Visionen 2004 - Der Atem Gottes
Zwischen Layouterei und nächtlichen Überstunden als Filmvorführer habe ich es geschafft, "Visionen" durchzulesen. Meine Favoriten (nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge):
Karl Michael Armer: Die Asche des Paradieses. Bitter, bitter, bitter, aber sehr intensiv. Einziger Wermutstropfen: Formulierungen wie "kamen wie eine Hobbit-Patrouille in einer Reihe den Hang herunter" hätte ich schon einer Mainstream-Story angekreidet - einer Geschichte mit dieser Thematik umso mehr.
Marcus Hammerschmitt: Harmagedon. Kurzweilige, bitterböse Endzeitsatire mit Referenzen an "Picknick am Wegesrand" der Strugatzkis. Es hätte mich auch verwundert, wenn M.H. nicht auf den ersten drei Pätzen gelandet wäre; zumindest seine Kurzgeschichten haben mich bis dato nicht enttäuscht.
Thorsten Küper: Der Atem Gottes. Bis auf den angedeuteten apokalyptischen Schluss eher ein wissenschaftlicher Thriller, andererseits sehe ich in jeder Vermischung mit anderen Genres eine Vitaminspritze für das SF-Genre. Der Aufbau der Story (Verhörsituation) ist Thorstens Beitrag in "Walfred Goreng" arg ähnlich. Vielleicht entstanden die Stories relativ zeitgleich, oder sie erschienen nur zufällig dicht hintereinander.
Ansonsten eine sehr gefällige Anthologie, die keinen wirklich schlechten Beitrag enthält, einige sind lediglich nicht nach meinem gusto.
Ahoj,
Robert Kerber
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Karl Michael Armer: Die Asche des Paradieses. Bitter, bitter, bitter, aber sehr intensiv. Einziger Wermutstropfen: Formulierungen wie "kamen wie eine Hobbit-Patrouille in einer Reihe den Hang herunter" hätte ich schon einer Mainstream-Story angekreidet - einer Geschichte mit dieser Thematik umso mehr.
Marcus Hammerschmitt: Harmagedon. Kurzweilige, bitterböse Endzeitsatire mit Referenzen an "Picknick am Wegesrand" der Strugatzkis. Es hätte mich auch verwundert, wenn M.H. nicht auf den ersten drei Pätzen gelandet wäre; zumindest seine Kurzgeschichten haben mich bis dato nicht enttäuscht.
Thorsten Küper: Der Atem Gottes. Bis auf den angedeuteten apokalyptischen Schluss eher ein wissenschaftlicher Thriller, andererseits sehe ich in jeder Vermischung mit anderen Genres eine Vitaminspritze für das SF-Genre. Der Aufbau der Story (Verhörsituation) ist Thorstens Beitrag in "Walfred Goreng" arg ähnlich. Vielleicht entstanden die Stories relativ zeitgleich, oder sie erschienen nur zufällig dicht hintereinander.
Ansonsten eine sehr gefällige Anthologie, die keinen wirklich schlechten Beitrag enthält, einige sind lediglich nicht nach meinem gusto.
Ahoj,
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- Susanne
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Frisch vom Lesen in der Straßenbahn - mein Kommentar zu Michael Marraks „Relicon“:
Fängt ausgesprochen vielversprechend an – tolle Atmosphäre, lebendige Figuren. Sehr witzige Idee, die Cyberwelt Relicon, bei der Stelle mit der Raumstation in Form einer bemannten Hostie habe ich in der Straßenbahn laut losgekichert. Leider finde ich die Geschichte als Ganzes dann doch nicht gelungen, das liegt an dem in meinen Augen völlig unglaubwürdigen Verhalten von Alphonse am Schluss. Dieses Ende wirkt wie die krampfhafte Konstruktion einer überraschenden Wende. Entweder hätte die Beziehung der Zwei vorher etwas anders geschildert werden müssen (weniger herzlich), oder das Ende. So passt das eine nicht zum anderen. Im Nachhinein fallen mir auch eine Menge Schnörkel auf, die weder besonders witzig, noch wichtig für die Handlung oder Charakterisierung scheinen, z.B. das Überholmanöver am Anfang, oder der Spaziergang vor dem Besuch. Über ein paar Seiten hin hat auch sehr auffällig das Lektorat eine kleine Pause eingelegt
– es wimmelt dort ziemlich von Fehlern - ganz überraschend, nach dem in der Hinsicht bisher extrem gut wegkommenden Rest. (U.a. - Amber Ly hat als Seh’organ’ ganz sicher keine „Okulare“ - damit würde man ihr in den ‚Kopf’ hineingucken, nicht sie heraus – sondern Objektive.)
Fängt ausgesprochen vielversprechend an – tolle Atmosphäre, lebendige Figuren. Sehr witzige Idee, die Cyberwelt Relicon, bei der Stelle mit der Raumstation in Form einer bemannten Hostie habe ich in der Straßenbahn laut losgekichert. Leider finde ich die Geschichte als Ganzes dann doch nicht gelungen, das liegt an dem in meinen Augen völlig unglaubwürdigen Verhalten von Alphonse am Schluss. Dieses Ende wirkt wie die krampfhafte Konstruktion einer überraschenden Wende. Entweder hätte die Beziehung der Zwei vorher etwas anders geschildert werden müssen (weniger herzlich), oder das Ende. So passt das eine nicht zum anderen. Im Nachhinein fallen mir auch eine Menge Schnörkel auf, die weder besonders witzig, noch wichtig für die Handlung oder Charakterisierung scheinen, z.B. das Überholmanöver am Anfang, oder der Spaziergang vor dem Besuch. Über ein paar Seiten hin hat auch sehr auffällig das Lektorat eine kleine Pause eingelegt

Verschiebe nicht auf morgen, was auch bis übermorgen Zeit hat. (Mark Twain)
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"Man gönnt sich ja sonst nichts ..." jon (Hrsg.) ISBN 3-935982-28-3
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- Susanne
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Liest eigentlich sonst niemand mehr das Buch? DAS wollte ich nicht!
Aber ich finde es sinnvoll, das Buch wirklich _gründlich_ kritisch zu betrachten – gerade, weil die Reihe „Visionen“ doch Maßstab für die deutsche SF-Kurzgeschichtenlandschaft sein, oder vielleicht besser _werden_ soll. Ist das Schweigen Zustimmung?
Oder Fassungslosigkeit ob meiner Dreistigkeit, an Koryphäen herumzukritteln??? Nee, oder?
Soll ich aufhören?
Na, jetzt noch nicht.
(Obwohl es ein bisschen öde ist, so ohne Diskussion, quasi ins ins OFF zu kommentieren.)
Herbert W. Franke “Nur eine Infektion”
Gleich zu Anfang vergrätzt mich die Geschichte durch in jeder Hinsicht mangelhafte Recherche: die Schilderung, wie das Virus im Labor untersucht wird - inklusive der benutzten Fachtermini - sind einfach hanebüchen.* So, wie in „Nur eine Infektion“ arbeitet und redet kein Mensch in einem molekularbiologischen/virologischen Labor - das ist Technobabbel in Reinkultur, ärgerlich.
Ich fühlte mich richtiggehend veräppelt, wie von einem Professor Brinkmann, der an seinem Schwarzwaldklinik-OP-Tisch ernsthaft nach Pürierstab und Stichsäge verlangte.
Bevor ich mich noch ganz wieder abgeregt hatte, war die Geschichte zuende. Das offene Ende gefällt mir, obwohl ich bei der Frage, ob sich jemand infizierte, oder die da Murks geforscht haben ganz klar in Richtung letzteres tendiere, denn so, wie da ... s.o.
Auch bei dieser Story: gute Idee, unbefriedigende Umsetzung.
(* falls diesbezüglich Details gewünscht sind, kein Problem.)
LG
Susanne



Soll ich aufhören?
Na, jetzt noch nicht.

Herbert W. Franke “Nur eine Infektion”
Gleich zu Anfang vergrätzt mich die Geschichte durch in jeder Hinsicht mangelhafte Recherche: die Schilderung, wie das Virus im Labor untersucht wird - inklusive der benutzten Fachtermini - sind einfach hanebüchen.* So, wie in „Nur eine Infektion“ arbeitet und redet kein Mensch in einem molekularbiologischen/virologischen Labor - das ist Technobabbel in Reinkultur, ärgerlich.
Ich fühlte mich richtiggehend veräppelt, wie von einem Professor Brinkmann, der an seinem Schwarzwaldklinik-OP-Tisch ernsthaft nach Pürierstab und Stichsäge verlangte.
Bevor ich mich noch ganz wieder abgeregt hatte, war die Geschichte zuende. Das offene Ende gefällt mir, obwohl ich bei der Frage, ob sich jemand infizierte, oder die da Murks geforscht haben ganz klar in Richtung letzteres tendiere, denn so, wie da ... s.o.
Auch bei dieser Story: gute Idee, unbefriedigende Umsetzung.
(* falls diesbezüglich Details gewünscht sind, kein Problem.)
LG
Susanne
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Deine Bermekungen sind interessant. Ich habe das Buch durchgelesen und an anderer Stelle mein Fazit dazu gezogen.Susanne hat geschrieben:Liest eigentlich sonst niemand mehr das Buch? DAS wollte ich nicht!![]()
Aber ich finde es sinnvoll, das Buch wirklich _gründlich_ kritisch zu betrachten – gerade, weil die Reihe „Visionen“ doch Maßstab für die deutsche SF-Kurzgeschichtenlandschaft sein, oder vielleicht besser _werden_ soll. Ist das Schweigen Zustimmung?
Oder Fassungslosigkeit ob meiner Dreistigkeit, an Koryphäen herumzukritteln??? Nee, oder?
Soll ich aufhören?
Bei sf-netzwerk.de diskutieren zusätzlich noch ein paar Leute.
Auf scifiboard.de ist (ansatzweise) eine Diskussion im Gange, die sich allerdings erwartungsgemäß schnell am beliebten Thema "ist das noch SF oder nicht" festgebissen hat.Susanne hat geschrieben:(Obwohl es ein bisschen öde ist, so ohne Diskussion, quasi ins ins OFF zu kommentieren.)
Robert Kerber
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Dank für Kritik
Hallo Susanne, lieber Ulrich,
vielen Dank für eure offene und unverblümte Kritik an „Parkers letzter Auftrag“.
Natürlich ist es ernüchternd, aber auch erfrischend, mal zu hören, was die Leser so denken und nicht von Kollegen „die Eier geschaukelt zu bekommen“.
Liebe Grüße,
Andreas
http://www.agruber.com
vielen Dank für eure offene und unverblümte Kritik an „Parkers letzter Auftrag“.
Natürlich ist es ernüchternd, aber auch erfrischend, mal zu hören, was die Leser so denken und nicht von Kollegen „die Eier geschaukelt zu bekommen“.
Liebe Grüße,
Andreas
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Auch Kritik...
...muss man ertragen können. Andreas bringt es auf den Punkt. Ich halte mich in solchen Diskussionen meistens etwas bedeckt, denn ich sehe die Sache so: Erntet man Kritik, kann man stundenlang darüber lamentieren, warum die eigene Story doch hervorragend ist. Tatsache bleibt aber, dass man den Kritiker nicht erreichen konnte und es sind wir Autoren die - so hat das vor einiger Zeit jemand in einem Forum formuliert - die Bringschuld haben. Ich für meinen Teil versuche daraus zu lernen. Das ist nur durch Kritik möglich und damit können wir, glaube ich, alle sehr gut leben.
Ich hoffe , meine Worte sind nicht vom Fieberwahn vernebelt, seit heute Morgen kämpfe ich mit einer fiesen Grippe. Hoffentlich weder Njomwegs Krankheit, noch der Atem Gottes
8)
Ich hoffe , meine Worte sind nicht vom Fieberwahn vernebelt, seit heute Morgen kämpfe ich mit einer fiesen Grippe. Hoffentlich weder Njomwegs Krankheit, noch der Atem Gottes

8)
Bei vorgebrachter Kritik in einem Forum bin ich doch immer zwiespältig. Nicht nur, dass mancher Satz unterschiedlich aufgefasst wird. Ich sehe keinen Sinn ausführliche Kritik vorzutragen. Es sei denn, man würde ausschließlich über einen bestimmten Text diskutieren und sich bemühen auf die Argumente einzugehen und nicht einfach aus Lust und Laune heraus abzulehnen, nur weil der eigene Standpunkt nicht überdacht werden will. Also, ich bezweifle dass ein Autor wesentliche Erkenntnis aus meinen sehr kurzen Anmerkungen gewinnen kann. Ohne Zweifel sind Foren in mancher Hinsicht interessant, aber auch nicht immer.
Dass Susanne sich die Zeit nimmt ausführlicher auf die Texte einzugehen, ist schön. Aus oben genannte Gründen tue ich das nicht gerne.
Dass Susanne sich die Zeit nimmt ausführlicher auf die Texte einzugehen, ist schön. Aus oben genannte Gründen tue ich das nicht gerne.
Hallo Susanne,
ja, den Anspruch, den sich die Visionen auf die Fahnen geschrieben hat, ist ein zweischneidiges Schwert. Bei dem Anspruch ist man schnell dazu verleitet, besonders kritisch zu sein.
Ich war eigentlich positiv angetan von „Der Atem Gottes“, obwohl ich auch einige Kritikpunkte sehe. Allerdings ist die Antho ja der erste Band und ich denke, da ist noch Steigerungspotential. Ich bin mir sicher, dass schon zu Visionen 2005 eine Vielzahl noch besserer Geschichten eingeht.
Aber ich fasse mal meine Kritikpunkte zusammen:
1. Die Übergeschichte a la „Ich fürchte kein Unglück“ von Michael K. Iwoleit oder „Stimmen der Nacht“ von Thomas Ziegler sucht man vergeblich.
2. Es sind für meinen Geschmack ein paar schwächere Geschichten dabei ( Andreas Gruber, Erik Simon, Michael Marrak, Myra Çakan, Malte S. Sempten – die Franke Geschichte fand ich ganz nett, war ja kurz und störte nicht). Allerdings ist das ja auch Geschmackssache, habe noch keine Geschichte von Andreas Gruber gelesen, die mir gefallen hat, kann also in dem Fall auch einfach nur an mir liegen
3. Eine Beschränkung auf X-Seiten ist überflüssig, habe im Sommer Galaxy8 (glaub ich) aus den Sechzigern gelesen, da gab es auch keine Beschränkung auf 40-60 Seiten und manche Autoren brauchen mehr Platz, um eine Geschichte entfalten zu lassen.
Aber das Positive: War aus meiner Sicht neben „Eine Trillion Euro“ die beste Anthologie des Jahres. Und die war ja eine Europäische, da kann man aus einem größeren Fundus schöpfen, weil die meisten Geschichten dieser Länder noch nicht in Deutschland veröffentlicht wurden. Aber ich lasse mich gerne belehren, wenn jemand eine bessere Antho dieses Jahr gelesen hat.
Des Weiteren ist die Bandbreite der Geschichten enorm. Bei manchen kann man zu Recht diskutieren, ob sie noch SF sind, aber das bereichert doch das Buch. Die Geschichte von Jan Gardemann ist eigentlich eine morbide Horrorstory, fügt sich aber in das Gesamtbild ein. Ebenso wie Rainer Erlers Geschichte, welches die Maria Geburt bzw. eine Geburt eines Antichristen mit einer SF mäßigen Variante erweitert.
Insgesamt, so denke ich, würde ich folgendes Fazit ziehen:
Im Jahresvergleich eine herausragende Anthologie. Absolut gesehen mit Sicherheit weniger, aber ich denke, es ist ein gelungenes Debüt, mit Steigerungspotential.
Warte erstmal, bis Susanne Jaja ihr Debüt in den Visionen gibt -)
Bis bald,
Michael
ja, den Anspruch, den sich die Visionen auf die Fahnen geschrieben hat, ist ein zweischneidiges Schwert. Bei dem Anspruch ist man schnell dazu verleitet, besonders kritisch zu sein.
Ich war eigentlich positiv angetan von „Der Atem Gottes“, obwohl ich auch einige Kritikpunkte sehe. Allerdings ist die Antho ja der erste Band und ich denke, da ist noch Steigerungspotential. Ich bin mir sicher, dass schon zu Visionen 2005 eine Vielzahl noch besserer Geschichten eingeht.
Aber ich fasse mal meine Kritikpunkte zusammen:
1. Die Übergeschichte a la „Ich fürchte kein Unglück“ von Michael K. Iwoleit oder „Stimmen der Nacht“ von Thomas Ziegler sucht man vergeblich.
2. Es sind für meinen Geschmack ein paar schwächere Geschichten dabei ( Andreas Gruber, Erik Simon, Michael Marrak, Myra Çakan, Malte S. Sempten – die Franke Geschichte fand ich ganz nett, war ja kurz und störte nicht). Allerdings ist das ja auch Geschmackssache, habe noch keine Geschichte von Andreas Gruber gelesen, die mir gefallen hat, kann also in dem Fall auch einfach nur an mir liegen
3. Eine Beschränkung auf X-Seiten ist überflüssig, habe im Sommer Galaxy8 (glaub ich) aus den Sechzigern gelesen, da gab es auch keine Beschränkung auf 40-60 Seiten und manche Autoren brauchen mehr Platz, um eine Geschichte entfalten zu lassen.
Aber das Positive: War aus meiner Sicht neben „Eine Trillion Euro“ die beste Anthologie des Jahres. Und die war ja eine Europäische, da kann man aus einem größeren Fundus schöpfen, weil die meisten Geschichten dieser Länder noch nicht in Deutschland veröffentlicht wurden. Aber ich lasse mich gerne belehren, wenn jemand eine bessere Antho dieses Jahr gelesen hat.
Des Weiteren ist die Bandbreite der Geschichten enorm. Bei manchen kann man zu Recht diskutieren, ob sie noch SF sind, aber das bereichert doch das Buch. Die Geschichte von Jan Gardemann ist eigentlich eine morbide Horrorstory, fügt sich aber in das Gesamtbild ein. Ebenso wie Rainer Erlers Geschichte, welches die Maria Geburt bzw. eine Geburt eines Antichristen mit einer SF mäßigen Variante erweitert.
Insgesamt, so denke ich, würde ich folgendes Fazit ziehen:
Im Jahresvergleich eine herausragende Anthologie. Absolut gesehen mit Sicherheit weniger, aber ich denke, es ist ein gelungenes Debüt, mit Steigerungspotential.
Warte erstmal, bis Susanne Jaja ihr Debüt in den Visionen gibt -)

Bis bald,
Michael
Ulrich, es kommt vor dass man einer Diskussion aus reinem Interesse an unterschiedlichen Standpunkten teilnimmt. Du kannst nicht erwarten, dass jeder Autor "die" Erkenntnis (deine?) daraus zieht und fortan gewandelt, geläutert, erleuchtet oder sonstwas durchs Leben geht. Die Leser vertreten ja auch keine homogene Meinung und tauschen sich trotzdem eifrig untereinander aus (ohne dass deswegen gleich einer den Standpunkt des anderen übernehmen muss).Ulrich hat geschrieben:Ich sehe keinen Sinn ausführliche Kritik vorzutragen. Es sei denn, man würde ausschließlich über einen bestimmten Text diskutieren und sich bemühen auf die Argumente einzugehen und nicht einfach aus Lust und Laune heraus abzulehnen, nur weil der eigene Standpunkt nicht überdacht werden will. Also, ich bezweifle dass ein Autor wesentliche Erkenntnis aus meinen sehr kurzen Anmerkungen gewinnen kann.
Das nur deswegen, weil ich unterschwellig den Vorwurf der mangelnden Kritikfähigkeit der Autoren heraushöre, wofür ich hier keinen Beleg finden kann. Ich für mein Teil bin da durchaus offen - lediglich die Debatte bez. der Genre-Zugehörigkeit bin ich leid. Das nochmal zur Klarstellung meiner Position.
Gruß,
Robert Kerber
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Hallo Susanne,Susanne hat geschrieben:Über ein paar Seiten hin hat auch sehr auffällig das Lektorat eine kleine Pause eingelegt– es wimmelt dort ziemlich von Fehlern - ganz überraschend, nach dem in der Hinsicht bisher extrem gut wegkommenden Rest.
genau *das* ist mir bei der Story auch unangenehm aufgestoßen.
Allerdings war es nicht das Lektorat, sondern das Korrektorat, das hier auffällig unauffällig bleibt.
Aber solche Häufungen von Satzfehlern (nicht: Druckfehler, das habe ich gelernt) stören mich auch.
Gruß
Ralf
Shock Wave Riders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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- Susanne
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Hallo in die Runde,
@ Andreas Gruber: Der Anfang deiner Story gehört meiner Meinung nach zum Besten, was die Antho zu bieten hat. Nur am Schluss habe ich was zu mosern. Ansonsten: sehr gute Arbeit!
@ Thorsten Küper: Gute Besserung! Ich hoffe, es war nicht meine kalte Dusche ...
@ Michael:
Die Diskussion, „ob das SciFi ist, oder nicht“ halte ich für ziemlich müßig. Es gibt außerdem so viel anderes zu den Visionen2004 anzumerken, Dinge, die mit _grundlegenden_ literarischen Qualitäten zu tun haben – DAS ist für mich eine große (!) Überraschung - dass sich die Genrefrage für mich überhaupt nicht stellt.
Nicht, dass der Eindruck entsteht, ich hielte die „Visionen“ für misslungen – bisher hatte JEDE Story etwas Positives zu bieten, allerdings immer auch gefolgt von einem mehr oder minder großen „ABER“. Das Lesen macht Spaß – und ganz sicher hat Michael recht, wenn er diese Anthologie für aus der Masse der dieses Jahr hier erschienenen deutschen SF-Kurzgeschichtensammlungen herausragend hält. Allerdings _bei weitem_ nicht so sehr, wie ich anhand der beteiligten Autoren vermutet hätte. Aber ich will nicht voreilig sein – ein Fazit nach der ersten Hälfte ist doch etwas verfrüht.
Ich lese derzeit (schon seit Jahren eigentlich ...) überwiegend Kurzgeschichten – der verschiedensten Genres. Ich bin sehr bescheiden
– und möchte einfach mitreißende, gelungene, „runde“ Kurzgeschichten lesen – am liebsten SF, aber Hauptsache GUT. Vielleicht haben mich Stanislaw Lem, Robert Sheckley, Roald Dahl & noch viele andere verwöhnt – aber DORT sehe ich den Maßstab, an dem sich deutschsprachige SF-KG-Autoren orientieren sollten. Davon sind die Visionen _noch_ weit entfernt. Jedenfalls nach der ersten Hälfte.
Aber dort sollte das Ziel liegen.
Jan Gardemann „Case Modding“
Durch die Zwischentitel wird sehr früh klar, in welche Richtung die Story läuft. Für meinen Geschmack etwas ZU früh –
... und ‚Balkos’ ist zumindest ZU lang ... 
Mein Fazit: gutgeschriebene Story, mit witzigen Details - die Zwischentitel stören etwas und verraten zu viel – nicht übermäßig originell, aber nett.
Hinweis für Case-Modder: 1,5 m Netzschnur sind genug.
Rainer Erler „Die unbefleckte Empfängnis ...“
Schöne Geschichte – die mit feinem Humor ausgeteilten Seitenhiebe gefallen, eine runde Sache - abgesehen von ein paar Unstimmigkeiten:
1. dass ein Einkauf für 27,22 Dollar, der zudem noch ausschließlich aus Sonderangeboten besteht, vor allem Konserven, lediglich 13-14 kg wiegt, bedeutet ziemlich unverschämte Preise – aber gut, es ist ja SF
– dass das Mädel allerdings mit 13-14 kg in einer Ledertasche, die dann schon Ausmaße einer mittelgroßen Reisetasche haben müsste, hüftschwingend grazil zur Kasse schwebt, wage ich dann doch _ernstlich_ zu bezweifeln ... 
2. Eduardo hilft Angelina mit 50 Dollar aus der eigenen Tasche aus – warum dann noch der Zirkus mit dem Einschleusen in den Verkaufsraum und durch die Kasse? Hätte der Mann halt noch 4,44 draufgelegt, Strafe + Einkauf für sie bezahlt und fertig ...
3. „Rede beim Essen nie über Politik, Sex oder Religion“ – weise Worte. Aber da sind sie schon mit dem Essen fertig und Angelina führt Eduardo herum.
LG
Susanne
Edit: noch was vergessen – ich betrachte die ‚Visionen’ gar nicht so besonders viel kritischer - das hier ist die übliche Drahtbürstenmassage, die Kurzgeschichten von mir in Literaturforen verpasst bekommen.
Nur, dass mich hier manche „Macke“ emotional nicht unbeteiligt lässt (wie in besagten Foren, unter Laien ...) – denn die beteiligten Autoren KÖNNEN es besser!! 
@Mod:- Danke für die Spoilerisierung! Jetzt weiß ich, wie's geht.
@ Andreas Gruber: Der Anfang deiner Story gehört meiner Meinung nach zum Besten, was die Antho zu bieten hat. Nur am Schluss habe ich was zu mosern. Ansonsten: sehr gute Arbeit!

@ Thorsten Küper: Gute Besserung! Ich hoffe, es war nicht meine kalte Dusche ...

@ Michael:

Die Diskussion, „ob das SciFi ist, oder nicht“ halte ich für ziemlich müßig. Es gibt außerdem so viel anderes zu den Visionen2004 anzumerken, Dinge, die mit _grundlegenden_ literarischen Qualitäten zu tun haben – DAS ist für mich eine große (!) Überraschung - dass sich die Genrefrage für mich überhaupt nicht stellt.
Nicht, dass der Eindruck entsteht, ich hielte die „Visionen“ für misslungen – bisher hatte JEDE Story etwas Positives zu bieten, allerdings immer auch gefolgt von einem mehr oder minder großen „ABER“. Das Lesen macht Spaß – und ganz sicher hat Michael recht, wenn er diese Anthologie für aus der Masse der dieses Jahr hier erschienenen deutschen SF-Kurzgeschichtensammlungen herausragend hält. Allerdings _bei weitem_ nicht so sehr, wie ich anhand der beteiligten Autoren vermutet hätte. Aber ich will nicht voreilig sein – ein Fazit nach der ersten Hälfte ist doch etwas verfrüht.
Ich lese derzeit (schon seit Jahren eigentlich ...) überwiegend Kurzgeschichten – der verschiedensten Genres. Ich bin sehr bescheiden


Jan Gardemann „Case Modding“
Durch die Zwischentitel wird sehr früh klar, in welche Richtung die Story läuft. Für meinen Geschmack etwas ZU früh –
aber wie es in der Geschichte umgesetzt wird, als Horrorgroteske mit einem Zwinkern in Richtung Casemodderszene, gefällt mir. Über zwei Dinge bin ich gestolpert: 1. beim Erwachen nach dem ersten ‚Reduktionsschritt’ – da kommt mir die schnelle, trockene Schilderung des Sachverhalts etwas unglaubwürdig vor, zu plötzlich die Erkenntnis, dass etwas – und WAS - fehlt ... 2. ‚Oktavia’ hat aber ein SEHR langes Netzkabel


Mein Fazit: gutgeschriebene Story, mit witzigen Details - die Zwischentitel stören etwas und verraten zu viel – nicht übermäßig originell, aber nett.
Hinweis für Case-Modder: 1,5 m Netzschnur sind genug.

Rainer Erler „Die unbefleckte Empfängnis ...“
Schöne Geschichte – die mit feinem Humor ausgeteilten Seitenhiebe gefallen, eine runde Sache - abgesehen von ein paar Unstimmigkeiten:
1. dass ein Einkauf für 27,22 Dollar, der zudem noch ausschließlich aus Sonderangeboten besteht, vor allem Konserven, lediglich 13-14 kg wiegt, bedeutet ziemlich unverschämte Preise – aber gut, es ist ja SF


2. Eduardo hilft Angelina mit 50 Dollar aus der eigenen Tasche aus – warum dann noch der Zirkus mit dem Einschleusen in den Verkaufsraum und durch die Kasse? Hätte der Mann halt noch 4,44 draufgelegt, Strafe + Einkauf für sie bezahlt und fertig ...

3. „Rede beim Essen nie über Politik, Sex oder Religion“ – weise Worte. Aber da sind sie schon mit dem Essen fertig und Angelina führt Eduardo herum.
LG
Susanne
Edit: noch was vergessen – ich betrachte die ‚Visionen’ gar nicht so besonders viel kritischer - das hier ist die übliche Drahtbürstenmassage, die Kurzgeschichten von mir in Literaturforen verpasst bekommen.


@Mod:- Danke für die Spoilerisierung! Jetzt weiß ich, wie's geht.

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@ Susanne
Jan Gardemann „Case Modding“
Der Protagonist erwähnte aber so allerhand technische Gerätschaften, die er aus dem Forschungslabor mitgehen ließ. Da könnte natürlich auch ein Miniakku dabeigewesen sein – aber das hätte ich selbstverständlich erwähnen müssen.
Deine Kritik ist wirklich fundiert – und witzig. Es macht Spaß, deine Anmerkungen zu lesen.
Weiterhin viel Vergnügen mit den Visionen 2004! (Ich bin erst bei der Story von Rainer Erler angelangt...
Grüße
Jan Gardemann
PS: Was hat es eigentlich mit dem Spoiler-Text auf sich?
Jan Gardemann „Case Modding“
Tja – das wollte ich eigentlich auch nicht verheimlichen... Es sollte gleich von vornherein klar sein, worauf alles hinaus läuft. Ich hoffte, die Textpassagen dadurch einer gewissen Spannung auszusetzen, so dass gleich klar ist, dass nicht alles so harmlos ist, wie es anfangs klingt.Susanne hat geschrieben:Durch die Zwischentitel wird sehr früh klar, in welche Richtung die Story läuft. Für meinen Geschmack etwas ZU früh –
puh – Glück gehabtSusanne hat geschrieben:aber wie es in der Geschichte umgesetzt wird, als Horrorgroteske mit einem Zwinkern in Richtung Casemodderszene, gefällt mir
Oh weh!Susanne hat geschrieben:Über zwei Dinge bin ich gestolpert:
Hmm – zum Zeitpunkt der Schilderung hat der Protagonist ja schon einiges durchgemacht. Der erste „Reduktionsschritt“ liegt schon einige Zeit zurück, nämlich knapp zwei Monate, wenn man die Entstehung der KI (Künstliche Intelligenz) als Geburtsstunde BALKOS rechnet. Okay, es hätte vielleicht auch noch etwas emotionaler rüberkommen können. Ich hatte mir aber vorgestellt, dass der Protagonist, der ja gezwungen ist, diesen Bericht aufs Diktiergerät zu sprechen (das BAKO für ihn angeschaltet und neben ihm aufs Kopfkissen gelegt haben muss – denn der arme Kerl ist ja schon zu sehr reduziert, um das selbst erledigen zu können), sich nicht die Blöße geben will, durchblicken zu lassen, wie sehr ihn BALKO fertig gemacht hat. Er möchte sich ein bisschen Würde erhalten, wo er doch schon so viel anderes verloren hat.Susanne hat geschrieben:1. beim Erwachen nach dem ersten ‚Reduktionsschritt’ – da kommt mir die schnelle, trockene Schilderung des Sachverhalts etwas unglaubwürdig vor, zu plötzlich die Erkenntnis, dass etwas – und WAS - fehlt ...
Äh – ups: Das mit der Stromversorgung habe ich nicht für so wichtig erachtet – aber du hast natürlich Recht: ohne Strom geht es nicht! Ich hätte vielleicht erwähnen sollen, dass Akkus verwendet wurden. Doch um ein Gerät wie BALKO mit Strom zu versorgen, bräuchte es nach dem heutigen technischen Stand wahrscheinlich einen ganzen Rucksack voll mit Akkus, die zudem alle halbe Dutzend Stunden wieder aufgeladen werden müßten... Das Gewicht dieser Akkus würde BALKOS Schreitgestell vermutlich zusammenbrechen lassen – oder BALKO nach hinten überkippen lassen...Susanne hat geschrieben:2. ‚Oktavia’ hat aber ein SEHR langes Netzkabel... und ‚Balkos’ ist zumindest ZU lang ...
Der Protagonist erwähnte aber so allerhand technische Gerätschaften, die er aus dem Forschungslabor mitgehen ließ. Da könnte natürlich auch ein Miniakku dabeigewesen sein – aber das hätte ich selbstverständlich erwähnen müssen.
Das klingt in meinen Ohren doch recht zufriedenstellend!Susanne hat geschrieben:Mein Fazit: gutgeschriebene Story, mit witzigen Details - die Zwischentitel stören etwas und verraten zu viel – nicht übermäßig originell, aber nett.
Deine Kritik ist wirklich fundiert – und witzig. Es macht Spaß, deine Anmerkungen zu lesen.
Weiterhin viel Vergnügen mit den Visionen 2004! (Ich bin erst bei der Story von Rainer Erler angelangt...
Grüße
Jan Gardemann
PS: Was hat es eigentlich mit dem Spoiler-Text auf sich?
- Susanne
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Hallo Jan,
wenn jemand den im Spoilertext genannten Film kennt, weiß er sofort, was Balko + Oktavia wiederfahren wird. In dem Film geschieht genau DAS einer Frau. Das mit der Stromversorgung ist mir nur deshalb eine Anmerkung wert gewesen, weil ALLE anderen Änderungen so genau beschrieben sind.
„Deine Kritik ist wirklich fundiert – und witzig. Es macht Spaß, deine Anmerkungen zu lesen.“
Das freut mich!
- Geht schon weiter:
Uwe Hermann „Die unwiederlegbare Wahrheit“
Ich habe mich köstlich amüsiert
und würde sagen, dass trotz oder gerade WEGEN der schlampigen Zeithistoriker hier noch ein Kandidat fürs Siegertreppchen entstanden ist.
Neben den oben genannten Fragen fiel mir noch auf, dass aus den „unbekannten braunen Tieren mit riesigem Geweih“ schon im nächsten Satz „Rentiere“ geworden waren. Das hat meinen Spaß an der Geschichte aber nicht gemindert!
LG
Susanne
wenn jemand den im Spoilertext genannten Film kennt, weiß er sofort, was Balko + Oktavia wiederfahren wird. In dem Film geschieht genau DAS einer Frau. Das mit der Stromversorgung ist mir nur deshalb eine Anmerkung wert gewesen, weil ALLE anderen Änderungen so genau beschrieben sind.
„Deine Kritik ist wirklich fundiert – und witzig. Es macht Spaß, deine Anmerkungen zu lesen.“
Das freut mich!

Uwe Hermann „Die unwiederlegbare Wahrheit“
Ich habe mich köstlich amüsiert

und würde sagen, dass trotz oder gerade WEGEN der schlampigen Zeithistoriker hier noch ein Kandidat fürs Siegertreppchen entstanden ist.
Neben den oben genannten Fragen fiel mir noch auf, dass aus den „unbekannten braunen Tieren mit riesigem Geweih“ schon im nächsten Satz „Rentiere“ geworden waren. Das hat meinen Spaß an der Geschichte aber nicht gemindert!
LG
Susanne
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Helmuth W. Mommers „Universal Soldier“
Zu der Geschichte habe ich leider keinen rechten Zugang gefunden. Entweder liegt es daran, dass Militär/Kriegsszenarien von jeher nicht mein Ding sind, ebenso wie das zugehörige Vokabular, oder es ist eben so, dass Frauen Männer – und wohl ganz besonders geklonte Männer – nicht verstehen können.
Die Story zerfällt für mich in zwei Teile – und ähnlich wie bei Michael Marraks Geschichte passen Anfang und Ende nicht so ganz zusammen.
Die intensiven, grausam detaillierten Gefechtsschilderungen, die vor allem die Aktionen durch Neils Augen betrachtet beschreiben (nicht die Interaktionen der Soldaten) – dann die Rehabilitationsszenen, in denen Neils Gedanken ebenfalls nur um den eigenen Nabel kreisen –
und dann der Schluss, Überraschung, er zieht dieses Leben, den ewigen Kreislauf Schlachtfeld - Rehabilitation, einem abgesicherten (oder zivilen) Leben vor. Unter seinen Kameraden, die er als seine Ersatzfamilie betrachtet. Plötzlich – denn _davon_ ist im ersten Teil nichts zu spüren. Da ist Neils Blick auf die Kameraden ein kühl bilanzierender – Arm ab, Exoskelett schmort sich ins Fleisch und stinkt, zwei Tote, Punkt.
Wenn Neils Motivation, an der Front weiterzukämpfen sich darauf gründet, dass er den Krieg als eine Art Sport betrachtet, und sich als Sportler, der an seiner Mannschaft hängt wie an einer Familie – wird das nicht deutlich genug, um wirklich glaubhaft zu sein. Neil wird als ziemlich tumber Supermacho geschildert (... was wollen die eigentlich mit so einem Grenzdebilen in der Etappe anfangen? ... aber gut, es ist das Militär ...
) – das hat mir den Zugang zur Geschichte noch schwerer gemacht. In einem Text, den ich als wirklich gelungenes Manifest gegen den Krieg ansehen würde, dürfte die Dummheit keine so tragende Rolle spielen. Denn das greift mir zu kurz.
Ich habe auch nicht durchschaut, wie das System dort funktioniert: offensichtlich können die Klonkrieger durchaus ins Zivilleben zurückkehren, wenn sie wollen (... oder wie ist der Einschub mit der Familiengründungsphase gemeint?) Wer kämpft dort eigentlich gegen wen und warum? Ich bekomme überhaupt kein Bild vom Rest dieser „Welt“ – jenseits des unmittelbaren Kriegs- und Rehabilitationsszenarios – mir fehlt das.
Dann wird von Pensionsanspruch gesprochen – wie das, wenn doch immer wieder neue, junge Körper geklont werden, und die Menschen praktisch unsterblich sind, kann das doch niemand bezahlen ...? Und wozu auch, bleiben ja alle ewig jung und knackig.
Hm, nein – abgesehen davon und noch ein paar etwas altertümlichen Formulierungen gibt’s da formal zwar nichts dran zu meckern, aber hinterlässt mich mit nicht mehr als einem Achselzucken. Tja, Krieg ist schlimm, und manche Soldaten sind ganz schön blöd.
LG Susanne
Zu der Geschichte habe ich leider keinen rechten Zugang gefunden. Entweder liegt es daran, dass Militär/Kriegsszenarien von jeher nicht mein Ding sind, ebenso wie das zugehörige Vokabular, oder es ist eben so, dass Frauen Männer – und wohl ganz besonders geklonte Männer – nicht verstehen können.

Die Story zerfällt für mich in zwei Teile – und ähnlich wie bei Michael Marraks Geschichte passen Anfang und Ende nicht so ganz zusammen.
Die intensiven, grausam detaillierten Gefechtsschilderungen, die vor allem die Aktionen durch Neils Augen betrachtet beschreiben (nicht die Interaktionen der Soldaten) – dann die Rehabilitationsszenen, in denen Neils Gedanken ebenfalls nur um den eigenen Nabel kreisen –
und dann der Schluss, Überraschung, er zieht dieses Leben, den ewigen Kreislauf Schlachtfeld - Rehabilitation, einem abgesicherten (oder zivilen) Leben vor. Unter seinen Kameraden, die er als seine Ersatzfamilie betrachtet. Plötzlich – denn _davon_ ist im ersten Teil nichts zu spüren. Da ist Neils Blick auf die Kameraden ein kühl bilanzierender – Arm ab, Exoskelett schmort sich ins Fleisch und stinkt, zwei Tote, Punkt.
Wenn Neils Motivation, an der Front weiterzukämpfen sich darauf gründet, dass er den Krieg als eine Art Sport betrachtet, und sich als Sportler, der an seiner Mannschaft hängt wie an einer Familie – wird das nicht deutlich genug, um wirklich glaubhaft zu sein. Neil wird als ziemlich tumber Supermacho geschildert (... was wollen die eigentlich mit so einem Grenzdebilen in der Etappe anfangen? ... aber gut, es ist das Militär ...

Ich habe auch nicht durchschaut, wie das System dort funktioniert: offensichtlich können die Klonkrieger durchaus ins Zivilleben zurückkehren, wenn sie wollen (... oder wie ist der Einschub mit der Familiengründungsphase gemeint?) Wer kämpft dort eigentlich gegen wen und warum? Ich bekomme überhaupt kein Bild vom Rest dieser „Welt“ – jenseits des unmittelbaren Kriegs- und Rehabilitationsszenarios – mir fehlt das.
Dann wird von Pensionsanspruch gesprochen – wie das, wenn doch immer wieder neue, junge Körper geklont werden, und die Menschen praktisch unsterblich sind, kann das doch niemand bezahlen ...? Und wozu auch, bleiben ja alle ewig jung und knackig.
Hm, nein – abgesehen davon und noch ein paar etwas altertümlichen Formulierungen gibt’s da formal zwar nichts dran zu meckern, aber hinterlässt mich mit nicht mehr als einem Achselzucken. Tja, Krieg ist schlimm, und manche Soldaten sind ganz schön blöd.
LG Susanne
Verschiebe nicht auf morgen, was auch bis übermorgen Zeit hat. (Mark Twain)
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"Man gönnt sich ja sonst nichts ..." jon (Hrsg.) ISBN 3-935982-28-3
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"Man gönnt sich ja sonst nichts ..." jon (Hrsg.) ISBN 3-935982-28-3