Melde Vollzug!
Kategorie Kurzgeschichten. Gut, dass ich nicht den Ted Chiang genommen hatte, der ist ja grad vorgestellt worden. Ich hab aber auch ein - wie immer sehr schön gestaltetes - Buch aus dem Golkonda Verlag.
Und zwar
Robert Silverberg (Hrsg.) - Die besten SF-Storys 1945-1963
Puh, viele Seiten, teils Novellen. Ich muss dazu noch ausführen - als ich so mit ca. 12 Jahren begann, SF zu lesen, habe ich neben Asimov und lem hauptsächlich Kurzgeschichten gelesen, hatte aber irgendwann das Gefühl, dass ich zu dumm dafür bin, außerdem fand ich es irgendwie nicht genügend, ich wollte schon eher epische Geschichten, sprich Romane. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich habe Band 2 gewählt, weil ich denke, dass die noch älteren Geschichten aus Band 1 dem Lauf der Zeit noch weniger standhalten können.
Zusammenfassend muss ich hier sagen, dass die Ideen aller Storys ohne Ausnahme toll sind. Aber an der Ausführung hapert es halt doch. Teilweise bin ich immer noch zu dumm, das zu verstehen. Und das ist mir wiederum zu dumm
Also fangen wir an.
Cordwainer Smith, Scanner leben vergebens, von 1948. Uff, gleich zu Beginn Hardcore, sowohl vom Umfang als auch vom Inhalt. Smith scheut sich, die Welt zu zeigen, in der die Menschen, Scanner und Habermänner (auch Menschen, nur halt tot) leben. Insofern tat ich mir ein bisschen schwer, mich hineinzufinden. Ich weiß nicht, wie diese Zukunftswelt aussieht und was denn die Intention in den Weltraum zu fliegen ist (ja klar, Ressourcenabbau, aber wer hat genau was davon?). Aber: Die Innensicht des Protagonisten ist sehr eindringlich und mitreißend geschildert. Die Gemeinschaft der "Scanner" ist wunderbar fremd und daher sehr futuristisch beschrieben, mit all diesen neuen Fachbegriffen, Verhaltensweisen, dem Umgang damit, als Scanner alles scannen zu können, aber mit eigenen Sinnen nichts mehr wahrnehmen zu können. Großartig übersetztes Vokabular zum Weltraum und den Schrecken des Weltraums.
Fazit: SF pur, spannend und tragisch, und gottseidank geht es (wenn auch nicht für alle) gut aus.
Ray Bradbury, Der Himmel auf dem Mars, von 1948. Melodramatische Story over the top mit Mars-Landung. Es wird sehr schnell klar, was Sache ist, und heutzutage würden die Raumfahrer nicht mehr so leicht drauf reinfallen (es sei denn, sie atmen Halluzinogene ein). Außerdem wird zu wenig SF gestaltet, denn es wird gar nicht überprüft, ob die Schwerkraft so ist wie auf dem Mars zu erwarten ist und anderes; solche "Details am Rande" ignoriert Bradbury und das stört mich, weil die "SF" nicht so wirklich stattfindet. Ein Raumschiff irgendwohin zu schicken reicht da nicht aus.
Fazit: Reinrassiger Horror mit SF-Elementen, mir zu kitschig erzählt, aber die Idee an sich gefällt mir (auch wenn sie heutzutage schon allzu bekannt ist). Funktioniert aber und geht wie zu erwarten aus.
Cyril M. Kornbluth, Die kleine schwarze Tasche, von 1950. Ein verkrachter, versoffener, desillusionierter Arzt findet eine Medizintasche aus der Zukunft, die einfach alles kann, macht noch einmal Karriere (zusammen mit einem kleinen erpresserischen Miststück), und dann ...
Fazit: Klasse erzählt, klasse Story mit Horror-Elementen, mit einem bööööösen Ende.
Richard Matheson, Menschenkind, von 1950. Eine echte Short Story von wenigen Seiten über ein "Monster", so ein bisschen Frankenstein.
Fazit: Schön zu lesen aus der Sicht des "Monsters", Gänsehaut bei seinem letzten Versprechen / Schlusssatz der Story.
Fritz Leiber, Schöne Aussichten, von 1950. Die H-Bombe ist gefallen. Frauen verhüllen sich. Autos haben Raketenantriebe. Ein Mafia-Mädel, in das sich der falsche Mann (der Protagonist) verliebt.
Fazit: An sich keine schlechte Idee, aber total belanglos und langweilig erzählt, der Protagonist ist doof, alle anderen sind noch doofer, ohne Pointe.
Anthony Boucher, Die Suche nach dem heiligen Aquin, von 1951. Eine theologische Geschichte mit einem philosophischen Robo-Esel und der Reise eines Mannes zu einem abgelegenen Kloster, auf der Suche nach ... siehe Titel.
Fazit: Eine fremde und doch vertraute Welt, deshalb richtig schöne SF mit Humor und philosophischen Dialogen. Funktioniert auch heute noch!
James Blish, Oberflächenspannung, von 1952. Wieder mal ein langes Teil. Was passiert, wenn Menschen die Perspektive von Ameisen haben?
Fazit: Große Klasse. Geschichten, wie ich sie mag. Archaisch, mit ein bisschen Steampunk und doch SF.
Arthur C. Clarke, Die Neun Milliarden Namen Gottes, von 1953. Der Titel ist der Inhalt, das kriegen wir mit einer SF-Maschine hin, und wir wissen, wie es ausgeht.
Fazit: Gut geschrieben mit konsequentem Ende, das ich trotzdem nicht mag. Ich wurde nicht warm mit der Story, weil mir die Charaktere wurscht waren und es keine wirkliche Spannung gab.
Tom Godwin, Eiskalte Gleichungen, von 1954. Ja. Nee. Sorry. Weil der Focus auf das Drama mit dem zum Tode verurteilten Blinden Passsagier gelegt ist, wird die ganze SF zur Farce. Ich scheitere gleich zu Beginn an der Feststellung (die alles entscheidende, die den Tod des b.P. bedeutet), dass man die Hilfsschiffe mit gerade so viel Treibstoff ausstattet (ohne Reserve, versteht sich), dass sie zu einer Welt fliegen und dort landen können. Nur, sie können dann nie wieder starten, was bedeutet, dass sämtliche besiedelten Planeten voll sind mit diesen Schiffen, weil jedes Mal, wenn man was braucht, ein neues geschickt werden muss. Was für ein Schwachsinn. (Ansonsten beherrscht man Hyperflug und auch Hyperfunk und so.)
Fazit: Nee. Wirklich nee. So geht das nicht. Das mag bei einem Einakter-Theaterstück funktionieren, denn die Grundgeschichte und das Drama finde ich ja gar nicht schlecht. Aber nee, tut mir leid. Ich hab rasch durchgeblättert und nur überflogen, denn leider waren auch die Dialoge flach und langweilig auf viel zu vielen Seiten.
Alfred Bester, Geliebtes Fahrenheit, von 1954. Nein. Bitte nein. Nicht schon wieder. Man beherrscht Überlicht, hat wasweißichwo Planeten besiedelt, aber in Großbritannien fährt man mit dem Benzin-Auto und wird vom Hubschrauber verfolgt, der keine Wärmekameras hat und deshalb nachts die Suche aufgeben muss. Geht gar nicht! Auch die literarische Bearbeitung mit der psychotischen Projektion im Wechsel zwischen "Ich" und "Er", "Er", funktioniert überhaupt nicht. Nichts an der ganzen Geschichte ist nachvollziehbar und alle Beteiligten sind reichlich doof. Worum geht's? Ein psychopathischer Serienkiller überträgt das Killen auf seine Maschinen. Zuerst Android, am Ende Roboter. Nette Idee, tja, das war's.
Fazit: Das war nix, mein Bester.
Damon Knight, Das Land der Sanftmütigen, von 1956.
Fazit: Hä?
Daniel Keyes, Blumen für Algernon, von 1959. Muss ich da was zu erzählen? Ihr kennt sie doch alle, oder? Leute, ich hab diese Geschichte nie vergessen und was hab ich wieder geheult und während ich das hier schreibe, hab ich schon wieder Gänsehaut. Eine so traurige, wunderschöne, bittersüße Geschichte, unglaublich ergreifend aus der Sicht des Protagonisten durch ein Tagebuch erzählt. Der Rasenmähermann hat hier seinen Anfang genommen, aber ein anderes Ende gefunden und ist bei weitem nicht so tragisch. "Bidde legen Sie ab und zu mal ein paar Bluhmen auf Algernons Grab ..." Buuuhuhuhuhu. Heul. DAS ist Romantik. DAS ist Geschichtenerzählen. Nüchtern, pointiert, und doch unglaublich emotional. Kein Wort zu viel, die Länge exakt abgestimmt.
Fazit: Ganz große Literatur und eine der größten SF-Storys aller Zeiten. Allein hierfür lohnt sich der Kauf!!!!!!!!!!!
Roger Zelazny, Dem Prediger die Rose, von 1963. Ich mag Zelazny und er enttäuscht mich auch hier nicht. Wieder mal Mars, könnte aber überall sonst spielen, auch auf der Erde. Wenig SF, mehr ... ach, keine Ahnung.
Fazit: Unterhaltsam und schön, wie bei Zelazny üblich. Eher belanglose Story, aber gut erzählt und ein guter Abschluss der Sammlung. (Positiv.)
( ) Roman-Neuerscheinung aus 2019
(X) Kurzgeschichtensammlung: Silverberg (Hrsg.) Best of SF 1948-1963
( ) Preisträger von 1987
( ) Buch von Arthur C. Clarke
(X) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch: Cixin Liu Weltenzerstörer
( ) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel
( ) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft