Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

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Andreas Eschbach
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

Gast09 hat geschrieben:@AE: ich dachte eher an 16 Monate als an 16 Jahre und insbesondere auch daran dass das Konzept für eine Fortsetzung bereits in Ihrem Schreibtisch liegt.
Gast09
Nein, das kann ich definitiv ausschließen. Ich habe im Moment weder ein Konzept noch die Absicht, eine weitere Fortsetzung zu schreiben. Es ist genau dieselbe Situation wie nach Erscheinen des "Jesus-Video".

Aber ich schließe auch nichts aus. Wenn mir eine unwiderstehliche Idee kommt, kann es gut sein, dass ich anderen Sinnes werde. Aber nur dann. (Ich hab auch noch genug andere Ideen, don't worry.)
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Andreas Eschbach
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

Shock Wave Rider hat geschrieben:Wieviel Striche mussten weichen
schon einem Deppenleerzeichen?
Unwillkürlich lese ich "Deppenleerenzeichen" :lol:
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Oliver
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Oliver »

Bestsellerliste, zweite Woche: Der "Jesus-Deal" klettert von der 20 auf die 18. Tendenz also :smokin .
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Oliver
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Oliver »

Seite 463.

Die Zeitreise beginnt -
und wird zunächst als angedrohte Ellipse erzählt. Wir hoffen jetzt mal nicht, dass das so bleibt (kann ein Autor der Versuchung widerstehen? Ich als Leser könnte das kaum).
Andreas hat auch daran gedacht, dass die Zeitreisenden
nicht heutige Darmbakterien mit in die Vergangenheit nehmen sollen. [Nerdblock]Auch ohne Gastroenterologe zu sein - ob es dafür wirklich reicht, den Darm mal kräftig zu entleeren? Die Darmflora wird doch auch in den Wänden sitzen und sich nicht so leicht rausspülen lassen?[/Nerdblock]
Als Laufzeitfetischist musste ich natürlich grinsen, als der Autor seine Helden "am Nachmittag" die drei Bibelfilme König der Könige, Die Zehn Gebote (bei beiden sind wohl nicht die Originale, sondern die großen Nachkriegs-Remakes gemeint?) und Das Gewand gucken ließ. Dieser "Nachmittag" hätte sich angesichts der Länge der Filme (das sind jeweils keine 90 Minuten-Streifen :roll:) bis fast Mitternacht hingezogen :lol: , und die Helden hatten an dem Tag ja eigentlich noch was anderes vor. :wink:

Diese zarte Bande zwischen Michael
und dem einen Mädchen da spielten seitdem keine Rolle mehr - da kommt doch sicher noch was?
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breitsameter
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Ich bin auf Seite 546. Da wird es deutlich schwieriger irgendetwas noch zu schreiben...
Oliver hat geschrieben:Andreas hat auch daran gedacht, dass die Zeitreisenden
nicht heutige Darmbakterien mit in die Vergangenheit nehmen sollen. [Nerdblock]Auch ohne Gastroenterologe zu sein - ob es dafür wirklich reicht, den Darm mal kräftig zu entleeren? Die Darmflora wird doch auch in den Wänden sitzen und sich nicht so leicht rausspülen lassen?[/Nerdblock]
Nein, reichen tut das nicht.
Aber die größten Probleme mit dem Darm sind damit sicher regelbar. Schlimmer dürften andere Viren sein, die unsere Zeitreisenden mit dabei haben. Eigentlich hätten sie zuvor längere Zeit in völlige Quarantäne und in einen sterilen Bereich gehört.
John Kaun hat das
Ende seines Weges erreicht und den Stafelstab an Stephen Foxx übergeben. Interessanterweise ist damit die Idee, dass Barron einen dritten Weltkrieg auslösen will um den Jüngsten Tag heraufzubeschwören auch schon wieder etwas in den Hintergrund geraten.
Überhaupt - ich habe momentan etwas Probleme damit zu erkennen, was der Kern dieses Romans ist. Die Handlung mäandert, aber nach mehr als 70% könnte ich nicht sagen, was das Filetstück, die eigentliche Haupthandlung darstellt. Problem ist vielleicht aber doch zuviel gesagt, denn es stört mich nur wenig, was sicher auch daran liegt, dass ich einige Figuren ja aus dem "Jesus Video" kenne - aber momentan wüsste ich nicht, was ich jemandem anders über den Roman in Kurzform erzählen sollte.
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Oliver
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Oliver »

Seite 640. Jetzt geht es nur noch mit großen Spoiler-Blöcken.

Die Handlung und der Tonfall des Romans haben jetzt umgeschwenkt auf einen recht
handelsüblichen Kolportage-Thriller. Der Übergang zwischen halbwegs 'realistischem' Setting und dem üblichen, irgendwie albernen Weißehausverschwörungsgedönse und dem Terroristenplot war mir zu abrupt, so dass ich Probleme habe, die Handlung noch abkaufen zu können.
Wie bereits bei der ersten Zeile ihres Auftritts vermutet, hat der Autor natürlich die
evangelikalen Christen als Bösewichte instrumentalisiert. Das kann man natürlich machen, es ist aber gleichzeitig auch schrecklich vorhersehbar und auch insofern sehr wohlfeil, weil es im Moment wohl das bequemste Feindbild für europäische Autoren überhaupt ist. Applaus von Linken und Atheisten ist sicher, und die andere Seite wehrt sich wie üblich sowieso nicht (Herr Nuhr macht es sich da gerade z.B. mit einer anderen Religionsgemeinschaft nicht ganz so einfach, wobei das nicht als gleichberechtigter Vergleich dienen soll - schon aber als Hinweis, dass zumindest dieser Leser dem Autor hier Bequemlichkeit unterstellt).


Die Zeitreise wird wohl tatsächlich
nur als Ellipse erzählt. Wenn dazu nicht noch ein dramaturgischer Grund auf den letzten 100 Seiten offenbart wird, nehme ich einfach mal an, dass dem Autor bewusst war, dass in solchen Zeitreisegeschichten die eigentliche Zeitreise dann immer auch einen ernüchternden Effekt hat und die bisher so magisch wirkende, entrückte ferne Zeit sich dann doch eher wie ein profanes Abenteuerland liest. Den Effekt wollte der Autor wohl vermeiden.
Liege ich richtig?

Habe ich an zwei Stellen nicht genau aufgepasst, oder hat da der Autor einen Bock geschossen?
1. Judiths Vater möchte nur noch Jiddisch und nicht mehr Hebräisch sprechen, um die heilige Schrift nicht zu entweihen, oder sowas. Den Satz bzw. den Zusammenhang kapiere ich einfach nicht. Was war damit gemeint?!
2. Nachdem vorher etabliert wurde, dass die Zeitreisenden große Angst haben, die Zeitmaschine auch aufgrund der Entfernung wieder zu finden, marschieren sie am Abend des letzten Abendmahls mal eben kurz um die Ecke um dort zu nächtigen. Habe ich da irgendwelche geographischen Angaben falsch eingeordnet, oder hat der Autor da einfach mal mit der Hand gewedelt?
Sicher bin ich mir an zwei anderen Stellen, da hat der Autor definitiv einen Bock geschossen:
1. Gehört zu dem 2. eben. Dem Autor muss man schon vorwerfen, sich in gläubige Christen nicht einfühlen zu können. Das letzte Abendmahl findet statt und gläubige Christen gehen lieber in ihre Zeitmaschine,um etwas Licht und Plastik um sich herum zu haben, weil, Begründung, sie ja schon wissen, was passiert?! Den Christen möchte ich sehen, der sich das letzte Abendmahl entgehen lassen würde! Das ist schon brutalstmöglichst unglaubwürdig, was da passiert. Vermutlich einfach nur aus dem Grund, weil der Autor langwierige Rekapitulierungen der biblischen Geschichte vermeiden wollte.
2. Dann wird in diesem Interview mit dem Zeitreisenden behauptet, dass er erstaunt gewesen sei, dass a.) es damals viele Propheten oder Menschen gegeben habe, die als angeblicher Messias übers Land zogen, und nicht nur Jesus. Dann meint der Zeitreisende, dass es b.) ja gar nicht so bekannt gewesen sei, dass das Kreuz damals eine gängige Hinrichtungsmethode gewesen sei und insofern die Strafe für Jesus auch keine große Ausnahme, sondern dass das vielen so ergangen sei. Oh bitte. Das beides, a.) und b.), ist nun Wissen, welches jeder 14jährige haben sollte, der im Konfirmandenunterricht nicht unter dem Tisch "Angry Birds" spielt. Auch wenn solches Wissen vielleicht immer mehr verschütt geht, hier spricht im Buch doch jemand, der zu einem Zeitreise-Team gehört, das größtenteils aus gläubigen Christen besteht und sich auf die Reise lange vorbereitet hat. Dass so jemand von diesen beiden Tatsachen dann überrascht tut, ist schlicht ein fetter Lapsus des Autors (der das vielleicht tatsächlich selbst erstmals bei seiner Recherche hörte) und auch des Lektorats. Diese Passagen würde ich für die Taschenbuchausgabe ändern. Echt.
Nun zum Endspurt.
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Olaf
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Olaf »

Hab ihn im Urlaub innerhalb von drei Tagen durch gelesen. Bin etwas zwiespältig. Wenn ich nach Euren Spoiler-Tags gehe, aus denselben Gründen wie Ihr. Ich warte mal ab, bis zumindest Florian und Oliver auch durch sind.
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breitsameter
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Oliver hat geschrieben:Seite 640. Jetzt geht es nur noch mit großen Spoiler-Blöcken.
Ich bin seit dem Wochenende durch, leider aber momentan etwas in Zeitnot.
Oliver hat geschrieben:Habe ich an zwei Stellen nicht genau aufgepasst, oder hat da der Autor einen Bock geschossen?
1. Judiths Vater möchte nur noch Jiddisch und nicht mehr Hebräisch sprechen, um die heilige Schrift nicht zu entweihen, oder sowas. Den Satz bzw. den Zusammenhang kapiere ich einfach nicht. Was war damit gemeint?!
Ich habe das so interpretiert -
da Judiths Vater orthodxoder Jude geworden ist, will er die Sprache der heiligen Schrift nicht mehr für profane Dinge des Alltags verwenden.
Oliver hat geschrieben:2. Nachdem vorher etabliert wurde, dass die Zeitreisenden große Angst haben, die Zeitmaschine auch aufgrund der Entfernung wieder zu finden, marschieren sie am Abend des letzten Abendmahls mal eben kurz um die Ecke um dort zu nächtigen. Habe ich da irgendwelche geographischen Angaben falsch eingeordnet, oder hat der Autor da einfach mal mit der Hand gewedelt?
Keine Wedelei.
Die Zeitmaschine kam vor der Stadttoren Jerusalems an. Dann zog die Gruppe los, nur um dann schließlich wieder in Jerusalem zu landen, also wieder gleich um die Ecke.
Oliver hat geschrieben: Sicher bin ich mir an zwei anderen Stellen, da hat der Autor definitiv einen Bock geschossen:
1. Gehört zu dem 2. eben. Dem Autor muss man schon vorwerfen, sich in gläubige Christen nicht einfühlen zu können. Das letzte Abendmahl findet statt und gläubige Christen gehen lieber in ihre Zeitmaschine,um etwas Licht und Plastik um sich herum zu haben, weil, Begründung, sie ja schon wissen, was passiert?! Den Christen möchte ich sehen, der sich das letzte Abendmahl entgehen lassen würde! Das ist schon brutalstmöglichst unglaubwürdig, was da passiert. Vermutlich einfach nur aus dem Grund, weil der Autor langwierige Rekapitulierungen der biblischen Geschichte vermeiden wollte.
Denke ich nicht. Es wird bewußt folgendes gesagt:
Die Gruppe ist da, um erst einmal zu beobachten, ihr eigentliches Eingreifen soll erst NACH der Kreuzigung erfolgen. Das ist wichtig, es wird mehrmals genannt. Außerdem wurde gesagt, dass die Zeitreisenden als Griechen auftreten, da sie sonst zu sehr auffallen würden. Nun ist die Besetzung und die Anwesenheitsliste des letzten Abendmahles bekannt und in der Bibel akribisch beschrieben. Sie können dort einfach NICHT als Partycrasher auftauchen. Es würde nach den Regeln der Zeitreise nicht funktionieren, das wird von den Figuren im Roman auch immer wieder betont.
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Olaf »

Was mich ja am Ende sehr stört hat, war, daß die große Ankündigung des Kladdentexts nicht eingehalten wurde. Der Roman endet ja defintiv nicht da, wo das Jesus-Video beginnt, aber das kann man ja nicht Andreas vorwerfen, sondern der Marketingabteilung.
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Oliver
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Oliver »

breitsameter hat geschrieben:Ich habe das so interpretiert -
da Judiths Vater orthodxoder Jude geworden ist, will er die Sprache der heiligen Schrift nicht mehr für profane Dinge des Alltags verwenden.
Das hatte ich auch vermutet, kenne ein solches Ge-/Verbot aber nicht,
welches orthodoxen Juden zögern lässt, Iwrit zu sprechen (zumal ja nur eine Minderheit Jiddisch spricht).
.
Keine Wedelei.
Die Zeitmaschine kam vor der Stadttoren Jerusalems an. Dann zog die Gruppe los, nur um dann schließlich wieder in Jerusalem zu landen, also wieder gleich um die Ecke.
Thx, da war ich mir nicht sicher. Ok, so klingt das stimmig.
Denke ich nicht. Es wird bewußt folgendes gesagt:
Die Gruppe ist da, um erst einmal zu beobachten, ihr eigentliches Eingreifen soll erst NACH der Kreuzigung erfolgen. Das ist wichtig, es wird mehrmals genannt. Außerdem wurde gesagt, dass die Zeitreisenden als Griechen auftreten, da sie sonst zu sehr auffallen würden. Nun ist die Besetzung und die Anwesenheitsliste des letzten Abendmahles bekannt und in der Bibel akribisch beschrieben. Sie können dort einfach NICHT als Partycrasher auftauchen. Es würde nach den Regeln der Zeitreise nicht funktionieren, das wird von den Figuren im Roman auch immer wieder betont.
Im Prinzipt hast Du recht. Aber:
Partycrashen ist das eine, nicht mal luschern :o das andere. Dann hätte man das aber thematisieren können und sollen, für einen Christen muss diese Versuchung doch gigantisch groß sein; fast noch mehr als die Anwesenheit bei der Kreuzigung.
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Oliver
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Oliver »

Bin durch. Die Mittagspause wurde etwas länger als geplant. Konnte aber am Ende nicht mehr aufhören zu lesen. Für einen Gesamteindruck muss ich erstmal noch innehalten und darüber nachdenken. Spontan:
Die Auflösung der Thriller-Handlung war mir zu routiniert und gewöhnlich. Dass Barron, sr. letztlich doch nur ein apokalyptischer Halbirrer war, arg eindimensional. Dass israelische Politiker schon Tötungen als Vergeltung angeordnet haben, dürfte unstreitig sein (u.a. nach München 1972), ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das, wie hier, auch noch als Gerichtsverfahren verbrämt wird.

Die Auflösung der Zeitreisen-Handlung hat mir aber ganz gut gefallen. Alle Fäden wurden am Ende mit einander verknüpft. Natürlich müssen wir an den Zufall(?!) glauben, dass es Michael in eine Zeit verschlägt, die es ihm erlaubt, die Gegenwartshandlung noch zu erleben, aber trotzdem. Die von mir vor einigen Seiten mal aufgeworfene Problematik, ob man Jesus überhaupt retten sollte, hat Andreas doch noch intensiv verhandelt.

Dass die Personen auf die Passion Jesu so entsetzt reagieren, in Ordnung. Dass sie darüber aber noch nie nachgedacht haben sollen, das kann ich mir nicht vorstellen. Der Autor hatte doch offensichtlich den Gibson-Film "Die Passion Christi" im Kopf, als er diese Szene beschrieb und man darf den Zeitreisenden doch auch unterstellen, dass sie solche Darstellungen kennen. Wenn nicht den Gibson-Film, dann doch vielleicht Werke wie "Das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus" von Anna Katharina Emmerich, das Mel Gibson in einigen Szenen ja direkt zitiert und welches Kai Meyer in "Das Gelübde" verhandelt.
@Olaf:
Was Du als eine Art Schwäche bezeichnest, ist für mich keine. Damit weist der Stoff halt über die bisherigen beiden Romane hinaus und Andreas hält sich die Hintertür für einen dritten Band offen (wenn wir nicht irgendwo einen Hinweis übersehen haben!).
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Ich möchte mir erlauben, die im Buch vor Beginn des Textes gestellte Frage zu beantworten.
Nein! Never! Ever! No! Way!
Ich würde meine Zeitmaschine
Ich hatte hier andernorts schon ab und an meine unmaßgebliche Meinung darüber ausgespeichert, dass Reisen durch die Zeit zwar möglich sein werden aber gleichwohl auch sinnlos sind, weil sie eben nur durch die Zeit gehen; Überlegt euch ganz einfach mal die Situation von Einstein (nicht der mit der Zunge, sondern der von Dr. Brown)
auf T - 3 programmieren und mir den Jungen mal zur Brust nehmen.
Ich würde ihm die ein oder anderen Minuten aus dem Mel-Gibson-Film vorspielen und ihm erklären, dass das nur eine marketingmäßig aufgepäppelte Version der Realität ist und dass dies nur eine kleinen Teil davon wiedergibt, was da tatsächlich passiert.
Dann würde ich ihm den ein oder anderen Ausschnitt aus einem Computerspiel vorführen: Warcraft, Call of Duty oder wie auch immer sie heißen. Ich würde ihm zu erklären versuchen, dass der Mensch das einzige Lebewesen auf diesem Planeten ist, das aus Vergnügen tötet; ein Lebewesen, dass tötet, weil es ihm Spaß macht und darin keine Grenzen kennt.
Ich würde ihm erklären, dass die gesamte Religion, welche auch immer, nicht mehr und nicht weniger ist als ein Machtinstrument; ein Instrument zur Disziplinierung des Volkes.
Und ich würde ihm zu erklären versuchen, dass es sich lohnt, sich davon zu entfernen. Wahre Freiheit gibt es nur außerhalb irgendeiner Religion - das würde ich ihm sagen. Ich würde ihm z. B. sagen, dass jede Frau unendlich viele Orgasmen haben kann, wenn sie es nur will. Dies allerdings nur außerhalb jedwelcher religiöser Hemmnisse.
Lange Rede - kurzer Sinn:
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Nik of Time »

Was ich nicht verstanden habe:
Warum hat Samuel Barron Boris Demidow überhaupt in das Verlies gesperrt?
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Nik of Time hat geschrieben:Was ich nicht verstanden habe:
Warum hat Samuel Barron Boris Demidow überhaupt in das Verlies gesperrt?
Wollte er damit nicht verhindern, dass Demidow die Zeitreisenden nicht schon nach drei Tagen, sondern erst nach dreieinhalb Jahren zurückholt?
Bin mir aber nicht sicher.
Gruß
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Re: Lesezirkel: »Der Jesus-Deal« von Andreas Eschbach

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Shock Wave Rider hat geschrieben:
Nik of Time hat geschrieben:Was ich nicht verstanden habe:
Warum hat Samuel Barron Boris Demidow überhaupt in das Verlies gesperrt?
Wollte er damit nicht verhindern, dass Demidow die Zeitreisenden nicht schon nach drei Tagen, sondern erst nach dreieinhalb Jahren zurückholt?
Bin mir aber nicht sicher.
Gruß
Ralf
Ich glaube, daß konnte er gar nicht mehr. Meiner Meinung nach wollte Barron Demidow einfach als Mitwisser ausschalten, wollte ihn aber nicht umbringen lassen.
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