Hi Doop,
Doop hat geschrieben:"Bad in every way" ist wohl eine leichte Übertreibung. Original Star Trek (OST) ist immerhin die Serie, die zwei Hugos gewonnen hat, die namhafte SF-Autoren als Drehbuchschreiber hatte und die immerhin Episoden wie "Kennen Sie Tribbles" oder "The Doomsdaymachine" abgeliefert hat. Das sind nicht "few exeptions"(..)
Das würde ich halt schon sagen, denn auch wenn es natürlich sehr schöne Episoden gab, waren das doch die wenigsten. Für jede "City on the edge of forever" gab es fünf, in denen Kirk einen leichtbekleideten, weiblichen Unteroffizier vor einem Glibbermonster retten musste.
Wer die Effekte am heutigen Standard misst, der hat nichts verstanden. Sind die Effekte von "King Kong" schlecht oder die Effekte der Harryhausen-Filme, nur weil wir heute CGI haben? Kurz mir fehlt die Einordnung in den historischen Kontext.
Erstmal: CGI ist nicht der Gralsbringer und sieht teilweise noch reichlich ärmlich aus, da wünsche ich mir durchaus zünftige Modelle und Masken zurück.
Zu Star Trek: Das Problem ist doch nicht, dass die Effekte nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen. Es ist der Wille. Ja, Pioniertat fürs Fernsehn hin, Zeitgeist her, aber auch damals wäre schon mehr möglich gewesen, als eine Raumschiffmannschaft in Schlafanzügen statt auf Aliens auf Menschen mit Knubbel im Gesicht treffen zu lassen.
Zur Zeit von OST war der durchgehnde Story Arc noch nicht erfunden.
Randnotiz: Immer wieder höre ich, der durchgehende Story Arc sei der Stein des Weisen, der heilige Gral und etwas, ohne das sich keine heutige TV-Serie mehr auf den Markt trauen dürfte. Finde ich nicht. Ein Story Arc an sich macht eine TV-Serie noch lange nicht gut. Deswegen vermisse ich den bei TOS und TNG überhaupt nicht.
Trapped in the 1930s.... die Ideologie von OST war es mit Sicherheit nur selten. Es überwiegen Geschichten, die Liberalität feiern, die für die Gleichberechtigung der Rassen eintreten und für friedliche Lösungen plädieren.
Wieso schreibst Du eigentlich immer OST? Du meinst doch nicht den Soundtrack, oder?
Mit "Trapped in the 1930s" meint Card sicherlich die Technikgläubigkeit, Ästhetik und die primitven Abenteuer à la Flash Gordon und Buck Rogers, was sich alles so ungebrochen in TOS wiederfindet.
Gucke ich auch gerne, die Parallelen lassen sich aber nicht leugnen.
(..)
(Außerdem fehlten wohl die wirklich fähigen Autoren...)
Deine in meinen Augen grundfalsche politische Analyse davor ignoriere ich mal.
Da Du schließlich auch zu dem Ergebnis kommst, "Die Welt ist schlecht, Brannon Bragas Schreibe ist schlechter", brauchen wir das nicht zu diskutieren, weil wir uns letztlich einig sind. (Hast Du schon das enttäuschte Geheul der US-Fans zum Finale von ENT gelesen?)
Na ja, wenn mir einer ein bedeutendes Werk von Asimov nennt, was in den Jahren der Ausstrahlung von OST entstanden ist, dann nehme ich den Little Green Man Award gern selbst entgegen.
Das will mir auch nicht gelingen, ein anderes schlagkräftiges Beispiel kann ich aber nennen. Fast gleichzeitig mit Star Trek wurde Herberts "Dune" publiziert. Dieser Roman zeigt, wozu SF-Literatur fähig ist und dagegen, musst Du zugeben, stinkt Star Trek erbärmlich ab.
Der Artikel von Card aber ist schlicht und ergreifend polemisch.
Das ist er. Das muss man beim lesen im Hinterkopf behalten und darf deswegen seine Worte nicht auf die Goldwaage legen, er wollte, vornehm ausgedrückt, zuspitzen.
Könnte nicht folgender Beweggrund hinter diesem Artikel stecken (vielleicht sogar unbewusst)? Card ist gläubiger Mormone. Star Trek war immer atheistisch. Es gibt im ST-Universum von Roddenberry keinen Schöpfergott. Roddenberry hat den Atheismus seiner Serie auch in Interviews bestätigt. Könnte es sein, dass es das ist, was Card stört?
Denke ich nicht. Card ist sicherlich ein streitbarer Mensch und hat einige "ungewöhnliche" Meinungen, ich habe aber schon einiges von ihm gelesen und einen intoleranten Eindruck macht er mir nicht. Card ist sehr gläubig, ja, das heißt aber nun nicht, dass in seinen Augen jedes Werk, auch seine eigenen, sein Glaubensbild reflektieren muss. Er soll Phantastik mit mormonischen Strömungen geschrieben haben (ich habe längst nicht alles von ihm gelesen und muss mich da auf andere verlassen), er hat gerade eine Trilogie über die Frauen aus Genesis verfasst (falls hier Jugendliche mitlesen: "Genesis" ist keine SF-TV Serie, sondern ein Buch der Bibel.

), viele seiner Werke, und das widerspricht dann Deiner These, sind aber auch völlig frei von solchen Strömungen - und wenn sie das sind, wird er das auch nicht von TOS verlangen wollen.
Wenn Du Card da, wenn auch unterbewusst, Intoleranz vorwirfst, musst Du Dich selbst mal fragen, warum Du einen Gläubigen gleich unter Generalverdacht stellst. Das würde ich in der Tat intolerant nennen.