Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
- Kringel
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Schon, aber es muss glaubwürdig sein, dass sie dran glauben. Im Fall von Jake meine ich, dass er mindestens Zweifel haben und ein paar Alternativszenarien durchdenken müsste. Auch macht sich Jake IMO zu wenig Gedanken über alternative Lösungswege. Warum versucht er nicht, Oswald geschickter aus dem Weg zu räumen? Muss es denn ein Mord sein? Wenn Oswald so leicht zu beeinflussen war, wie es im Roman dargestellt wird, dann hätte Jake doch auch versuchen können, ihn zu einem besseren Menschen zu machen und ihn ganz von seinen Attentatsplänen abzubringen. Wenn er am Tag des Anschlags eine mehrstündige Diskussion mit Oswald geführt hätte, dann hätte Kennedy ebenfalls überlebt. Und wer weiß, ob Oswald je eine zweite Gelegenheit zum Mord erhalten hätte. Die Geschichte wäre auf jeden Fall geändert worden. Und vielleicht hätte sie sich dann nicht so vehement gewehrt.
- andy
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
So ein wenig wurde das Thema ja angeschnitten, "kann man es Oswald ausreden?" etc.Kringel hat geschrieben:Schon, aber es muss glaubwürdig sein, dass sie dran glauben. Im Fall von Jake meine ich, dass er mindestens Zweifel haben und ein paar Alternativszenarien durchdenken müsste. Auch macht sich Jake IMO zu wenig Gedanken über alternative Lösungswege. Warum versucht er nicht, Oswald geschickter aus dem Weg zu räumen? Muss es denn ein Mord sein? Wenn Oswald so leicht zu beeinflussen war, wie es im Roman dargestellt wird, dann hätte Jake doch auch versuchen können, ihn zu einem besseren Menschen zu machen und ihn ganz von seinen Attentatsplänen abzubringen. Wenn er am Tag des Anschlags eine mehrstündige Diskussion mit Oswald geführt hätte, dann hätte Kennedy ebenfalls überlebt. Und wer weiß, ob Oswald je eine zweite Gelegenheit zum Mord erhalten hätte. Die Geschichte wäre auf jeden Fall geändert worden. Und vielleicht hätte sie sich dann nicht so vehement gewehrt.
Ich bin gerade an der Stelle, an der sich Jake nach seinem "Besuch" durch den Buchmacher wieder daran erinnert, wer warum wann Kennedy umbringen will. Die Zeit wehrt sich ziemlich heftig, und ich frage mich, warum sie sich nicht einfach konsequent wehrt: Warum erschießt ihn der Buchmacher nicht einfach? Warum wird er nicht einfach von einem Bus überrollt? Die Spielregeln - das kann die Zeit, das kann die Zeit nicht - sind mir nicht ganz klar. Hier bleibt King etwas vage.
Insgesamt bin ich immer noch sehr sehr angetan von der Geschichte. Ich leide, liebe und fluche mit Jake mit - was kann ein Roman mehr erreichen?
Andy
- andy
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Ich bin immer noch nicht durch, aber heute habe ich das Attentat (Warum heißt das Buch in Deutschland eigentlich "Der Anschlag"? Ich würde, ohne eine genaue Definition zu kennen, sagen, dass auf Kennedy ein Attentat, kein Anschlag verübt wurde. Ist ein Attentat nicht konkret gegen eine Person gerichtet und ein Anschlag eher gegen ein Objekt wie ein Gebäude, Platz, oder Symbol?) erlebt. King dreht die Schraube an und die Ereignisse überschlagen sich.
Und jetzt bin ich gespannt wie der Held mit der Situation umgehen wird.
Immer noch ein tolles Buch.
Andy
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- Kringel
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Nö, ich glaube, "Attentat" ist nur ein "Fachbegriff" für einen Mordanschlag. Im Sprachgebrauch scheint "Anschlag" allerdings wohl vorwiegend (sagt jedenfalls die Wikipedia) für Gewalttaten gegen Sachen verwendet zu werden.
Habe das Buch am Sonntag beendet und bin nach wie vor begeistert - ich zähle das Buch zu Kings besten Romanen.
Jack hätte mal besser auf mich hören und vor seiner Aktion ein paar Alternativweltszenarien durchdenken sollen.
Der Sinn der bunten Karten und des jeweiligen Trägers wird nachgereicht.
Es gibt so etwas wie ein Happy End. Obwohl ich mir ein noch schöneres Ende für Jack und Sadie gewünscht hätte. Was bezeichnend dafür ist, wie gut ich mich mal wieder in Kings Figuren hineinversetzen konnte.
Das soll erstmal genug sein - ich warte, bis ihr anderen alle fertig seid. Wer liest eigentlich noch?
Habe das Buch am Sonntag beendet und bin nach wie vor begeistert - ich zähle das Buch zu Kings besten Romanen.
Jack hätte mal besser auf mich hören und vor seiner Aktion ein paar Alternativweltszenarien durchdenken sollen.
Der Sinn der bunten Karten und des jeweiligen Trägers wird nachgereicht.
Es gibt so etwas wie ein Happy End. Obwohl ich mir ein noch schöneres Ende für Jack und Sadie gewünscht hätte. Was bezeichnend dafür ist, wie gut ich mich mal wieder in Kings Figuren hineinversetzen konnte.
Das soll erstmal genug sein - ich warte, bis ihr anderen alle fertig seid. Wer liest eigentlich noch?
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Ich bin immer noch nicht ganz durch, aber ich hoffe, am Wochenende eine längere Strecke zu laufen, dann müsste es eigentlich etwas werden mit dem Ende.
Ich bin sehr gespannt, was King das noch aus dem Hut zaubern wird.
Andy
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Andy
Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Ich hab noch ca. 6 Stunden Hörbuch vor mir, Anfang übernächster Woche bin ich fertig.Kringel hat geschrieben: Wer liest eigentlich noch?
Lese gerade: Brian W. Aldiss: Helliconia
Höregerade: Frank Herbert : Der Wüstenplanet
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- andy
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Das Hörbuch ist der Hammer oder? Alleine dafür lohnt sich Audible. Der Erzähler bringt die Story so gut rüber, wie ich es selten erlebt habe.Lemmy hat geschrieben:Ich hab noch ca. 6 Stunden Hörbuch vor mir, Anfang übernächster Woche bin ich fertig.Kringel hat geschrieben: Wer liest eigentlich noch?
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Und fertig.
Ein großartiges Buch. Schlicht und einfach großartig.
Ich muss das jetzt erst einmal sacken lassen – ich habe gerade erst auf die Stopptaste gedrückt - dann kommt eine etwas längere Einschätzung.
09 von 10 Gründen, warum man die Vergangenheit in Ruhe lassen sollte
Andy
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Ich muss das jetzt erst einmal sacken lassen – ich habe gerade erst auf die Stopptaste gedrückt - dann kommt eine etwas längere Einschätzung.
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Andy
Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
andy hat geschrieben:Das Hörbuch ist der Hammer oder? Alleine dafür lohnt sich Audible. Der Erzähler bringt die Story so gut rüber, wie ich es selten erlebt habe.Lemmy hat geschrieben:Ich hab noch ca. 6 Stunden Hörbuch vor mir, Anfang übernächster Woche bin ich fertig.Kringel hat geschrieben: Wer liest eigentlich noch?
Andy
Euphorie kommt bei mir nicht so richtig auf. Mir gefallen die Dialoge ( und die sind ja reichlich vorhanden ) nicht. Das übertriebene Akzentuieren von Sprechweisen ( russischer Akzent bei Marina, Nuscheln bei "Pennern") nervt mich ein bißchen. Grundsätzlich ist das ja gut, weil eine Zuordnung zu den einzelnen Personen so deutlich wird, hier wäre weniger mehr gewesen. 7 von 10 Punkten fürs Sprechen.
Ansonsten bin ich jetzt am Tag X 11:40 h und ein paar Minuten ! Wieder ne Panne bei nem Ami-Schlitten, ich habs geahnt. Nehmt lieber Sadies VW. Aber auf mich hört ja keiner.

Am Ende vom 4ten Audible Teil erwähnt King ne Kurzgeschichte von Bradbury. Der Titel ist mir entfallen. Helft mir doch mal bitte auf die Sprünge.
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Höregerade: Frank Herbert : Der Wüstenplanet
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Spoiler für alle die den Roman noch nicht fertig haben.
- Kringel
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Das tut er ja nicht. Er reist in die Vergangneheit zurück (=> Reset), aber dann wird ihm klar, dass er nicht noch einmal von vorn anfangen kann. Ganz abgesehen von den Risiken, die er eingehen würde. Also gibt er sich mit der anderen Version von Sadie zufrieden.
- Oliver
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Re: Lesezirkel zu Stephen King – Der Anschlag
Ich ziehe den Thread mal wieder hoch, weil ich das Buch erst heute beendet habe. Eurem Urteil schließe ich mich an: Ich fand das Buch auch ganz großartig.
Amüsiert hat mich in diesem Thread beim Nachlesen an einer Stelle die Bemerkung, dass die Liebesgeschichte nichts mit der Mission zu tun hätte. Für mich war die Liebesgeschichte der eigentliche erzählerische Kern des Romans, nicht Kennedy und die Zeitreise. Deshalb fand ich es auch absolut in Ordnung, dass Schulaufführungen und heimliche Schäferstündchen ein so starkes Gewicht bekamen.
Unschlüssig bin ich mir aber auch noch, ob ich über Oswald so viel hätte erfahren müssen. Sicher, dadurch bekommt das Zeitreise-Thrillerfinale 100 Seiten vor Schluss mehr Resonanz in jeglicher Hinsicht, aber trotzdem.
Was ich nicht so mag, auch wenn es die Handlung vielleicht aufpeitschend-spannender macht: Für mich hätten die beiden Helden nicht so durch ein Fegefeuer (die schlimmen Verletzungen und Krankenhausaufenthalte) gehen müssen. Zumal es beim Helden natürlich auch nur ein Plot Device war, um Oswald nicht vorher erledigen zu können.
Ich bin kein Kennedymord-Rechercheverrückter, habe aber den Oliver Stone-Film so häufig gesehen (mehr als ein Dutzend mal, wegen des IMHO atemberaubenden filmhandwerklichen Niveaus), dass es auch bei mir ganz besonders nachhallte, wenn der reine Anblick des Schulbuchlagers vom Helden als unheimlich empfunden wurde. Diese Ikonographien und die Bedeutung des Kennedy-Mordes für Amerikaner, die der Roman voraus setzt, die gelten für uns als Europäer ja nur eingeschränkt.
Eine Frage in die Runde: Denkt Ihr auch, dass es zwar erzählerisch extrem stark einschränkend, aber zwangsläufig war, dass das Finale im Schulbuchlagerhaus spielt? Ich denke: Ja. Das war sehr vorhersehbar, ich wäre aber bitter enttäuscht gewesen, wenn das nicht passiert wäre.
So habe ich das auch verstanden, und: Unser Held ist jetzt fünf Jahre älter und (wir wissen gar nicht exakt wie stark) versehrt. Gegen die Versehrtheit nutzt ja auch der Reset nix. Ich denke einfach, dass er davon ausgeht, dass er, wenn er einige böse Ereignisse aus der Haupterzählungslinie vermeidet, möglicherweise auf andere Weise mt der großen, bösen Maschine mit den scharfen Zähnen (ich mochte das Bild sehr) konfrontiert wird.Kringel hat geschrieben:Das tut er ja nicht. Er reist in die Vergangneheit zurück (=> Reset), aber dann wird ihm klar, dass er nicht noch einmal von vorn anfangen kann. Ganz abgesehen von den Risiken, die er eingehen würde. Also gibt er sich mit der anderen Version von Sadie zufrieden.
Amüsiert hat mich in diesem Thread beim Nachlesen an einer Stelle die Bemerkung, dass die Liebesgeschichte nichts mit der Mission zu tun hätte. Für mich war die Liebesgeschichte der eigentliche erzählerische Kern des Romans, nicht Kennedy und die Zeitreise. Deshalb fand ich es auch absolut in Ordnung, dass Schulaufführungen und heimliche Schäferstündchen ein so starkes Gewicht bekamen.
Unschlüssig bin ich mir aber auch noch, ob ich über Oswald so viel hätte erfahren müssen. Sicher, dadurch bekommt das Zeitreise-Thrillerfinale 100 Seiten vor Schluss mehr Resonanz in jeglicher Hinsicht, aber trotzdem.
Was ich nicht so mag, auch wenn es die Handlung vielleicht aufpeitschend-spannender macht: Für mich hätten die beiden Helden nicht so durch ein Fegefeuer (die schlimmen Verletzungen und Krankenhausaufenthalte) gehen müssen. Zumal es beim Helden natürlich auch nur ein Plot Device war, um Oswald nicht vorher erledigen zu können.
Ich bin kein Kennedymord-Rechercheverrückter, habe aber den Oliver Stone-Film so häufig gesehen (mehr als ein Dutzend mal, wegen des IMHO atemberaubenden filmhandwerklichen Niveaus), dass es auch bei mir ganz besonders nachhallte, wenn der reine Anblick des Schulbuchlagers vom Helden als unheimlich empfunden wurde. Diese Ikonographien und die Bedeutung des Kennedy-Mordes für Amerikaner, die der Roman voraus setzt, die gelten für uns als Europäer ja nur eingeschränkt.
Eine Frage in die Runde: Denkt Ihr auch, dass es zwar erzählerisch extrem stark einschränkend, aber zwangsläufig war, dass das Finale im Schulbuchlagerhaus spielt? Ich denke: Ja. Das war sehr vorhersehbar, ich wäre aber bitter enttäuscht gewesen, wenn das nicht passiert wäre.