Der literarische Jahresrückblick 2015

Science Fiction in Buchform
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Ming der Grausame
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Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

Würde ich bedenkenlos weiterempfehlen:

• Marc Elsberg: Blackout – Morgen ist es zu spät
• Dave Eggers: The Circle
• Gregory Benford: Zeitschaft
• Gregory Benford & Gordon Eklund: Der Bernstein-Mensch
• Gregory Benford: Im Meer der Nacht
• Gregory Benford: Himmelsfluss
• Gregory Benford: Lichtgezeiten
• Gregory Benford: Im Herzen der Galaxis
• Gregory Benford: In leuchtender Unendlichkeit
• William Gibson: System Neustart
• Thomas Pfanner: Psychozoikum
• Marc Elsberg: ZERO - Sie wissen, was du tust
• Frank Schätzing: Breaking News
• Dmitry Glukhovsky: Future
• Walter M. Miller Jr.: Lobgesang auf Leibowitz
• Andreas Brandhorst: Das Kosmotop

Gerade noch empfehlenswert:

• Gregory Benford: Durchs Meer der Sonnen

Kann man lesen, muss man aber nicht:

• James Morrow: Die eingeborene Tochter
• James Morrow: Die Stadt der Wahrheit
• James Morrow: Das Gottesmahl
• Rudy Rucker: Wetware

Dringend abzuraten:

• James Morrow: So muss die Welt enden
„Weisen Sie Mittelmäßigkeit wie eine Seuche zurück, verbannen Sie sie aus ihrem Leben.“ – Buck Rogers
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breitsameter
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Bevor dieser Thread noch völlig untergeht, will ich auch mal einen Rückblick wagen. Wieder einmal habe ich viel zu wenig Ruhe zum Lesen gefunden. Aber ein winziger Aufwärtstrend ist spürbar - es sind in diesem Jahr schon zehn Bücher geworden, die ich gelesen habe. Und interessanterweise hat sich mal wieder gezeigt, dass ich vor allem im ersten Halbjahr Zeit für die Lektüre finde. Wobei das täuschen kann - ich glaube eher, es sind die Fahrten mit der Bahn (dienstlich und privat) die mir die Ruhe zum Lesen bescheren.

Sehr gut gefallen haben mir »The Martian« von Andy Weir und »Drohnenland« von Tom Hillenbrand. Sehr unterschiedliche Romane, aber beide auf ihre Art unterhaltsam und spannend. Bei »The Martian« ärgert es mich etwas, dass ich den Film noch nicht gesehen habe, aber der ist dann halt irgendwann im Heimkino dran.

»Lock in« von John Scalzi war okay, aber hat mich nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Da fand ich »Time Salvager« von Wesley Chu besser, obwohl hier die Handlung in der zweiten Hälfte etwas vor sich hintrudelt - mal sehen, wie der zweite Teil, der im Sommer 2016 erscheint, das weiterführt. Aber die Idee, dass man in der Zukunft Zeitreisen in die Vergangenheit unternimmt um auf der kaputtgewirtschafteten Erde noch weiterexistieren zu können, fand ich reizvoll.

»Gib mir Menschen« war auch eine Zeitreise - aber eine in die literarische Hinterlassenschaft von Ernst Vlcek, von dem ich wie so viele bislang eigentlich fast nur seine PERRY-RHODAN-Romane kannte. Danke Uschi, dass Du uns dazu einen Lesezirkel beschert hast, das war wirklich eine schöne Runde! Und da ich einen Teil der Geschichten im Sommerurlaub gelesen habe, eine rundum tolle Sache. :beanie:

In einer anderen Leserunde habe ich »Annihilation« von Jeff VanderMeer angefangen - und dann wieder abgebrochen. Ich fühlte mich als Leser immer wieder etwas betrogen, da der Erzähler mir andauernd Informationen vorenthalten hat, nur um das eine oder andere Geheimnis zu bewahren. Ich mag es nicht, wenn eine sonst eher etwas zähle Handlung so aufgewertet werden soll.

»Die Seelen der blauen Aschen« von Niklas Peinecke leidet etwas darunter, dass es ein zweiter Teil in einer Trilogie ist. Ich warte also auf Band 3, der ja bald erscheinen sollte.

Und jetzt freue ich mich auf unseren Lesezirkel zu »S. - Das Schiff des Theseus« von J. J. Abrams und Dough Dorst...!
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Lensman
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Lensman »

Ich bin für dieses Jahr auch mit Science Fiction durch:

Lensmans SF-Jahresrückblick 2015

1. Herausragende Leseerlebnisse :)
Neal Stephenson - "Anathem"
Andrej Rubanov - "Chlorofilija"
Michael Iwoleit - "Die letzten Tage der Ewigkeit" (Stories)
Matt Ruff - "Fool on the hill"

2. Sehr lesenswert
William Forstchen - "One second after"
Felix J. Palma - "Die Landkarte des Himmels"
Jack McDewitt - "Erstkontakt"
Neil Gaiman - "Das Graveyard Buch" (als Jugendbuch)
George R.R. Martin - "Armageddon Rock"
Georg Klein - "Die Zukunft des Mars"

3. Mehr oder weniger lesenswert (aber einmal lesen genügt dann auch)
Ben Winters - "Der letzte Polizist"
Andy Weir - "Der Marsianer"
Cory Doctorow - "For the win"
Terry Pratchett, Stephen Baxter: "Die lange Erde"
Will McIntosh - "Wie die Welt endet"
Michael Marrak - "Lord Gamma"
Robert Charles Wilson - "Quarantäne"
Nancy Kress - "Bettler in Spanien"
P. D. James - "Im Land der leeren Häuser"
Stephen Baxter - "Evolution"
China Mieville - "Die Stadt und die Stadt"
China Mieville - "Das Gleismeer"
George Saunders - "10. Dezember" (Stories)
Robert Charles Wilson - "Darwinia"
J. G. Ballard - "Kristallwelt"
Jonathan Carrol - "Das hölzerne Meer"
Mieville, Moorcock u. a. - "Moloch" (Stories)
David Marusek - "Wir waren außer uns vor Glück" (Stories)
Matt Ruff - "G.A.S."
Uwe Post - "SchrottT"
Daniel Suarez - "Control (Influx)"

4. Verlorene Lebenszeit :(
Alastair Reynolds - "Die Arche"
Angelika Meier - "Heimlich heimlich mich vergiß"
Kelly Link - "Die Elbenhandtasche" (Stories)
Neal Stephenson - "Amalthea"
John Clute - "Sternentanz"


Wie man sieht, war es eher kein so erfolgreiches Jahr, was den Bereich SF angeht. Zuviel, was man zwar lesen kann, aber eigentlich nicht gelesen haben muss. Manchmal treibt mich die leise Sorge um, dass ich die gute SF, die auf Deutsch erhältlich ist, wohl schon ziemlich erledigt haben könnte. :oops:

Es grüßt
Lensman
"Und nun, durch zwiefach Glas, sehe ich
Des Bruders dunkelnd Ebenbild.
Jetzt mach' uns frei, an unserer Seite stehe,
den Hammer schwing, o Thor, und leih uns deinen Schild."
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015 (Nachtrag)

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

Würde ich bedenkenlos weiterempfehlen:

• Andreas Eschbach: Aquamarin
• Leif Randt: Planet Magnon

Gerade noch empfehlenswert:

• Joe Haldeman: Marsbound

Dringend abzuraten:

• Dorothee Elmiger: Einladung an die Waghalsigen
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Teddy
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Kurz bevor das Jahr dann schon wieder vorbei ist, schnell noch mein Jahresrückblick:

Am meisten begeistern konnten mich:
Haruki Murakami - 1Q84
David Mitchell - Die tausend Herbste des Jacob de Zoet
Neal Stephenson - Anathem
Stephen King - Der Anschlag

Gut gefallen haben mir:
Frank Haubold - Götterdämmerung
Ursula K. Le Guin - Verlorene Paradiese
Haruki Murakami - Wilde Schafsjagd
Stephen King - Joyland
Stephen King - The Stand. Das letze Gefecht
Robert R. McCammon - Unschuld und Unheil
Terry Pratchett - Helle Barden
Andy Weir - Der Marsianer
Ernest Cline - Ready Player One
Fritz Leiber - Herrin der Dunkelheit

Einige Klassiker hab ich auch geschafft, die ersten beiden sollte man gelesen haben, die anderen waren auch o.k.:
Arthur C. Clarke - Die letzte Generation
Ray Bradbury - Die Mars-Chroniken
Jack Vance - Trullion: Alastor 2262
Clifford D. Simak - Schlüssel zur anderen Welt
Angela und Karlheiz Steinmüller - Andymon

Bei Erzählungen gefällt mir meist nicht alles, aber bei folgenden Autoren gab es deutlich mehr Licht als Schatten:
George R.R. Martin - GRRM Eine RRetrospektive Band 1
Wolfgang Jeschke - Verschiedene Erzählungen
Theodore Sturgeon - Die goldene Helix
Frank Haubold - Am Ende der Reise
Fritz Leiber - Verschiedene Erzählungen
Michael K. Iwoleit - Psyhack / Wege ins Licht

Die Nicht-Phantasten des Jahres waren allesamt richtig gut:

Ian McEwan - Solar
Haruki Murakami - Naokos Lächeln
Alice Munro - Tanz der seligen Geister
Thomas Pynchon - Bleeding Edge
Dörte Hansen - Altes Land
Stephen Hawking und Leonard Mlodinow - Der große Entwurf

Etwas enttäuschend waren:
Fritz Leiber - Eine große Zeit
Nick Harkaway - Die gelöschte Welt
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Amtranik »

Ich habe im heute endenden Lesejahr insgesamt 86 Romane und Anthologien gelesen und damit um die 30 weniger als in den letzten beiden Jahren. Da hat das neue Streaming TV voll zugeschlagen und die Prioritäten etwas zu den bewegten Bildern verschoben. Da es aber in diesem Bereich bisher nicht annähernd zu Romanen adäquate Unterhaltung im SF Genre gibt ist mein Vorsatz fürs neue Jahr die Prioritäten möglichst wieder mehr in Richtung lesen zu schieben.



Von den gelesenen Werken waren...



28 Deutsche Romane

17 Serien Romane

6 Klassiker

28 Internationale Neuerscheinungen

7 Anthologien



Insgesamt empfand ich das Lesejahr als weniger spannend als in 2014 was sich auch ein wenig in den Highlights niederschlägt. Die Klassiker kamen mal wieder zu kurz was ich hoffentlich dann endlich im neuen Jahr mal schaffen werde abzustellen.



Absolutes Highlight:



Keins



Highlights des Lesejahres:



Claire North - Die vielen Leben des Harry August

Emily St.John Mandel - Das Licht der letzten Tage

Ramez Naam - Crux



Ziemlich gut fand ich auch:



Andrej Rubanov - Chlorofilija

Nils Westerboer - Kernschatten

Andreas Brandhorst - Das Kosmotop

Jeff Vandermeer - Auslöschung

Max Barry - Lexicon

Jon Wallace - Barricaden





Aus unterschiedlichen Gründen sehr enttäuscht war ich von:



Ann Leckie - Die Maschinen

Dietmar Dath - Feldevaye

Lauren Beukes - Zoo City

Ian Trigilis Milkweed Trilogie



Ansonsten gab es für mich keine sonderlichen Ausschläge nach oben oder unten. Die allermeisten Sachen waren gute Unterhaltung und ich habe die Lektüre nicht bereut. Ich fand das die Kaiserkrieger mit Band 9 Fahrt aufnahmen und bin schon gespannt wie es weitergeht. D9E kommt hoffentlich mit Auftauchen der Hondh so langsam in die entscheidende Phase bin aber als Serienkonsument mit dem bisherigen durchaus zufrieden. Ich konnte meinen Rüchstand bei Heliosphere 2265 zum Ende des Jahres aufholen und werde der Reihe wohl weiterhin treu bleiben und mit Claudia Kerns Homo Sapiens 404 habe ich darüberhinaus eine weitere zunächst als Ebook erschienene Serie angelesen. Bei den Deutschen Romanen scheint der Jahrgang 2015 nach bisherigem sichten deutlich hinter 2014 zurückzustehn was die Anzahl der qualitativ guten und somit für den DSFP nominierbaren Romane angeht. Aber da kann ja durchaus noch etwas kommen. Die Aussichten für Lesestoff unser aller Lieblingsgenres scheinen mir ziemlich günstig zu sein. Allenthalben sind neue Projekte geplant - sogar eine in Deutschland geschriebene Star Trek Serie. Cross Kult baut sein SF Programm aus, andere Kleinverlage bleiben weiterhin am Ball und bringen ständig neues Sachen und dann werden ja noch 2 neue SF Programme bei größeren Verlagen anlaufen in 2016. Gute Gründe weiterhin dem allerliebsten Hobby zu fröhnen... die Nase ins Buch und die Gedanken in unendliche Weiten und Welten schweifen lassen.
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Ender
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Ender »

Amtranik hat geschrieben:Ich habe im heute endenden Lesejahr insgesamt 86 Romane und Anthologien gelesen und damit um die 30 weniger als in den letzten beiden Jahren.
:o Wie geht denn sowas? Wie viele Stunden hat dein Tag?

Ich komme im Schnitt auf ca. 30 Bücher pro Jahr - und es gibt Leute, die mich aufgrund dessen als Vielleser bezeichnen würden. Hmm. Ich bin beeindruckt.
Obwohl ich mich frage: bleibt bei einem Pensum von 80 oder 100 überhaupt noch etwas hängen? Das sind ja pro Buch nur ca. 4 Tage! Ohne Pause! Ich glaube, da würde vieles einfach an mir vorbeirauschen.
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Shock Wave Rider
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Im Jahr 2015 habe ich 76 Bücher gelesen, im einzelnen:

35 Anthologien
17 Romane
11 Sachbücher
11 Zeitschriften
1 Drama
1 Lyrik-Band

Meine HIghlights:

Romane:
Markus Orths "Alpha&Omega: Apokalypse für Anfänger"
Frank W. Haubold "Das Licht von Duino"
Erich Maria Remarque "Im Westen nichts Neues"
Michael Marrak "Lord Gamma"
Christine Brückner "Wenn du geredet hättest, Desdemona"

Anthologien/Erzählungen:
A. Skora, A. Rößler, F Hebben (Hg.) "Tiefraumphasen"
Sven Klöpping (Hg.) "Bullet"
James Tiptree jr. "Doktor Ain"
Frank Hebben "Der Algorithmus des Meeres"
Horst Pukallus "Flüsterasphalt"

Lyrik:
Frank Hebben "Oubliette"

Drama:
Hans Erich Nossack "Der Hessische Landbote"

Sachbücher:
Michael K. Iwoleit "Reductio ad absurdum"
Gunter von Hagens "Körperwelten"
Wolfgang Both (Hg.) "ANDYMON - Die Club-Manuskripte"

Einen guten Rutsch
wünscht
Ralf
Shock Wave Riders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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Ender
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Ender »

Insgesamt habe ich 31 Bücher gelesen, das ist ganz guter Durchschnitt für mich.
Darunter waren 25 Phantastik-Werke. Das ist mit Abstand der höchste Anteil, den ich bisher erreicht habe. Das liegt zum einen daran, dass ich seit Ende 2014 an meiner eigenen Homepage zum Thema "SF-Literatur" bastele, und zum anderen nicht zuletzt an diesem Forum, auf dass ich Anfang 2015 gestoßen bin. So hat sich mein Leseschwerpunkt von schätzungsweise 40-50% auf satte 80% in Richtung "Science Fiction und ähnliches" verschoben. Mal sehen, wo sich das 2016 einpendeln wird...

Hier ist nun also meine persönliche Ausbeute/Bilanz 2015:
(Eine allgemeinere kleine Rückschau auf das literarische SF-Jahr habe ich übrigens auf meiner Webseite erstellt. Wen's interessiert: HIER KLICKEN.)



Gut:
Cory Doctorow - Little Brother*
Brisantes und aktuelles Thema, spannend geschrieben.

Wolfgang Jeschke - Osiris Land*
Novelle. Hat Spaß gemacht.

Jon Wallace - Barrikaden*
Endzeit-Action. Hat mir gut gefallen.

Jeff Vandermeer - Auslöschung*
Düster, mysteriös, spannend.

Ursula K. LeGuin - Verlorene Paradiese*
Intelligente Generationenraumschiff-Geschichte. Klasse!

Patrick Lee - Die Pforte*
Action, Action, Action. Nicht gerade tiefschürfend, aber sehr unterhaltsam und spannend.

David Brin - Sternenflut*
Zweiter Roman aus dem "Uplift-Universum". Ein großartiges Universum, eine spannende Story.

Erik Simon (Hrsg.) - Maschinenmenschen
In der DDR erschienene Sammlung von angloamerikanischen Kurzgeschichtenklassikern. Da sind jede Menge Perlen dabei!

Phillip P. Peterson - Paradox-Am Abgrund der Ewigkeit
Realistisch aufgebaute Hard-SF aus deutschen Landen. Aber das dicke Ende kommt noch. SEHR dick.


Ganz OK:
James Tiptree Jr. - Beam uns nachhaus
Neun Erzählungen, von denen mir ein Drittel sehr gut gefallen hat, ein Drittel mittelmäßig, ein Drittel war nicht mein Fall.

Terry Pratchett & Stephen Baxter - Die lange Erde*
Interessantes Setting, aus dem aber noch mehr herauszuholen wäre.

Terry Pratchett & Stephen Baxter - Der lange Krieg
Fortsetzung von "Die lange Erde". Es gilt das gleiche Fazit wie bei Teil 1.

George R.R. Martin - Das Lied von Eis und Feuer. Band 5 und Band 6.
Wie immer irgendwo zwischen "Herr der Ringe" und "Denver Clan" anzusiedeln. Großartiger Schmöker, aber nach 1-2 Bänden brauche ich immer erstmal wieder ein Jahr Pause.

Brian W. Aldiss - Aufstand der Alten (aka: Graubart)*
Endzeitgeschichte à la "Im Land der Leeren Häuser" ("Children of Men"). Nur älter und besser.

Stephen King - Revival
Schöne Geschichte mit geringem Phantastikfaktor. Und genau jener ist dann am Ende auch der Schwachpunkt.

Thomas Ziegler - Stimmen der Nacht
Coole Idee, toller Stil. Nur die Auflösung ist eher mittelmäßig.


Bestenfalls mittelmäßig:
Ambrose Bierce - Horrorgeschichten
"Horror" ist übertrieben. Ich würde es eher "Grusel" à la Poe oder Lovecraft nennen. Die ersten zwei Erzählungen haben mir äußerst gut gefallen - ein bisschen übernatürlich, ein bisschen gruselig und sehr gekonnt erzählt. Die meisten anderen der insgesamt elf Geschichten konnten mich dagegen nicht überzeugen. Irgendwie waren sie nicht originell genug und endeten oft zu abrupt. Schade - nach dem tollen Auftakt hatte ich mehr erhofft.

Dirk C. Fleck - GO! Die Ökodiktatur*
Hochspannendes Thema, coole Grundidee - aber leider erzählerisch schwach.

Friedrich Wilhelm Mader - Wunderwelten
Eine über 100 Jahre alte bunte Abenteuergeschichte, der man ihr Alter deutlich anmerkt. Unter historischen Aspekten aber durchaus unterhaltsam und amüsant.


Schlecht:
Robert A. Heinlein - Utopia 2300
Sehr altbacken, wirre Erzählstruktur... einfach schwach

Dan Abnett - Planet 86*
Ein Kriegsbericht, der zufällig auf einem fremden Planeten spielt. Ziemlich schlicht.

Torsten Exter (Hrsg.) - Zombie Zone Germany
Kurzgeschichten zum Thema "Zombieapokalypse in Deutschland". Das Niveau pendelt zwischen mittelmäßig und grotesk schlecht.

Monica Byrne - Die Brücke*
Verschwurbelter Selbstfindungstrip. Überflüssig.

Jeff Vandermeer - Autorität*
So gut mir der erste Teil - "Auslöschung" - gefallen hat, so enttäuscht war ich von der Fortsetzung. Hier geht es nicht mehr mysteriös und geheimnisvoll zu, sondern nur noch verwirrend und irgendwie sinnlos.

(Zu den mit * versehenen Büchern gibt es eine ausführliche Betrachtung auf meiner Seite HIER.)


Der Vollständigkeit halber noch die nicht-phantastischen Bücher:
Sven Regener - Magical Mystery oder die Rückkehr des Karl Schmidt
Schräg, durchgeknallt, großartig

Edgar Wallace - Die Melodie des Todes
Stammt aus einer Zeit, in der Diebstahl oder Betrug noch für eine Krimistory reichten. Niemand wird gefoltert, aufgeschlitzt und ausgeweidet. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen... (Insgesamt aber auch für Wallace-Verhältnisse unterdurchschnittlich)

Hans Rath - Und Gott sprach: Wir müssen reden
Ganz amüsante Urlaubslektüre

Josh Bazell - Schneller als der Tod
Mafia-Geschichte. Unfassbar zynisch und böse! Klasse.

Bernhard Schlink - Das Wochenende
Bemüht und enttäuschend.

Dörte Hansen - Altes Land
Schöne Charakterstudien.


Im Kino haben mir im Jahr 2015 vor allem zwei Filme gut gefallen:
Mad Max: Fury Road
Ex Machina



So - das muss aber jetzt genügen. Vor lauter Schreiben komme ich ja gar nicht mehr zum Lesen. Und da habe ich mir für 2016 doch schließlich wieder einiges vorgenommen...
Ein gelungenes neues Jahr allerseits!
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von heino »

Bei mir wird die Liste nicht sehr lang werden, ich habe letztes Jahr nicht viel gelesen.

Richtig Gut:

G.R.R. Martin - Wild Cards 1
Paul Cleave - Der 5 Minuten-Killer
Henning Klüver - Gebrauchsanleitung für Italien
Warren Ellis - Gun Machine
Leo Hickman - Und Tschüss
Jon Morris - The league of regrettable superheroes

Gut:

Sergej Lukianenko - Weltengänger
David Mitchell - Die 1000 Herbste des Jacob de Zoet
Sir Walter Scott - Ivanhoe
Tommy Jaud - Überman
David Gordon - Mystery Girl
Jack London - Der Seewolf
Liza Marklund - Kalter Süden
Mario Puzo - Der Pate

Durchschnitt:

Kathy Reichs - Knochenjagd
George Mann - Affinity Bridge
David Wellington - Vergeltung der Vampire
Sean Black - Rattennest
Dietrich Schwanitz - Bildung

Schlecht:

Del Toro/Hogan - Das Blut/Die Nacht
Alex Haley - Roots
H.G. Wells - Der Luftkrieg
Steffi Wolff - Mundgeblasen
John Sullivan - Pulphead
Heyne SF-Jahresband 1981
Lese zur Zeit:

Terry Pratchett - Die dunkle Seite der Sonne
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Lensman »

:lehrer:

*malnachobenschieb*

Ich würde mich freuen, wenn noch ein paar weitere Forumsmitglieder ihren individuellen Jahresrückblick mitteilen würden. Ich hole mir hier gerne Anregungen für das laufende Lesejahr.

Es grüßt
Lensman :bier:
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Catalpa »

Lensman hat geschrieben:Ich würde mich freuen, wenn noch ein paar weitere Forumsmitglieder ihren individuellen Jahresrückblick mitteilen würden. Ich hole mir hier gerne Anregungen für das laufende Lesejahr.
Das nehme ich mal zum Anlass, mich nach längerer Zeit wieder hier zu melden. Ich habe 2015 nur 27 Bücher gelesen. Davon waren etwas über die Hälfte forumsrelevant.

sehr gut gefallen haben mir:
  • Strugatzki - "Die bewohnte Insel" und "Ein Käfer im Ameisenhaufen"
    Zwei sehr unterschiedliche Romane, sowohl inhaltlich, als auch im Erzählton. Daher fiel es mir erst schwer, die Hauptfigur des zweiten Romans mit jener aus dem Ersten gleichzusetzen. "Die bewohnte Insel" ist ein leicht erzählter Abenteuer- und Schelmenroman. "Ein Käfer im Ameisenhaufen" ist dagegen sehr viel ernsthafter und düsterer und hat mir insgesamt noch etwas besser gefallen. Interessant auch der Anhang, in dem Boris Strugatzki sich dazu äußert, wie die Zensur sich an den Büchern vergangen hat.
    ("Die Wellen ersticken den Wind" habe ich mittlerweile auch gelesen, und somit die Maxim Kammerer-Trilogie abgeschlossen. Aber erst nach dem Jahreswechsel.)
  • Samuel R. Delany - "Nimmeryana"
    Darauf habe ich lange gewartet, und ich hoffe, Golkonda macht bald mit dem dritten Band weiter. Geschildert wird die Reise des fünfzehnjährigen Mädchens Pryn (auf dem Buchrücken 2x fälschlicherweise Pyrn) durch Nimmerya, einem fiktiven Land zu Beginn der menschlichen Zivilisation, und ihre Begegnungen mit Mächtigen und Gewöhnlichen, und zum Teil mit Personen, die schon aus dem ersten Band bekannt sind. Delany interessiert sich hier nicht für historische Genauigkeit, sondern schildert wie Erfindungen und Erkenntnisse immer wieder und an verschiedenen Orten gemacht wurden um dann erneut in Vergessenheit zu geraten. Jedem Kapitel sind längere Zitate vorangestellt, von Susan Sonntag bis Hannah Arendt, die zum Teil nur schwer zu verstehen und mit dem Roman in Zusammenhang zu bringen sind. Der Haupttext jedoch ist spannend und, obwohl thematisch ambitioniert, gar nicht schwer zu lesen.
  • Michail Bulgakow - "Hundeherz"
    Ein moskauer Arzt implantiert einem Hund eine menschliche Hypophyse, woraufhin sich dieser in einen Menschen verwandelt und seinen Schöpfer terrorisiert, bis der sich genötigt sieht, den Eingriff wieder rückgängig zu machen. Nicht ganz so berühmt wie "Der Meister und Margarita" aber ein großer Spaß und angenehm kurz.
  • Jeff VanderMeer - "Autorität" und "Akzeptanz"
    Hierzu wurde schon viel gesagt. Ich habe die Southern Reach-Trilogie sehr gerne gelesen und hoffe es wird was mit der Verfilmung.
  • James Tiptree Jr. - "Liebe ist der Plan"
    Nachdem die Erzählungen in "Doktor Ain" noch größtenteils recht harmlos waren (wenn auch zum Teil rasant erzählt), so sind hier doch einige echte Hochkaräter drin. Vor allem die Titelgeschichte finde ich grandios.
gut bis durchschnittlich fand ich:
  • Philip K. Dick - "Das Orakel vom Berge"
    Ich fand noch keinen Roman von Dick so gut wie seine Erzählungen. Das gilt auch für diesen.
  • Michael Moorcock - "I.N.R.I oder die Reise mit der Zeitmaschine"
    Zeitreisegeschichte und sehr böse Religionssatire.
  • Andreas Eschbach - "Der letzte seiner Art"
    Durchaus spannend zu lesen, aber mehr auch leider nicht. Nachdem ich "Die Haarteppichknüpfer" wirklich toll fand, war ich von diesem Roman etwas enttäuscht.
  • Dietmar Dath - "Venus Siegt"
    Auch ein schwacher Text von Dath ist immer noch voll mit interessanten Ideen und schönen Schilderungen. Nur, einen spannenden und interessanten Roman ergibt das in diesem Fall nicht.
  • David Marusek - "Wir waren außer uns vor Glück"
    Erzählungen, die alle vor demselben Hintergrund spielen.
  • William Gibson - "Misstrauen Sie dem unverwechselbaren Geschmack"
    Gesammelte Essays aus einem Zeitraum von über 15 Jahren. Häufig redundant und erschreckend belanglos, haben die Sachtexte nichts von der Klasse, die Gibson in seinen Romanen erreicht. Hinzu kommt, dass der Titel eines jeden Textes eine komplette (ungerade) Seite beansprucht und der Text dann auf der nächsten ungeraden Seite beginnt. Von den ca. 250 Seiten sind also geschätzt 75 weiß.
nicht gefallen haben mir:
  • Capoulet-Junac - "Pallas oder die Heimsuchung"
    Außerirdische entführen Menschen um sie auf ihrem Planeten als Haustiere zu halte. Leider sehr zäh und trocken erzählt.
  • Lucius Shepard - "Aztech"
    Hiervon hatte ich mir einiges versprochen, aber Story und Figuren haben mich irgendwie nicht gepackt.
  • Edward Lee - "Der Besudler auf der Schwelle"
    Mal abgesehen davon, dass ich mich für Vergewaltigungen nicht sonderlich begeistern kann, ist dieser Roman auch noch erbärmlich schlecht geschrieben. Der Roman ist eine Verbeugung vor H.P. Lovecraft, aber so etwas hat dieser nun wirklich nicht verdient. Mein erster und letzter Lee.
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Ender »

Catalpa hat geschrieben:Samuel R. Delany - "Nimmeryana"
Darauf habe ich lange gewartet, und ich hoffe, Golkonda macht bald mit dem dritten Band weiter. Geschildert wird die Reise des fünfzehnjährigen Mädchens Pryn (auf dem Buchrücken 2x fälschlicherweise Pyrn) durch Nimmerya, einem fiktiven Land zu Beginn der menschlichen Zivilisation, und ihre Begegnungen mit Mächtigen und Gewöhnlichen, und zum Teil mit Personen, die schon aus dem ersten Band bekannt sind. Delany interessiert sich hier nicht für historische Genauigkeit, sondern schildert wie Erfindungen und Erkenntnisse immer wieder und an verschiedenen Orten gemacht wurden um dann erneut in Vergessenheit zu geraten. Jedem Kapitel sind längere Zitate vorangestellt, von Susan Sonntag bis Hannah Arendt, die zum Teil nur schwer zu verstehen und mit dem Roman in Zusammenhang zu bringen sind. Der Haupttext jedoch ist spannend und, obwohl thematisch ambitioniert, gar nicht schwer zu lesen.
Von dieser Reihe habe ich schon mehrfach gehört, konnte mir darunter aber so recht nichts vorstellen. Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Danke für den Tipp.
Ist das denn - Stichwort: 15jährige Protagonistin - eher ein Jugendbuch? Das würde mich zwar keinesfalls abschrecken, aber interessehalber frage ich trotzdem mal.

Catalpa hat geschrieben:...Mal abgesehen davon, dass ich mich für Vergewaltigungen nicht sonderlich begeistern kann...
Das ist völlig in Ordnung. Bleib dabei. :wink:
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Catalpa »

Ender hat geschrieben: Ist das denn - Stichwort: 15jährige Protagonistin - eher ein Jugendbuch?
Ein Jugendbuch ist es in meinen Augen nicht. Das Buch enthält eine ganze Reihe längerer Dialoge, und geht darin durchaus in die Tiefe, in denen es um Themen wie Wirtschaft, Sklaverei, Mathematik (Buffonsches Nadelproblem) und um Macht (das Hauptthema des Romans) geht.

Die Rahmenhandlung von einer Fünfzehnjährigen, die nach ihrem Platz in der Welt sucht, ist natürlich typischer Stoff für ein Jugendbuch, andererseits fehlen aber auch Elemente, die ein Jugendbuch wahrscheinlich enthalten würde. Das Buch enthält zum Beispiel keine Liebesgeschichte und Sex wird eher beiläufig, als Teil des Lebens geschildert, ohne ihm eine allzu große Bedeutung beizumessen. Auch sind die Figuren in der Regel weder gut noch böse und die gelegentlichen Gewaltszenen sind für mein Empfinden doch etwas drastischer und moralisch ambivalenter, als es in einem Jugendbuch üblich wäre.

Da Figuren aus dem ersten Band auftauchen, sollte man aber auf jeden Fall mit diesem anfangen.
Delany hat seine Geschichten aus Nimmerya übrigens mit einer ganzen Reihe von Vorworten und Anhängen versehen, die das Ganze in einen pseudo-historischen Zusammenhang stellen, und an denen ich eine Menge Freude hatte. Zusammen mit den vielen, den einzelnen Teilen vorangestellten Zitaten, ergibt sich dadurch jedoch eine komplexe Gesamtstruktur, die über herkömmliche Fantasy hinausreicht und daher auch vom Verlag mit dem Label 'postmodern' versehen wird.
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Pogopuschel
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Re: Der literarische Jahresrückblick 2015

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Ender hat geschrieben:
Catalpa hat geschrieben:Samuel R. Delany - "Nimmeryana"
Darauf habe ich lange gewartet, und ich hoffe, Golkonda macht bald mit dem dritten Band weiter. Geschildert wird die Reise des fünfzehnjährigen Mädchens Pryn (auf dem Buchrücken 2x fälschlicherweise Pyrn) durch Nimmerya, einem fiktiven Land zu Beginn der menschlichen Zivilisation, und ihre Begegnungen mit Mächtigen und Gewöhnlichen, und zum Teil mit Personen, die schon aus dem ersten Band bekannt sind. Delany interessiert sich hier nicht für historische Genauigkeit, sondern schildert wie Erfindungen und Erkenntnisse immer wieder und an verschiedenen Orten gemacht wurden um dann erneut in Vergessenheit zu geraten. Jedem Kapitel sind längere Zitate vorangestellt, von Susan Sonntag bis Hannah Arendt, die zum Teil nur schwer zu verstehen und mit dem Roman in Zusammenhang zu bringen sind. Der Haupttext jedoch ist spannend und, obwohl thematisch ambitioniert, gar nicht schwer zu lesen.
Von dieser Reihe habe ich schon mehrfach gehört, konnte mir darunter aber so recht nichts vorstellen. Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Danke für den Tipp.
Ist das denn - Stichwort: 15jährige Protagonistin - eher ein Jugendbuch? Das würde mich zwar keinesfalls abschrecken, aber interessehalber frage ich trotzdem mal.
»... das nennt sich Sword und Sorcery, also Fantasygeschichten, die immer so vor der klassischen griechischen römischen Zivilisation, grade in der Vorgeschichte unserer Kultur spielen, und er bringt es fertig, auf dem Niveau von Menschen, die über Foucault nachdenken oder über Said, Menschen mit Schwertern durch Urwälder laufen zu lassen und hat da etwas so Eigentümliches und Eigenes geschaffen über zwanzig Jahre, dass ich glaube, die Zukunft des 21. Jahrhunderts gehört Samuel R. Delany mit Geschichten aus Nimmèrÿa.«
Denis Scheck in der Sendung Lesenswert über "Nimmèrÿa". Mit die anspruchvollste Fantasy, die mir bisher untergekommen ist, und ich habe wirklich viel in dem Genre gelesen.
Meine Internetseite (mit Buchbesprechungen): http://lesenswelt.de/
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