Der "Liest zur Zeit" Thread
Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Merkt man dem Buch nicht an. Kann gut für sich stehn. Habs auch kürzlich gelesen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Naja, so ganz komplett und vollständig zu Ende erzählt ist die Geschichte aber definitiv nicht. Da kann man durchaus erahnen, dass noch Fortsetzungen kommen.
Aber du hast schon Recht: es bricht zumindest nicht einfach mittendrin ab, so dass man sich darüber ärgern müsste.
Trotzdem wollte ich den kleinen Hinweis hier anbringen.
Aber du hast schon Recht: es bricht zumindest nicht einfach mittendrin ab, so dass man sich darüber ärgern müsste.
Trotzdem wollte ich den kleinen Hinweis hier anbringen.
Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Gerade fertiggelesen: Children of Time von Adrian Tchaikovsky
. Der Autor schreibt normalerweise Fantasy, aber dieses neue Buch ist eine ganz hervorragende Space Opera. Es erinnert mich ein wenig an Vinges "Eine Tiefe am Himmel" (Spinnen vs. Menschen in ähnlicher Situation), ich fand es aber besser. Meinen längeren Review findet ihr hier.

Mein Blog: http://reiszwolf.wordpress.com
Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ryu Murakami - Coin Lockers Babys.
Der (dieser) Murakami ist ja grundsätzlich schräg, aber ich bin doch tatsächlich verwundert. Denn ich hatte nicht erwartet, dass der Roman plötzlich in eine Art ... Cyberpunk-SF übergeht. Ich bin nun ca. 130 Seiten weit - und mitten in Tokio gibt es einen abgesperrten (angeblich vergifteten) Bereich, in dem sich die "Unterwelt" (rebellenmäßig) herumtreibt und wer in das Gebiet rein oder raus will, muss an 4 Meter hohen Drahtzäunen und Soldaten mit Flammenwerfern vorbei ... Zudem wurde der Roman 1980 geschrieben und spielt irgendwann nach 1984 ... Computer aus und weiter lesen!
Der (dieser) Murakami ist ja grundsätzlich schräg, aber ich bin doch tatsächlich verwundert. Denn ich hatte nicht erwartet, dass der Roman plötzlich in eine Art ... Cyberpunk-SF übergeht. Ich bin nun ca. 130 Seiten weit - und mitten in Tokio gibt es einen abgesperrten (angeblich vergifteten) Bereich, in dem sich die "Unterwelt" (rebellenmäßig) herumtreibt und wer in das Gebiet rein oder raus will, muss an 4 Meter hohen Drahtzäunen und Soldaten mit Flammenwerfern vorbei ... Zudem wurde der Roman 1980 geschrieben und spielt irgendwann nach 1984 ... Computer aus und weiter lesen!
Ralph Doege: Ende der Nacht. Erzählungen http://endedernacht.twoday.net/ / Rezension auf STANDARD.at
"(...) einer der besten Phantastik-Autoren deutscher Sprache." M. S. Sembten
"(...) a truly unique and highly recommended voice in German speculative fiction."LOCUS MAGAZINE
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Hm.Naut hat geschrieben:"Auslöschung" von Vandermeer - soooo unglaublich gut!
Ich lese den gerade im Original. Und mich stören einige Dinge, vor allem dieses bewusste Vorenthalten von Informationen vor dem Leser. Eine Expedition ins Unbekannte, aber de facto hat die Hauptperson (nehme ich zumindest an - ich habe etwa 15% gelesen) sicher mehr an Informationen, z.B. auch darüber, wie diese Zone überhaupt entstanden ist.
Aber der Leser bleibt hier auch nach ein paar Kapiteln ratlos, vielleicht auch nur, um alles geheimnisvoller erscheinen zu lassen. Was ich jedoch extrem unbefriedigend finde, denn das ist ein billiger Trick.
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
So, wie ich das verstanden habe, weiß sie genauso viel wie der Leser: nix.breitsameter hat geschrieben:Hm.Naut hat geschrieben:"Auslöschung" von Vandermeer - soooo unglaublich gut!
Ich lese den gerade im Original. Und mich stören einige Dinge, vor allem dieses bewusste Vorenthalten von Informationen vor dem Leser. Eine Expedition ins Unbekannte, aber de facto hat die Hauptperson (nehme ich zumindest an - ich habe etwa 15% gelesen) sicher mehr an Informationen, z.B. auch darüber, wie diese Zone überhaupt entstanden ist.
Aber der Leser bleibt hier auch nach ein paar Kapiteln ratlos, vielleicht auch nur, um alles geheimnisvoller erscheinen zu lassen. Was ich jedoch extrem unbefriedigend finde, denn das ist ein billiger Trick.
Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich kann Florians Reaktion nachempfinden. Mir erging es bei der Lektüre ganz genauso. Ich fand das wenn auch offensichtlich so doch nicht ganz so schlimm. Allerdings auf 3 Bände gesehn ist dieses "Stilmittel" alles gewollt diffus zu halten ermüdend gewesen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ja... und nicht nur das: Wissen ist Schwäche. Außerdem wird immer wieder bezweifelt ob Areal X überhaupt eine geographische Ausdehnung oder einen zeitlichen Anfang hat.Naut hat geschrieben:So, wie ich das verstanden habe, weiß sie genauso viel wie der Leser: nix.breitsameter hat geschrieben:Hm.Naut hat geschrieben:"Auslöschung" von Vandermeer - soooo unglaublich gut!
Ich lese den gerade im Original. Und mich stören einige Dinge, vor allem dieses bewusste Vorenthalten von Informationen vor dem Leser. Eine Expedition ins Unbekannte, aber de facto hat die Hauptperson (nehme ich zumindest an - ich habe etwa 15% gelesen) sicher mehr an Informationen, z.B. auch darüber, wie diese Zone überhaupt entstanden ist.
Aber der Leser bleibt hier auch nach ein paar Kapiteln ratlos, vielleicht auch nur, um alles geheimnisvoller erscheinen zu lassen. Was ich jedoch extrem unbefriedigend finde, denn das ist ein billiger Trick.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
So, ich habe "Auslöschung" nun auch beendet. Vorab: mir hat es sehr gut gefallen.
Gerade die Tatsache, dass man zunächst überhaupt keine Ahnung hat worum es eigentlich geht, habe ich anfangs als überaus spannend empfunden, da es das Mysteriöse und Düstere dieses Ortes nochmal besonders hervorhebt. Etwa in der Mitte der Geschichte habe ich dann zugegebenermaßen auch mal kurz gedacht: "Jetzt wäre es doch schön, wenn so langsam etwas mehr Klarheit geschaffen würde." Ich hatte etwas Sorge, dass es bis zum Schluss VÖLLIG offen und diffus bleibt.
Aber so war es dann ja nicht. Im letzten Drittel wird es doch durchaus wesentlich konkreter.
Es wird natürlich längst nicht alles aufgeklärt, aber das hängt ja sicher erstens damit zusammen, dass noch zwei Bände folgen (die ich noch nicht kenne), und zweitens liegt es einfach in der Natur der Geschichte. Wenn alles rest- und lückenlos erklärt würde, wäre ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. Ein Großteil der Spannung entsteht ja eben aus der "Rätselhaftigkeit" dieses Ortes.
Ich fand sowohl den Aufbau der Geschichte als auch die eigentliche Handlung richtig gut.
8/10
Gerade die Tatsache, dass man zunächst überhaupt keine Ahnung hat worum es eigentlich geht, habe ich anfangs als überaus spannend empfunden, da es das Mysteriöse und Düstere dieses Ortes nochmal besonders hervorhebt. Etwa in der Mitte der Geschichte habe ich dann zugegebenermaßen auch mal kurz gedacht: "Jetzt wäre es doch schön, wenn so langsam etwas mehr Klarheit geschaffen würde." Ich hatte etwas Sorge, dass es bis zum Schluss VÖLLIG offen und diffus bleibt.
Aber so war es dann ja nicht. Im letzten Drittel wird es doch durchaus wesentlich konkreter.
Es wird natürlich längst nicht alles aufgeklärt, aber das hängt ja sicher erstens damit zusammen, dass noch zwei Bände folgen (die ich noch nicht kenne), und zweitens liegt es einfach in der Natur der Geschichte. Wenn alles rest- und lückenlos erklärt würde, wäre ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. Ein Großteil der Spannung entsteht ja eben aus der "Rätselhaftigkeit" dieses Ortes.
Ich fand sowohl den Aufbau der Geschichte als auch die eigentliche Handlung richtig gut.
8/10
Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Tony Hillermans Ethno-Thriller-Serie um die beiden Navajo-Tribal-Police-Officers Joesph Leaphorn und Jim Chee
Aktuell Band 3

indem zum letzten mal Joe Leaphorn allein die Ermittlungen durchführt.
Die nächsten 3 Bände widmen sich dem jüngeren und traditionsbewußteren Jim Chee.
Ich liebe diese Bücher vor allem wegen der eleganten und unaufdringlichen Art Hillermans viel über die außergewöhnliche Kultur der Navajo zu vermitteln.
Aktuell Band 3

indem zum letzten mal Joe Leaphorn allein die Ermittlungen durchführt.
Die nächsten 3 Bände widmen sich dem jüngeren und traditionsbewußteren Jim Chee.
Ich liebe diese Bücher vor allem wegen der eleganten und unaufdringlichen Art Hillermans viel über die außergewöhnliche Kultur der Navajo zu vermitteln.

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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Anathem von Neal Stephenson

Irgendwo im Forum hat Lensman die Lektüre von Anathem mit einer Bergbesteigung verglichen: Einfache Passagen wechseln sich mit anstrengenden Abschnitten ab und am Ende wird man mit einer tollen Aussicht belohnt. Recht hat er.
Der Roman spielt auf der Welt Arbre, wo ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung in einer Art Klöstern lebt. Deren Bewohner, die Avot, sind jedoch nicht religiös, sondern haben ihr Leben den theoretischen Wissenschaften wie Philosophie, Mathematik, Astrologie etc. verschrieben. Stephenson beschreibt dieses Leben äußerst detailliert und mit vielen Wortneuschöpfungen und hat man sich gerade gemerkt, dass ein Avot ein Bewohner des Klosters ist, so ist man froh dass es ein Glossar gibt, in dem man mal eben nachschlagenb kann, was nochmal ein Aut war.
Der Roman ist komplett aus der Sicht seiner Hauptfigur, des jungen Avot Fraa Erasmas, geschildert, dessen Leben etwas Aufregung bekommt, als er mit Freunden versucht hinter das Geheimnis zu kommen, weswegen sein Mentor aus dem Kloster verstoßen wurde, und dessen Leben komplett aus den Fugen gerät, als er hinter dieses Geheimnis kommt.
Erasmas verlässt sein Kloster, um an einer Versammlung verschiedener Klöster teilzunehmen, macht sich aber statt dessen auf die Suche nach seinem ehemaligen Mentor, was ihn erst quer über den Nordpol und später noch viel weiter führt.
Auch wenn Stephenson immer wieder actionreiche Abschnitte einbaut, wie zum Beispiel die Flucht von Erasmas vor einem aufgebrachten Pöbel quer durch die Stadt, so wird doch jede Gelegenheit genutzt, um über Philosophie und moderne Kosmologie zu diskutieren, insbesondere die Möglichkeit verschiedener paralleler Universen. (Ein glücklicher Zufall, dass ich gerade "Der große Entwurf" von Stephen Hawking gelesen habe.) Dies ist freilich kein Selbstzweck sondern wesentlicher Bestandteil der Handlung, wie der Leser nach und nach erfährt.
Obwohl der Roman eher sachlich und ruhig daherkommt, hat er durchaus Humor, den er durch seinen liebenswerten Hauptdarsteller gewinnt, der sein Verhalten oft selbstironisch beschreibt. Dies ist deutlich ruhiger als in Cryptonomicon oder der Barock-Trilogie, wo es ja manchmal recht übertrieben oder skurril daherkommt.
Wer sich ein wenig für Philosophie und Kosmologie erwärmen kann und eine detaillierte Schöpfung einer tausende Jahre alten Kultur samt Wortneuschöpfungen (und manchmal sogar deren Bedeutungsänderung in Laufe der Jahrtausende) würdigen kann, dem wird Anathem gefallen.

Irgendwo im Forum hat Lensman die Lektüre von Anathem mit einer Bergbesteigung verglichen: Einfache Passagen wechseln sich mit anstrengenden Abschnitten ab und am Ende wird man mit einer tollen Aussicht belohnt. Recht hat er.
Der Roman spielt auf der Welt Arbre, wo ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung in einer Art Klöstern lebt. Deren Bewohner, die Avot, sind jedoch nicht religiös, sondern haben ihr Leben den theoretischen Wissenschaften wie Philosophie, Mathematik, Astrologie etc. verschrieben. Stephenson beschreibt dieses Leben äußerst detailliert und mit vielen Wortneuschöpfungen und hat man sich gerade gemerkt, dass ein Avot ein Bewohner des Klosters ist, so ist man froh dass es ein Glossar gibt, in dem man mal eben nachschlagenb kann, was nochmal ein Aut war.
Der Roman ist komplett aus der Sicht seiner Hauptfigur, des jungen Avot Fraa Erasmas, geschildert, dessen Leben etwas Aufregung bekommt, als er mit Freunden versucht hinter das Geheimnis zu kommen, weswegen sein Mentor aus dem Kloster verstoßen wurde, und dessen Leben komplett aus den Fugen gerät, als er hinter dieses Geheimnis kommt.
Erasmas verlässt sein Kloster, um an einer Versammlung verschiedener Klöster teilzunehmen, macht sich aber statt dessen auf die Suche nach seinem ehemaligen Mentor, was ihn erst quer über den Nordpol und später noch viel weiter führt.
Auch wenn Stephenson immer wieder actionreiche Abschnitte einbaut, wie zum Beispiel die Flucht von Erasmas vor einem aufgebrachten Pöbel quer durch die Stadt, so wird doch jede Gelegenheit genutzt, um über Philosophie und moderne Kosmologie zu diskutieren, insbesondere die Möglichkeit verschiedener paralleler Universen. (Ein glücklicher Zufall, dass ich gerade "Der große Entwurf" von Stephen Hawking gelesen habe.) Dies ist freilich kein Selbstzweck sondern wesentlicher Bestandteil der Handlung, wie der Leser nach und nach erfährt.
Obwohl der Roman eher sachlich und ruhig daherkommt, hat er durchaus Humor, den er durch seinen liebenswerten Hauptdarsteller gewinnt, der sein Verhalten oft selbstironisch beschreibt. Dies ist deutlich ruhiger als in Cryptonomicon oder der Barock-Trilogie, wo es ja manchmal recht übertrieben oder skurril daherkommt.
Wer sich ein wenig für Philosophie und Kosmologie erwärmen kann und eine detaillierte Schöpfung einer tausende Jahre alten Kultur samt Wortneuschöpfungen (und manchmal sogar deren Bedeutungsänderung in Laufe der Jahrtausende) würdigen kann, dem wird Anathem gefallen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
@Teddy:
Es freut mich, dass Dir "Anathem" gefallen hat. Es ist wirklich lesenswert!
Gruß!
Lensman
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Lensman
"Und nun, durch zwiefach Glas, sehe ich
Des Bruders dunkelnd Ebenbild.
Jetzt mach' uns frei, an unserer Seite stehe,
den Hammer schwing, o Thor, und leih uns deinen Schild."
Gordon Dickson
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Zuletzt gelesen:
Stephen Baxter: "Evolution"

Mal wieder ein richtiger Ziegelstein! Auf gut 800 Seiten breitet Baxter ein episodisches Panorama der Evolution auf unseren Planeten Erde aus. Beginnend in der nahen Zukunft mit einer (sehr) schlichten Rahmenhandlung geht Baxter dazu über, ein kleinen Erzählungen das Leben unserer nichtmenschlichen Vorfahren in ihrem jeweiligen Erdalter zu beschreiben, beginnend vor 145 Mio. Jahren. Da kommen kleine, eher eichhörnchenähnliche Tiere vor, später dann die ersten Affen, der homo erectus, der Neandertaler und schließlich der homo sapiens. Zwischenkapitel beschreiben nicht menschenähnliche Tiere, z. B. Dinosaurier und deren Lebenswelt und v. a. deren Untergang. Den Abschluss des Buches bildet ein Blick in die Zukunft, nachdem die menschliche Zivilisation längst Geschichte ist und unserer Sonne sich auf ihr Lebensende zubewegt.
F: Ist das Buch spannend? A: Nur in einzelnen Abschnitten.
F: Ist das Buch interessant? A: Für Menschen mit naturwissenschaftlichem Interesse in jedem Fall.
F: Ist es eigentlich ein Sachbuch oder ein Roman? A: Gute Frage! Es ist ein Roman, denn es werden Handlungen und Protagonisten dargestellt; gleichzeitig hat es in der Beschreibung der Lebenswelten und -zeiten immer wieder den Charakter eines Sachbuchs (das im übrigen gut verständlich geschrieben ist).
Mir hat das Buch gefallen. Trotz seiner Dicke (6 cm) und der Episodenhaftigkeit wurde es mir nicht langweilig. Im Gegenteil, man kann - wie ich es auch getan habe - das Buch gut unterbrechen und kommt doch schnell wieder in den Lesefluss hinein. Natürlich sind alle Darstellungen erfunden, jedoch erscheinen sie plausibel. Baxter hat sich imho Mühe gegeben, einen realistischen Eindruck der Geschehnisse zu geben, der wissenschaftlichen Ansprüchen weitgehend genügt. Insgesamt ein Buch für geduldige Leser und definitiv nichts für Action-SF-Fans.
7 von 10 Läufer jagende Pithecinen
Es grüßt
Lensman
Stephen Baxter: "Evolution"

Mal wieder ein richtiger Ziegelstein! Auf gut 800 Seiten breitet Baxter ein episodisches Panorama der Evolution auf unseren Planeten Erde aus. Beginnend in der nahen Zukunft mit einer (sehr) schlichten Rahmenhandlung geht Baxter dazu über, ein kleinen Erzählungen das Leben unserer nichtmenschlichen Vorfahren in ihrem jeweiligen Erdalter zu beschreiben, beginnend vor 145 Mio. Jahren. Da kommen kleine, eher eichhörnchenähnliche Tiere vor, später dann die ersten Affen, der homo erectus, der Neandertaler und schließlich der homo sapiens. Zwischenkapitel beschreiben nicht menschenähnliche Tiere, z. B. Dinosaurier und deren Lebenswelt und v. a. deren Untergang. Den Abschluss des Buches bildet ein Blick in die Zukunft, nachdem die menschliche Zivilisation längst Geschichte ist und unserer Sonne sich auf ihr Lebensende zubewegt.
F: Ist das Buch spannend? A: Nur in einzelnen Abschnitten.
F: Ist das Buch interessant? A: Für Menschen mit naturwissenschaftlichem Interesse in jedem Fall.
F: Ist es eigentlich ein Sachbuch oder ein Roman? A: Gute Frage! Es ist ein Roman, denn es werden Handlungen und Protagonisten dargestellt; gleichzeitig hat es in der Beschreibung der Lebenswelten und -zeiten immer wieder den Charakter eines Sachbuchs (das im übrigen gut verständlich geschrieben ist).
Mir hat das Buch gefallen. Trotz seiner Dicke (6 cm) und der Episodenhaftigkeit wurde es mir nicht langweilig. Im Gegenteil, man kann - wie ich es auch getan habe - das Buch gut unterbrechen und kommt doch schnell wieder in den Lesefluss hinein. Natürlich sind alle Darstellungen erfunden, jedoch erscheinen sie plausibel. Baxter hat sich imho Mühe gegeben, einen realistischen Eindruck der Geschehnisse zu geben, der wissenschaftlichen Ansprüchen weitgehend genügt. Insgesamt ein Buch für geduldige Leser und definitiv nichts für Action-SF-Fans.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Bei großer Hitze gemütlich im Schatten gelesen:
China Mieville "Die Stadt & die Stadt"

Etwas befremdliche Story sehr souverän erzählt. Man kann einfach feststellen, dass China Mieville ein begnadeter Geschichtenerzähler ist und auch aus schwierigem Stoff eine packende Story machen kann. Dieser Roman, der mehr Krimi als SF ist, liest sich flott, hat eine überwiegend gelungene Personenzeichnung und einen durchgängigen Spannungsbogen. Am Anfang muss man sich ein bißchen an storybedingte Wording gewöhnen; nach 50 Seiten hat man als Leser das aber drauf.
Schwieriger zu beurteilen ist der Plot: Es gibt zwei Städte, die zugleich (!) eine Stadt sind. Beszel und Ul Qoma. Diese Städte bestehen aus Bereichen, die nur Beszel sind oder nur Ul Qoma. Und es gibt Deckungsgleiche. Hier liegen diese Städt quasi in- bzw- aufeinander. Aber die Menschen sehen das nicht. Sie sind so erzogen, dass sie die andere Stadt und ihre Bewohner nicht sehen *können*
. Würden sie das doch tun, so begehen sie "Grenzbruch", ein schweres Verbrechen, das von einer mysteriösen Geheimpolizei, der sog. "Ahndung" strikt verfolgt wird. Doch jetzt wird eine Leiche in Beszel gefunden, die gar nicht da sein dürfte ...
Ab hier folgt eine verwinkelte Story vollen Spuren, Finten, Kuriositäten und grotesken Eigenheiten, die wirklich lesenswert ist und deren Ende man eher nicht erraten kann.
Ich persönlich fremdele mit der Ausgangsidee, weil sie mir einfach zu abgefahren und unglaubwürdig erscheint. Mir wurde immer wieder beim Lesen bewusst, dass menschliche Psyche und Wahrnehmung SO nicht funktionieren. Nicht dass sich Mieville es zu einfach macht. Er geht schon auf ein paar antizipierte Leserfragen ein, etwa wenn ein Unfall in beiden Städten Folgen hat usw. Für mich bleibt das zu gewollt seltsam; zumal der ganze Rest der Welt unserer üblichen Welt entspricht. Die Geschichte spielt also in der Jetztzeit des Schreibens um das Jahr 2009. Die ganze Welt ist "normal", nur diese Stadt in Osteuropa ist ... anders.
Mit meiner persönliche Einschränkung der Befremdlichkeit des Plots gibt es
7 von 10 nicht existierenden dritten Städten
meint
Lensman
China Mieville "Die Stadt & die Stadt"

Etwas befremdliche Story sehr souverän erzählt. Man kann einfach feststellen, dass China Mieville ein begnadeter Geschichtenerzähler ist und auch aus schwierigem Stoff eine packende Story machen kann. Dieser Roman, der mehr Krimi als SF ist, liest sich flott, hat eine überwiegend gelungene Personenzeichnung und einen durchgängigen Spannungsbogen. Am Anfang muss man sich ein bißchen an storybedingte Wording gewöhnen; nach 50 Seiten hat man als Leser das aber drauf.
Schwieriger zu beurteilen ist der Plot: Es gibt zwei Städte, die zugleich (!) eine Stadt sind. Beszel und Ul Qoma. Diese Städte bestehen aus Bereichen, die nur Beszel sind oder nur Ul Qoma. Und es gibt Deckungsgleiche. Hier liegen diese Städt quasi in- bzw- aufeinander. Aber die Menschen sehen das nicht. Sie sind so erzogen, dass sie die andere Stadt und ihre Bewohner nicht sehen *können*

Ab hier folgt eine verwinkelte Story vollen Spuren, Finten, Kuriositäten und grotesken Eigenheiten, die wirklich lesenswert ist und deren Ende man eher nicht erraten kann.

Ich persönlich fremdele mit der Ausgangsidee, weil sie mir einfach zu abgefahren und unglaubwürdig erscheint. Mir wurde immer wieder beim Lesen bewusst, dass menschliche Psyche und Wahrnehmung SO nicht funktionieren. Nicht dass sich Mieville es zu einfach macht. Er geht schon auf ein paar antizipierte Leserfragen ein, etwa wenn ein Unfall in beiden Städten Folgen hat usw. Für mich bleibt das zu gewollt seltsam; zumal der ganze Rest der Welt unserer üblichen Welt entspricht. Die Geschichte spielt also in der Jetztzeit des Schreibens um das Jahr 2009. Die ganze Welt ist "normal", nur diese Stadt in Osteuropa ist ... anders.
Mit meiner persönliche Einschränkung der Befremdlichkeit des Plots gibt es
7 von 10 nicht existierenden dritten Städten
meint
Lensman
"Und nun, durch zwiefach Glas, sehe ich
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
@Lensman
Woher kennst du eigentlich meine Leseliste?!?
"Evolution" liegt ganz weit oben auf dem Stapel und "Die Stadt & Die Stadt" habe ich mir gerade Gestern erst zugelegt.
Ts. Unglaublich
Na, immerhin mit "Im Land der leeren Häuser" bin ich dir seinerzeit zuvorgekommen
Woher kennst du eigentlich meine Leseliste?!?
"Evolution" liegt ganz weit oben auf dem Stapel und "Die Stadt & Die Stadt" habe ich mir gerade Gestern erst zugelegt.
Ts. Unglaublich

Na, immerhin mit "Im Land der leeren Häuser" bin ich dir seinerzeit zuvorgekommen
