Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

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Badabumm
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Selbsteinsicht wäre nett, dauert aber sicher noch 20000 Jahre, bis sich das durchgesetzt hat. Die letzten 10000 Jahre hat sich der Mensch nicht geändert, also warum sollte das so bald zu erwarten sein?
Erst wenn direkte Vorteile zu erwarten sind, werden die Menschen begünstigt, die diese Einsicht zeigen. Solange Trumps und Erdogans in der Selektion Vorteile haben, werden sie gewinnen. Um die Einsicht zu gewinnen, muss diese mit persönlichem Nutzen verbunden werden. Das ist schwierig bei globalen, nicht greifbaren Themen wie Ozonloch, Gletscherschmelze und Überfischung. Weil diejenigen, die dafür Verantwortung tragen, das am allerwenigsten spüren. Wenn es nur noch einen Kabeljau auf der Welt gibt, wird der für 10000 Euro an einen Superreichen versteigert. Erst DANACH könnte dieser nachdenklich werden, weil kein Fisch mehr auf dem Teller liegt, aber er hat immer soviel Geld, um bis zum Schluss gut zu leben. Das liegt in der Natur der Sache. Der Ausspruch: "wenn sie kein Brot haben, sollen sie Kuchen essen" soll wohl nicht wahr sein, trifft es aber genau.
Ohne Zwang gibt es keine Selbsterkenntnis.
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Mit Zwang gibt es ebenfalls keine Selbsterkenntnis.

Sorry, aber ich hab in einer Diktatur gelebt. Du?
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Badabumm
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Mit Zwang ist nicht ausschließlich eine Diktatur gemeint. Mit Zwang ist gemeint, dass man etwas nicht von selbst und von sich aus tut. Das können strafende Gesetze sein - und die gibt es auch in einer Demokratie. Es muss einen triftigen Grund geben, einsichtig zu sein. Das mag eine Zeitlang tatsächlich funktionieren, aber das ist wie beim Vorsatz, gesünder zu leben, mehr Sport zu machen, endlich den Keller zu entrümpeln oder Tante Frieda zu besuchen. Nach einer gewissen Zeit flacht der Vorsatz ab. Da Einsicht in der Regel mit Verzicht und Energieaufwand verbunden ist, muss immer aktiv dafür gekämpft werden. Wie in jedem Kampf ermüdet der Mensch jedoch. Der Tritt in den Hintern ist der Zwang. Einsicht tritt wellenförmig auf.
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

Strafen gibt es, weil der Gesetzgeber die menschliche Natur berücksichtigt. Sonst würden Gesetze allein reichen und Strafandrohung bei Nichtbefolgung wäre überflüssig.
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Naja, die menschliche Natur ist ja gerade der Knackpunkt. Sonst könnte man ja auch sagen: reicht euch alle die Hände und seid Brüder und Schwestern... und alle würden es tun. Die Ideen sind ja reichlich vorhanden: tut dies, unterlasst das, es wäre schön, wenn es so und so wäre, und könntet ihr das bitte so machen, das ist nötig und das auch... Aber umgesetzt wurden von den Ratschlägen praktisch keine. Wir wissen ja, was wir tun sollten, doch wir tun es nicht. Wenn Gesetze alleine reichen würden, wäre alles im Lot.
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 7. März 2019 15:53 Mit Zwang ist nicht ausschließlich eine Diktatur gemeint. Mit Zwang ist gemeint, dass man etwas nicht von selbst und von sich aus tut. Das können strafende Gesetze sein - und die gibt es auch in einer Demokratie. Es muss einen triftigen Grund geben, einsichtig zu sein. Das mag eine Zeitlang tatsächlich funktionieren, aber das ist wie beim Vorsatz, gesünder zu leben, mehr Sport zu machen, endlich den Keller zu entrümpeln oder Tante Frieda zu besuchen. Nach einer gewissen Zeit flacht der Vorsatz ab. Da Einsicht in der Regel mit Verzicht und Energieaufwand verbunden ist, muss immer aktiv dafür gekämpft werden. Wie in jedem Kampf ermüdet der Mensch jedoch. Der Tritt in den Hintern ist der Zwang. Einsicht tritt wellenförmig auf.
Das ist eine nihilistische Menschensicht, die ich von Grundauf nicht teile.

Nach dieser Logik sind wir alle nur deshalb keine Verbrecher, weil wir Angst vor der Strafe haben.

Du arbeitest hier sprachlich ungeheuer ungenau: jede Strafe ist ein Zwang - aber nicht jeder Zwang ist eine Strafe. Du setzt beides gleich bzw. in seiner Funktion miteinander verknüpft. Mein Problem ist vor allem die Idee des Zwangs, der sich nicht aus einer Strafe heraus ergibt, sondern als Zwang an sich existiert, wie etwa in Diktaturen. (Oder als Scheinstrafe, etwa als Strafe dafür, ein nicht erlaubtes Buch zu besitzen.)

Die Trennunschärfe ist das gefährliche.

Ansonsten: es gibt Leute, die hören mit dem Rauchen auf. Mit dem Fleisch. Mit dem Auto. Weil sie eine Erkenntnis - früher hätte man gesagt: eine Erleuchtung - hatten. Du zeichnest das menschenbild extrem polarisierend, ohne die gewaltige Grautone aus Menschen, die dies oder jenes absolut freiwillig erkennen, anderes dagegen nicht - und zwar nicht alle das gleiche (nicht).

Ebenso setzt du Erkenntnisse von ganz unterschiedlicher gesellschaftlicher Relevanz gleich, was sie aber nicht sind: die Erkenntnis "ich sollte klimaneutral leben" ist gewaltiger und umfassender als die "ich sollte Tante Frieda öfter besuchen". Daraus ergeben sich für das Individuum auch ganz andere Handlungsnormen. Das Motiv des Handelns ist eben im Handeln entscheidend, und nicht alle Motive sind gleich stark. (Daraus ergibt sich ja die teils nicht abflachende Vorsatzkurve.)

Ja, sicher: wer glaubt, dass menschen eigentlich alle Verbrecher sind (eine Abwandlung der katholischen Ursünde), dass alle intrinsischen handlungsmotuve gleich schwach seien und der Mensch ungefähr so erkenntniswillig wie ein Gletscher ist, der sieht die Diktatur des Zwangs wohl tatsächlich als realistische Option.

Das sind dann ganz oft die, die Diktaturen nur aus der Theorie kennen, nicht aus der Praxis. Da steckt auch ein ferner Nachhall randständiger linker westdeutscher Strömungen vor 1989 drin, die auch ab und zu mit der Diktatur liebäugelten.

"Die" menschliche Natur ist hier nicht das Problem. Jede Kette bricht am schwächsten Glied. Es sind die Arschlöcher, prozentteil XY an der Gesamtsumme aller Menschen, deren individuelle Natur das Problem ist. Um es mal sehr vereinfacht zu sagen.

Ich wiederhole meine Frage allgemeiner: wer von denen, die hier für eine Art Zwang etwa zugunsten ökologischer Verbesserungen eintreten, isst denn Fleisch? Oder anders gesagt: wer von denen, die hier einen Zwang propagieren, tut dies nur, weil er selbst zu faul zur Handlungskonsequenz aus der ökologischen Einsicht heraus ist und will, dass andere ihn selbst (und wieder andere mit ihm) zur Vernunft zwingen? (Und nein, die Antwort "ich esse selten Fleisch" gilt nicht.)

Kurz: wer hier weiss, was er tun sollte, tut es aber nicht, würde aber gern gezwungen werden?
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Menschen sind nicht von Natur aus Verbrecher. Es gibt in jedem Ökosystem Individuen, die sich auf Kosten anderer vermehren und „bereichern“, wobei ich das nicht allein finanziell meine. Eine empathische Strategie kann zum Erfolg führen, eine rein egoistische auch. Dazu gibt es experimentelle Tests, die z.B. belegen, dass in der Gemeinschaft der einzelne nicht soviel einsetzt als wenn er alleine wäre. Ein „A********“ benutzt eine andere Strategie und hat damit Erfolg. Begünstigt das System besonders die Arschlöcher, so kann man es ihnen nicht verübeln, das auch zu nutzen. Ein Banker, der ungehemmt Ressourcen verprasst, steht auf der Hierarchieliste und beim Erfolg ganz oben. Dadurch ist der Banker aber nicht „böse“. Im Pool hat er bessere Chancen. Man kann dem Kuckuckskind nicht vorwerfen, dass es andere Küken tötet, denn das ist seine Überlebensstrategier und die funktioniert auch - allerdings muss sich das im Normalfall von alleine regeln. Zuviele Kuckucke zerstören aber das Gleichgewicht. Solange also die Vorteile einer solchen Strategie signifikant größer als die Nachteile sind, ändert sich nichts. Erst wenn die Vorteile deutlich zurückgehen, ändert sich die Strategie, bzw. ist nicht mehr attraktiv, und wird aus dem Pool entfernt. Und da setzt eben der Zwang ein.

https://www.neueenergie.net/wissen/klim ... handlungen

Das Klimaspiel - Warum scheitern Klimaverhandlungen?
Manfred Milinski und Jochem Marotzke, 06.08.15
Die Mechanik der Evolution hat immer solche Strategien gefördert, die zu mehr Nachkommen ihrer Besitzer, zu Kopien des erfolgreichsten Programms, geführt haben. Der Zwang, Ressourcen in Nachkommen zu verwandeln, führte zu effizienten, rücksichtslosen Ausbeutern von Ressourcen in Konkurrenz mit anderen, überall im Tierreich. Das ist unser evolutionäres Erbe. Der technologische Fortschritt erlaubte den Menschen jedoch plötzlich, Ressourcen zu übernutzen und zu zerstören. Das ist zu neu, als dass die Evolution dagegen selektieren konnte.

Wir alle, oder die Staaten der Erde, müssen durch individuelle Leistungen – weniger heizen, kühlen, fahren, fliegen – Jahr für Jahr den globalen CO2-Ausstoß senken. Wenn wir das nicht schaffen, werden viele (oder ihre Nachkommen) ganz erhebliche und bedrohliche Einbußen erleiden. Aber je mehr wir persönlich oder als Staat zum gemeinsamen Ziel beitragen, desto weniger müssen die anderen beitragen und können mithin besser gegen uns konkurrieren und komfortabler leben. Besser wäre es für uns, wenn die anderen mehr leisten und wir komfortabler leben könnten. Nur – wenn keiner etwas leistet, tritt gefährlicher Klimawandel ein und bedroht alle. Das ist das Dilemma, in dem sich jeder Mensch, aber insbesondere Vertreter von Staaten auf Klimakonferenzen befinden.
Im weiteren Text werden die Varianten des Klimaspiel-Experiments beschrieben.
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Andreas Eschbach
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

Bei Abrüstungsverhandlungen wirken genau dieselben Mechanismen.
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Andreas Eschbach
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

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L.N. Muhr hat geschrieben: 6. März 2019 17:13Der Unterschied zwischen müssen (atmen, fressen, schlafen) und wollen (gut atmen, gut essen, gut schlafen) ist essentiell, und wer den durch eine zentralistisch gesteuerte Idee des Brauchens negieren will, der hat nicht das Wesen des Menschen nicht verstanden, sondern der begreift nicht, was der Mensch eigentlich ist.
Ich kann unmöglich unerwähnt lassen, dass mich dieser Satz regelrecht begeistert. :prima:
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von manu2107 »

L.N. Muhr hat geschrieben: 6. März 2019 17:13Der Unterschied zwischen müssen (atmen, fressen, schlafen) und wollen (gut atmen, gut essen, gut schlafen) ist essentiell, ...
Andreas Eschbach hat geschrieben: 7. März 2019 20:36 Ich kann unmöglich unerwähnt lassen, dass mich dieser Satz regelrecht begeistert. :prima:
Vorab möchte nochmal erwähnen, dass ich mich über jeden Beitrag freue und über die meisten auch länger nachdenke.

Stefan, glaubst Du, das irgendwer diesen Unterschied nicht kennt? Glaubst Du, das ich mir nicht darüber bewußt bin, dass dies für jeden Menschen ein essentieller Wunsch ist, gut zu leben und nicht nur zu vegetieren? Warum ist der Kern, auf dem alle meine Überlegungen basieren: "Jeder Mensch strebt jeden Moment danach, dass er sich besser fühlt, oder zumindest nicht schlechter" ?

Wenn man etwas formuliert, wozu sowieso jeder "JA!" jubeln kann, dann ist das Pathos. Und tut mir leid, dieser Satz klingt für mich pathetisch, so schön formuliert er auch ist. Ein bißchen Pathos von mir, allerdings als Ansporn gedacht:

Ist es aber nicht klüger, sich mutig gegen eine herannahende Katastrophe zu stellen, als sich bequem hinter den Ansichten aus besseren Zeiten zu verstecken? Soll, nein muss man nicht das Risiko eingehen, dass etwas schiefgeht bei einem Versuch, und dann nochmal beginnt?

Es ist doch so, dass Science Fiction so ziemlich alle Szenarien ausgelotet hat, wie Menschen durch Maschinen versklavt werden, oder machthungrige Menschen Cyborgs dafür einsetzen. Also gibt es bereits Risikoanalysen genug, und für diese kann man Absicherungen entwickeln und einbauen. Und wenn man sagt, 'das wird immer schief gehen', warum stürzen die längsten Brücken, die höchsten Gebäude nicht ein, selbst alte SW-Systeme wie die Flugsicherung funktionieren zu 99,99% gut? Ein bißchen mehr Mut, ein bißchen mehr Vertrauen.

Es wäre ja nicht so, dass dies von einem Tag auf den anderen da wäre, 10 Milliarden "Mama robots" (nach euren Vorstellungen wohl mit Elektroschockern und "Gehorche und arbeite"-Sprüchen). Vielleicht werden sogar noch zu meiner Zeit in kleineren Umgebungen solche KI-Roboter eingesetzt, vielleicht mit 1000 Menschen, die dann mit einer steigenden Anzahl von Robots zusammenarbeiten und -leben.

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass dies in Deutschland gut passen könnte, da wir im Maschinenbau immer noch weltweit führend sind. Ausserdem sieht uns die Welt eh als moralisches Vorbild, woran auch eine aFd nichts ändern kann. Wenn sich unsere Regierung entschließt, massiv Geld in KI-Unternehmungen reinzupumpen, dann sollte man ein konkretes Ziel vorgeben. Ansonsten wird das nur zu haufenweise Konzepten und Studien führen, die nie etwas hervorbringen.

Die existierenden, bekannten Modelle von humanoiden Robotern, die auf menschliche Kommunikation eingehen können, sind erschreckend schlecht. Sowohl von der Spracherkennung, als auch Verstehen des Gesagtem. Auch die Mechanik selbst ist langsam und ungelenk, dort mit E-Motoren und Hydraulik zu arbeiten ist eh der falsche Ansatz, es wird schon an künstlichen Syntetik-Muskeln geforscht: leise und schnell.

Seltsamerweise ist das auch bei Google oder Alexa noch sowas von primitiv, und die können ja wirklich gigantische Ressourcen reinpumpen. Was das (US)-Militär entwickelt ist natürlich nicht bekannt. Die werden sich allerdings weniger darauf konzentrieren, das menschliche Gegenüber zu verstehen. Vor DEREN Entwicklungen fürchte ich mich, darum sollte man auch in humanitärer Richtung, also mit nicht-kommerziellen, nicht-militärischen Organisationen verschärft daran arbeiten.
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Ist es aber nicht klüger, sich mutig gegen eine herannahende Katastrophe zu stellen, als sich bequem hinter den Ansichten aus besseren Zeiten zu verstecken? Soll, nein muss man nicht das Risiko eingehen, dass etwas schiefgeht bei einem Versuch, und dann nochmal beginnt?
Das ist das, was ich meine. Ja, es wäre klüger. Und ja, man müsste dies und man müsste das. Und ja, der Mensch weiß, dass er was tun müsste. Und dennoch tut er es nicht. Das ist evolutionäres Erbe. Einige preschen vor, und anfangs laufen viele mit. Aber auf jede Flut folgt Ebbe. Die Ereignisse werden durch andere abgelöst.

Was passiert nun mit dem Hambacher Forst? Ist in den letzten Monaten überhaupt EINE Meldung darüber aufgetaucht? Was ist mit den Opfern der Reaktorkatastrophe in Japan? Sie leben noch immer in Auffanglagern und sterben leise. Interessiert das noch jemanden? Tsunami, Elbhochwasser, Vulkanausbruch, Völkermord, Krieg, Walfang, Eisschmelze, Schweinepest. Man denkt, danach ist alles vorbei und wieder gut, aber dass Menschen darunter Jahrzehnte leiden und dass irreversible Folgen entstanden, ist sofort vergessen.

Und so tickt der Mensch. Wir können ihn weder durch KI noch durch Staatsdoktrin umstimmen. Er muss das Schlimme verdrängen, um zu überleben. Er will seine Gene weiterreichen, und die Welt ist dazu nur Mittel. Genau das tun Millionen von Tier- und Pflanzenarten auch. Auch der Biber und der Wolf denken nur an sich. Genauer: sie denken nicht an sich als Individuum, sondern als Hülle für ihre Erbinformation. Deshalb stimmt der Grundsatz, dass sie Schmerzen unbedingt vermeiden wollen und nur ihr Wohlbefinden im Kopf haben, nicht uneingeschränkt. Stimmte dieses, gäbe es keine Religion, keine Selbstopferung, nicht mal Empathie.

Was auffällt ist, dass der Mensch gerne betüdelt und umsorgt wird. Er liebt die Monarchie, weil er selbst wenig tun muss - andere tun alles für ihn. Im Schutz der Stammesgruppe gedeiht er prächtig. Er könnte sich genauso - und wird es auch - auf deine Roboter verlassen, aber das ändert eben nicht sein Verhalten, sondern er bürdet die Verantwortung nur der KI auf. Mama-Bot wird es schon richten. Die Resultate wären dieselben. Es wäre, wie mehrfach erwähnt, eine Diktatur der Maschinen. Das hatten wir in der SF schon oft.

Nebenbei: ein bizarres Szenario, wie Menschen als Insektenstaat leben, ist in Herberts "Hellströms Brut" geschildert. Wär doch auch mal eine Alternative...
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Videos von existierenden KI-Robots

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Hab mal etwas gegooglet, was so in Deutschland da ist, z.B. Videos eines Forschers vom Max-Planck-Institut für intelligente Systeme

Nachtrag: Der Roboter 'Nao' ist aus Frankreich, also nix Deutschland. Und er kostet 'nur' 8.330 EUR + Versand :-)

Hinter dem Button "Spoiler Anzeigen" habe ich zwei davon kommentiert.
Zum bereits früher gezeigten Robot 'Pepper' gibts hinter dem obigen Link auch dort Videos.


Dies ist der Roboter "Nao", der mit der KI-Software "Playful" gesteuert bzw. programmiert ist.

D.h. in diesem Film hat "Nao" nur eine Aufgabe: den Bällen mit 'Augen' zu folgen, darauf zuzugehen, zu greifen usw.
Da das noch sehr langsam ist, wird ab und zu auf '2x' oder '8x' Geschwindigkeit abgespielt.
Schon irgendwie beeindruckend, aber no so weit von 'Nutzbarkeit' entfernt.
Trotzdem ein Spielzeug, das ich gerne hätte. Ich glaube, den kann man kaufen für 8.330 EUR (nicht 20.000 EUR, wie vorher geschrieben)


Link: https://www.youtube.com/watch?v=


Und hier Roboter "Apollo", erkennbar von 'KUKA', der Augsburger Firma, die jetzt Chinesen gehört

Auch mit der Programmier- und Steuerungssoftware 'Playful' (robotic behavior orchestration software)
Da er auf einem Industrie-Roboter aufbaut, schaut er schon sehr gewöhnungsbedürftig aus. Wenigstens kann er lächeln .. ;-)


Link: https://www.youtube.com/watch?v=
.. have fun ..
Zuletzt geändert von manu2107 am 9. März 2019 16:26, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Und wenn man sagt, 'das wird immer schief gehen', warum stürzen die längsten Brücken, die höchsten Gebäude nicht ein, selbst alte SW-Systeme wie die Flugsicherung funktionieren zu 99,99% gut? Ein bißchen mehr Mut, ein bißchen mehr Vertrauen.
Darum geht es gar nicht. Ich zweifle nicht an der Fähigkeit des Menschen, Tolles zu leisten. Das habe ich bereits mehrfach betont. Es geht um die Gründe hinter all dem. Wofür ist denn das höchste Gebäude gut und warum ist es so hoch? Weil die Grundstückspreise hoch sind (ein Grund, der letztlich nicht rational ist), weil sich damit manische Architekten verewigen wollen, weil Ausbeuter dort einziehen, die für ein Appartement 1000000 Dollar zahlen können, weil man unbedingt ein höheres Haus als die Nachbarn haben will (das "Türme"-Dorf in Italien ist ein nettes Beispiel dafür) und weil es gut kontrollierbar ist. Es ist ein Beweis menschlicher Genialität - aber eben nur das.

Wer fliegt denn mit den tollen Flugzeugen mit toller Flugsicherung? Zum Großteil Urlauber, die sich auf Inseln besaufen, Diplomaten, die viel reden, Angestellte, die morgens in ihr Büro auf dem anderen Kontinent fliegen und abends wieder zurück, und Postpakete und Rosen, die einen Tag schneller beim Adressaten sein sollen. Nur ein Bruchteil ist wirklich für die menschliche Zukunft gut.

Wir bewundern Tempel, Pyramiden, Maschinen und Staudämme. Bis auf das CERN, Radioteleskope und ein paar andere sind alle diese Monumente nur für die Befriedigung einfacher Gelüste und für imaginäre Götter. Der Biber baut auch tolle Dämme und die Termiten tolle Hochhäuser. Wir machen nichts anderes...
Zuletzt geändert von Badabumm am 9. März 2019 16:11, insgesamt 4-mal geändert.
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Was formt das Denken und Handeln eines Menschen?

Ungelesener Beitrag von manu2107 »

Badabumm hat geschrieben: 9. März 2019 15:04 ... Und so tickt der Mensch. Wir können ihn weder durch KI noch durch Staatsdoktrin umstimmen. ...
Entscheidend geformt wird ein Mensch u.a.
  • wie er in den ersten Jahren aufgezogen wird. Dies kann mit Hingabe, Empathie, fürsorglicher Strenge und Belohnung geschehen.
    Oder durch Vernachlässigung, Gleichgültigkeit, psychische und physische Gewalt. Wo Alkohol und Junkfood, exzessiv TV und Internet konsumiert wird.
  • welche Beispiele er/sie in seiner Familie, Firma, Vereinen, TV, Internet sieht, und als nachahmenswert einstuft oder eben nicht.
  • ob er in kritischen Situationen (Streit, Gewalt, Verzweiflung) Hilfe erfährt, die er als solche spürt, oder z.B. generell Gewalt als Antwort gegen Gewalt wählt.
  • in welcher Gesellschaft er lebt: die überwiegend gerecht oder nicht, die überwiegend gute Antworten auf Probleme findet oder nicht.
  • welche Art von Bildung er bekommen kann, ob seine Arbeit ihm Freude bereitet, wie er mit Frustration und dem berühmten 'Aufschieben von Belohnung' umgehen kann.
Und das beeinflusst erheblich, 'wie ein Mensch tickt'. Soweit, dass egoistische Tendenzen hinter gemeinschaftlichen zurücktreten.

Zwar wird er immer dem Grundsatz 'Jeder Mensch strebt jeden Moment danach, dass er sich besser fühlt, oder zumindest nicht schlechter' unterliegen, jedoch ist eben wichtig, wodurch ein Mensch sich besser fühlt, und vor allem, von welchem Handeln er sich vorstellen kann, dass es ihm dabei oder danach besser geht. Aber diese positive Erfahrungen muss er zuerst gemacht haben. Das nennt man Erziehung

Und dazu könnten 'künstliche Geschöpfe' einen entscheidenden Beitrag für eine bessere Zukunft leisten; die dabei positiv mitwirken können und übermitteln können, was Erkenntnisse aus Psychologie, Soziologie und anderen Gebieten herausgefunden und erfolgreich eingesetzt wird.

Soweit meine Argumentation.
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Re: Idee für ein real mögliches Zukunftsszenario: Ähnliches?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Das ist alles richtig argumentiert. Deshalb stehen zuerst die Änderung der Gesellschaft und danach an zweiter Stelle die Methoden, u.a. deine Mama-Bots. Wie Kinder erzogen werden und wann und warum man Spaß an der Arbeit hat, ist ein gesellschaftliches Problem. Erst muss ein Ziel ins Auge gefasst werden, danach die Strategie und zuletzt die "Kampfausrüstung", die für diesen Zweck geeignet ist. Das Problem ist nur, dass simples Postulieren hehrer Ziele nichts nutzt. Die Strategie muss die menschliche Natur mit einbeziehen. Im Grunde muss es die Menschen zum Besseren belügen. Der Einzelne denkt nur bis morgen, und das muss man akzeptieren und ausnutzen.

Man könnte ein Berufspflichtjahr einführen, eine Art "Walz" für Jugendliche. Die integre Einstellung vieler Handwerker der alten Schule stammt daher: persönliche Erfahrung, Belohnung von eigener Leistung, Verzicht, Regeln und Fairness. Alle müssen wissen, woher die Milch kommt und was dazu getan werden muss. Alle müssen mal ein Stück Land bearbeitet haben, alle müssen Alte und Kinder betreut haben. Das Studium darf nicht elitärer sein als die Handarbeit. Das hat nichts mit gleichmacherischer Bezahlung zu tun, sondern mit Wertegefühl.

Ergänzung: da Menschen automatisch und blitzschnell bewerten und alles einsortieren, müssen die richtigen Schubladen dafür generiert werden.
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