Helmuth W. Mommers hat geschrieben:Für Hobby-Autoren ist es derzeit Anerkennung genug, wenn sie in einem würdigen Umfeld veröffentlicht werden.
Für Berufs-Autoren, die davon leben müssen, sind 0.01 Euro = ca. 2.50/Standardmanuskriptseite ein unwürdiges Angebot. (
Ich frage mich wirklich, wieso es anscheinend in Deutschland keinen "Semi-Professionalismus" gibt. Ich könnte aus dem Stehgreif bestimmt 30 sehr talentierte auf Englisch schreibende Autoren nennen, deren Schreibe auf sehr professionellen Niveau ist, und die trotzdem
definitiv nicht davon leben können. Ich habe jetzt nicht die Zahlen im Kopf, aber wieviel zahlt z.B. Asimov's? Vielleicht 0.04$/Wort? Das ist auch nichts wovon man wirklich leben kann und trotzdem ist es das zur Zeit führende Magazin.
Es geht hier also wirklich nicht darum, hochbezahlte Leute wie George R.R. Martin oder Arthur C.Clarke für Story-Beiträge zu gewinnen, sondern eine gewisse Kultur des Kurzgeschichtenschreibens- und lesens zu pflegen und dafür würden auch hierzulande unbekannte Autoren genügen, die oftmals für die Veröffentlichung des Originals auch nicht mehr Geld bekommen haben.
Kennt hier z.B. jemand Carol Emshwiller? Hat letztes Jahr den Nebula gewonnen und viele ihrer Stories sind in "Small-Press" Magazinen erschienen. Ihr Roman "The Mount" hat den Philip K. Dick Award gewonnen, obwohl er bei einem sehr kleinen, aber feinen Verlag namens Small Beer(!) Press erschienen ist.
Was mich an den deutschsprachigen Magazinen einfach stört ist, dass es scheinbar keine wirkliche Qualitätskontrolle gibt. Das trifft auch (oder gerade) auf "Nova SF" zu, von dem ich allerdings nur die erste Ausgabe kenne. Der Qualitätsunterschied der übersetzten und der deutschen Beiträge ist größer als ich es mir wünschen würde. Es muss nicht unbedingt gleich ein Klassiker wie "Learning to be me" von Greg Egan sein, wenn der Rest teilweise wirklich Hobby-Niveau hat.
Das setzt natürlich alles voraus, dass gute deutschsprachige SF-Kurzgeschichten überhaupt geschrieben werden, aber es wäre schon einmal ein Anfang, eine Grundlage zu schaffen, in der sich neue Autoren entfalten können, ohne dass ihr erster Versuch unbedingt gleich abgedruckt wird.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte: bitte lasst diese schwarz(Hobby)-weiß(Profi)-Malerei und guckt auch mal auf die Graubereiche.
Mark