J. V. Jones bei Knaur

Science Fiction in Buchform
Angus Thermopyle
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J. V. Jones bei Knaur

Ungelesener Beitrag von Angus Thermopyle »

Tja, Leute, von den deutschen Verlagen ist schon viel Mist verzapft worden: schwachsinnige Übersetzungen, stark gekürzte Texte (z. B. John Brunner's "The Jagged Orbit"), gesplittete Bücher (Rad der Zeit) oder die Erstausgabe von "Hyperion Cantos" als Horror in der Heyne Allgemeinen Reihe.
Hier ein neues Drama:

J. V. Jones, ihre "Book of Words"-Trilogie ist für mich die beste Fantasy der 90er, arbeitet zur Zeit an ihrer zweiten Trilogie "Sword of Shadows", in deutsch bei Knaur, natürlich sind die Bände gesplittet, das ist ärgerlich, aber was soll's, darum geht's jetzt gar nicht.

Im letzten Jahr erschien der zweite Band: "A Fortress of Grey Ice".
Bei Knaur wird daraus: "A Fortress of Grey Eyes".
Entsprechend lautet der erste Teil der deutschen Ausgabe: "Festung der toten Augen".

Ich will gar nicht wissen, wer dies zu verantworten hat ... schlimmer geht's nimmer :laser:

Das hat diese großartige Autorin nicht verdient
Angus
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Frank Böhmert

Textverarbeitung

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Angus Thermopyle hat geschrieben:Im letzten Jahr erschien der zweite Band: "A Fortress of Grey Ice".
Bei Knaur wird daraus: "A Fortress of Grey Eyes".
Entsprechend lautet der erste Teil der deutschen Ausgabe: "Festung der toten Augen".
Ja, Klasse! Besser gehts nicht! Für so was hab ich früher in meinem Fanzine WURMWELT die Rubrik "Textverarbeitung" gehabt - was doch ein schönes Wort für schlechtes Übersetzen ist, oder?

Frank
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Gast

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Die Frage sollte doch vielmehr sein, wann endlich der verdammte nächste Band erscheint. Darauf warte ich nun schon seit zwei Jahren. Grrrr
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Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

Hoppala,

das stümmt. Da hat sich wer vertan. Ich muß es wissen, denn ich bin der (freiberufl.) Redakteur dieser Fantasy-Serie. Aber ich war’s nicht. Da hat jemand in der Herstellung oder von der Herausgeberschaft sich beim Erstellen der Impressumsseite spontan vom deutschen Titel verleiten lassen und sich mit der lautlichen Ähnlichkeit zwischen „ice“ und „eyes“ vertan. Der deutsche Titel war lange vorher geplant. Ich erinnere mich noch an das telefonische Brainstorming vor ein paar Jahren.
Kann passieren, sowas. Ich bitte dennoch darum, sich nicht an solchen kleinen Formfehlern festzubeißen und vorschnell von „schlechter Übersetzung“ zu reden. Gerade im Fall dieser Serie hat man sich durchaus Mühe gegeben, angeleitet damals von den üblen Erfahrungen eines anderen Verlags mit „Feuer und Eis“ und dem heillosen Sprachwirrwarr in der deutschen Fassung. Wie wär’s mal mit einer gerechten Bewertung der Übersetzung und der Übertragungen? Die Übersetzerin dieser Serie ist eine der besten, die im Fantasy-Genre aktiv sind.
Daß soviel Zeit zwischen den originalen Bänden eins und zwei verging, geht im übrigen allein auf die Kappe der Autorin, die familiäre Probleme hatte und sich dann auch noch im Text verfranste. Der Verlag trägt dem Rechnung, indem er die beiden gesplitteten deutschen Bände in zwei aufeinanderfolgenden Monaten auf den Markt bringt und die beiden ersten Bücher zeitgleich neu auflegt.

Das Splitting hat im übrigen wirtschaftliche Gründe. Darüber könnte man ganze Vorlesungen halten, aber der Fan empfindet es anscheinend automatisch als Beutelschneiderei. Im Gegensatz zur Meinung vieler Fans ist Fantasy in Deutschland mitnichten eine Goldgrube, sondern durchaus ein sehr mittelprächtiges Geschäft, in dem die Lizenzen, die Übersetzerkosten sowie die Materialkosten steigen und steigen. Freudensprünge machen da die wenigsten. „Bücher sind im Grunde noch viel zu billig“, sagte neulich jemand vom Börsenverein des deutschen Buchhandels. Das Splitting macht im Grunde niemand gerne, aber so kann man die Gewinnzone ansteuern, in Zeiten absolut mieser Qualität, wie sie von Agenten oder Hobby-Autoren geliefert wird, seine Programmplätze füllen und letzten Endes seine Fantasy-Reihe am Leben erhalten. Würde man alle Bücher ungeteilt auf den Markt bringen, erhielte man ungezählte 1000-Seiten-Brocken, deren Preis sich im Taschenbuch dem eines HC annähern würde. Und das will dann auch niemand kaufen. So hat man zumindest psychologisch das Gefühl, ZWEI Bücher zu besitzen. Und hey, zwei goile Cover, zwei brilliante deutsche Titel und zwei nervenaufreibend geniale Klappentexte habt ihr auch! Chilling!
Wenn das Zeug nicht zumindest haarscharf in die Gewinnzone kommt, dann verschwindet es bald vom Markt, und wir alle müssen dann wohl oder übel Grisham lesen. Jones hätte man sicherlich ungeteilt oder gar im Hardcover bringen können (wie es bald der Autorin Juliet Marillier bei Knaur/Schneekluth ergeht), aber es ist eben im Planungsstadium nicht absehbar, ob sich Erfolg einstellt oder nicht. Und wenn man einmal eine Linie fährt, muß man sie durchziehen. Mag sein, daß später mal in Dritt- oder Viertverwertung Sammelbände kommen: „Zwei Romane in einem Band!“ Haha.

Mit besten Grüßen,
der Redigierfritze
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Frank Böhmert

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Hoppala, das stümmt. Da hat sich wer vertan. Ich muß es wissen, denn ich bin der (freiberufl.) Redakteur dieser Fantasy-Serie. Aber ich war's nicht. Da hat jemand in der Herstellung oder von der Herausgeberschaft sich beim Erstellen der Impressumsseite spontan vom deutschen Titel verleiten lassen und sich mit der lautlichen Ähnlichkeit zwischen "ice" und "eyes" vertan. Der deutsche Titel war lange vorher geplant. Ich erinnere mich noch an das telefonische Brainstorming vor ein paar Jahren.
Kann passieren, sowas. Ich bitte dennoch darum, sich nicht an solchen kleinen Formfehlern festzubeißen und vorschnell von "schlechter Übersetzung" zu reden.
Hei-ho, Redigierfritze!

Also auch wenn da der richtige Originaltitel gestanden hätte (Ice), wäre die deutsche Titelfindung immer noch merkwürdig dahergekommen, finde ich. Unbewusst seid ihr bei eurem telefonischen (!) Brainstorming nämlich vielleicht ebenfalls auf die lautliche Ähnlichkeit hereingefallen - wie der unbekannte Hersteller.

Ansonsten hat in diesem Thread niemand behauptet, dass die Übersetzung an sich Kacke sei.

Zu Deiner Kritik an der Übersetzungskritik: Da könnt ich auch mehrere Liedchen von singen. Aber es ist nun mal so, dass ein Buch im besten Falle nicht als Übersetzung wahrgenommen wird, dann nämlich, wenn diese gut ist. Auffallen tut das Vorliegen einer Übersetzung den meisten Lesern nur, wenn diese schlecht ist.

Da können wir drüber jammern, aber wir können es uns auch ersparen. Und Lästern über Fehler in Büchern macht auch Spaß - da sind die Besten nicht vor gefeit, siehe z. B. die entsprechende Rubrik in Dave Langfords ANSIBLE.


Herzlich,
Frank B. aus B.

P. S. Vielen Dank für Deine Ausführungen zum Bücherteilen usw.!

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Nepharite
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Ungelesener Beitrag von Nepharite »

Ich persönlich bewundere ja die Leute, die sich über (vermeintlich) schlechte Übersetzungen und Synchronisation auslassen. Mir persönlich fehlt einfach die Zeit und -ich gebe es zu- die Lust, Bücher im Original und in der Übersetzung zu lesen (Filme entsprechend); daher maße ich mir auch so gut wie nie eine Beurteilung der Übersetzerfähigkeiten an.

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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Nepharite hat geschrieben:Ich persönlich bewundere ja die Leute, die sich über (vermeintlich) schlechte Übersetzungen und Synchronisation auslassen. Mir persönlich fehlt einfach die Zeit und -ich gebe es zu- die Lust, Bücher im Original und in der Übersetzung zu lesen (Filme entsprechend); daher maße ich mir auch so gut wie nie eine Beurteilung der Übersetzerfähigkeiten an.
Das ist aber genau der springende Punkt, an dem man schlechte Übersetzungen eben erkennt: wenn der deutsche Text so wie er dasteht keinen Sinn macht, sondern erst dann, wenn man ihn zuerst ins Englische wörtlich rückübersetzt und dann richtig ins Deutsche. Da gibt es viele peinliche Beispiele: der "bloody table" aus dem ein "Blutiger Tisch" wurde, oder wenn jemand sagt: "Das macht mich wirkliche Lachen!".

Hier noch ein paar, die ich mal zusammengesucht hatte:
In "Roter Mars" (Heyne, Hardcoverausgabe 06/5361) finden sich z.B. folgende Klöpse: S.45 "Also lebten sie in Antarctica mehr als ein Jahr zusammen". Auf die Idee "Antarctica" korrekterweise mit "Antarktis" zu übersetzen, kam Herr Petri wohl nicht.
S. 47 "Sie mußten gleichzeitig sowohl außergewöhnlich sein und extra-außergewöhnlich." - Im Original steht hier "extraordinary and extra ordinary", was man sinnvollerweise vielleicht mit "außergewöhnlich, aber auch sehr gewöhnlich" übersetzen hätte sollen (das gibt dann wenigstens Sinn!).
S. 64 "Du kannst deine das Klima verändernden Spielchen hinten auf der Erde treiben, wenn du willst". Wie man "behind on earth" mit "hinten auf der Erde" übersetzen kann, bleibt mir ein Rätsel (mal abgesehen vom schlechten Deutsch).

Im Glossar von "Der Ring von Charon" (Roger MacBride Allen) findet sich beim Durchblättern folgendes: "Dyson-Sphäre - (...) benannt nach dem (...) Wissenschaftler Freimann Dyson." Hm, seit wann werden Namen real existierender Personen übersetzt? War da jemand zu faul zum Recherchieren?
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Nepharite
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Ungelesener Beitrag von Nepharite »

Ich bin da wohl etwas genügsamer. Solange die Story in der Übersetzung für mich nachvollziehbar, spannend, unterhaltsam ist, lass ich Stilblüten Stilblüten sein und lese gnädig darüber hinweg. (Ähnlich pragmatisch gehe ich mit Rechtschreibfehlern in Folge eines mangelhaften Lektorates um: sie stören mich nicht, denn Sprache bezweckt Verstehen, und ob da nun "tot" oder "toht" oder "dod" steht ist, ist i.d.R. für mein Verständnis irrelevant)

Ich gebe zu, dass es problematisch sein kann, wenn Schlüsselbegriffe und -szenen unsauber übersetzt werden. Doch bevor ich mir dann, weil ich der Handlung nicht mehr folgen kann, das Original zu Gemüte führe, lege ich das Buch aus Gründen der Zeitökonomie lieber ganz beiseite auch auf die Gefahr hin, dem Autor Unrecht zu tun.

Btw: Mich würde interessieren, ob auch Fälle belegt sind, in denen ein stilistisch -nicht inhaltlich- mangelhaftes Original, durch den Übersetzer gerettet wurde, denn so wie es deutsche Autoren gibt, die sich eines schlechten Stils bedienen und eine haarsträubende Metaphorik an den Tag legen, gibt es sicherlich auch englischsprachige, die eine gut konstruierte Geschichte in "schlechten Worten" abliefern.
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Frank Böhmert

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Nepharite hat geschrieben:Btw: Mich würde interessieren, ob auch Fälle belegt sind, in denen ein stilistisch -nicht inhaltlich- mangelhaftes Original, durch den Übersetzer gerettet wurde, denn so wie es deutsche Autoren gibt, die sich eines schlechten Stils bedienen und eine haarsträubende Metaphorik an den Tag legen, gibt es sicherlich auch englischsprachige, die eine gut konstruierte Geschichte in "schlechten Worten" abliefern.

Gibt es - und zwar öfter, als Du glaubst.

Ich selbst, um hier nicht andere zu outen, habe vor Jahren einmal einen historischen Kriminalroman mit der ausdrücklichen Bitte angeboten bekommen, ihn "schönzuschreiben". Das habe ich mir sogar vertraglich fixieren lassen. Der Fall lag damals so, dass die betreffende Autorin in USA mit ihrem ersten Roman durchgefallen ist, das Ding in Deutschland aber einen solchen Erfolg hatte, dass ihr zweites Romanmanuskript dann nur für den deutschen Markt entstanden ist.

Das Skript war extrem schräg. Die Landschaftsbeschreibungen etwa habe ich nie geblickt. Habe mir dann mehrere Bildbände der Gegend besorgt, dort nachgeschlagen, dann ausgerufen: "Ach, SO hat sie das gemeint!" und den entsprechenden Absatz oft völlig neu formuliert.

Ob das dann "gutes Übersetzen" ist, weiß ich nicht - aber "die Schreibe" ist sicher besser geworden.

Frank
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Nepharite hat geschrieben:Btw: Mich würde interessieren, ob auch Fälle belegt sind, in denen ein stilistisch -nicht inhaltlich- mangelhaftes Original, durch den Übersetzer gerettet wurde, denn so wie es deutsche Autoren gibt, die sich eines schlechten Stils bedienen und eine haarsträubende Metaphorik an den Tag legen, gibt es sicherlich auch englischsprachige, die eine gut konstruierte Geschichte in "schlechten Worten" abliefern.
Da dürfte es sehr, sehr viele Beispiele geben. :wink:
Und in der Tat habe ich in letzter Zeit so einige Übersetzungen gelesen, bei denen ich den Eindruck hatte, dass der Übersetzer soviel Respekt vor dem Originaltext hatte, dass er auch verzweifelt versuchte dessen leider nicht sehr guten Stil ins Deutsche hinüber zu retten. Beispiele? Ich fand Jeffrey A. Carvers "Das Ende der Ewigkeit" im Deutschen so unschön und unrund zu lesen, dass ich nach knapp 80 Seiten wieder aufgehört habe. Da wäre ich sehr glücklich darüber gewesen, wenn das jemand ein wenig "aufpoliert" hätte...
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Frank Böhmert

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

breitsameter hat geschrieben:Da wäre ich sehr glücklich darüber gewesen, wenn das jemand ein wenig "aufpoliert" hätte...
Was vor langer, langer Zeit einmal eine Kernaufgabe des Lektorats gewesen sein soll ...

F.
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Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

Es gibt auch so Spezialisten, die Original und Übersetzung wortwörtlich miteinander abgleichen, um dann festzustellen, daß das nicht immer gar so identisch ist. Dann fertigen sie eine eigene Übersetzung an, schicken diese unter lautem Protestgeschrei in Auszügen an den Verlag und bezeichnen den Übersetzer als „Dummkopf“. Dabei zeigt ihre eigene Übersetzung in eindeutiger Weise, warum das Zeug im Buch so dasteht, wie es eben dasteht.

Ich stimme Frank Böhmert absolut zu: Übersetzer/Redakteure/Lektoren müssen so unauffällig sein, daß niemand sie bemerkt. Deshalb gerieten mir die Anfangstöne hier in den falschen Hals, die die neue J.V.Jones mit „schlechter Übersetzung“ gleichzusetzen schienen. Meines Erachtens hat das eingangs Gesagte nämlich ausgerechnet bei „Schwert der Schatten“ stattgefunden – einfach eine gute Fantasy in adäquater, funktionaler, runder Übersetzung. Die Übertragungen von „klingenden“ Personen- oder Ortsnamen sowie das Mischungsverhältnis zwischen Eindeutschen und Originalbelassen kommt auch ganz gut, denke ich. Über die deutschen Titel darf man sich vortrefflich streiten.

Es gibt kaum etwas Individualistischeres als diese Art von Job. Jeder hat seine Spleens und Eigenheiten und Animositäten. Mal wird mehr, mal weniger Blödsinn verzapft, manches davon übersehen, anderes früh genug erkannt. Mal sind die Arbeitsbedingungen bequem, mal brutal (Abgabetermin: vorgestern). Mal ist die Tagesform super, mal ist man am *****. Mal sind gute Drogen im Spiel, mal gestreckte. Der eine hat gute Korrektursoftware für den allerletzten Durchgang, der andere weniger gute. Der eine ist relativ neu im Geschäft, der andere ein alter Hase (was nicht automatisch von Vorteil sein muß). Der eine hört Tina Turner bei der Arbeit (= schlechte Ergebnisse), der andere Meat Puppets (= extrem gute Ergebnisse). Kann sogar vorkommen, daß es mal zu Fehlern in der Technik oder Verwechslungen von ersten und zweiten Versionen kommt. Mich wundert spätestens seit dem Tag nix mehr, als ich vor Jahren die deutsche Ausgabe von Iain Banks’ „Canal Dreams“ gelesen habe. Wenn es möglich ist, daß so etwas auf den Markt kommt, dann ist alles möglich und wir sind mit den gelegentlichen Klöpsen wie „hinten auf der Erde“, dem klassischen „toten Ende“ oder dem „Sporn des Moments“ noch gut bedient. Sowas kann man wenigstens ausblenden, aber einen Text wie diese Banks-Übersetzung durchsteigt man von hinten bis vorne nicht mehr.

Egalowitsch. Wieauchimmer. I’ll try my very best.
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Ralf Reiter, Köln
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Es gibt auch so Spezialisten, die Original und Übersetzung wortwörtlich miteinander abgleichen, um dann festzustellen, daß das nicht immer gar so identisch ist. Dann fertigen sie eine eigene Übersetzung an, schicken diese unter lautem Protestgeschrei in Auszügen an den Verlag und bezeichnen den Übersetzer als „Dummkopf“.


Ja, kenne ich. :wink: Alles schon erlebt. Allerdings sind das echte Ausnahmen. Viele Leser bevorzugen meist eine etwas freiere Übersetzung (ich auch), die dafür aber auch deutlich besser lesbar sein sollte.
Es gibt kaum etwas Individualistischeres als diese Art von Job. Jeder hat seine Spleens und Eigenheiten und Animositäten.


Da stimme ich voll und ganz zu. Sprache ist eben etwas lebendiges und äußerst wandlungsfähig und keine exakte Wissenschaft (nun, ignorieren wir mal das Feld der rein wissenschaftlichen Texte).
Kann sogar vorkommen, daß es mal zu Fehlern in der Technik oder Verwechslungen von ersten und zweiten Versionen kommt.
Mein Aha-Erlebnis dazu hatte ich leider gleich bei einer meiner ersten Übersetzungen. Der Text war nach dem Lektorat noch okay, doch danach wurde von jemand in der Redaktion wohl nochmal etwas übereifrig überarbeitet. Das Resultat war ärgerlich und wurde natürlich dem Übersetzer, also mir, angelastet. Berufsrisiko. :smokin
Mich wundert spätestens seit dem Tag nix mehr, als ich vor Jahren die deutsche Ausgabe von Iain Banks’ „Canal Dreams“ gelesen habe. Wenn es möglich ist, daß so etwas auf den Markt kommt, dann ist alles möglich und wir sind mit den gelegentlichen Klöpsen wie „hinten auf der Erde“, dem klassischen „toten Ende“ oder dem „Sporn des Moments“ noch gut bedient. Sowas kann man wenigstens ausblenden, aber einen Text wie diese Banks-Übersetzung durchsteigt man von hinten bis vorne nicht mehr.
Tatsache ist aber leider, daß viele Leser eine holprige oder schlichtweg falsche Übersetzung nicht erkennen - solange der Text trotzdem halbwegs lesbar bleibt. Tauchen aber Grammatik- und Rechtschreibfehler auf, so ist das Geschrei gross... :roll:
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Frank Böhmert

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

So, nach all den netten und schönen Übersetzungsschlenkern würde mich jetzt aber mal interessieren, warum die Frau Jones so Klasse ist! Ich habe nämlich bis jetzt dem Herrn George R. R. Martin seinen Mehrteiler als bestes Stück Fantasy der 90er Jahre angesehen. Das mal als Messlatte. Ist die Frau Jones wirklich so gut? Wenn ja, warum? Tell me.

Gruß, F.
Angus Thermopyle
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Ungelesener Beitrag von Angus Thermopyle »

Nur zwei der (mindestens?) sechs "Song of Ice and Fire"-Bücher sind in den 90ern veröffentlicht worden, deshalb zählt dieser Zyklus in meinen Augen nicht :wink:
Für Rowlings "Harry Potter" gilt dasselbe (um bei dieser hohen Messlatte zu bleiben).

Warum J. V. Jones so gut ist? Einfach mal lesen. Mich hat selten etwas so sehr gefesselt wie die "Book of Words"-Trilogie.

Übrigens werde ich "Sword of Shadows" erst lesen, wenn es komplett auf deutsch vorliegt (ja, so groß ist mein Vertrauen in ihre Schreibkunst), also kann ich über die Übersetzung gar nichts sagen. Dieser "Ice"/"Eyes"-Kram jedoch ... ojeojeoje ...
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