Was erwartet Ihr von einem SF-Magazin

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Helmuth W. Mommers
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Ungelesener Beitrag von Helmuth W. Mommers »

Mark (?) schreibt: Was die Bezahlung angeht, so würde ich mir ungefähr das Wort/$-Verhältnis von amerikanischen semi-professionellen Magazinen wünschen - das wären mindestens 0.01 Euro pro Wort. Das ist zwar nicht viel, gibt den Autoren aber eine gewisse Anerkennung. (Irgendwie hat die Zitat-Funktion nicht funktioniert...)

Für Hobby-Autoren ist es derzeit Anerkennung genug, wenn sie in einem würdigen Umfeld veröffentlicht werden.

Für Berufs-Autoren, die davon leben müssen, sind 0.01 Euro = ca. 2.50/Standardmanuskriptseite ein unwürdiges Angebot. Haben sie sich genug Idealismus bewahrt, werden sie schon mal eine Geschichte gratis abgeben, sofern sie herumliegt :wink: oder gar woanders (z.B. c't-Magazin für Computertechnik, das sehr anständig zahlt) abgelehnt wurde, aus welchen Gründen auch immer... :(
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Helmuth W. Mommers
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Ungelesener Beitrag von Helmuth W. Mommers »

Frank Böhmert hat geschrieben:Kurzgeschichten habe ich schon früher meist nur überflogen.
Oh, das hätte ich von Dir nicht erwartet... Du schreibst doch unter Frank Borsch, oder?! Mit Vergnügen habe ich Deine KG in phantastisch! gelesen, die mit dem Pullover.

Dachte, wenn ich noch einmal "am Drücker" wäre, müsste ich Dich kontaktieren...
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Ronni
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Ungelesener Beitrag von Ronni »

Vielen Dank für Eure interessanten und aufschlußreichen Antworten!
Fil hat geschrieben:Es wird nicht möglich sein EIN Magazin zu publizieren und ALLE Leser auf Dauer zu befriedigen.
Wir können stes versuchen unser Bestes zu geben und auf manche Wünsche eingehen, aber selbst dann wird es nicht immer reichen.
Das ist klar und die Suche nach dem "perfekten" SF-Magazin dürfte ziemlich aussichtslos sein. Die hier gebrachten Antworten sind aber sehr hilfreich und erleichtert die "Feinjustierung". Im Scifiboard lag der Schwerpunkt eher bei reinen Story-Magazinen, hier eher bei der bunten Mischung. Es zeigt sich aber, daß mit den beiden Magazinen NOVA und PHANTASTISCH! für die beiden Hauptschwerpunkte gesorgt ist. Auch freut es mich, daß hier das Lesen am Bildschirm durchaus nicht immer als lästig empfunden wird, das war im anderen Board eher anders, zumal die hier gewünschte Mischung im großen und ganzen typisch für ALIEN CONTACT ist.
Frank Böhmert hat geschrieben:Und ich finde gerade die Punkte spannend, wo sich "Paraliteratur" (Stache) und so genannte Hochliteratur berühren ... Beispielsweise würde mich mal interessieren, ob Phil Dick, der meines Wissens deutsch lesen konnte, sich für seinen Roman "Der heimliche Rebell" (wenn ich den Titel jetzt richtig erinnere) von Heinrich Spoerls "Maulkorb" hat inspirieren lassen ... oder ob Sam Delany, der in seiner Jugend unter anderem durch Griechenland gereist ist, eigentlich seinen Lawrence Durrell gelesen hat, denn die Sprache seines Frühwerks ist Durrell pur ...
Das sind so Fragen, Ronny, mit deren Beantwortung man den Leser Böhmert hinter dem Ofen hervorlocken könnte - aber vielleicht niemanden sonst. :wink:
Das sind die Fragen, auf die sich Adam Roberts mit vergnügen stürzt. Erzähl das mal Hannes, wenn Du ihn das nächste mal sprichst.

Zum Thema Honorar:
Natürlich wäre es für alle beteiligten gut, Honorare zu zahlen. Bei den derzeitigen Auflagen der Magazine ist es bis dahin aber noch ein weiter weg.

Gruß Ronni
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misc
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Ungelesener Beitrag von misc »

Helmuth W. Mommers hat geschrieben:
Frank Böhmert hat geschrieben:Kurzgeschichten habe ich schon früher meist nur überflogen.
Oh, das hätte ich von Dir nicht erwartet... Du schreibst doch unter Frank Borsch, oder?!
Nein, nein - F.B. ist in diesem Falle <> F.B.: hier der eine, hier der andere ... :wink:

Ad Astra,
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Ungelesener Beitrag von Mark »

Helmuth W. Mommers hat geschrieben:Für Hobby-Autoren ist es derzeit Anerkennung genug, wenn sie in einem würdigen Umfeld veröffentlicht werden.

Für Berufs-Autoren, die davon leben müssen, sind 0.01 Euro = ca. 2.50/Standardmanuskriptseite ein unwürdiges Angebot. (
Ich frage mich wirklich, wieso es anscheinend in Deutschland keinen "Semi-Professionalismus" gibt. Ich könnte aus dem Stehgreif bestimmt 30 sehr talentierte auf Englisch schreibende Autoren nennen, deren Schreibe auf sehr professionellen Niveau ist, und die trotzdem definitiv nicht davon leben können. Ich habe jetzt nicht die Zahlen im Kopf, aber wieviel zahlt z.B. Asimov's? Vielleicht 0.04$/Wort? Das ist auch nichts wovon man wirklich leben kann und trotzdem ist es das zur Zeit führende Magazin.

Es geht hier also wirklich nicht darum, hochbezahlte Leute wie George R.R. Martin oder Arthur C.Clarke für Story-Beiträge zu gewinnen, sondern eine gewisse Kultur des Kurzgeschichtenschreibens- und lesens zu pflegen und dafür würden auch hierzulande unbekannte Autoren genügen, die oftmals für die Veröffentlichung des Originals auch nicht mehr Geld bekommen haben.

Kennt hier z.B. jemand Carol Emshwiller? Hat letztes Jahr den Nebula gewonnen und viele ihrer Stories sind in "Small-Press" Magazinen erschienen. Ihr Roman "The Mount" hat den Philip K. Dick Award gewonnen, obwohl er bei einem sehr kleinen, aber feinen Verlag namens Small Beer(!) Press erschienen ist.

Was mich an den deutschsprachigen Magazinen einfach stört ist, dass es scheinbar keine wirkliche Qualitätskontrolle gibt. Das trifft auch (oder gerade) auf "Nova SF" zu, von dem ich allerdings nur die erste Ausgabe kenne. Der Qualitätsunterschied der übersetzten und der deutschen Beiträge ist größer als ich es mir wünschen würde. Es muss nicht unbedingt gleich ein Klassiker wie "Learning to be me" von Greg Egan sein, wenn der Rest teilweise wirklich Hobby-Niveau hat.

Das setzt natürlich alles voraus, dass gute deutschsprachige SF-Kurzgeschichten überhaupt geschrieben werden, aber es wäre schon einmal ein Anfang, eine Grundlage zu schaffen, in der sich neue Autoren entfalten können, ohne dass ihr erster Versuch unbedingt gleich abgedruckt wird.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte: bitte lasst diese schwarz(Hobby)-weiß(Profi)-Malerei und guckt auch mal auf die Graubereiche.

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Stefan Hoffmann
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Ungelesener Beitrag von Stefan Hoffmann »

Ronni hat geschrieben: Das ist klar und die Suche nach dem "perfekten" SF-Magazin dürfte ziemlich aussichtslos sein. Die hier gebrachten Antworten sind aber sehr hilfreich und erleichtert die "Feinjustierung". Im Scifiboard lag der Schwerpunkt eher bei reinen Story-Magazinen, hier eher bei der bunten Mischung. Es zeigt sich aber, daß mit den beiden Magazinen NOVA und PHANTASTISCH! für die beiden Hauptschwerpunkte gesorgt ist. Auch freut es mich, daß hier das Lesen am Bildschirm durchaus nicht immer als lästig empfunden wird, das war im anderen Board eher anders, zumal die hier gewünschte Mischung im großen und ganzen typisch für ALIEN CONTACT ist.
Apropos am Bildschirm lesen: Doch, ich finds lästig. :) Ich hab mir geschworen, ich werde diese FirstGate-Hürde nehmen und mir diese ALIEN CONTACT PDFs holen. Ich warte noch auf den preisgünstigen Drucker, der nach erfolgtem Druck die Seiten hübsch geheftet ausspuckt, aber im Grunde finde ich die Lösung mit den Bezahl-PDFs (zumal sie ja nun wirklich günstig sind) super.


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Ronni
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Ungelesener Beitrag von Ronni »

Stefan Hoffmann hat geschrieben:Apropos am Bildschirm lesen: Doch, ich finds lästig. :)
Auf das ALIEN CONTACT Jahrbuch hatte ich schon hingewiesen? Ist Couch- und Badewannenkompatibel.
Ich hab mir geschworen, ich werde diese FirstGate-Hürde nehmen und mir diese ALIEN CONTACT PDFs holen. Ich warte noch auf den preisgünstigen Drucker, der nach erfolgtem Druck die Seiten hübsch geheftet ausspuckt, aber im Grunde finde ich die Lösung mit den Bezahl-PDFs (zumal sie ja nun wirklich günstig sind) super.
Das geht natürlich auch :)

Gruß Ronni
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Ronni hat geschrieben:
Stefan Hoffmann hat geschrieben:Apropos am Bildschirm lesen: Doch, ich finds lästig. :)
Auf das ALIEN CONTACT Jahrbuch hatte ich schon hingewiesen? Ist Couch- und Badewannenkompatibel.
Ja, und nicht nur hier :D

Ich sehe das Jahrbuch nicht als Ersatz für das öfters erscheinende Alien Contact Magazin. Ein Jahrbuch ist okay. Aber ein Magazin sollte öfters erscheinen. Und das ist ein wesentlicher Unterschied zu einer Publikation, die nur ein einziges Mal im Jahr erscheint.
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Helmuth W. Mommers
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Ungelesener Beitrag von Helmuth W. Mommers »

Mark hat geschrieben: Was mich an den deutschsprachigen Magazinen einfach stört ist, dass es scheinbar keine wirkliche Qualitätskontrolle gibt. Das trifft auch (oder gerade) auf "Nova SF" zu, von dem ich allerdings nur die erste Ausgabe kenne. Der Qualitätsunterschied der übersetzten und der deutschen Beiträge ist größer als ich es mir wünschen würde. Es muss nicht unbedingt gleich ein Klassiker wie "Learning to be me" von Greg Egan sein, wenn der Rest teilweise wirklich Hobby-Niveau hat.
Dann solltest Du NOVA 4 lesen - Du würdest Deine Meinung gleich ändern. Guck mal ins sfcifiboard-Buchforum rein, da ist ein Thread.
Mark hat geschrieben: Wenn ich einen Wunsch frei hätte: bitte lasst diese schwarz(Hobby)-weiß(Profi)-Malerei und guckt auch mal auf die Graubereiche.
Ich habe das auch nur auf die Bezahlung bezogen; im übrigen wäre es mir wurscht, ob einer davon leben muss oder nicht - professioneller ist man als in der SF Berufstätiger (muss ja nicht ausschliesslich als Autor sein) deswegen nicht.
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Ronni hat geschrieben:Zum Thema Honorar:
Natürlich wäre es für alle beteiligten gut, Honorare zu zahlen. Bei den derzeitigen Auflagen der Magazine ist es bis dahin aber noch ein weiter weg.
Einspruch: Bei phantastisch! werden den Autoren Anerkennungshonorare bezahlt. Ansonsten aber stimme ich Dir zu: es ist derzeit nur schwer zu bewerkstelligen.
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misc
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Ungelesener Beitrag von misc »

Mark hat geschrieben:Es geht hier also wirklich nicht darum, hochbezahlte Leute wie George R.R. Martin oder Arthur C.Clarke für Story-Beiträge zu gewinnen, sondern eine gewisse Kultur des Kurzgeschichtenschreibens- und lesens zu pflegen und dafür würden auch hierzulande unbekannte Autoren genügen, die oftmals für die Veröffentlichung des Originals auch nicht mehr Geld bekommen haben.
Das wäre dann - vielleicht - sinnvoll, wenn in Deutschland auch die "amerikanische Kultur" des Schreibenlernens gepflegt würde. Du kannst nicht einfach die Spitze eines Eisbergs auf die Rocky Mountains verpflanzen und hoffen, es käme ein schöner Gletscher dabei heraus.
Kennt hier z.B. jemand Carol Emshwiller? Hat letztes Jahr den Nebula gewonnen und viele ihrer Stories sind in "Small-Press" Magazinen erschienen. Ihr Roman "The Mount" hat den Philip K. Dick Award gewonnen, obwohl er bei einem sehr kleinen, aber feinen Verlag namens Small Beer(!) Press erschienen ist.

Wer noch nichts von ihr gehört hat, kann hier mehr über sie erfahren (da gibt's auch ein paar weiterführende Links zu im Netz stehenden Storys von ihr).
Was mich an den deutschsprachigen Magazinen einfach stört ist, dass es scheinbar keine wirkliche Qualitätskontrolle gibt. Das trifft auch (oder gerade) auf "Nova SF" zu, von dem ich allerdings nur die erste Ausgabe kenne. Der Qualitätsunterschied der übersetzten und der deutschen Beiträge ist größer als ich es mir wünschen würde. Es muss nicht unbedingt gleich ein Klassiker wie "Learning to be me" von Greg Egan sein, wenn der Rest teilweise wirklich Hobby-Niveau hat.
Nun, das ließe sich sicherlich leicht dadurch ändern, daß man künftig nicht ausgerechnet solche Perlen wie "Learning to be me" bringt, sondern irgendeinen Durchschnitts-Quark, den unter den englischsprachigen SF-Storys zu finden auch kein so großes Problem ist. Der Ansatz von NOVA ist nicht, lauter Texte zu bringen, die sich mit den Top-Storys englischsprachiger Autoren messen können (das wäre vielleicht ein (fernes) Ziel), sondern deutschsprachigen SF-Autoren eine Plattform für gute SF-Kurzgeschichten zu bieten. Und da scheint mir das Magazin auf dem richtigen Weg zu sein.

Ad Astra,
Marc-Ivo
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Robert Kerber

Ungelesener Beitrag von Robert Kerber »

Was mich an den deutschsprachigen Magazinen einfach stört ist, dass es scheinbar keine wirkliche Qualitätskontrolle gibt. Das trifft auch (oder gerade) auf "Nova SF" zu, von dem ich allerdings nur die erste Ausgabe kenne. Der Qualitätsunterschied der übersetzten und der deutschen Beiträge ist größer als ich es mir wünschen würde. Es muss nicht unbedingt gleich ein Klassiker wie "Learning to be me" von Greg Egan sein, wenn der Rest teilweise wirklich Hobby-Niveau hat.
Ich kann jetzt nur auf Grund der Lektüre von NOVA 2 und 3 urteilen (wo bleibt meine bestellte Nr. 4, Ronald?), aber da sind einige Beiträge enthalten, die durchaus hohes Niveau haben. Man sollte auch nicht vergessen, dass einige Stilblüten internationaler Autoren bei der Übertragung ins Deutsche stillschweigend ausgebessert werden.
Das setzt natürlich alles voraus, dass gute deutschsprachige SF-Kurzgeschichten überhaupt geschrieben werden, aber es wäre schon einmal ein Anfang, eine Grundlage zu schaffen, in der sich neue Autoren entfalten können, ohne dass ihr erster Versuch unbedingt gleich abgedruckt wird.
Dafür gibt es genügend Seiten im Internet. Und was sich DA so tummelt, kann einem wirklich die Nackenhaare kräuseln lassen. Ein häufiges Problem bei diesen literarischen Bridge-Runden ist, dass sich die Beteiligten entweder nur mit nassgeweinten Samthandschuhen anfassen ("Das hast du schön gesagt. Lass dich umarmen.") oder wie Krähen gegenseitig die Augen aushacken. Beides wenig förderlich.
Das wäre dann - vielleicht - sinnvoll, wenn in Deutschland auch die "amerikanische Kultur" des Schreibenlernens gepflegt würde. Du kannst nicht einfach die Spitze eines Eisbergs auf die Rocky Mountains verpflanzen und hoffen, es käme ein schöner Gletscher dabei heraus.
Mit dem Begriff "Schreiben lernen" habe ich so meine Schwierigkeiten. Ich bin kein Verfechter des Geniebegriffs, aber ich denke man muss eine gewisse Begabung von Anfang an mitbringen, die durch Übung (evtl. auch unter Anleitung) ausgebaut und verbessert werden kann.
Nun, das ließe sich sicherlich leicht dadurch ändern, daß man künftig nicht ausgerechnet solche Perlen wie "Learning to be me" bringt, sondern irgendeinen Durchschnitts-Quark, den unter den englischsprachigen SF-Storys zu finden auch kein so großes Problem ist. Der Ansatz von NOVA ist nicht, lauter Texte zu bringen, die sich mit den Top-Storys englischsprachiger Autoren messen können (das wäre vielleicht ein (fernes) Ziel), sondern deutschsprachigen SF-Autoren eine Plattform für gute SF-Kurzgeschichten zu bieten. Und da scheint mir das Magazin auf dem richtigen Weg zu sein.
Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Die deutsche Erfolgsriege hat schon ihre Plattform. Wir brauchen eine für die Neulinge und die Querköpfe.

Jetzt kommen wir aber etwas vom ursprünglichen Thema ab. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich über reine Story-Magazine hinaus mich höchstens noch für News auf dem literarischen Sektor interessieren würde. Spiele gehen nicht an mich, und nach guten SF-Filmen Ausschau halten habe ich schlichtweg aufgegeben. (Ich glaube, der letzte der mir gefallen hat war "Gattaca", und das war wann ...?)

Robert Kerber
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Das setzt natürlich alles voraus, dass gute deutschsprachige SF-Kurzgeschichten überhaupt geschrieben werden, aber es wäre schon einmal ein Anfang, eine Grundlage zu schaffen, in der sich neue Autoren entfalten können, ohne dass ihr erster Versuch unbedingt gleich abgedruckt wird.
Dafür gibt es genügend Seiten im Internet. Und was sich DA so tummelt, kann einem wirklich die Nackenhaare kräuseln lassen. Ein häufiges Problem bei diesen literarischen Bridge-Runden ist, dass sich die Beteiligten entweder nur mit nassgeweinten Samthandschuhen anfassen ("Das hast du schön gesagt. Lass dich umarmen.") oder wie Krähen gegenseitig die Augen aushacken. Beides wenig förderlich.
Ich meinte mit der "Grundlage" eigentlich keinen Internet-Schreibworkshop, sondern ein Magazin, das durch die Qualität der Inhalte das Beste aus den Nachwuchsautoren "herauskitzelt". Also nichts kollaboratives in dem Sinne, sondern ein reines Messen mit wirklich guten (und deshalb auch veröffentlichten) Kurzgeschichten und nicht den Personen (Autoren), die dahinterstecken.

Um auch indirekt auf die Kommentare von Marc-Ivo einzugehen: natürlich war das, was ich da beschrieben habe, eine Utopie, die nicht von heute auf morgen zu realisieren ist, aber gerade deshalb war mein Ansatz, die Qualität der Original-Beiträge schrittweise zu verbessern. Wenn es sicht herausstellt, dass das nicht funktioniert, dann funktioniert es halt nicht...

Und was die Qualität amerikanischer SF-Stories angeht: natürlich ist da erstens viel Schrott dabei und zweitens (und da gebe ich Marc-Ivo vollkommen Recht) gibt es sehr viele solide, gut gemachte, aber unerträglich durchschnittliche Stories.

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Robert Kerber hat geschrieben:Mit dem Begriff "Schreiben lernen" habe ich so meine Schwierigkeiten. Ich bin kein Verfechter des Geniebegriffs, aber ich denke man muss eine gewisse Begabung von Anfang an mitbringen, die durch Übung (evtl. auch unter Anleitung) ausgebaut und verbessert werden kann.
Ja, unbenommen. Der Funke sollte schon da sein, wenn man ein Feuer entfachen will. Aber wie man das Holz stapelt, will auch gelernt sein - und da bietet unser (deutschsprachiges) Umfeld dem ambitionierten Anfänger kaum Möglichkeiten. Das Gejammer der Leser einer- und der großen Verlage andererseits, es gäbe nur wenig ausbaufähigen Nachwuchs erinnert mich immer an die gequälten Gesichter der Fußballbonzen, wenn man sie danach fragt, warum anderswo mehr Top-Spieler nachwachsen als hierzulande. Aber damit geht's jetzt wirklich reichlich OT.

@Mark: hab' schon verstanden, daß es Dir um eine Wunschvorstellung ging. Trotzdem glaube ich nicht, daß sich die Bedingungen und Möglichkeiten aus dem englischsprachigen Raum so einfach hierher übertragen lassen.

Ad Astra,
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