[Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
- Uschi Zietsch
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Ich auf alle Fälle. Ich lese morgen die letzte Geschichte und dann zieh ich mein Gesamtfazit.
Uschi
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Ach wisst ihr, mein ganzer Alltag besteht aus Atmen. Denn es ist immer wieder dasselbe: Der Hinweis auf eine Diskriminierung führt nicht etwa zu Entschuldigung (oh, das wollte ich nicht) oder zu Nachdenken, neinnein, man muss erstmal pauschal vom Tisch wischen: "Ich kann ja keine Diskriminierung reproduziert haben, denn ich bin eine von den Guten."
Alles klar. Aber wieso sind die Nachrichten voll davon, dass man trans Menschen doch das Recht auf Selbstbestimmung wieder wegnehmen sollte? Wieso werden queere Orte zerstört? Wieso darf ich nun mit meinem Pass in so viele Länder nicht reisen? Wieso gitb es kaum je Klos für mich? Wieso muss ich mich bei jedem Scheiß, den ich kaufe, einem Geschlecht zuweisen, die Option, die für mich passt, existiert aber im Formular nicht? Und warum stört es auch in diesem Forum (natürlich rein sprachlich, alles klar) Leute, wenn da auch nur im Hintergrund mal eine nichtbinäre oder geschlechtlich unbestimmte Figur durchs Bild rennt? Stilistisch gut sind Texte nämlich nur, wenn so Leute wie ich nicht vorkommen. (Erinnert das nur mich an die Stadtbild-Debatte?)
Ist gar nicht persönlich gemeint, ich weiß. Rassismus ist auch nie persönlich gemeint. Das ist ja genau Teil des Diskriminierenden: Es geht hier nicht um mich. Oder gar um meine Gefühle. Sondern nur ganz allgemein darum, das solche wie ich das Stadt ... äh Sprachbild zerstören. Und nerven, wenn sie es wagen, sichtbar zu sein. Wo kommen wir denn da hin, wenn in jedem Text eine nichtbinäre Person vorkommt? Hallo? Am Ende gelten die noch als normal!! Dass es vielleicht mit Individuen wie mir etwas macht, das wieder und wieder zu hören ... ach, durchatmen bitte. Nur nicht so eine nervige wütende diskriminierte Person sein. Strengt ja an.
Alles klar. Aber wieso sind die Nachrichten voll davon, dass man trans Menschen doch das Recht auf Selbstbestimmung wieder wegnehmen sollte? Wieso werden queere Orte zerstört? Wieso darf ich nun mit meinem Pass in so viele Länder nicht reisen? Wieso gitb es kaum je Klos für mich? Wieso muss ich mich bei jedem Scheiß, den ich kaufe, einem Geschlecht zuweisen, die Option, die für mich passt, existiert aber im Formular nicht? Und warum stört es auch in diesem Forum (natürlich rein sprachlich, alles klar) Leute, wenn da auch nur im Hintergrund mal eine nichtbinäre oder geschlechtlich unbestimmte Figur durchs Bild rennt? Stilistisch gut sind Texte nämlich nur, wenn so Leute wie ich nicht vorkommen. (Erinnert das nur mich an die Stadtbild-Debatte?)
Ist gar nicht persönlich gemeint, ich weiß. Rassismus ist auch nie persönlich gemeint. Das ist ja genau Teil des Diskriminierenden: Es geht hier nicht um mich. Oder gar um meine Gefühle. Sondern nur ganz allgemein darum, das solche wie ich das Stadt ... äh Sprachbild zerstören. Und nerven, wenn sie es wagen, sichtbar zu sein. Wo kommen wir denn da hin, wenn in jedem Text eine nichtbinäre Person vorkommt? Hallo? Am Ende gelten die noch als normal!! Dass es vielleicht mit Individuen wie mir etwas macht, das wieder und wieder zu hören ... ach, durchatmen bitte. Nur nicht so eine nervige wütende diskriminierte Person sein. Strengt ja an.
- Knochenmann
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Es stört mich nicht. Ich finde es von vielen Autoren schlecht gelöst, und das fällt immer dann auf wenn man einen guten Autor das Thema bearbeiten sieht.Jol hat geschrieben: Heute 09:31 Und warum stört es auch in diesem Forum (natürlich rein sprachlich, alles klar) Leute, wenn da auch nur im Hintergrund mal eine nichtbinäre oder geschlechtlich unbestimmte Figur durchs Bild rennt? Stilistisch gut sind Texte nämlich nur, wenn so Leute wie ich nicht vorkommen.
Aber ok, es kann nicht jeder Autor eine le Guin sein, es kann und muss auf jeden Fertigkeitslevel geschrieben werden, dann darf man isch aber auch nicht über die Kritik stellen.
Und da würde ich sagen: dey war in jeder anderen Story im Buch okisch verwendet, nur in der letzten Geschichte eben nicht. Vielleicht steckt da mehr dahinter, vielleicht irgendwas brasilianisch/portugisisches, vielleicht Hintergrund der Autorin, wer weiß, aber die Geschichte selber gibt nicht genug her um das zu begründen.
Und dem entgegen steht das Gefühl das die Geschichte bei mir erzeugt: spielt alles keine Rolle mehr. Siehe: "Die Strasse", oder "Bird Box" wo es auch keine Identitäten mehr gibt.
Als ich jung war, war der Pluto noch ein Planet ABMGW
Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Hmm. Jol, Deine persönliche Erfahrung ist auf jeden Fall belastend, das sehe ich ein.
Ich dachte aber, wir diskutieren hier ganz konkret die Benutzung eines Neopronomen für ein Neugeborenenes, und ob und wann die gerechtfertigt sein könnte. Das hat ja mit Erwachsenen erstmal nicht so viel zu tun. Ich konnte in den Bemerkungen dazu auch keine Anwürfe (wie sie sonst vorkommen) in Richtung auf eine allgemeine Absprache des Existenzrechts oder so erkennen. Vielleicht habe ich das übersehen oder anders interpretiert.
Ich dachte aber, wir diskutieren hier ganz konkret die Benutzung eines Neopronomen für ein Neugeborenenes, und ob und wann die gerechtfertigt sein könnte. Das hat ja mit Erwachsenen erstmal nicht so viel zu tun. Ich konnte in den Bemerkungen dazu auch keine Anwürfe (wie sie sonst vorkommen) in Richtung auf eine allgemeine Absprache des Existenzrechts oder so erkennen. Vielleicht habe ich das übersehen oder anders interpretiert.
Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Ja, ihr diskutiert nur ungefähr das zehnte Mal in diesem Thread ganz konkret, dass es in dieser Geschichte nervt. Oder generell zu viele Neopronomen vorkommen, das sei nicht mehr casual genug. Ich hatte kurz angefangen, die Zitate zusammenzusammeln, aber das war mir (auch psychisch) zu anstrengend. Wenn du nachvollziehen willst, wie es mir geht, lies mal nur diesen Thread hier auf diese Frage bezogen durch. Und das ist ja nicht der einzige Thread, in dem immer nur in diesem einen spezifischen Text das Neopronomen stört.
Konkret zum Text: Hier wurde ja erstmal darüber geraten, wieso für ein Baby dey genutzt wird. Und bei diesem Raten wurden dem Baby auch (nichtbinäre) Geschlechter zugeschrieben. Und als ich es dann erklärte, dass es gerade darum geht, diese Zuschreibung zu lassen, gab es keinerlei Eingehen darauf, sondern es wurde auf neue Argumente der Übersetzung umgeschwenkt. Aber wer nur ein wenig englisch kann, weiß natürlich, dass der Vorschlag, im englischen "it" zu verwenden, absurd ist. Nichtmal der Haushund ist im englischen ein "it". Das sind nur Straßenköter.
Aber mir geht es gar nicht darum, unbedingt recht haben zu wollen, und ich möchte hier auch nicht in die Situation kommen, Aufklärung zu leisten und dafür angegangen zu werden. Ich denke, ich habe auch alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Darum äußere ich mich erst wieder, wenn es um den nächsten Text gibt. Oder respektvolle Fragen gibt.
Konkret zum Text: Hier wurde ja erstmal darüber geraten, wieso für ein Baby dey genutzt wird. Und bei diesem Raten wurden dem Baby auch (nichtbinäre) Geschlechter zugeschrieben. Und als ich es dann erklärte, dass es gerade darum geht, diese Zuschreibung zu lassen, gab es keinerlei Eingehen darauf, sondern es wurde auf neue Argumente der Übersetzung umgeschwenkt. Aber wer nur ein wenig englisch kann, weiß natürlich, dass der Vorschlag, im englischen "it" zu verwenden, absurd ist. Nichtmal der Haushund ist im englischen ein "it". Das sind nur Straßenköter.
Aber mir geht es gar nicht darum, unbedingt recht haben zu wollen, und ich möchte hier auch nicht in die Situation kommen, Aufklärung zu leisten und dafür angegangen zu werden. Ich denke, ich habe auch alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Darum äußere ich mich erst wieder, wenn es um den nächsten Text gibt. Oder respektvolle Fragen gibt.
Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Den Punkt verstehe ich, weil ich bereits vorher vermutet hatte, dass es darum geht das Baby nicht auf ein Geschlecht festzulegen, ohne es zu entpersonifizieren. In der Diskussion hatte ich den Eindruck, dass manche hier die Verwendung von "they" oder "dey" nur für nicht-binäre Genderzuweisungen kennen und nicht wissen, dass das auch für eine (bisher) unbestimmte Identität verwendet werden kann. Das hat mich auch ein wenig frustriert, daher habe ich da nicht weiter zu geschrieben. Diese Wahrnehmung ist aber aus der öffentlichen Diskussion zumindest nachvollziehbar - viele Medien schießen sich nur auf diesen Use-Case ein.Jol hat geschrieben: Heute 11:09 Konkret zum Text: Hier wurde ja erstmal darüber geraten, wieso für ein Baby dey genutzt wird. Und bei diesem Raten wurden dem Baby auch (nichtbinäre) Geschlechter zugeschrieben. Und als ich es dann erklärte, dass es gerade darum geht, diese Zuschreibung zu lassen, gab es keinerlei Eingehen darauf, sondern es wurde auf neue Argumente der Übersetzung umgeschwenkt. Aber wer nur ein wenig englisch kann, weiß natürlich, dass der Vorschlag, im englischen "it" zu verwenden, absurd ist. Nichtmal der Haushund ist im englischen ein "it". Das sind nur Straßenköter.
Deine anderen Erklärungen verstehe ich. Ich vermute, dass nicht alle Bemängelungen von Neopronomen wirklich so wichtig genommen werden/wurden, wie es hier wirkt, aber ich verstehe auch, dass Dich das nervt oder traurig macht.
Um nicht nur auf der Metaebene rumzuraten, werde ich mir die Antho wohl kaufen müssen.
- Uschi Zietsch
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Das Jahr ohne Sonnenschein von Noomi Kritzer
Wie vorgehabt, hab ich heute, als ich als Geralds Chauffeuerin beim Augenarzt gewartet habe, die letzte, über 30 Seiten lange Geschichte gelesen.
Wow, was für ein Höhepunkt zum Schluss! Eine Utopie entsteht aus einer Katastrophe. Eine stille Geschichte, die dennoch keine Sekunde langweilig ist, bei einer mächtigen Detailfülle, wie man sich nach einer Katastrophe in der Nachbarschaft zusammentut und etwas Großartiges aufbaut.
Und natürlich gibt es Spannungen, und natürlich wäre dieses Utopia vermutlich zerbrochen, wenn der Zustand noch länger so angedauert hätte. Nicht von innen heraus, aber in jedem Fall von außen. Doch die Autorin endet mit einem Sonnenstrahl, und das ist gut so.
Meine Lieblingsgeschichte.
Gesamtfazit:
Eine zweifelsohne interessante Anthologie mit internationalen Beiträgen, die zeigen, wie sich die Sichtweisen unterscheiden. Das eigene Leben, die Gesellschaft, in der man aufgewachsen ist, das alles spielt eine starke Rolle und fließt hinein, selbst in der SF. Oder gerade da? Ja, natürlich.
Auch wenn mir die eine oder andere Geschichte nicht gefallen hat, andere mir zu wenig geboten haben, ist mein Gesamtfazit durchaus positiv. Ich finde es eine beachtenswerte Anthologie mit viel Diskussionspotential, die weiterempfohlen werden sollte.
Wie vorgehabt, hab ich heute, als ich als Geralds Chauffeuerin beim Augenarzt gewartet habe, die letzte, über 30 Seiten lange Geschichte gelesen.
Wow, was für ein Höhepunkt zum Schluss! Eine Utopie entsteht aus einer Katastrophe. Eine stille Geschichte, die dennoch keine Sekunde langweilig ist, bei einer mächtigen Detailfülle, wie man sich nach einer Katastrophe in der Nachbarschaft zusammentut und etwas Großartiges aufbaut.
Die Essenz der Story - und solche utopischen Geschichten gibt es viel zu wenige. Vor allem weil sie zeigt, dass man auch damit Spannung erzeugen kann."Warum bist du hierher gekommen?", fragte Tanesha irritiert.
"Weil ich dort leben will, wo man sich umeinander kümmert", sagte er mit brüchiger Stimme.
Und natürlich gibt es Spannungen, und natürlich wäre dieses Utopia vermutlich zerbrochen, wenn der Zustand noch länger so angedauert hätte. Nicht von innen heraus, aber in jedem Fall von außen. Doch die Autorin endet mit einem Sonnenstrahl, und das ist gut so.
Meine Lieblingsgeschichte.
Gesamtfazit:
Eine zweifelsohne interessante Anthologie mit internationalen Beiträgen, die zeigen, wie sich die Sichtweisen unterscheiden. Das eigene Leben, die Gesellschaft, in der man aufgewachsen ist, das alles spielt eine starke Rolle und fließt hinein, selbst in der SF. Oder gerade da? Ja, natürlich.
Auch wenn mir die eine oder andere Geschichte nicht gefallen hat, andere mir zu wenig geboten haben, ist mein Gesamtfazit durchaus positiv. Ich finde es eine beachtenswerte Anthologie mit viel Diskussionspotential, die weiterempfohlen werden sollte.
Uschi
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