Marrak hat geschrieben: Ich persönlich finde, das dilettantische Cover degradiert dieses wirklich sehr lesenswerte Buch rein optisch auf unteres Fan-Niveau. Wobei ich geneigt bin zu glauben, dass Helmuth einfach keinen guten Riecher für Cover hat. Das Titelbild seiner Storysammlung "Love, Sex & Cyberspace" glänzt ebenfalls nicht unbedingt durch hohes künstlerisches Artwork.
Ob ich einen guten Riecher für Cover habe, mag der geneigte Leser von NOVA 1-4 (2 x Thiemeyer, 2 x Dixon) und der neuesten Ausgabe NOVA 6 (Lechner) beurteilen, für welche ich verantwortlich zeichne. Bitte mich nicht für die Sünden des BLITZ-Verlages verantwortlich machen!
Eigentlich hätte Stefan Lechner, dessen Supercover auf NOVA 6 mich animiert hatte, ihn zu bitten, Marcus Hammerschmitts HARMAGEDON zu illustrieren, den Umschlag für die VISIONEN 2004 gestalten sollen. Nur leider hat er - pünktlich zum Redaktionsschluss - das Bild im Hoch- statt im Querformat abgeliefert.
So habe ich dankbar auf das Bild von Julio Viera zurückgegriffen, der wohl etwas angekündigt, aber nicht wirklich versprochen hatte... Und siehe da, das Gemälde - 2 Meter lang, anderthalb Meter hoch - war gemalt. Wenn man weiss, dass dies eigentlich ein Freundschaftsdienst war und er seit Jahrzehnten Bilder ausschliesslich im höheren 4-5stelligen Eurobereich verkauft, wäre es ein Afront gewesen, nein danke zu sagen (wozu auch, es gibt genügend Stimmen, die mich erreicht haben, die den künstlerischen Wert, nicht den einer
Gebrauchsgraphik darin sehen) - und die Anthologie hätte wegen Terminverzugs vielleicht gleich auf 2005 umbenannt werden müssen.
Julios Bilder sind fast ausnahmslos surreal - eines seiner Markenzeichen sind elongierte Gliedmassen, Hälse, Hände. Bei ihm sieht der Saturn nicht aus wie von Hubble-Telelskop geschossen. Das freilich ist der SF-Leser nicht gewöhnt. Ich begreife das, persönlich liebe ich die extrem akurate, peinlich genaue, pingelige Pinselführung der Surrealisten vornehmlich der Wiener Schule.
Wer seine Ölgemälde in natura sieht, redet anders! Bitte bedenkt, über Kunst kann man nicht streiten. Wer aber Julio Viera das Prädikat "Künstler" abspricht (im Bewusstsein seines Schaffens) gerät selbst in Gefahr, sich zu disqualifizieren.
Dass das eher nostalgisch anmutende Cover nicht unbedingt das werbewirksamste im Büchermarkt ist, weiss ich. Ich hoffe, das nächste Mal Wiedergutmachung leisten zu können
- vielleicht malt ja Thomas Thiemeyer ein Bild - sonst hätte ich noch eins von Andy Warhols Neffen anzubieten, Warhola: auch nicht eben von der stillen, diskreten Art.