"The Stars my Destination" von Alfred Bester

Science Fiction in Buchform
RealS
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Erklärung

Ungelesener Beitrag von RealS »

sehe gerade, dass der alte Bester-Thread wieder hochgekommen ist (naja, vielleicht nicht die beste Formulierung :-), deswegen auch mein Senf dazu (nachdem ich mir das Buch auch z.T. nach Lesen dieses Threads gekauft habe):

1) Ich finde das Buch ganz gut, halt bisschen actionlastig und oberflächlich; ich muss zugeben, dass ich mir gewünscht hätte, der Ursprung der Rachegelüste wäre etwas eindringlicher geschildert worden, sodass man besser mit Gully nachfühlen könnte. Ansonsten ein auf die Spitze getriebener "Monte Christo": schneller, brutaler, wenig taktieren, quasi von "Reader's Digest" zusammengekürzt. :-)

2) Kann mir aber jemand der Experten sagen, warum die VORGA Foyle nicht gerettet hat? Das geht entweder nicht aus dem Buch hervor (was etwas traurig wäre, da es ja der Anfang von allem ist) oder ich habe es verpennt... :o
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Rusch
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Ungelesener Beitrag von Rusch »

breitsameter hat geschrieben:
Ulrich hat geschrieben:Es gab bereits einmal das Thema, "brennender mann". Dort hat auch der nette Moderator Breitsameter etwas dazu gesagt.
Danke für den Hinweis! Ich habe die Threads soeben zu einem zusammengeführt, damit hier wieder Ordnung herrscht. :wink:
Danke Florian, dass Du meinen Fehler ausgemerzt hast. Ich hätte es ja selber gemacht, aber meine Rechte reichen wohl nicht aus. Zumindest hatte ich keine Lust auf riskante Experimente mit der Funktion zusammenführen. Das war sehr dubios, was da angezeigt wurde.
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andy
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Ungelesener Beitrag von andy »

eine sehr anregende diskussion die gerade dazu führte, dass ich bei ebay in eine auktion eingestiegen bin.

also, wartet noch ein paar wochen und ich habe dann auch eine meinung. :D

andy
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Shock Wave Rider
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Der Bester gehört zu den Büchern, die ich mir als Teenager mit gerade erwachter SF-Leidenschaft mangels Finanzen aus einer Bibliothek ausgeliehen habe. Ich kann mich daran erinnern, dass mich das Buch damals sehr beeindruckt hat. Aber Details sind mir in der Zwischenzeit wieder entfallen.
Ein Grund zum käuflichen Erwerb und zur Zweitlektüre.
Wenn da nicht schon über 90 andere Bücher auf dem "to-read"-Stapel liegen würden...
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Mich interessiert, wie das Buch in einer Schulklasse aufgenommen würde. Science Fiction ist selten an deutschen Schulen. Warum nicht ein Vergleich des Grafen von Monte Christo und Der brennende Mann, was ist SF am brennenden Mann oder sonstige Inpretationen.
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zurecht ein Meisterwerk der SF

Ungelesener Beitrag von Foyle »

Besters Roman "The stars my destination" polarisiert wahrscheinlich mehr als jeder andere in der SF. Er taucht auf den persönlichen Bestenlisten so unterschiedlicher Autoren wie Michael Moorcock und Norman Spinrad auf. Joe Haldeman hat ihn in einer Rezension bei amazon empfohlen, obwohl er Bester als Person nicht mochte. Für Samuel R. Delany ist das Buch "der beste SF-Roman aller Zeiten". Wenn man ihm eine Pistole an den Kopf setzen würde und er sich für seinen Top-Favoriten entscheiden müsse, meinte Iain Banks in einem BBC-Interview, würde er diesen Titel nennen.

Das Buch ist in den fünfziger Jahren geschrieben, größtenteils wohl in Italien, wie Bester in seinem lesenswerten autobiografischen Text "Meine Affäre mit der SF" schreibt.

Nun, das Buch ist in vieler Hinsicht extrem. Bester ist kein Autor, der mit einfühlsamen Charakterisierungen, ausführlichen Landschaftsbeschreibungen und literarischen Metaphern aufwartet (ich glaube, es gibt nur zwei oder drei Metaphern in dem ganzen Buch). Bester hat jahrelang erfolgreich für die Comic- und Fernsehindustrie gearbeitet, und das merkt man seinem Stil an. Das Buch ist schnell, grell in seinen Effekten, aber äußerst unterhaltsam. Was ist streitbar? es gibt eine Vergewaltigung , es kommt Massenmord vor (deshalb kann die Vorga auch Foyle nicht mitnehmen - siehe die Nachricht oben -, da Kriegsflüchtlinge im Weltraum ausgesetzt werden sollen und er nur Zeuge wäre) und Folter. Man muss es als Autor erstmal riskieren, eine an sich schon schwierige Liebesszene (der hin- und hergehende Kampf von Olivie und Foyle um die "Vorherrschaft" in ihrer extremen Liebesgeschichte, in der es bis zur gegenseitigen "Vernichtung" geht) vor dem Hintergrund von Atombombenabwürfen zu gestalten!

Aber es funktioniert! Bester kann mit der Gewieftheit eines Autors, der weiß, wie man Effekte erzeugt, die Elemente ausgleichen, sodass nicht einfach irgendwelche monströsen Gewaltorgien ablaufen (was man jetzt denken könnte, wenn man das Buch nicht kennt), sondern alles in einen Zusammenhang gebracht wird, der eben auch komische Elemente enthält (zB die Geschehnisse um den Fourmyle-Zirkus, mit dem Foyle sich später tarnt) oder spannend-anregende (zB die Rede-Duelle zwischen den verschiedenen Mächtigen um die Existenz des PyrE-Stoffes). Berühmt auch die Appelle Foyles im Schlussteil, dass die menschheit ihre Stärken endlich erkennen solle (Zitat: "ich fordere euch heraus! Sterbt oder lebt und werdet groß! Sprengt euch in die Luft oder kommt zu mir, und ich mache euch groß. ... Ich schenke euch die Sterne!"). In einem Interview mit Charles Platt Ende der siebziger hat Bester sich allerdings von diesen enthusiastischen Äußerungen distanziert (in: Gestalter der Zukunft, Hohenheim 1982).

Zusammengefasst sei gesagt, auch wer auf den ersten Blick mit Besters "Ausfällen" und seinem Stil nichts anfangen kann, sollte das Buch wenigstens man anlesen. es ist ein absoluter Klassiker der SF (genauso wie sein anderes Meisterwerk aus der Zeit: "Demolition"). Wie William Gibson in einem Interview sagte, kann seine Lektüre einen guten Eindruck verschaffen, wie das Lebensgefühl im New York der fünfziger Jahre war.

(Die Neuveröffentlichung bei Heyne 2000 unter dem Titel "Der brennende Mann" ist eine von Bester 1984 überarbeitete Fassung, in der einzelne Absätze ergänzt worden sind (zB wird die Folter Foyle genauer dargestellt, auch werden einzelne Personen wie Olivia ausführlicher eingeführt) - wer aber antiquarisch die alte Ausgabe der SF-Bibliothek unter dem Titel "Tiger! Tiger!" ersteht, hat inhaltlich dasselbe.)
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Tim
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Ungelesener Beitrag von Tim »

Ich finde den Charakter von Foyle irgenwie merkwürdig. Er will sich an der Vorga rächen und zwar an dem Schiff selbst; er schmeisst eine Bombe drauf. Erst die Frau im Knast bringt ihn drauf, dass nicht das Schiff an sich, sondern die Besatzung Schuld hat. Ich meine wie "blöd" muss jemand sein, dass er nicht mitkriegt, dass nicht das Raumschiff ihn verraten hat, sondern die Menschen, die es steuern. Das wär so, als wenn mich jemand mit seinem Auto anfährt und ich mich dann an dem Auto rächen will.

Auf der anderen Seite ist er aber anscheinend so clever, dass er in dem Gespräch mit Dargenham (also der Typ, der ihn verhört) merkt, dass die deshalb keinen Telepathen auf ihn ansetzen, weil sie auf der Nomad dieses Pyre verborgen haben. Das Ganze finde ich sehr seltsam: Jemand der anscheinen so primitiv ist und dann solche Geistesblitze hat.

Aber ich hab das Buch auch noch nicht ganz durch. Bin erst bei der Hälfte angekommen. Ansonsten finde ich es jedoch bisher ganz unterhaltsam.
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Tim hat geschrieben:Ich finde den Charakter von Foyle irgenwie merkwürdig. Er will sich an der Vorga rächen und zwar an dem Schiff selbst; er schmeisst eine Bombe drauf. (...) Ich meine wie "blöd" muss jemand sein, dass er nicht mitkriegt, dass nicht das Raumschiff ihn verraten hat, sondern die Menschen, die es steuern.
Genau so "blöd" ist Gully Foyle zu Beginn eben: ungebildet und da sich nie jemand ernsthaft um ihn kümmerte, auch sehr naiv. Nicht umsonst hat er den niedrigsten Rang auf dem Raumschiff. Erst durch Jisbellas "Abendschule" lernt er es sein Potential auszuschöpfen.
Tim hat geschrieben:Auf der anderen Seite ist er aber anscheinend so clever, dass er in dem Gespräch mit Dargenham (also der Typ, der ihn verhört) merkt, dass die deshalb keinen Telepathen auf ihn ansetzen, weil sie auf der Nomad dieses Pyre verborgen haben. Das Ganze finde ich sehr seltsam: Jemand der anscheinen so primitiv ist und dann solche Geistesblitze hat.
Das ist alles NACH Jisbellas "Abendschule".
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Ungelesener Beitrag von Helmuth W. Mommers »

Genau. Das ist ja das Schöne an dem Roman, dass nämlich der Protagonist im Laufe seines Rachefeldzugs eine innere Wandlung durchmacht.

Lies weiter. Kommt noch besser.
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Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Eigentlich ist das Rusch aufgefallen, aber ich stelle mal die Frage:

Warum wird in dem Titel "Die Rache des Kosmonauten" das Wort "Kosmonaut" verwendet? Als westdeutscher Verlag hätte der Heyne Verlag doch "Astronaut" oder einfach "Raumfahrer" verwenden können.
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