[Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Meine Meinung: Eine sehr schöne Geschichte.
Das Unterwasser-Setting ist schon mal interessant. Die Art, wie sich nach und nach die Hintergründe - sowohl die der Welt "da draußen", als auch die persönlichen der Protagonistin - entfalten, fand ich sehr gelungen. Schön geschrieben. Die Emotionen und die Gefühlswelt von Rosalie sind eindringlich dargestellt, und es wird eben auch klar, dass es allen anderen natürlich ganz ähnlich geht. Alle haben mit dem allgemeinen und auch mit dem jeweiligen, ganz eigenen Trauma zu kämpfen. Und dann taucht so ein Erinnerungen erweckendes "Wunder" auf ... was schöne Momente beschert, aber zugleich die Verzweiflung über die aktuelle Situation noch weiter steigert. Was für ein Leben, was für eine krasse Situation!
Der Aspekt mit der wunscherfüllenden Pflanze ist natürlich eher Fantasy, aber eben auch eine richtig schöne Idee, die der Geschichte den richtigen Kick verleiht.
Das Unterwasser-Setting ist schon mal interessant. Die Art, wie sich nach und nach die Hintergründe - sowohl die der Welt "da draußen", als auch die persönlichen der Protagonistin - entfalten, fand ich sehr gelungen. Schön geschrieben. Die Emotionen und die Gefühlswelt von Rosalie sind eindringlich dargestellt, und es wird eben auch klar, dass es allen anderen natürlich ganz ähnlich geht. Alle haben mit dem allgemeinen und auch mit dem jeweiligen, ganz eigenen Trauma zu kämpfen. Und dann taucht so ein Erinnerungen erweckendes "Wunder" auf ... was schöne Momente beschert, aber zugleich die Verzweiflung über die aktuelle Situation noch weiter steigert. Was für ein Leben, was für eine krasse Situation!
Der Aspekt mit der wunscherfüllenden Pflanze ist natürlich eher Fantasy, aber eben auch eine richtig schöne Idee, die der Geschichte den richtigen Kick verleiht.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Zu den von euch angebrachten Kritikpunkten: Ja, ich kann sie verstehen, aber mich haben sie nicht gestört.
Es ist ja grundsätzlich immer so: je besser man sich selbst in einem gewissen Gebiet auskennt, desto mehr ärgert man sich über Unstimmigkeiten. Wobei ich bei sowas, glaube ich, ganz allgemein recht großzügig bin. Ich halte es da wie mit der überlichtschnellen Raumfahrt: Ich gehe davon aus, dass sie physikalisch unmöglich ist - aber wenn es sie in einer Geschichte gibt, dann ist das so. Reicht mir.
Der ganze Plot von "Der Marsianer" basiert auf einem folgenschweren Sandsturm, den es in dieser Form laut Andy Weir himself in der dünnen Mars-Atmosphäre so gar nicht geben kann. Dichterische Freiheit.
Ich habe davon keine Ahnung, deshalb fallen mir hierbei Ungenauigkeiten oder Fehler weder auf, noch stören sie mich.Teddy hat geschrieben: 11. August 2025 15:18 Die Ausgangssituation einer riesigen Tiefseestation finde ich sehr unglaubwürdig. Es ist viel effizienter, die Tiefseeorganismen heraufzuholen, um die zu untersuchen. Auch Alex Begründung, man könne da Cyanobakterien untersuchen, ist lächerlich, da Cyanobakterien gar nicht in der Tiefsee leben.
Es ist ja grundsätzlich immer so: je besser man sich selbst in einem gewissen Gebiet auskennt, desto mehr ärgert man sich über Unstimmigkeiten. Wobei ich bei sowas, glaube ich, ganz allgemein recht großzügig bin. Ich halte es da wie mit der überlichtschnellen Raumfahrt: Ich gehe davon aus, dass sie physikalisch unmöglich ist - aber wenn es sie in einer Geschichte gibt, dann ist das so. Reicht mir.
Der ganze Plot von "Der Marsianer" basiert auf einem folgenschweren Sandsturm, den es in dieser Form laut Andy Weir himself in der dünnen Mars-Atmosphäre so gar nicht geben kann. Dichterische Freiheit.
Für mich ist das auch immer noch ungewohnt, aber in diesem Text wurden die Pronomen ganz gut gewählt, finde ich (Shout-out an die Übersetzerin Sharyn Wegmann), deshalb fiel es mir kaum auf. Natürlich kann man sagen, dass es für die Geschichte völlig unwichtig war, dass Alex nicht-binär ist. Aber genau darum geht es ja irgendwie: es ist halt auch völlig okay. Wenn Alex ein Mann wäre, hätte das auf die Story ja schließlich genauso wenig Einfluss. Also warum nicht?Ralf Wambach hat geschrieben: 11. August 2025 15:08„Dey“ hat meinen Lesegenuss beeinträchtigt, weil dadurch sprachlich schlechte Sätze entstehen („Trotzdem war Alex begeistert, und Rosalie konnte dem weder von deren Traum abhalten …), aber ich weiß ja, dass so etwas sehr modern ist …
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Klar, kann man so machen. Nur kenne ich keine nonbinären Menschen, habe aber schon einige Geschichten mit nonbinären Personen gelesen und weiß trotzdem nichts über sie. Wenn man einen Roman von Tony Morrison liest, kommen da nicht einfach Schwarze vor, sondern man erfährt was Rassismus mit Menschen macht. Man erfährt, wie sich das anfühlt.Ender hat geschrieben: 11. August 2025 21:33Für mich ist das auch immer noch ungewohnt, aber in diesem Text wurden die Pronomen ganz gut gewählt, finde ich (Shout-out an die Übersetzerin Sharyn Wegmann), deshalb fiel es mir kaum auf. Natürlich kann man sagen, dass es für die Geschichte völlig unwichtig war, dass Alex nicht-binär ist. Aber genau darum geht es ja irgendwie: es ist halt auch völlig okay. Wenn Alex ein Mann wäre, hätte das auf die Story ja schließlich genauso wenig Einfluss. Also warum nicht?Ralf Wambach hat geschrieben: 11. August 2025 15:08„Dey“ hat meinen Lesegenuss beeinträchtigt, weil dadurch sprachlich schlechte Sätze entstehen („Trotzdem war Alex begeistert, und Rosalie konnte dem weder von deren Traum abhalten …), aber ich weiß ja, dass so etwas sehr modern ist …
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Es kommt natürlich auf die Intention an. Bei Morrison war das Schwarz-sein ein zentrales Thema. Ihr ging es (unter anderem) genau darum, eben darüber zu schreiben.
Aber hier - so lese ich das in dieser und auch in vielen anderen Geschichten - ist nicht das Ziel, der Welt das Nicht-binär-sein zu erklären, sondern es einfach nur als normale Lebensrealität mit einfließen zu lassen. "Casual queerness" nennt man das wohl.
Ich glaube, darum geht es oft: zu zeigen, dass das eben nichts wahnsinnig exotisches ist.
Aber hier - so lese ich das in dieser und auch in vielen anderen Geschichten - ist nicht das Ziel, der Welt das Nicht-binär-sein zu erklären, sondern es einfach nur als normale Lebensrealität mit einfließen zu lassen. "Casual queerness" nennt man das wohl.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
So sehe ich das auch. Es soll dadurch, dass es immer wieder erwähnt wird, irgendwann zur Normalität im Lesefluss werden und nicht mehr weiter auffallen. Gewöhnungseffekt.Ender hat geschrieben: 12. August 2025 07:42 Aber hier - so lese ich das in dieser und auch in vielen anderen Geschichten - ist nicht das Ziel, der Welt das Nicht-binär-sein zu erklären, sondern es einfach nur als normale Lebensrealität mit einfließen zu lassen. "Casual queerness" nennt man das wohl.
Ich glaube, darum geht es oft: zu zeigen, dass das eben nichts wahnsinnig exotisches ist.
Dein positives Feedback sehe ich auch so.

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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Ich finde es passt zur Story, an einer anderen stelle wird erwähnt das Alex SChwster auf Borneo irgendwas mit Orangutas macht und die wird schwer verletzt, worauf hin sich ihr "platonischer Lebenspartner" bei Alex meldet. All da das zusammen, mit den blau gefärten Haaren von Alex, das erzeug ein Gefühl des Überfluss... genauso wie der Überfluss der im Namen von "Fünf Gewürze Apfelkuchen" mitschwingt.Ender hat geschrieben: 11. August 2025 21:33Für mich ist das auch immer noch ungewohnt, aber in diesem Text wurden die Pronomen ganz gut gewählt, finde ich (Shout-out an die Übersetzerin Sharyn Wegmann), deshalb fiel es mir kaum auf. Natürlich kann man sagen, dass es für die Geschichte völlig unwichtig war, dass Alex nicht-binär ist. Aber genau darum geht es ja irgendwie: es ist halt auch völlig okay. Wenn Alex ein Mann wäre, hätte das auf die Story ja schließlich genauso wenig Einfluss. Also warum nicht?Ralf Wambach hat geschrieben: 11. August 2025 15:08„Dey“ hat meinen Lesegenuss beeinträchtigt, weil dadurch sprachlich schlechte Sätze entstehen („Trotzdem war Alex begeistert, und Rosalie konnte dem weder von deren Traum abhalten …), aber ich weiß ja, dass so etwas sehr modern ist …
Und diese Welt ist jetzt verloren, Alex weg, Apfelkuchen weg, Welt weg. Was bleibt sich Erinnerungen, aber auch die werden nicht für immer da sein.
Ich fand diese Geschichte, obschon Weltuntergang, nicht so deprimirend wie die erste Story, alleinschon weil die Autorin offensichtlich leichter geschrieben hat.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Bei mir umgekehrt. Mich hat diese Geschichte sehr berührt, weil ich sie absolut nachvollziehen konnte, geradezu dabei war.

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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Die Geschichte ist sehr emotional und befasst sich hauptsächlich mit Verlust und Trauer.
Mir hatte sie ein paar Rückblicke zu viel und insgesamt hab ich in letzter Zeit viele Geschichten gelesen und gesehen, die Trauerbewältigung und SF verknüpfen. Als Plotthema finde ich das nicht wirklich spannend.
Liebesgeschichten im Postapokalypsenumfeld leiden für mich immer darunter, dass sie kaum Potential besitzen. Da entwickelt sich wenig. Hier gibt es ja die Aussicht auf etwas Neues, aber Rosalie ist im Rahmen der Geschichte noch nicht so weit. Alex ist für mich nicht wirklich fassbar, er ist eher das Trauer-Vehikel.
Das war schon besser als die erste Geschichte, nur nichts besonders, was ich eigentlich von der Antho erwartet hab.
Mir hatte sie ein paar Rückblicke zu viel und insgesamt hab ich in letzter Zeit viele Geschichten gelesen und gesehen, die Trauerbewältigung und SF verknüpfen. Als Plotthema finde ich das nicht wirklich spannend.
Liebesgeschichten im Postapokalypsenumfeld leiden für mich immer darunter, dass sie kaum Potential besitzen. Da entwickelt sich wenig. Hier gibt es ja die Aussicht auf etwas Neues, aber Rosalie ist im Rahmen der Geschichte noch nicht so weit. Alex ist für mich nicht wirklich fassbar, er ist eher das Trauer-Vehikel.
Das war schon besser als die erste Geschichte, nur nichts besonders, was ich eigentlich von der Antho erwartet hab.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Auston Habershaw - Brutparasitismus
Ein Planet mitsamt seiner dort lebenden Zivilisation wurde von einer feindlichen Rasse soeben auf grausame Weise und vollständig + komplett vernichtet. Nun betritt die siegreiche Spezies die Überreste dieser Welt, um sie in Besitz zu nehmen und nach ihren Vorstellungen neu aufzubauen. Den Besiegten war vorher schon klar, dass sie keine Überlebenschance haben - aber als letzten Akt der Rache engagierten sie einen Auftragsmörder, der den Hauptverantwortlichen des Gemetzels töten soll.
Dieser Killer ist, wie es sich für seinen Berufstand gehört, eiskalt und emotionslos ... eigentlich. Aber da er - seines Zeichens Angehöriger einer dritten Spezies, der die mordenden Nanobots nichts anhaben konnten - bis vor wenigen Tagen selbst noch in dieser Welt, mitten unter der nun ausgelöschten Bevölkerung gelebt hat, lässt ihn die Sache doch nicht ganz kalt. Und so nimmt er sich dieses Auftrags an, der ein ziemlich aussichtsloses Himmelfahrtskommando ist.
Diese Story unterscheidet sich doch recht deutlich von den ersten beiden: Während es dort eher melancholisch zuging, haben wir hier einen klassischen Rache- bzw. Selbstjustizthriller. Der aber meiner Meinung nach ziemlich spannend geschrieben ist und einige originelle Ideen zu bieten hat. Logischerweise ist so ein Killer erstmal kein Sympathieträger, und dazu wird er auch bis zuletzt nicht. Aber der grausame und rücksichtslose Genozid sowie die Arroganz bzw. Leichtfertigkeit, mit der die Verantwortlichen damit umgehen, sind so eindringlich geschildert, dass man natürlich doch mit ihm mitfiebert. Eine gute Selbstjustiz-Geschichte zeichnet sich schließlich dadurch aus, dass man die Rache nicht aus Lust am Morden, sondern mit einem "Richtig so!"-Gerechtigkeitsgefühl verfolgt. Und das gelingt dem Autor hier definitiv.
Das Worldbuilding, das naturgemäß nur angedeutet wird, fand ich hingegen nicht so wirklich überzeugend. Die Sache mit der "Weltzeit" und dem "4 Jahre Krieg, 4 Jahre Erholung, 4 Jahre Frieden ... repeat" war mMn nicht nur arg unglaubwürdig und nicht zu Ende gedacht, sondern für die Geschichte letztlich auch überhaupt nicht erforderlich. Hätte man ruhig weglassen können.
Davon abgesehen hat mir "Brutparasitismus" aber gut gefallen. Äußerst unterhaltsam, mit extremer Prämisse und ein paar sehr gelungenen Ideen.
Ein Planet mitsamt seiner dort lebenden Zivilisation wurde von einer feindlichen Rasse soeben auf grausame Weise und vollständig + komplett vernichtet. Nun betritt die siegreiche Spezies die Überreste dieser Welt, um sie in Besitz zu nehmen und nach ihren Vorstellungen neu aufzubauen. Den Besiegten war vorher schon klar, dass sie keine Überlebenschance haben - aber als letzten Akt der Rache engagierten sie einen Auftragsmörder, der den Hauptverantwortlichen des Gemetzels töten soll.
Dieser Killer ist, wie es sich für seinen Berufstand gehört, eiskalt und emotionslos ... eigentlich. Aber da er - seines Zeichens Angehöriger einer dritten Spezies, der die mordenden Nanobots nichts anhaben konnten - bis vor wenigen Tagen selbst noch in dieser Welt, mitten unter der nun ausgelöschten Bevölkerung gelebt hat, lässt ihn die Sache doch nicht ganz kalt. Und so nimmt er sich dieses Auftrags an, der ein ziemlich aussichtsloses Himmelfahrtskommando ist.
Diese Story unterscheidet sich doch recht deutlich von den ersten beiden: Während es dort eher melancholisch zuging, haben wir hier einen klassischen Rache- bzw. Selbstjustizthriller. Der aber meiner Meinung nach ziemlich spannend geschrieben ist und einige originelle Ideen zu bieten hat. Logischerweise ist so ein Killer erstmal kein Sympathieträger, und dazu wird er auch bis zuletzt nicht. Aber der grausame und rücksichtslose Genozid sowie die Arroganz bzw. Leichtfertigkeit, mit der die Verantwortlichen damit umgehen, sind so eindringlich geschildert, dass man natürlich doch mit ihm mitfiebert. Eine gute Selbstjustiz-Geschichte zeichnet sich schließlich dadurch aus, dass man die Rache nicht aus Lust am Morden, sondern mit einem "Richtig so!"-Gerechtigkeitsgefühl verfolgt. Und das gelingt dem Autor hier definitiv.
Das Worldbuilding, das naturgemäß nur angedeutet wird, fand ich hingegen nicht so wirklich überzeugend. Die Sache mit der "Weltzeit" und dem "4 Jahre Krieg, 4 Jahre Erholung, 4 Jahre Frieden ... repeat" war mMn nicht nur arg unglaubwürdig und nicht zu Ende gedacht, sondern für die Geschichte letztlich auch überhaupt nicht erforderlich. Hätte man ruhig weglassen können.
Davon abgesehen hat mir "Brutparasitismus" aber gut gefallen. Äußerst unterhaltsam, mit extremer Prämisse und ein paar sehr gelungenen Ideen.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Ich kann mich Ender weitestgehend anschließen. Spannende Geschichte, die durch einen interessanten Alien punktet. Insbesondere der Einstieg aus Sicht des Alien in einem Raumanzug, der für menschenähnliche Zweibeiner gemacht ist, ist gelungen. Man bekommt die Anatomie anhand der Einschränkungen und Unannehmlichkeiten des Aliens erklärt.
Ansonsten wenig Neues. Ein Punkt ist mir noch aufgefallen: Warum führt der Alien eigentlich keine Waffe mit sich? Den Sohn erschlägt er mit einem Stein, und für die anderen benötigt es ein Laserskalpell, das zum Glück in der Leichenkammer rumlag und das auch von den anwesenden Sicherheitsleuten nicht gefunden wurde. (Die Geschichte hätte ganz schnell auch tragisch enden können.
)
Ansonsten wenig Neues. Ein Punkt ist mir noch aufgefallen: Warum führt der Alien eigentlich keine Waffe mit sich? Den Sohn erschlägt er mit einem Stein, und für die anderen benötigt es ein Laserskalpell, das zum Glück in der Leichenkammer rumlag und das auch von den anwesenden Sicherheitsleuten nicht gefunden wurde. (Die Geschichte hätte ganz schnell auch tragisch enden können.
