Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Science Fiction in Buchform
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L.N. Muhr
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Das hier klingt nach Erlaubnissen:
Badabumm hat geschrieben: 8. Dezember 2023 18:22 Alles, was ich zu lesen bekam
Und Erlaubnisse implizieren immer auch Verbote.

Und es gab signifikant mehr deutschsprachige SF im Westen als im Osten, nicht zuletzt weil ein Teil der DDR-Autoren ab den Achtzigern öfter nur noch im Westen publizierte. Ebenso erschienen etwa Texte der Strugatzkis eher bei Suhrkamp als in der SU (oder DDR). Jeder Vergleich zwischen BRD-alt und DDR verbietet sich angesichts eminenter struktureller Unterschiede, die vor allem mit Zensur zu tun haben.

Darüber hinaus gab es Tonnen deutschsprachiger SF in der alten Republik. Halt in Heftform. Brandhorst, Mielke, Hahn, Ziegler und schlachmichtot - die haben ja alle ihre ersten längeren Texte als Hefte publiziert.

Davon abgesehen entgleiten wir.
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Badabumm
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

L.N. Muhr hat geschrieben: 8. Dezember 2023 19:20 Das hier klingt nach Erlaubnissen:
Badabumm hat geschrieben: 8. Dezember 2023 18:22 Alles, was ich zu lesen bekam
Es klingt nach Gesetzen des Marktes. Wenn du diese als Verbote oder Erlaubnisse ansehen möchtest, meinetwegen.
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Harald Lesch
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L.N. Muhr
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Der Markt bot dir aber deutlich mehr, als du wahrgenommen hast oder rückblickend wahrnehmen willst.
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Doop
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Doop »

L.N. Muhr hat geschrieben: 8. Dezember 2023 18:57 Man hat dir verboten, Jeschke, Franke oder so zu lesen?

Ich mein, da ist ein elmentarer Unterschied zur DDR: dort bekam man wirklich nur bestimmte Dinge zu lesen. Ganz im Gegensatz dazu hattest du in der alten Bundesrepublik die Wahl. Ich weiss, dass zumindest Jeschke in seinen Anthos auch osteuropäische SF unterbrachte.
Jedchkes Werk ist, seiner Herausgebertätigkeit geschuldet, relativ schmal geblieben, wenn auch sicher wichtig.

Franke möchte ich aber unseren Freunden aus Transbayern nicht wegnehmen. Franke war ein Österreicher.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Es geht ja auch um deutschsprachige SF. Im Buchhandel war kein Unterschied zwischen BRD, Österreich und Schweiz, ausser in den Preisen. Franke hat bei Heyne und afair Suhrkamp veröffentlicht. Mehr BRD geht kaum.

Davon abgesehen sind beide Namen ja nur beispielhaft. Allein Brandhorst hat in den Achtzigerjahren 15 Romane veröffentlicht, seine Arbeit für die Terranauten nicht mitgezählt.
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Badabumm
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

L.N. Muhr hat geschrieben: 8. Dezember 2023 19:37 Der Markt bot dir aber deutlich mehr, als du wahrgenommen hast oder rückblickend wahrnehmen willst.
Klar, ich hätte vielleicht auch nach Brasilien fliegen können, dann hätte ich eventuell mehr südamerikanische Autoren lesen können, die hier unbekannt wären.
Ich habe nie bestritten, dass es was gab. So wie du meine Verallgemeinerungen kritisierst, tue ich das jetzt auch bei dir.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Du warst doch in Deutschland. Da gab es geutschsprachige Autoren en masse. Verstehe dein Argument nicht.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

Doop hat geschrieben: 8. Dezember 2023 10:39 Bin ich hier echt der einzige, der Bücher, egal ob die wie Lindgren zum Kanon der Weltliteratur (!) zählen, nicht ändern und nicht auc den Müllhaufen werfen will? Gleiches gilt für Filme und jede andere Kunst.
Nee, hier is noch Einer.
Wobei ich ja durchaus so manche "schlechte" Bücher durchaus gerne ins Nirwana verbannen würde. (Mussten *hust* für einen Harry Potter *hust* wirklich gleich ganze Wälder abgeholzt werden? *hust* :D :-? )

Ich bin auch der Meinung, dass originäre Werke nicht einfach an einen richtigen (oder falschen) Zeitgeist angepasst werden dürfen. Ist ohnehin schwer genug zu sagen, was richtig ist und was falsch. Dann doch besser einfach bei den Fakten bleiben, bei der Wahrheit. Und das Urteil über Richtig und Falsch - das Denken und Verstehen - überlassen wir dann lieber den Lesern.


Und um auch mal zum urspürnglichen Thema etwas zu schreiben:
Nein, natürlich stelle ich das Lesen von halbwegs neuerer Science Fiction nicht ein! In den 90ern begann für mich überhaupt erst das goldene Zeitalter der Science Fiction. Alastair Reynolds, Orsson Scott Card, Dan Simmons u.a. haben mich überhaupt erst von diesem Genre richtig begeistert.
Mag ja sein, dass es inzwischen an revolutionären Innovationen im Genre mangelt. Aber die sprichwörtliche Latte liegt ja inzwischen auch, nach vielen Jahrzehnten, einfach sehr, sehr hoch heutzutage.
Ich gebe zu, vor ein paar Jahren hatte ich auch eine recht lange Durststrecke. Ich hatte Vieles aus den 2000+ Jahren gelesen und nur extrem Weniges davon gefiel mir wirklich. Fast ein ganzes Jahr hatte ich praktisch nur schlechte Bücher gelesen. Ich hatte schon fast die Lust am Lesen überhaupt verloren ... Im Nachhinein habe ich dann aber zum Glück festgestellt, dass ich einfach nur Pech bei meiner Bücherwahl hatte. Ein richtig gutes Buch reichte dann auch schon bei mir aus und das Feuer war wieder da. :)
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Fjunch-Klick »

Ich lese gerade Arkady Martine, Am Abgrund des Krieges. Und ich bin sehr froh, den ersten Roman gelesen zu haben und jetzt auch den zweiten. Das ist so richtig geiler Stoff.
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Ender
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Ender »

Ich habe zuletzt spaßeshalber nochmal "Starship Troopers" herausgekramt, und der Eindruck, dass man lieber die Finger von vielen der alten Klassiker lassen sollte, hat sich bestätigt.
Meine Güte, ist das schwach. Und dabei spreche ich jetzt noch nicht über den viel kritisierten politischen Aspekt, sondern über den Inhalt insgesamt. Von Handlung will ich gar nicht sprechen, denn abgesehen von anfänglichen 100 Seitem Ausbildung passiert da ja praktisch nichts.
Wenn ich ein Buch über Militärtaktik oder Truppen-Organisation lesen will, nehme ich lieber ein Sachbuch.
Echt verrückt, dass das damals so viele Leser fand.

Empfehlung für Military-Fans, die nicht nur theoretische Abhandlungen, sondern auch clevere Handlung suchen: "Soldaten im Licht" von Kameron Hurley.
Es gibt Ähnlichkeiten zwischen beiden Romanen, aber der eine ist alt, lahm und peinlich, der andere neu, raffiniert und originell.
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Mammut
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Ender hat geschrieben: 16. Dezember 2023 09:12 Ich habe zuletzt spaßeshalber nochmal "Starship Troopers" herausgekramt, und der Eindruck, dass man lieber die Finger von vielen der alten Klassiker lassen sollte, hat sich bestätigt.
Meine Güte, ist das schwach. Und dabei spreche ich jetzt noch nicht über den viel kritisierten politischen Aspekt, sondern über den Inhalt insgesamt. Von Handlung will ich gar nicht sprechen, denn abgesehen von anfänglichen 100 Seitem Ausbildung passiert da ja praktisch nichts.
Wenn ich ein Buch über Militärtaktik oder Truppen-Organisation lesen will, nehme ich lieber ein Sachbuch.
Echt verrückt, dass das damals so viele Leser fand.
Das war letztens bei uns im Bücherschrank. Ich habe schon nach wenigen Seiten das Handtuch geworfen.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

War das je ein Klassiker, oder war das einfach nur "bekannt wegen Film"? Ist ja auch noch mal ein Unterschied.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Ender »

Mammut hat geschrieben: 16. Dezember 2023 14:38 Das war letztens bei uns im Bücherschrank. Ich habe schon nach wenigen Seiten das Handtuch geworfen.
Und die erste Hälfte war noch der spannende Teil!
L.N. Muhr hat geschrieben: 16. Dezember 2023 15:50 War das je ein Klassiker, oder war das einfach nur "bekannt wegen Film"? Ist ja auch noch mal ein Unterschied.
Tja, ich war 1959 nicht dabei und kenne die Verkaufszahlen nicht, aber der Roman hat immerhin Preise gewonnen und wird zumindest regelmäßig als typischer Klassiker genannt. Der Film kam erst knapp 40 Jahre später (und hält sich ja auch nur am Rande an die Vorlage), deshalb würde ich es schon so sehen.
Aber über die Definition von "Klassiker" könnte man natürlich ohnehin trefflich diskutieren.
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Badabumm
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

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Heinlein empfand ich ohnehin auch in seinen anderen Werken nicht als begnadeten Schreiber, obwohl ich alle seine Werke damals noch vor Asimov oder Silverberg plaziert hatte. Das lag wohl am Abenteuer-Karl-May-Genre für Jungs, das er abdeckte. Obwohl auch viel von Politik und Wirtschaft geschwafelt wurde, - aber das habe ich pflichtbewusst überlesen...
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

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Badabumm hat geschrieben: 16. Dezember 2023 16:32 Heinlein empfand ich ohnehin auch in seinen anderen Werken nicht als begnadeten Schreiber, obwohl ich alle seine Werke damals noch vor Asimov oder Silverberg plaziert hatte. Das lag wohl am Abenteuer-Karl-May-Genre für Jungs, das er abdeckte. Obwohl auch viel von Politik und Wirtschaft geschwafelt wurde, - aber das habe ich pflichtbewusst überlesen...
Der hat schon sehr unterhaltsam geschrieben. Sehr mitreißend.
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