Ich habe die Nummer 3 bewältigt, boah, sind das alles dicke Bücher.
Kategorie 4, und da Island dazuzählt, habe ich das auch gleich gewählt.
Sjón ist gebürtiger Isländer und, das merkt man deutlich, eigentlich Lyriker. Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, Fantasy, Krimi und SF. Nichts von alledem trifft zu und doch auch alles. In gewissem Sinne.
Ganz klar: Sjón hat einen ausgezeichneten Stil, er hat Humor, er kann gut beschreiben.
Und er hat sogar einen roten Faden, der sich durch die >600 Seiten durchzieht. Im Prinzip erzählt er die Geschichte des im WK II Flüchtlingsjuden Leó Löwe, der innerhalb 18 Jahren ein männliches Golemkind erschafft. Dies stellt sich im nachhinein als reine Schelmengeschichte heraus, denn Jósef hat eine sehr schwere Krankheit, bei der er langsam versteinert. (Bei jeder noch so harmlosen Verletzung wird statt Heilgewebe Knochengewebe aufgebaut.)
Begonnen wird es mit Dialog, bei dem wir erfahren, dass der Golem seine Geschichte erzählt, aber wem, das erfahren wir erst im letzten Teil.
Vor allem der erste Teil ist sehr pageturnend und humorvoll geschrieben, trotz aller Tragödien. Den habe ich verschlungen.
Ab Teil 2 fingen dann die Abschweifungen und Schwafeleien an, aber immer noch nah an der Geschichte von Leó Löwe dran, an dessen Ende der Golem geboren wird.
Und ab Teil 3 hab ich dann angefangen, auszusteigen. Zu überblättern. Es geht jetzt um das Geburtsjahr 1962 (von Sjón), wo es auf Island genauso wie bei uns haufenweise Missbildungen gab, hervorgerufen durch Contergan (das isländische Medikament heißt anders). Da wird die Geschichte dann nicht nur zerpflückt in andere Geschichten, es werden auch früher veröffentlichte Kurzgeschichten eingeflickt sowie ein "Theaterstück" "Der Tanz", bei dem nacheinander alle 1962 geborenen isländischen Kinder mit Sterbedatum aufgelistet werden, seitenweise nur diese Listen, was kein Mensch liest und offengestanden in einem belletristischen Roman auch nix zu suchen hat. Welchen Sinn es hat, all diese Namen zu listen, weiß ich nicht. Autor will Lob für gute Recherche? Er hat dann zwischendrin auch noch selbst einen Auftritt mit einer Begegnung mit Jósef Löwe, dem vermeintlichen Golem.
Dieser dritte Teil ist nicht mehr unterhaltsam, er leiert nur noch Fakten herunter. Dann tat der dies, und der andere das. Auch der Titel des Romans wurde erklärt, aber das war mir schnurz.
Was ich nicht kapiert habe, war die Geschichte mit dem Engel am Anfang, da bin ich zu schlichten Gemüts. Ich nehme an, das hängt mit den missgebildeten Kindern von Teil 3 zusammen, weil er nicht mehr wacht oder so. Keine Ahnung, ich hab keine Lust auf Interpretation, dazu hab ich auch keine Zeit.
Tja, kann ich das Buch empfehlen? Es ist auf alle Fälle außergewöhnlich, etwas in dieser Art habe ich nie zuvor gelesen. Ein Experiment, das man wagen muss, auf das man sich einlassen muss. Hat es mir gefallen? Weiß ich nicht. Teil 1 ja, Teil 2 bedingt, Teil 3 nein. Aber es war eine interessante Erfahrung, die ich ohne die Challenge nicht gemacht hätte.
Jetzt brauch ich aber erst mal ein paar Comics, bevor ich weitermache.
[] 1. Debüt:
[X] 2. Anthologie: Galaxis SF 19, Die absolute Zahl
[ ] 3. Clarke-Award:
[X] 4. Skandinavisch/Island: Sjón, CoDex 1962
[ ] 5. 1948 geboren:
[X] 6. Comic: Hawkmoon 1 (Splitter)
[ ] 7. Neuerscheinung bis 22: