Der große Science-Fiction-Autor und -Herausgeber ist tot

Andy
Immer noch trauriger GrußOh Mann, das ist ein Schlag!
Wolfgang Jeschke hat wie kein anderer (doch, darauf lege ich mich fest!) die Science Fiction in Deutschland gefördert.
Vor allem natürlich als jahrzehntelanger (1970-2002) Herausgeber und Cheflektor der SF-Reihe im Heyne-Verlag. Die "schwarzen Heyne-Taschenbücher" waren und sind immer noch die umfangreichste und beste SF-Reihe, die je in Deutschland und vielleicht sogar in Europa erschienen ist.
Er hat auch stets deutschsprachige SF-Autoren gefördert, sei es durch Aufnahme ihrer Stories in die mehr als 100 (!) Anthologien, die er herausgegeben hat, sei es durch Publikation ihrer Romane im Heyne-Verlag.
Jeschke war nicht zuletzt auch ein großartiger SF-Autor. Werke wie die Collection "Der Zeiter" oder die Romane "Der letzte Tag der Schöpfung", "Meamones Auge" und "Das Cusanus-Spiel" gehören zum Besten, was dieses Land an SF hervorgebracht hat. Aufgrund seiner verlegerischen Arbeit musste sein eigenes Oeuvre recht schmal bleiben.
Ich habe ihn auf einem Mühltal-Con kennengelernt, als er einen Abschnitt aus "Das Cusanus-Spiel" vorlas. Ich war beeindruckt von seiner Souveränität, seiner Freundlichkeit und der Leidenschaft für die SF, die stets bei ihm spürbar war.
Ich durfte dafür sorgen, dass ihm die Devotionalien des Deutschen Science Fiction Preises 2014 übergeben werden konnten. Mit seinem letzten Werk "Dschiheads" hat er in jenem Jahr den Preis für den "Besten Roman" gewonnen.
An der Preisverleihung in Schwerin konnte er bereits aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen. Der damalige SFCD-Komiteevorsitzende Martin Stricker vertraute mir Urkunde und Medaille an. Ich bin stolz auf die Freunde bei den Münchner Phantasten, namentlich Stefan Kuhn, Christian Hoffmann, Udo Klotz und Andrea Stevens, mit denen gemeinsam wir eine angemessene Preisübergabe im Rahmen eines unserer Stammtische in München organisieren konnten. Wolfgang war gesundheitlch angeschlagen, hat es sich aber nicht nehmen lassen, an der Veranstaltung teilzunehmen und geduldig alle Signaturwünsche erfüllt.
Die deutsche SF hat einen großen Förderer, einen bedeutenden Autor und eine beeindruckende Persönlichkeit verloren.
Trauriger Gruß
Ralf