälerei ist wie in der Realwelt. Den K(r)ampf um das tägliche Überleben hat die Kultur überwunden und der Punkt geht an sie.
Aber "rundum sorglos" - sorry, aber das habe ich in "Bedenke Phlebas" ganz anders gelesen. Die Kulturniks kennen zwar keinen täglichen Kleinkrieg, führen darin aber einen Krieg mit der Maßeinheit "Megatote".
Widersprüche? Die Kultur hält ihre Kultur für die einzige Kultur (wie der Name schon nahelegt), und handelt dementsprechend. Ist insofern völlig konsequent.Und auch sonst lese ich die Kultur-Romane so, dass es da zwei Ebenen gibt:
- die Ebene der Überwindung von materieller Not und unnötigem Zwang
- die Ebene der Widersprüche, die sich dadurch auftun
Wie auch immer. Wenn die Kultur andere missioniert, geschieht dies eben halb aus Altruismus und halb aus Langeweile. Roboter, die in ihrer reichlich bemessenen Freizeit die Gutmenschen geben.Das Leben in der Kultur mag frei von den kleinen und großen Tyranneien sein, wie wir sie kennen, doch konfliktfrei ist es nicht. So glaube ich, dass all ihre Intrigen und Kriege gegen Tyrannen alter Schule - die mir aber so gar nicht Leid tun, weil die Kultur ihnen nur gibt, was sie verdienen - nicht allein von purem Altruismus motiviert sind, sondern auch von dem Bestreben, sich eine Daseinsberechtigung und ein Ziel zu geben.
Oh, die kommen durchaus vor und werden derartig klischeegemäß dargestellt, dass die Abwatschung als gutes Ende zählt. SInd für mich die interessanten Stellen, weshalb ich die Dinger dann doch lese.Besonders das Wechselspiel der zwei Ebenen und die sich daraus ergebenden Konflikte machen für mich den besonderen Reiz der Kultur-Romane und -Erzählungen aus. Die Ekel und Tyrannen alter Schule, die das Leben in der Realwelt prägen, kommen nicht vor oder werden abgewatscht, doch auf Spannung muss man trotzdem nicht verzichten. Deswegen lese ich die Bücher von Banks auch dann, wenn die Handlung etwas zäh ist.

Es sei denn, sie könnten die Paradies-Nische besiedeln. Ich sehe das Problem auch. Leider wird es nicht so ausführlich dargestellt, wie ich es mir wünschen würde.
Das Grundproblem der Kultur sehe ich darin, dass sie recht uniform ist. So fürchtet auch der Protagonist von "Bedenke Phlebas", dass die Kultur alle sich überallhin ausbreiten könnte und keinen Raum für anderes mehr lässt. Alle sprechen Marain, leben auf Orbitalen oder in Riesenraumschiffen, alldiweil z. B. das Leben auf Planeten verpönt zu sein scheint. Ich denke, besonders zu einer Utopie sollte kulturelle und lebensmäßige Vielfalt gehören. Eine so anpassungsfähige Spezies wie die Menschen ist eh bestrebt, alle ökologischen Nischen einzunehmen bzw. sich neue Nischen zu erschließen.
Ok, das wäre ja eine Perspektive.Im Kontext einer fiktiven kosmischen Future History ist daher die Kultur wahrscheinlich kein Endstadium, sondern das Element, dass die Tyrannen alter Schule - wie die Idiraner, das Imperium Azad oder die Affronter - entweder exterminiert oder zivilisiert, damit sich die zukünftige Evolution in friedlichen, aber vielfältigen Bahnen abspielen kann.

Wird das irgendwo angedeutet?
Anderswo known as Yart Fulgen
Re: Iain Banks
In "Blick Windwärts" wird in einem Erzählstrang aus der fernen Zukunft berichtet und da angedeutet, dass es die Kultur nicht mehr gibt.Bully hat geschrieben:Wird das irgendwo angedeutet?