Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

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Uschi Zietsch
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Naut hat geschrieben: 19. Dezember 2023 15:00 Quadratisch werden die meisten von uns tatsächlich irgendwann von selbst.
Ja, ich. Seufz.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Fjunch-Klick »

An unserer Schule wollte Herr Keiser leider auch nicht mit Frau Wilhelm verkuppelt werden…
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Naut
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Naut »

Kringel hat geschrieben: 20. Dezember 2023 08:26 Einen Teil der Diskussion verstehe ich nicht. Warum sollte ich (gegenwärtige oder ältere) SF nicht lesen, nur weil diese nichts zu aktuellen Themen zu sagen hat und / oder nichts zur Innovation des Genres beiträgt? Bei guter Unterhaltung ist mir das relativ wurst.
Abgesehen davon, dass das soweit ich verstanden habe, niemand genau so gefordert hat: Es kommt darauf an, was Dich bzw. mich unterhält. Bei mir z.B. gibt es da eine Grenze, ab der es für mich nicht mehr unterhaltend ist, wenn ich intellektuell, philosophisch oder reflexiv unterfordert bin. Ist eben auch eine persönliche Sache.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Kringel hat geschrieben: 20. Dezember 2023 08:26 Einen Teil der Diskussion verstehe ich nicht. Warum sollte ich (gegenwärtige oder ältere) SF nicht lesen, nur weil diese nichts zu aktuellen Themen zu sagen hat und / oder nichts zur Innovation des Genres beiträgt? Bei guter Unterhaltung ist mir das relativ wurst.
Ja. SF kann lesenswert sein, auch wenn sie nichts zu aktuellen Themen zu sagen hat und nicht innovativ ist. Es handelt sich ja, wie Du richtig anmerkst, um Unterhaltungsliteratur, auch wenn sie als Vehikel für relevante Aussagen dienen kann - aber nicht muss.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Wie bei jedem Zeitgeist gibt es in jeder Dekade quasi einen Themenschwerpunkt. Anfangs war alles noch Technikoptimismus, in dem es auch atomgetriebene Staubsauger gab. Dazwischen kamen nachdenkliche und pessimistische Themen, als Global 2000 die Grenzen des Wachstums aufzeigte. Auch die Besinnung auf den "Inner Space". Da aktuell ein rabenschwarzer Pessimismus herrscht, gibt es wenig aufbauende SF, sondern häufig immer nur den Untergang der Menschheit. Ich habe von "Solarpunk" nie was gehört, aber wenn es dort ZukunftsLÖSUNGEN gibt, würde ich es lesen. Dass alles den Bach runtergeht, sehe ich selbst, dazu brauche ich keine SF...

PS Wirtschaft und dieses Konstrukt von Geld und Glaube interessiert mich auch, aber ich verstehe es nicht. Die Regeln des "Marktes" hatte schon Heinlein in seinen Büchern, aber ich habe es meist überlesen.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Man muss anmerken: veröffentlicht wird, was sich verkauft. Und Weltuntergangszenarien verkaufen sich, jedenfalls solange sie nicht zu ehrlich und nicht zu realistisch sind. (Sie sollen ja nur gruseln, nicht wirklich zum Umdenken bewegen, das will der Kunde nicht.)

Aber das rabenschwarzer Pessimismus in der gegenwärtigen SF herrschte, kann ich so pauschal nicht bestätigen. Der oben erwähnte KSR etwa ist alles andere als rabenschwarz.

Solarpunk war hier im Forum schon öfter thema, ich persönlich finde dieses irgendwas-mit-punk-Genreding zwar weiterhin peinlich, aber wenigstens scheint es halbwegs als Orientierungshilfe zu funktionieren.
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L.N. Muhr
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

(Häufig verwechselt wird ja auch die Dystopie mit der Apokalypse, dabei ist zentrales Element der Dystopie, dass die Welt eben nicht untergeht, das ist das Erschreckende an ihnen.)
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

L.N. Muhr hat geschrieben: 20. Dezember 2023 13:55 Solarpunk war hier im Forum schon öfter thema, ich persönlich finde dieses irgendwas-mit-punk-Genreding zwar weiterhin peinlich, aber wenigstens scheint es halbwegs als Orientierungshilfe zu funktionieren.
Mir gefällt die Bezeichnung auch nicht. "Punk" ist eine Subkultur, der ich nie etwas abgewinnen konnte, sie ist mir zu zynisch und pessimistisch, und das ist "Solarpunk" ja gerade nicht. Das ist einfach das Wortbildungsschema "Technologiebezeichnung + Punk", nach dem Muster von "Cyberpunk" und "Steampunk". Aber beim Cyberpunk war eben der Punk-Aspekt von Bedeutung, was er bei "Solarpunk" nicht mehr ist. Mir ist mal der Gedanke gekommen, das "Solarprog" zu nennen, aber das klingt nicht wirklich gut, also nenne ich es "grüne SF".
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Punk hat ein starkes DIY-Element, das alles andere als pessimistisch ist. Punk ist eigentlich auch nicht zynisch. Aber ja, es gab und gibt da immer wieder Fehlentwicklungen.

https://www.youtube.com/watch?v=QTmbbnLMPw0
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von lapismont »

DIY musste ich jetzt googeln, alles muss man selbst machen.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Ich empfand Steampunk überhaupt nicht als pessimistisch, im Gegenteil: für die obere Klasse der Victorianischen Ära war es ein gutes Leben. Und daraus wurden die Helden des Steampunk vorrangig rekrutiert. Auch die Ableger, angefangen über Dieselpunk bis hin zu Atompunk war im Grunde eine Akzeptanz der bestehenden fiktiven Verhältnisse, die sich dann z.B. als Krimigenre manifestierte. Nur der Cyberpunk war von Anfang an eher dystopisch angelegt; was vermutlich durch „Blade Runner“ beeinflusst war.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

L.N. Muhr hat geschrieben: 20. Dezember 2023 17:58 Punk hat ein starkes DIY-Element, das alles andere als pessimistisch ist. Punk ist eigentlich auch nicht zynisch. Aber ja, es gab und gibt da immer wieder Fehlentwicklungen.
Verstehe. Und ich weiß sehr genau, dass ein Unterschied zwischen (gegenwärtiger) Wortbedeutung und Etymologie besteht. Viele Wörter bedeuten schon seit langem nicht mehr, was sie früher mal bedeuteten. Und so ist das auch mit dem Wortelement -punk in Bezeichnungen von SF-Subgenres. Was hat etwa Steampunk noch mit der Punk-Subkultur der 70er und 80er Jahre zu tun? Das fußt kulturell und ästhetisch, wie Badabumm schon gesagt hat, im viktorianischen Zeitalter, und wurde vielleicht nur deshalb als "Steampunk" benannt, weil der stilbildende Roman The Difference Engine von den beiden bedeutendsten Hauptvertretern des Cyberpunk geschrieben worden war.

Und ich weiß auch, dass es ein Kampf gegen Windmühlen ist, eine "falsche" Wortverwendung aus der Welt zu schaffen. Wörter bedeuten eben immer, wofür sie verwendet werden, nicht mehr und nicht weniger! Man kennt das ja zum Beispiel von Musikstilbezeichnungen wie "Prog-Rock", "Jazz" oder "R&B", die heutzutage allzu oft auf Musikstile angewandt werden, die mit dem ursprünglich damit Bezeichneten nicht mehr viel zu tun haben. Das hat es immer wieder gegeben, im Jazz zum Beispiel, wo sowohl der Bebop in den 40er als auch der Free Jazz in den 60er Jahren von Jazz-Traditionalisten abgelehnt wurden, nach dem Motto "Das ist kein Jazz mehr, das ist nur Krach!". Und heute gilt selbst Laptopmusik mit Jazz-Samples als "Jazz".

Also, was auch immer mal mit "Punk" gemeint gewesen sein mag, das SF-Untergenre, das von der Wende zur Nachhaltigkeit handelt, heißt nun mal im allgemeinen Sprachgebrauch "Solarpunk", und dagegen anzurennen, ist sinnlos.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

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Die Bezeichnung "Steampunk" wirde von K. W. Jeter und seinen Freunden erfunden, um damit selbstironisch die Erzählung "Morlock Night" zu beschreiben. Es war also eine Art Witz, der sich verselbständigt hat.

"Cyberpunk" dagegen wurde von der Fachpresse geprägt als es das Genre schon gab. Und "Blade Runner" hat Gibson und Co. nicht beeinflusst, "Neuromancer" war bereits zu großen Teilen fertig als der Film in den Kinos anlief. Ähnlich übrigens "Tron": Gewisse Themen liegen einfach in der Luft.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Im Solarpunk Manifesto wird der "Punk"-Aspekt von Solarpunk folgendermaßen definiert:
The “punk” in Solarpunk is about rebellion, counterculture, post-capitalism, decolonialism and enthusiasm. It is about going in a different direction than the mainstream, which is increasingly going in a scary direction.
Dem kann ich zustimmen.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Steampunk ist super, auch wenn "Punk" eigentlich der falsche Begriff dafür ist, aber es passt einfach so gut. Sag ich als Steampunkerin ;-)
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