"Das Hammer-Seminar" - Wolfenbüttel 2005
- Nessuno
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Andreas meint auf seiner Homepage, dass Literatur kein "Hochamt" sei. Mag sein. Aber für mich ist Literatur auf jeden Fall etwas Privates, oder um es genauer zu sagen: etwas Ureigenes. Für das Ergebnis möchte ich allein die Verantwortung tragen - ob es gelungen ist oder nicht. Daher könnte ich mir nie vorstellen, mit einem anderen Autoren zusammenzuarbeiten. Und wenn´s ein Andreas wär. (Nee, nicht einmal mit Andreas Gryphius).
Nessuno
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Omnis clocha clochabilis, in clocherio clochando, clochans clochativo clochare facit clochabiliter clochantes. Parisius habet clochas. Ergo gluc (Rabelais).
- Stefan Hoffmann
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Interessant, aber so richtig klar ist mir nicht, was es bringen soll. Zwanzig Manuskriptseiten in 2 Tagen vollzukriegen ist, wie Andreas Eschbach auf seiner Seite so trefflich bemerkte, für sich genommen erst mal nicht sooo irre viel, eher das Zusammenwirken der Beteiligten ist der interessante Punkt. Auch hier rätsle ich noch über den praktischen Wert, stelle mir die Erfahrung aber ungeheuer lustig vor.TT hat geschrieben:Natürlich interessieren mich auch die Meinungen von euch Foristen zu diesem Thema.
Wie findet ihr das Experiment?
Wenn die Schwierigkeit der Veranstaltung darin lag, die Arbeit der Autoren zu koordinieren und sie zur Zusammenarbeit zu bewegen, so kann man das wohl eigentlich nur am Resultat ablesen, oder? Die reine Seitenzahl sagt da ja gar nix.TT hat geschrieben: Ist es geglückt?
Nun, in erster Linie verfestigen solche Äußerungen in mir das Bild, daß diese Feuilletonisten irgendwie ein Rad abhaben.TT hat geschrieben:Könnt ihr die Schelte seitens der Presse (nachzulesen auf Andreas Eschbachs Tagebuch-Seite) nachvollziehen? Herrscht in Deutschland wirklich das Bild vom einsamen Dichter in seiner Dachkammer oder haben die Veranstalter des Seminars falsche Signale gesendet? Würde mich mal interessieren, was ihr davon haltet.

Aber vielleicht ist das ganz generell so, daß man Aktivitäten, die sich auf die Ausbildung von Schriftstellern beziehen, gar nicht erst mit dieser Form der Öffentlichkeit konfrontieren sollte, weil die eigentliche Leistung einfach nicht wahrgenommen wird - oder man's in den falschen Hals kriegt. Mit diesem Problem stehen ja nun die Schriftsteller nicht alleine da. Auch hier tut sich halt eine Kluft auf zwischen der schnöden Realität und der verklärten Wahrnehmung, die Endkunden und Meinungsmultiplikatoren sich herbei wünschen. Da stellt dann vielleicht diese öffentliche Entmystifizierung des Schaffensprozesses beim Schreiben schon eine Art Fettnäpfchen dar.
Stefan, der nicht unfroh wäre, wenn man seine Spekulationen als blühenden Unsinn entlarven würde

Liest: "Cyberabad" von Ian McDonald
Einen Nutzen haben eher die am Seminar beteiligten Personen ziehen können, als dass ein druckreifer Roman vorliegt. Und das ist doch am wichtigsten. Außerdem habe ich im Vorfeld nichts davon mitbekommen, dass vollmundig ein exzellenter Roman oder neue Erkenntnisse für die Literaturwissenschaften versprochen wurden. Insofern sollte man keine falschen Vorstellungen von dem Resultat haben. Seltsam muten die Zeitungsberichte an, wenn man sieht, dass es genügend Popliteraten gibt, die meinen ihre Werke (aus Geltungssucht?) der Öffentlichkeit präsentieren zu müssen und von den Feuilletonisten hofiert werden. Da geben sich sich die Seminarteilnehmer doch bescheidener.
- L.N. Muhr
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ich weiss zumindest, dass das deutsche literaturinstitut hier in leipzig immer eine sehr gute presse hat und die produkte der abgänger auch meist sehr wohlwollend besprochen werden - inkl. erwähnung des institutes.
das sind aber auch keine sf-autoren... dort vermute ich den knackpunkt viel eher.
stefan, gelegenheitsfeuilletonist.
das sind aber auch keine sf-autoren... dort vermute ich den knackpunkt viel eher.
stefan, gelegenheitsfeuilletonist.

Ich glaube eher, dass dieses Seminar von den Veranstaltern unsensibel lanciert wurde und einen empfindlichen Nerv getroffen hat.Stefan Hoffmann hat geschrieben: Nun, in erster Linie verfestigen solche Äußerungen in mir das Bild, daß diese Feuilletonisten irgendwie ein Rad abhaben.
Z.Z. sind überall kritische Töne über Billigausgaben von Romanklassikern zu lesen. Die Angst, beim Leser könnte ein falsches Bild über den Aufwand, die Arbeit und die Kosten, die bei der Produktion eines Romans anfallen, entstehen, ist groß. Nicht zu Unrecht, wie ich finde. Denn was soll Ottonormalverbraucher denken, wenn er seinen Lieblingsroman, für den er im TB 10,- Euro bezahlt hat, plötzlich im HC für 4,95 Euro bekommt? Ist doch klar: Bücher können viel billiger produziert werden und die Verlage verdienen sich in Wirklichkeit eine goldene Nase.
Und genau zu diesem Zeitpunkt kündigt Bestsellerautor Eschbach an, im Rahmen eines Seminars, in 44 Stunden einen Roman aus dem Boden zu stampfen. Wundert mich nicht, dass viele auf so eine Meldung heikel reagieren. Denn das Signal, das nach außen dringt, lautet: Büchermachen ist nicht nur viel billiger als gemeinhin angenommen, es ist zudem auch noch viel einfacher. Tusch!

Natürlich wissen wir alle, das es nicht so ist und wir wissen auch, dass das Seminar einen ganz anderen Hintergrund verfolgte. Trotzdem hätten sich die Veranstalter über die möglichen Reaktionen klar sein müssen, ehe sie vollmundig Schlagworte wie Roman und 44 Stunden verwenden.
Hinterher die Presse zu schelten, man sei ja, wie üblich, mißverstanden worden, ist viel zu einfach. Das hat ein "Gschmäckle", wie man hier in Schwaben zu sagen pflegt.

Gruß,
Thomas
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Ich wurde in diesem Thread mit der Nase drauf gestoßen. Brauchte also noch nicht mal danach zu suchen.TT hat geschrieben:Wie findet ihr das Experiment?

OK, im Ernst: Der Ansatz ist mal interessant.
Aber in erster Linie war es ein Seminar. Das Gemeinschaftserlebnis und die Selbsterfahrung der Teilnehmer stand im Mittelpunkt.
Ich würde vermutlich zögern, mich da anzumelden.
Was meinst Du mit "es"?TT hat geschrieben:Ist es geglückt?
Das Seminar?
Das könnnen nur die Teilnehmer beurteilen.
Und die bisherigen Berichte waren durchweg positiv bis enthusiastisch.
Oder meinst Du den "Roman" bzw. das "Produkt?
Dazu müsste ich das Geschreibsel endlich mal in die Finger bekommen.
Kurz: Anhand der mir vorliegenden Informationen kann ich die Frage nicht beantworten. Möglicherweise bin ich dafür sogar unzuständig.
Nachdem ich am Anfang des Threads genau diese Frage gestellt habe und von Andreas eine klarstellende Antwort erhalten habe - Nein!TT hat geschrieben:Könnt ihr die Schelte seitens der Presse (nachzulesen auf Andreas Eschbachs Tagebuch-Seite) nachvollziehen?
Die Journalisten sollten öfter hier recherchieren.

Nachdem sich mir allerdings in frühem Stadium die gleiche Frage aufgedrängt hat - irgendwo Ja.
Was mir an der Sache seltsam aufstößt: Die Journalisten kennen das Ergebnis offenbar auch noch nicht. Und dennoch wissen sie schon ganz genau, wie scheiße das geworden ist.
Hmm. Ich beantworte die beiden Teilfragen mal getrennt. Das "oder" kann keinesfalls als entweder-oder gemeint sein, da weitere Alternativen möglich sind.TT hat geschrieben:Herrscht in Deutschland wirklich das Bild vom einsamen Dichter in seiner Dachkammer oder haben die Veranstalter des Seminars falsche Signale gesendet?
Seit Leute wie Stuckrad-Barre reüssieren können, hat das Bild vom einsamen Dichter ausgedient. Ich glaube auch nicht, dass die Feuilletonisten das im Hinterkopf hatten.
Falsche Signale gesendet? Vielleicht.
Andererseits sind Journalisten darauf gepolt, in erster Linie Konflikte und Unstimmigkeiten wahrzunehmen, evtl. sogar hinein zu interpretieren. (Warum? Weil die Zeitungskäufer genau *das* lesen wollen.)
Gegenfrage: Wie hätte man es besser machen können?
Gegen einen professionell böswilligen Journalisten gibt es kein Patentrezept.
Ich glaube allerdings nicht, dass die Berichterstattung über dies vereinzelte und beschränkte Ereignis tatsächlich solche Wirkungen entfaltet wie Du befürchtest.
Gruß
Ralf
Shock Wave Riders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
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Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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- Stefan Hoffmann
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Naja, das geht ja ziemlich in die Richtung, was ich schrieb (wobei ich freilich ganz privat bei meiner Meinung bleibe, daß Verfasser solcher Äußerungen wie von A. Eschbach zitiert, schon irgendwo in kulturhochamtlichen Sphären leben, wo ich ihnen weiß Gott niemals begegnen werde oder möchte. Was jetzt nur eine freundlichere Umschreibung meiner Ansicht war, daß die schon irgendwo ein Rad abhabenTT hat geschrieben:Und genau zu diesem Zeitpunkt kündigt Bestsellerautor Eschbach an, im Rahmen eines Seminars, in 44 Stunden einen Roman aus dem Boden zu stampfen. Wundert mich nicht, dass viele auf so eine Meldung heikel reagieren. Denn das Signal, das nach außen dringt, lautet: Büchermachen ist nicht nur viel billiger als gemeinhin angenommen, es ist zudem auch noch viel einfacher. Tusch!![]()

Halten wir fest: Die Leser, die Feuilletonisten möchten, daß der Autor sich am Buche abmühe, daß er Herzensblut darein vergieße und lieber jahrelang von Wassersuppe lebe, als daß er der hehren Kunst entsage. Und daß der Verleger aus purer Kunstliebhaberei das aussichtslose und doch so wertvolle Buche gegen alle Widerstände und jenseits aller kleingeistigen Kostenkalkulationen drucke, auf daß wahre Kunst den Weg zum Leser finde. Das scheint mir die Art von Legende zu sein, die goutiert wird, und im wesentlichen wird man wohl gut damit fahren, diese Ansichten zu bedienen mit seiner Öffentlichkeitsarbeit.
Ehrlich gesagt finde ich die "unsensible Lancierung" gerade deshalb so interessant, weil man genau dieses Feedback mal bekommen hat. Aller schlauen Kommentare meinerseits zum Trotze: Nein, ich hätts vorher NICHT besser gewußt.

Stefan
Liest: "Cyberabad" von Ian McDonald
Na ja, sowohl das "e", wie auch das "s".Shock Wave Rider hat geschrieben: Was meinst Du mit "es"?
Also beides, wenn du verstehst, was ich meine.

Dem kann ich nur zustimmen. Interessantere Themen, höherer Unterhaltungswert.Shock Wave Rider hat geschrieben: Die Journalisten sollten öfter hier recherchieren.
Weiß jemand zufällig, ob es einen Link zu diesem/n ominösen Artikel/n gibt?Shock Wave Rider hat geschrieben:Was mir an der Sache seltsam aufstößt: Die Journalisten kennen das Ergebnis offenbar auch noch nicht. Und dennoch wissen sie schon ganz genau, wie scheiße das geworden ist.
Klar, bei den gesalzenen Preisen für ein Buch.Stefan Hoffmann hat geschrieben:Die Leser, die Feuilletonisten möchten, daß der Autor sich am Buche abmühe, daß er Herzensblut darein vergieße und lieber jahrelang von Wassersuppe lebe, als daß er der hehren Kunst entsage.

Wobei die Frage lautet, ob überhaupt etwas "lanciert" wurde. Sind da Pressemitteilungen verschickt worden?Stefan Hoffmann hat geschrieben:Ehrlich gesagt finde ich die "unsensible Lancierung" gerade deshalb so interessant, weil man genau dieses Feedback mal bekommen hat. Aller schlauen Kommentare meinerseits zum Trotze: Nein, ich hätts vorher NICHT besser gewußt.
Und auch von mir ein ehrliches "Nein". Ich hätt's auch nicht besser gewußt

Gruß,
Thomas
- Shock Wave Rider
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Ja. Es geht Dir ums Ganze. 8)TT hat geschrieben:Na ja, sowohl das "e", wie auch das "s".Shock Wave Rider hat geschrieben: Was meinst Du mit "es"?
Also beides, wenn du verstehst, was ich meine.
Gruß
Ralf
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Genau.Shock Wave Rider hat geschrieben:Ja. Es geht Dir ums Ganze. 8)TT hat geschrieben:Na ja, sowohl das "e", wie auch das "s".Shock Wave Rider hat geschrieben: Was meinst Du mit "es"?
Also beides, wenn du verstehst, was ich meine.
Gruß
Ralf
ES.
E.S.
Einerseits/AndererSeits.
Ich freue mich, dass zumindest du mich verstehst, Ralf

Gruß,
Thomas *Hicks*