High Rise - J. G. Ballard

Science Fiction in Buchform
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Knochenmann
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High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

So, neues Buch:

Bild

Na dann los.

Oh, das Vorwort ist on Ned Beauman!
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Flossensauger
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Flossensauger »

Die Fingerübung "Concrete Island" für dieses Buch ist mein persönlicher Liebling von ihm, aber "Der Klotz" kommt gleich danach. Wen sowas interessiert: Gibt eine Verfilmung, die sich direkt darauf bezieht und mehrere Filme die sich, sagen wir mal "inspirieren" liessen. Laufen meist nachts um 02:00 auf arte und an die Titel kann ich mich nicht mehr erinnern, vielleicht habe ich mir den Zusammenhang auch nur eingebildet.
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L.N. Muhr
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

High-Rise lief dreimal im WDR, da aber in der Tat eher ungünstig:
https://www.fernsehserien.de/filme/high-rise

Shivers lief zweimal auf Arte, gegen halb zwölf und halb eins:
https://www.fernsehserien.de/filme/parasiten-moerder
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Flossensauger »

Themroc darf nicht vergessen werden!

https://de.wikipedia.org/wiki/Themroc

Einer der ganz grossen Klassiker der (eher: meiner) Filmgeschichte. Stösst bei vielen Menschen auf befremden, oft genug ausprobiert. Und ja, der lief im öffentlich-rechtlichem Fernsehen der BRD in den 1980ern, kann man sich nicht vorstellen.

Aber vielleicht lassen wir den Knochenmann erst mal das Buch an sich lesen.

J.G. Ballard (für mich) als Autor über jeden Zweifel erhaben. Muss mal im Schrank schauen, ob ich mein diy-Shirt mit seinem Porträt und seinem Zitat "I love concrete!" noch besitze.
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L.N. Muhr
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Themroc war vor High-Rise. Kann also schlecht was mit inspiriert von und so sein.
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Flossensauger
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Flossensauger »

L.N. Muhr hat geschrieben: 18. Mai 2025 21:55 Themroc war vor High-Rise. Kann also schlecht was mit inspiriert von und so sein.
Hmm, vielleicht war es gerade Thema? (Siehe meine Fingerübung oben) Ist auch schnurz, erst mal das Buch lesen.
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L.N. Muhr
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Natürlich war Urbanisierung, Vereinzelung und Auflösung sozialer Strukturen damals ein gewaltiges Thema. Brunners Plätze der Stadt, Harrisons New York 1999, in Deutschland Francis' Die vom Fünften Hundert, und vieles mehr, das mir jetzt einfach nicht einfällt. (Clockwork orange wäre ebenfalls ein Beispiel.)

Das ganze war eine Gegenbewegung zu Moses und Le Corbusier, bzw. im Ostblock zu den Stalinbauten, also den ganzen eckigen, kantigen, brutalen Megastrukturen (siehe auch Speer als Ideengeber), bekannt wurde damals folgendes Sachbuch:

https://en.wikipedia.org/wiki/The_Death ... can_Cities

Ballard arbeitete da, und er wird das wohl nie geleugnet haben, in einer Community von Autoren, die das aufgriffen.
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Knochenmann
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Huh, das Buch stöst auf Interresse. Na dann.

20%, die ersten beiden Kapitel

Um noch einmal auf das Vorwort einzugehen: Viele Jahre sind ins Land gegeabgen nachdem dieses Buch geschrieben worden ist, und Beauman erzählt ein paar Geschichten die sich wohl so zugetragen haben, in anderen Hochhäusern. Und es wird gesagt: In dem Buch dreht sich alles um Architektur und nichts dreht sich um die Architektur. Ok.

Die ersten beiden Kapitel: Ein Lehrer an einer medizischen Schule zieht ein in ein Hochhaus, und zwar ziemlich genau in der Mitte von 40 Stockwerken. Wir lernen: in den untersten 10 lebt die Unterschicht, in den obersten 10 die Oberschicht, die Mittelschicht lebt in der Mittelschicht.

Der Arzt selber: hässliche Scheidung, wollte weg vom Land, alles so einfach zu erreichen hier, 5 Minuten in die Arbeit und Swimmingpool und Supermarkt und ein Spirituoenhändler.

Hier sei der erste Satz des Buches erwähnt:
Later, as she sat on his balcony eating the dog, Dr Robert Laing reflected on the unusual events that had taken place withhin this huge apartment building during the previous three months.
Da wissen wir schon wohin die Reise geht. Hunde, das ist das was die Oberschicht hat, die Unterschicht hat Kinder.

Die ersten beiden Kapitel: gedankenlsoe Rücksichtslosigkeiten. Eine Flasche Sekt von einer Party von oben ladet auf Laings Balkon (er selbst schmeisst die Trümmer weiter nach unten, soviel zu seinem Charakter), es gibt einen Stromausfall, ein Hund ertrinkt im Swimmingpool (wurde ertrunken?). Die Athmosphäre verändert sich, alles warten darauf, dass etwas passiert.

Dinge die es damals gegeben hat: Plattensamlungen und Stereoanlagen, betrunkene Kinder. Wäre auch kein Ballard ohne leeren Swimmingpool, in dem Falle: ein künstlicher See der noch fertig gebaut werden muss, deswegen leere Betonschüssel.
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Knochenmann
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

25%

In dem Buch herrscht ein seltsames Klima. Der Protagonist will gar nicht in die Arbeit, weil er das Gefühl hat "etwas zu verpassen" wenn er nicht daheim ist. Scheinbar erwartet das ganze Hochhaus die Katastrophe.

Einige schöne Sätze fallen, aber ich hab mir die nicht notiert. Vielleicht später.
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Ender »

Knochenmann hat geschrieben: 20. Mai 2025 15:24Der Protagonist will gar nicht in die Arbeit, weil er das Gefühl hat "etwas zu verpassen"
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

30%

Es gibt einen Todesfall und Miasma liegt über dem Hochhaus.

Einer der Protagonsiten, ein Dokumentarfilmer aus den niedrigen Stockwerken kommt nach drei Tagen wieder nach Hause und findet das ganze Haus in einem hohen Grad der Verwarlosung. Seine Familie auch. Aber er hat schon eine Kamera eingepackt, weil er weiß: da passiert noch was.

...das glaube ich der Unterschied zwischen dem Buch und einem normalen "Katastrophenbuch". Die Protagonisten in dem Buch sind interessierte Zuschauer und gleichzeitig auch Akteure, es gibt in dem Buch eine nicht wegzuleugnende Lust an der Zerstörung, es ist in seinem Wesen transgressiv.

Aja
Der Dokumentarfilmer ist auch der jenige, der den Hund ersäuft hat. Also ganz zweifelslos ein Akteur.
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

52%

Eine neue Perspektive bzw ein neuer Protagonist: Royale, der Architekt des High Rises. Der ganz oben im Penthouse wohnt mit seiner zu jungen Frau. Und der weiß das er Scheiße gebaut, das das Haus stirbt (eine Menge schöner Vokabel hier). Er verachtet die Mieter (alle) für das was sie sind und das was sie aus dem Haus machen. Seine Frau: im Zustand geistiger Auflösung.

Das Haus selber: alles ist schlimm, die Polizei sollte eigentlich kommen wegen dem Todesfall, aber sie kommt nicht. Irgendwie existiert das Haus vor sich hin und drinnen schmoren alle im eigenen Saft.
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von andreasmit »

'Kingdom Come' von ihm ist wesentlich besser.
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

75%

Alle Leute in dem Gebäude spielen eine Rolle, alle haben sie Lust am Untergang und an der Devolution. Ganz oben der Architekt Royale, im Prinzip Gott, der die Fehler seiner Schöpfung sieht und die Leute verachtet. Und der alle kennt und ihre Aktionen beurteilt. Der Arzt Liang: der typischte aller Bewohner, jemand der seinen Platz kennt und der das macht was von ihm erwartet wird und was das Gebäude formt. Und Wilders, der Dokumentarfilmer aus der Unterschicht, der nicht unten bleiben will sonnern nach oben will, aber warum? Und um welchen Preis?

Der Verfall nimmt immer mehr zu, die Beschreibungen werden immer drastischer. Die Polizei kreuzt auf, wird aber von den Bewohnern wieder weggeschickt: alles in Ordnung im Gebäude. Das Gebäude selber entfernt sich immer mehr von der wirklichen Welt.

Das Buch hat schon was... Royale der sich nicht von seiner Schöpfung trennen kann, die komplette Entfermdung... und die Frage: kann ein seelenloses Betongebäude seine Bewohner verändern? Und warum nein, warum verändern sich die Bewohner dann tozdem? Welche Charakterzüge treten da zutage? Das Zitat von Beginn macht Sinn: es gibt zu 100% um Architektur, aber es geht zu 100% nicht um Architektur.

Aja, und Wilders macht einen Besuch im leeren künstlichen See, der jetzt nur eine Betonschüssel ist. Das hat schon was, ich hab die Stelle am Hotelpool gelesen, das hat schon was.
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Re: High Rise - J. G. Ballard

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Fertisch

Tja, was soll ich sagen, die letzen 20% sind nur weitere Degenertion. Das einfache Leben, Gewalt, Sex, Jagen und Sammen im Wolkenkratzer. Komische Rituale finden statt, und: die Leute wollen es so. Mehrmals im Buch wird die Metapher bemüht von einem Zoo bei dem die Käfige offen gelassen wurden.

Im Großen und Ganzen ein solides Buch das mich gut unterhalten hat, und in dem viele schöne Dinge passieren.

Was ist mächtiger? Mensch oder Beton?
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